Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Massefläche für PIC-Platine sinnvoll?


von Jens (Gast)


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Hallo.

Für eine einfache Steuerung habe ich mir eine Schaltung mit einem 
PIC-Controller entworfen, die mit 4 MHz läuft.

Testschaltungen habe ich bereits schon auf einem Test-Steckboard 
aufgebaut.
Nun habe ich die Schaltung in Target soweit fertig um mir eine richtige 
Platine davon machen zu lassen, damit sie in das entsprechende Gerät 
rein kann.

Allerdings habe ich bislang nur Erfahrung mit Analogschaltungen, dies 
wäre also meine erste Digitalschaltung auf Platine und frage mich daher, 
ob, wie und wo Masseflächen sinnvoll sind.

Macht eine Massefläche bei "nur" 4 MHz überhaupt Sinn? Oder nur im 
Bereich des Quarzes (Beispiel siehe angehängte Grafik)?

In unmittelbarer Nähe der Digitalplatine werden nur ein paar Transitoren 
zum Relais-Ansteuern sein.

Gruß
Jens

von Thomas E. (picalic)


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Servus,

nach dem, was Du schreibst, wird es bei Deiner Platine wohl eher 
unkritisch sein und EMV-Probleme wird es beim Schalten von ein paar 
Relais kaum geben. Auf der anderen Seite: "zuviel Massefläche" gibt es 
in der Regel bei Digitalschaltungen nicht - und die Platine wird durch 
große Masseflächen auch nicht teurer. Was spricht also gegen eine 
ordentliche Massefläche, die die gesamte Fläche zwischen den 
Leiterbahnen ausfüllt?

von Peter D. (peda)


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Ich versuche möglichst eine Seite für die Signale zu bevorzugen und zum 
Schluß lege ich auf die andere Seite die Massefläche (Polygon).
Falls Dich beim Routen die Gummifäden des GND stören, leg einfach eine 
Innenplane als GND an und lösche sie zum Schluß wieder.

von Jens (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Falls Dich beim Routen die Gummifäden des GND stören, leg einfach eine
> Innenplane als GND an und lösche sie zum Schluß wieder.

Was meinst du mit Gummifäden und welchen Zweck hat eine zusätzliche 
Innenlage, die man später wieder löscht?

von Anja (Gast)


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Jens schrieb:
> Macht eine Massefläche bei "nur" 4 MHz überhaupt Sinn?

Bei richtiger Abblockung eher nein.
Ich würde noch 1-10nF an den Reset-Pin (gegen Masse) hängen.
Außerdem noch einen kleinen Elko parallel zum Abblockkondensator links.

Gruß Anja

von Erder (Gast)


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Jens schrieb:
> Macht eine Massefläche bei "nur" 4 MHz überhaupt Sinn? Oder nur im
> Bereich des Quarzes (Beispiel siehe angehängte Grafik)?

Masseflächen bieten nicht nur bei "HF" Vorteile, sondern auch um bei 
höheren Strömen weniger Spannungsabfall im Bezugspotential zu haben.

Es geht auch nicht nur darum das deine Platine weniger strahlt, sondern 
auch um weniger Empfindlichkeit gegen andere Strahler.

Die Massefläche am Quarz würde besser funktionieren wenn die nur gegen 
GND am uc "geerdet" wird.

Zeig mal die ganzen Platine.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
für eine richtige Beurteilung fehlt die Schaltung!
> Jens schrieb:
> Macht eine Massefläche bei "nur" 4 MHz überhaupt Sinn? Oder nur im
> Bereich des Quarzes (Beispiel siehe angehängte Grafik)?
Da hast du noch ein sehr laienhaftes Verständnis für die 
EMV-Problematik.
Wahrscheinlich wird deine Schaltung als Bastelobjekt funktionieren. Eine 
EMV-Prüfung machst damit wohl eher nie.

Die 4MGz-Quarztakt sind aber nicht das Problem. Die Signalform an dem 
Taktgenrator ist sinusförmig.

Was ganz anders sind die digitalen Leitungen auf dem Board. Da werden 
bei Signalwechseln steile Schaltflanken erzeugt. Ideale Rechtecksignale 
hätten Oberwellen mit unendlicher Frequenz.
Je nach Steilheit dieser Schaltflanken entstehen aber Oberwellen mit 
Frequenzen bis in den Bereich von weit über 100MHz. Dann sind Leitungen 
mit paar 10cm Länge schon gute Antennen. Um das zu unterdrücken, wären 
auch RC-Glieder oder zumindest Reihenwiderstände nahe der Quellen eine 
gute Massnahme.

> In unmittelbarer Nähe der Digitalplatine werden nur ein paar Transitoren
> zum Relais-Ansteuern sein.

Sofern es nur um Signalausgabe mit eher seltenen Wechseln geht, ist das 
auch nicht so kritisch. Problematisch sind aber Datenleitungen für SPI, 
I²C, UART usw. die regelmäßig und häufig den Zustand wechseln.

Aber auch die Schaltung kann sich selbst massiv stören, wenn die Masse 
zu dünn ist und geeigente Abblock-C an den Pins für Betriebsspanung 
fehlen oder nicht nahe genug angebracht sind.
Auf dem roten Layer hättest du aber noch viel Platz für eine rel. gute 
durchgehende Massefläche, zumindest in dem gezeigten Ausschnitt.

von Sascha W. (sascha-w)


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Jens schrieb:
> Peter D. schrieb:
>> Falls Dich beim Routen die Gummifäden des GND stören, leg einfach eine
>> Innenplane als GND an und lösche sie zum Schluß wieder.
>
> Was meinst du mit Gummifäden und welchen Zweck hat eine zusätzliche
> Innenlage, die man später wieder löscht?

Vorm Routen sind die Bauteilpins ja durch "Luftlinien" verbunden. Nutzt 
man eine geschlossenen GND-Fläche so routet man die einzelnen GND 
Verbindungen nicht. Erzeugt man nun das  Polygon für GND schon am Anfang 
stört das immer etwas. Erzeugt man es am Ende hat man bis dahin alle 
GND-Luftlinien. Mit dem zusätzlichen Layer kann man beide Probleme 
umgehen.

Sascha

von Toxic (Gast)


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Jens schrieb:
> Macht eine Massefläche bei "nur" 4 MHz überhaupt Sinn? Oder nur im
> Bereich des Quarzes (Beispiel siehe angehängte Grafik)?

Nur zur Info.

von Jens (Gast)


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U. M. schrieb:
> Da hast du noch ein sehr laienhaftes Verständnis für die
> EMV-Problematik.

Yep, das ist nicht abzustreiten ;-)
Darum bitte ich hier ja um Hilfe.

Diese Projekt ist mein erstes, bei dem ich eine digitale Schaltng 
einigermaßen richtig aufbauen möchte, da sie fest in ein Gerät verbaut 
werden soll. Bislang war ich eigentlich nur in der Analogwelt unterwegs. 
Zumindest von der praktischen Seite her.

Im Anhang mal das komplette Layout.
Die Schaltung macht nichts besonders. MIDI kommt über UART rein (mit 
32kHz Takt) und je nach MIDI-Programm-Nr. werden über den PIC16F870 
bestimmte Relais geschaltet.

Zusätzlich gibt es noch ein paar Tastereingänge für Bedienung ohne MIDI.

Wie weit kann ich diesen PIC eigentlich runtertakten? Ich denke mal für 
diesen Zweck muss der womöglich nicht mal mit 4MHz laufen.


Anja schrieb:
> Ich würde noch 1-10nF an den Reset-Pin (gegen Masse) hängen.
> Außerdem noch einen kleinen Elko parallel zum Abblockkondensator links.

Das ist ja das kleine Problem, da noch zwei Kondensatoren reinzubauen. 
Wie groß sollte der Elko sein. 1µ? 10µ?

von google (Gast)


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von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
>Jens schrieb:
> Im Anhang mal das komplette Layout.
wie schon geschrieben, kann man mit ein paar kleinen Änderungen eine 
fast vollständige Massefläche auf dem roten Layer bekommen.
dazu solltest du die Leitung von Pin 18 zuerst mal auf dem blauen Layer 
so weit wie möglich rausziehen. Auch von Pin20 kann man zu großen Teil 
auf den blauen Layer gehen.

> Die Schaltung macht nichts besonders. MIDI kommt über UART rein (mit
> 32kHz Takt) und je nach MIDI-Programm-Nr. werden über den PIC16F870
> bestimmte Relais geschaltet.
Was sollen die machen? Lichtorgel oder so?
Da würde ich beser mit FET schalten. Relais klappern und halten nicht 
ewig.

> Zusätzlich gibt es noch ein paar Tastereingänge für Bedienung ohne MIDI.

Dann sehe ich auch grundsätzlich noch ein Potential für Verbesserungen.
Es gibt nämlich keine Schutzbeschaltungen gegen Überspannungen (z.B. 
ESD).
Im schlechten Fall berührt irgend jemand ein Pin oder Klemme und dann 
ist das Port vom uC kaputt. Nur wenn du rel sicher auschließen kannst, 
dass da niemand ran kommt, dann kannst darauf verzichten.
Für die Relais würde ich auch gleich Freilaufdioden mit drauf machen.
Block-C nahe an den Pins für Us und gnd des uC fehlen auch.

Außderdem ist es gerade bei solchen Anwendungen sehr angenehm, wenn die 
Schaltung das Debugging gut unterstützt. Dazu würde ich an Tastern und 
Schaltausgängen LED anschlißen, damit man immer schön sehen kann, was 
gerade aktiv ist.

Dann überlege mal, warum du sowas noch mit vielen Durchstecker-BE 
machst.
SMD läßt sich viel einfacher verarbeiten.

Die ICs sind als DK ok, weil man die dann schön auf Fassung setzen kann. 
Steckverbinder natürlich auch, wegen der mechn. Stabilität.

Wenn das nur einmal für ein Bastelprojekt brauchst, lohnt der Aufwand 
ein Layout zu machen kaum. In der Zeit hat man das auch schon längst 
zusammen gelötet.

http://uwiatwerweisswas.schmusekaters.net/Uwi/ELEKTRONIK/motorsteuer_kl.jpg

http://uwiatwerweisswas.schmusekaters.net/Uwi/ELEKTRONIK/Opto_Laser/Lasersteuer_1_kl.JPG

http://uwiatwerweisswas.schmusekaters.net/Uwi/ELEKTRONIK/LED_LAMPEN/TREPPE-LAUFLICHT/12_Elektronik.JPG

Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
von Jens (Gast)


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Danke für die Tips und Links.

Einige Leiterbahnen auf der Unterseite habe ich noch nach oben legen 
können, so dass mehr Massefläche möglich ist, zumindest im Bereich des 
PIC und des Quarzes.

Es geht wie gesagt darum, dass die Schaltung weder stark abstrahlt, noch 
stark durch andere Störsignale beeinflusst wird und ob das mit einer 
Massefläche erreicht werden kann und womöglich auch zusätzlich noch 
besser wäre, wenn das ganze mit weniger als 4MHz getaktet wird. Mit dem 
4MHz Quarz hatte ich das getestet und es lief damit (gefühlt) 
verzögerungsfrei.

Ich möchte jetzt auch bitte nicht großartig begründen, ob SMD oder 
nicht, handverdrahtet oder geätzte Platine, warum Relais und keine 
Halbleiter... usw.
Das soll ja auch gar nicht das Thema hier sein.

von Thomas E. (picalic)


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Auch, wenn Du die Platine selbst herstellst (ätzen oder fräsen), ist ein 
Ausfüllen möglichst aller freien Flächen mit einer Massefläche sinnvoll 
(Stichwort: Polygon, ist oben schonmal geschrieben worden)!
Beim Fräsen hast Du dann weniger Werkzeugabnutzung, beim Ätzen weniger 
Chemikalienverbrauch.

BTW: in der Abbildung des Layouts oben ist ein Kurzschluss/Überkreuzung 
von zwei Leiterbahnen - nur falls Du das noch übersehen hast...

: Bearbeitet durch User
von Jens (Gast)


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Durchgängige Masseflächen haben einfach ein super 
Aufwand/Nutzen-Verhältnis, sowohl was die EMV, als auch die 
Signalintegrität angeht. Man macht damit eigentlich nie viel falsch. 
Heutzutage würde ich keine digitale Schaltung mehr ohne Massefläche 
layouten, außer natürlich man weiß genau was man tut und hat geeignete 
Maßnahmen parat.

Es kommt im Übrigen nur in zweiter Linie auf die Taktraten, sondern viel 
mehr auf die Steilheit der Flanken an.

Das Ding wird wohl auch ohne Massefläche das tun was es soll, zumal es 
scheinbar ja auch durch keine EMV-Tests oder so muss.

Aber wegen des oben angesprochenen Aufwand/Nutzen-Verhältnisses: Einfach 
eine Massefläche vorsehen, fertig.

von Anja (Gast)


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Jens schrieb:
> Das ist ja das kleine Problem, da noch zwei Kondensatoren reinzubauen.
> Wie groß sollte der Elko sein. 1µ? 10µ?

1-10 u ist ok. (nicht viel größer als 10u, da sonst Parallelresonanzen 
entstehen können).

Jens schrieb:
> Es kommt im Übrigen nur in zweiter Linie auf die Taktraten, sondern viel
> mehr auf die Steilheit der Flanken an.
Die Flankensteilheit bestimmt bis zu welcher Oberwelle das ganze 
strahlt. Die Taktrate bestimmt die Amplitude der Spektrallinien.
-> es kommt sehr wohl auch auf die Taktfrequenz an.
Wobei bei hoher Flankensteilheit der Antennengewinn (Resonanzen) für die 
Anschlußleitungen (= UKW-Antenne für die Oberwellen) eine Rolle spielt.

Ein mit 4 MHz getakteter PIC (1 MHz Arbeitsfrequenz) liegt bei richtiger 
Abblockung unter der Grenzkurve für die Abstrahlung. Also keine Panik.

Eine analoge Sternverdrahtung für einen einzelnen PIC kann bessere 
Ergebnisse bringen, als eine unüberlegte Massefläche bei der Störströme 
über die Quarzkondensatoren fließen.

Gruß Anja

von Jens (Threadersteller) (Gast)


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Übrigens schreibt hier noch ein anderer "Jens (Gast)".

Der Beitrag "Durchgängige Masseflächen haben einfach ein super ..." 
stammt von dem anderen Jens.
Nur, dass es nicht zu Missverständissen führt, warum ich mir auf meine 
eigenen Fragen antworte ;-)

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