Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Werkstudent im Bereich Elektronik ohne Erfahrung, möglich?


von Matthi117 (Gast)


Lesenswert?

Hallo Zusammen,

ich stehe vor folgendem Problem. Ich studiere derzeit im Master 
Elektrotechnik (Schwerpunkt: Nachrichtentechnik) und interessiere mich 
für den Bereich Elektronik. Bereiche die mich besonders interessieren 
sind Hardwaredesign sowie Hardwarenaheprogrammierung.

Im Bereich Hardwarenaheprogrammierung habe ich bereits einige 
Erfahrungen sammeln können, durch meine Bachelorarbeit, welche ich 
extern im Unternehmen gemacht habe. Darüber hinaus habe ich im Bachelor 
einige Wahlfächer gewählt, die stark in Richtung Embeddedsoftware gehen.

Da ich den Hardwareentwurf genau so spannend finde wie die 
Softwareentwicklung, würde ich gerne eine Werkstudentenstelle im Bereich 
Hardwareentwecklung (Platinendesign, Schaltungsentwurf, etc.) versuchen. 
Allterdings habe ich nur wenig bis sehr wenig Erfahrung in dem Bereich. 
In vielen Stellenausschreibung steht ständig "Erfahrung mit EAGLE ", 
"fundierte Kenntnisse mit PSPICE" oder "Erste Erfahrungen im 
Schaltungsentwurft". In der Uni kam Schaltungstechnik leider sehr kurz, 
sodass man nicht viel lernen konnte bzgl. Schaltungsentwurf.

Meine Frage ist nun :
sollte man sich dennoch auf solch eine Werkstudenten stelle bewerben 
obwohl kaum Erfahrung da ist? Ich würde mir das nötige know-how 
natürlich aneigen, wenn ich die Möglichkeit bekomme !
Kommt das nicht blöd an, wenn man sich auf eine Stelle bewirbt bei der 
man kaum was kann ? Anderseits denke ich mir sehr oft: es gibt immer ein 
erstes Mal !

Wie ist eure Meinung ?

Würde mich über Antworten freuen.

Viele Grüße,
Matthi

von Andi M. (andi6510) Benutzerseite


Lesenswert?

Bedenke: Niemand kann ERNSTHAFT bei einem Studenten davon ausgehen, das 
viel professionelles Know-How ueber diverse Tools vorhanden ist. 
Hobbykenntinsse sind aber durchaus von Vorteil.

Wenn also noch ein bisschen Zeit fuer eine Fortbildungsmassnahme bleibt, 
dann installiere LTSpice und erstelle darin den Schaltplan eines 
Stereoverstaerkers. Lass dich von Vorlagen aus dem Netz inspirieren, 
mach aber nicht alles per copy&paste, sondern optimiere zumindest deine 
Dimensionierung anhand der LT-Spice Simulation. Das dauert mit 
Grundlagenkenntnissen in E-Technik bei Vorlage eines Schaltplanes aus 
dem Netz etwa 4 Wochen.

Jetzt installiere Eagle (kostenlose Version) und male die Schaltung dort 
nochmal ab. Dann erstellst Du ein Layout dafuer (aus Kostengruenden 
moeglichst einseitig) Schau, dass das Layout nicht zu grottig aussieht. 
(Dauer: 2 Monate - Eagle zu kapieren ist ein bisschen zeitintensiver)

Dann schickst Du die Platinendaten zu einem Platinenhersteller (China) 
und bestellst parallel die Teile bei Reichelt. Du brauchst auch ein paar 
billige Lautsprecher (passiv, ohne Verstaerker).

Nach Eintreffen aller Teile wird fleissig zusammengeloetet und fertig 
ist der Lautsprecherverstaerker fuer dem MP3-Player (Eingang ueber 
Klinke).
(4 Wochen)

Das ganze erwaehnst Du bei der Bewerbung zum Thema "Erfahrung mit den 
Tools" als dein aktuelles Projekt. Zum Vorstellungsgespraech bringst Du 
dann einfach die Platine mit und haelst denen das unter die Nase: 
"Schauen Sie mal, so'n Zeug mach ich privat gerne mal". Und dann 
erklaest Du wie du das gemacht hast.

Ergebnis der Uebung:
1. Du hast was gelernt und dabei sogar womoeglich noch Spass gehabt.
2. Du hinterlaesst beim Vorstellungsgespraech einen bleibenden Eindruck, 
denn es kommt selten vor, das mal ein Student sowas einfach mal 
mitbringt. (Wuerde zumindest auf mich schwer Eindruck machen).
3. Wenn du das Praktikum nicht bekommst, hast Du zumindest selbst aus 
Eigeninitiative heraus ein tolles Hobby angefangen ;-)


PS: Wenns geklappt hat bekomme ich ein Bier ;-)

von Björn-Torben (Gast)


Lesenswert?

Andi M. schrieb:
> Das ganze erwaehnst Du bei der Bewerbung zum Thema "Erfahrung mit den
> Tools" als dein aktuelles Projekt. Zum Vorstellungsgespraech bringst Du
> dann einfach die Platine mit und haelst denen das unter die Nase:
> "Schauen Sie mal, so'n Zeug mach ich privat gerne mal". Und dann
> erklaest Du wie du das gemacht hast.

Nicht so eine gute Idee, ein Vorstellungsgespräch läuft verbal ab. Da 
muss man mit Worten überzeugen und glaubhaft etwas darstellen und nicht 
gleich all seine Artefakte mitnehmen.
Das ist auch ein Test, wie gut sich ein Kandidat artikulieren kann, 
welche rhetorischen Fähigkeiten er hat und wie überzeugend er ist.

Das funktioniert aber auch nicht, wenn nichts dahinter ist, ist klar. 
Aber wenn er einen wahren Sachverhalt ohne Anschauungsmaterial glaubhaft 
und überzeugen vortragen kann, dann hat er zumindest eine wichtiges 
Kriterium an einen einzustellenden Mitarbeiter erfüllt.

von Nemesis (Gast)


Lesenswert?

Andi M. schrieb:
> Bedenke: Niemand kann ERNSTHAFT bei einem Studenten davon ausgehen, das
> viel professionelles Know-How ueber diverse Tools vorhanden ist.
> Hobbykenntinsse sind aber durchaus von Vorteil.

Ernsthaftigkeit würde ich mal nicht zu unternehmerischen Stärken zählen.

> Das ganze erwaehnst Du bei der Bewerbung zum Thema "Erfahrung mit den
> Tools" als dein aktuelles Projekt. Zum Vorstellungsgespraech bringst Du
> dann einfach die Platine mit und haelst denen das unter die Nase:
> "Schauen Sie mal, so'n Zeug mach ich privat gerne mal". Und dann
> erklaest Du wie du das gemacht hast.

Das wird nur klappen, wenn es auch professionell aussieht, funktioniert
und entsprechend dokumentiert ist. Das würde dann schon Eindruck machen,
aber wissen kann man das nicht. Eine Beziehung zu einem Unternehmen
aufzubauen kann da schon hilfreich sein, einen Fuß in die Tür zu
bekommen.

> Ergebnis der Uebung:
> 1. Du hast was gelernt und dabei sogar womoeglich noch Spass gehabt.
> 2. Du hinterlaesst beim Vorstellungsgespraech einen bleibenden Eindruck,
> denn es kommt selten vor, das mal ein Student sowas einfach mal
> mitbringt. (Wuerde zumindest auf mich schwer Eindruck machen).
> 3. Wenn du das Praktikum nicht bekommst, hast Du zumindest selbst aus
> Eigeninitiative heraus ein tolles Hobby angefangen ;-)

Naja, wenn er es rafft. Manche haben sofort den Durchblick und manche
raffen es nie. Die Mittel muss man dann nämlich auch haben.
Vom Praktikum ist doch nicht die Rede, oder ist eine Werkstudentstelle
ein Praktikum?

> PS: Wenns geklappt hat bekomme ich ein Bier ;-)

Online? Virtuell?

von Matthi117 (Gast)


Lesenswert?

Vielen Dank für eure Antworten.

Durch Hobbyprojekte kann man sicherlich eine Menge lernen. Ich denke, 
ich werde die kommenden Semesterferien mal mit einem kleinen 
Bastelprojekt verbringen, davon gibt es ja unmengen im Internet.

Zum Punkt, Platine mit ins Bewerbungsgespräch nehmen: Ob Bastelprojekte 
im Bewerbungsgespräcj wirklich gut ankommen ? Vielleicht wenn es ein 
spektakuläres Projekt mit einer professionellen Dokumentation ist, ja 
dann sicherlich, aber davon bin ich noch weit entfern :)

Anstatt, dass ich in meiner Freizeit mir irgendwelche Bastelprojekte 
ausdenke/raussuche, wäre es doch sinnvoller, wenn man als Werkstudent 
für ein Unternehmen arbeitet und "bastelt" ? Aber sollte man wirklich 
ganz ohne Erfahrung versuchen, eine Werkstudentenstelle im Bereich 
Elektronik zubekommen? Ich mein ... ich kann kaum etwas vorweisen ...
Ansonsten werde ich mich wohl weiter auf Embedded Software bewerbung, 
aber es kann ja nicht sein, dass man sich nicht auf den Bereich Hardware 
bewerben darf/kann... Ich will ja keine Festeinstellung sondern eine 
Möglichkeit es zu lernen. Hab ich echt so eine falsche Vorstellung?

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.