Hallo zusammen, ich werde bald meine erste komplexere Lochrasterplatine fertigen. Schon klar, aus Fehlern lernt man am besten, jedoch möchte ich mir sie trotzdem lieber sparen und gleich "alles richtig" machen. Für euch Profis ist das wohl ein alter Hut, aber für mich stellt das alles gerade Neuland dar. Also: Ich habe die Platine bereits vor einer Woche bestückt, und es könnte sein, dass sich, wenn ich zu Löten beginne, bereits eine leichte Oxidschicht gebildet hat. Wie entferne ich sie? Beim recherchieren habe ich herausgefunden, dass das im Lotzinn enthaltene Flussmittel ja genau zum Entfernen dieser Oxidschicht da ist. Ist es ausreichend, oder soll ich zusätzliche Mittel anwenden? Ich könnte die Platine zB komplett mit einem Flussmittelstift einpinseln. Über die Suchfunktion habe ich jedoch Beiträge gefunden, in denen Alkohol und/oder frischgepresster Zitronensaft empfohlen wird. Funktioniert das tatsächlich? Alkohol klingt für mich sehr interessant, da ich zB noch etwas "verdünnter Ethylalkohol 70%" aus der Apotheke daheim habe. Dann muss ich nicht erst wieder zum Conrad fahren. Meine nächste Frage wäre: Wie "finalisiere" ich die Platine, wenn ich mit dem Löten fertig bin? Ich will, dass sie auch in Jahren noch funktioniert und schön aussieht. Da es wohl nur um den Luftabschluss geht, könnte ich wohl mit jedem beliebigen Lack drüberlackieren. Ich frage mich allerdings: Was ist, wenn ich nach dem finalisieren der Platine doch noch draufkomme, dass ich doch noch was ändern will? (Murphy schläft nicht.) Gibt es Lack, der sich im Bedarfsfall zum Weiterlöten einfach wieder entfernen lässt? Wenn ich dem Lack mechanisch zu Leibe rücke, gibt es wohl Kollateralschäden in Form von Lötpunkten und Leiterbahnen... Vielen Dank für eure Hilfe! Manuel
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
...mit SEHR feinem Schleifpapier abschmirgeln, DANN bestücken & löten (nicht zu lange dazwischen warten, eine Woche müsste aber iO sein). Nach der ausgiebigen Prüfung dann mit Plastik 70 einsprühen, fertig. Klaus.
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
> mit SEHR feinem Schleifpapier
Bereits bestückte Platine ändern? Da geht ein Glasfaserradierer besser
als Schleifpapier.
Ich gehe immer kurz mit dem Glasfaserstift drüber. Aber nach ein paar
Wochen muss das nicht wirklich sein.
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
Aus ganz alten Zeiten und mit Hausmitteln: Küchenstahlschwämme, die feine Ausführung, geht super schnell damit. Danach mit Kolophonium-Lösung eingepinselt. Heute gibts für alles Spezialmittel. Zum Schutz würde ich den Lötlack SK10 empfehlen.
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
Die 200% Lösung: Lösungsmittel wie Alkohol oder Aceton zum entfetten. Leichte Säuren wie Zitronensäure (z.b. Entkalker) oder Essig um die Oxidschicht zu entfernen, danach gründlich spülen und trocknen. Danach kann man Lötlack aufsprühen. Nach dem Löten Flussmittelreste mit in Alkohol getunkter Zahnbürsten entfernen, dann mit Lötlack oder Plastik einsprühen.
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
Manuel W. schrieb: > Also: Ich habe die Platine bereits vor einer Woche bestückt, und es > könnte sein, dass sich, wenn ich zu Löten beginne, bereits eine leichte > Oxidschicht gebildet hat. Wie entferne ich sie? Nach dem Bestücken? Gar nicht mehr. Vorher kann man die Oxidschicht mechanisch entfernen. Feines Schleifpapier (Körnung 400 oder höher). Alternativ ein Küchenschwamm (scharfe Seite) oder Edelstahl-Topfkratzer. Das dann in Verbindung mit warmem Wasser und ein paar Tropfen Spülmittel. Danach gut abspülen und trocknen. Auch gut ist der Seno Polybloc (eine Art Radiergummi mit eingearbeiteten Schleifpartikeln). Chemisch geht auch. Ich nehme dafür gern Ammonium- persulfat Ätzlösung in geringer Konzentration. Vorher aber gut entfetten (Waschbenzin oder Aceton). Nach dem Entoxidieren muß die Oberfäche zeitnah geschützt werden. Für kurze Zeit (wenige Wochen) reicht dazu in Spititus oder Isopropanol aufgelöstes Kolophonium. Für längere Zeit besser ein Lötlack wie SK10. Zum dauerhaften Versiegeln einer Platine eignet sich Plastik 70.
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
das wichtigste für löten und haltbarkeit ist ein gutes Basismaterial. Verzinnte/vergoldete, durchkontaktierte Fr4 platte, darunter geht nichts auch nur annähernd haltbares. Eine Ordentliche lötung geht auch ohne vorbehandlung und brauch unter nornalbedumingungen nicht nachbehandelt oder geschützt werden. Also nicht so viel hokuspokus, sondern solide materialien und verarbeitung. Ich vermute du hast so eine Ausgestanzte hartpapierplatte mit blankem Kupfer. Schmeiß die weg, wenn es nächstes jahr noch gehen soll.
:
Bearbeitet durch User
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
Also Leute, nun übertreibt mal nicht. So ein Hobbybastler-Projekt muss nicht ganz so Perfekt sein wie eine Voyager Sonde.
Manuel W. schrieb: > Also: Ich habe die Platine bereits vor einer Woche bestückt, und es > könnte sein, dass sich, wenn ich zu Löten beginne, bereits eine leichte > Oxidschicht gebildet hat. Wie entferne ich sie? Gar nicht. > Beim recherchieren habe ich herausgefunden, dass das im Lotzinn > enthaltene Flussmittel ja genau zum Entfernen dieser Oxidschicht da ist. > Ist es ausreichend Ja. Wenn deine Platine mal 5 Jahre in schlechter Atmosphäre rumliegt, kannst du über schrubben nachdenken, dann aber BEVOR du die Bauteile einsteckst. > Alkohol klingt für mich sehr interessant, da ich zB noch etwas > "verdünnter Ethylalkohol 70%" aus der Apotheke daheim habe. Dann muss > ich nicht erst wieder zum Conrad fahren. Alkohol alleine bringt gar nichts. Alkohol mit darin aufgelöstem Kolophonium ist ein guter Lötpack. > Meine nächste Frage wäre: Wie "finalisiere" ich die Platine, wenn ich > mit dem Löten fertig bin? Gar nicht. > Ich will, dass sie auch in Jahren noch funktioniert und schön aussieht. Die wird funktionieren, Kupfer bildet eine passivierende Oxidschicht. Kupferdächer halten Jahrhunderte. Schön aussehen ist relativ. Die allermeisten Leute finden Kupferdächer hässlich wenn sie kupferrot glänzen und schön wenn die dunkelbraun angelaufen sind. Grün wäre nicht so gut, Grünspan ist eine schlechte Schicht weil wasserlöslich.
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
Achte auf dein Lötzinn. Aus Erfahrung: Felder hat bei gleicher "Normzahl" des Flussmittels wie einige Konkurrenzfabrikate schlechter Netzfähigkeit bei Kupfer, das nicht mehr glänzt. Für stark oxidiertes Kupfer gibt es Lötzinn, das sich "mittelstark aktiviert" nennt. Braucht keine Vorarbeiten... Nimm nicht "stark aktiviert", die Rückstände davon leiten Strom. Gruß Achim
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
Wir haben diese Platinen meist mit Scheuermittel und Küchenschwamm (rauhe Seite) bzw. mit feinstem Schleifpapier (Wasserschleifpapier) vor dem Bestücken und Löten blank geputzt, später dann mit Lötlack überzogen... Lötlack ist besser, wenn nachträglich gelötet werden muss, es braucht auch nichts vergoldet oder verzinnt sein, die Platten halten für die nächsten zig Jahre... Ah ja, die ersten Leiterplatten in Radios und Fernsehern hatten auch nur Hartpapier (bricht aber leichter bei mech. Beanspruchung), und diese funktionieren heute noch...
:
Bearbeitet durch User
Re: Wie Lochrasterplatine ent-oxidieren, lötfit machen und nach dem Löten mit Schutzschicht versehen
Ich benutze seit 30 Jahren zum Korrosionsschutz einen Lack mit Namen "Plastik 70". Ich weiss nicht, ob der Lack die beste Wahl ist, aber ich bin damit sehr zufrieden. https://www.reichelt.de/?ARTICLE=9474&PROVID=2788&wt_mc=amc141526782519998&gclid=CNzkrtyes8sCFe8W0wodhgMMNQ Das schöne an dem Lack ist, dass man später Korrekturarbeiten machen kann, ohne dass es eklig schmort. Man lötet einfach durch den Lack hindurch. Die Dosen sind nach Gebrauch viele Jahre lange lagerbar, wenn man die Düse nach gebrauch durch Kopfüber-Halten frei sprüht (bis nur noch nur Gas heraus kommt). Oxid von neuen Lochraster-Platinen entferne ich mechanisch mit Stahlwolle oder einem blauen Radiergummi sowie anschließender Reinigung mit Seifenwasser. Dann gut abtrocknen, sonst ocydiert die Platine sofort wieder. Für spätere Korrekturarbeiten nehme ich auch den Glasfaser Pinsel, falls nötig. Ist aber nicht nötig, wenn man den Lack verwendet. Auf jeden Fall ist es sehr hilfreich, Platine und Bauteile vorher sauber zu machen. Vor allem, wenn man 10 Jahre alte Teile aus der Bastelkiste nimmt. Es lohnt sich wirklich, matte Anschlussdrähte erstmal mit einem Baumwolltuch feste abzureiben. Das Löten geht dann viel schneller uns sauberer von statten. Und noch ein Tip: Wenn du nicht täglich lötest, dann nimm bleihaltiges Lötzinn. Bleifreies Zinn ist zickig. Mein Opa war der Ansicht, dass man die Platine vor dem Löten mit einem speziellem Fett einreiben soll und nach dem Löten soll man das Fett und die Flussmittelrückstände wieder weg putzen. Das habe ich aber beides noch nie gemacht und noch nie hat jemand eine meiner Platinen reklamiert. 30 Jahre halten sie mit Sicherheit ohne Reinigung nach dem Löten. Vielleicht erhöht der Lack auch die Haltbarkeit. Ich setze den Lack aber hauptsächlich deswegen ein, weil man eine stark oxydierte Platine nur mühsam reparieren kann. Ich glaube, dass das oberflächliche Oxyd, das nach dem Löten entsteht, der Funktion nicht schadet.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.