Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Labornetzteil Kalibrieren lassen.


von P. M. (Gast)


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Hallo,

habe von eine Bekannten ein Labornetzteil bekommen. Möchte das Gerät 
jetzt Verkaufen und mir dann ein Kleineres holen. Auf dem Gerät klebt 
ein Aufkleber "Keine Kalibrierung". Jemand ne Ahnung wo ich das teil 
Kalibrieren lassen kann und ob sich das lohnt? In wiefern wirkt sich das 
auf den Preis aus?
Was würdet ihr theoretisch dafür Zahlen (Kalibriert und Unkalibriert)?

Das Gerät ist ein Konstatnter SLP 240-40. Schon etwas Älter aber gut in 
schuss.

Lg.
philmue95

von Joachim B. (jar)


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wer kalibriert denn Konstanter/Labornetzteile?

wenn überhaupt hänge ich kalibrierte Messgeräte ran

: Bearbeitet durch User
von Tom (Gast)


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Ich würde einfach den Aufkleber abmachen.

Vielleicht war der Aufkleber beim Erstbesitzer vorgeschrieben für alles, 
was eine Anzeige hat, aber nicht kalibriert ist (und auch nicht sein 
muss). Z. B. als Erinnerung, die Spannung mit etwas kalibriertem zu 
messen, wenn es drauf ankommt.

von M. K. (sylaina)


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Ich denke auch, dass der Aufkleber nur der Erinnerung dienen sollte, 
dass die Anzeige alles andere als genau ist was ich bei einem 
Labornetzteil auch erwarte. Auch bei meinem Labornetzteil ist die 
Anzeige grad mal auf ~1% genau... ±10 mV (bzw. ± 5 mA). Wenn ich es 
genauer wissen will hänge ich mein Multimeter dran.

: Bearbeitet durch User
von Epoxyd H. (fr4)


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Das mit dem Aufkleber verhält sich vermutlich anders:

In einem Unternehmen, dass ISO zertifizierrt ist dürfen Produkte 
(Elektronikprodukte) aus der Serie nur mit kalibrierten Netzteilen / 
Messintrumenten betrieben o. vermessen werden. D.h. diese Geräte müssen 
mit einem Aufkleber versehen werden aus denen hervorgeht ob das Gerät 
kalibiert ist. Auch Geräte ohne Kalibrierung dürfen unter bestimmtnen 
Umständen benutzt werden, man muss es halt nur klar erkennen können ob 
das Gerät kalibiert ist oder nicht.

von Linus (Gast)


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An deiner Stelle würde ich das Gerät behalten. Es ist ein wirklich 
hochwertiges Gerät, das immer noch im Handel ist und neu uber 2000,- 
Euro kostet. Das würde ich auf keinen Fall auf dem Gebrauchtmarkt zum 
Billigpreis verschleudern.

von M. K. (sylaina)


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Epoxyd H. schrieb:
> In einem Unternehmen, dass ISO zertifizierrt ist dürfen Produkte
> (Elektronikprodukte) aus der Serie nur mit kalibrierten Netzteilen /
> Messintrumenten betrieben o. vermessen werden.

Hö? Wo kann man denn das nachlesen? Hast du da einen Tipp für mich. 
Arbeite nämlich selbst in einem ISO-Zertifizierten Betrieb aber bei uns 
sind längst nicht alle Netzteile/Messinstrumente kalibriert bzw. 
gekennzeichnet, dass sie nicht kalibriert sind (alle unsere kalibrierten 
Geräte sind jedoch gekennzeichnet, dass sie kalibriert sind und auch 
wann sie wieder kalibriert werden müssen)

von Der Andere (Gast)


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Michael K. schrieb:
> Hö? Wo kann man denn das nachlesen? Hast du da einen Tipp für mich.
> Arbeite nämlich selbst in einem ISO-Zertifizierten Betrieb aber bei uns
> sind längst nicht alle Netzteile/Messinstrumente kalibriert

Das hängt wohl eher davon ab, welche Regeln der Betrieb sich selbst 
gegeben hat.
ISO-9000 schreibt keine konkreten Regeln vor, sondern die Unternehmen 
erstellen selbst ein Regelwerk wie Produkte entwickelt, produziert, 
repariert oder getestet werden. Die Zertifizierer prüfen doch nur ob 
diese Regeln Sinn machen und eingehalten werden.
Das ist doch nur eine Gelddruckmaschine für nix, wenn ich sehe wie bei 
uns die Zertifizierungen ablaufen.

von Epoxyd H. (fr4)


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@sylaina

Ich kann dir das nicht sagen wo das steht. Das machen bei uns andere.
Aber ich kenne dieses Vorgehen auch schon von einem anderem Unternehmen 
bei dme ich gearbeitet habe.

von M.N. (Gast)


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So ist es.
1.) In Firmen mit ISO9000 müssen alle Messmittel entweder regelmäßig 
kalibriert werden oder aber gekennzeichnet werden, dass sie nicht der 
Kalibrierpflicht unterliegen. Ich hab z.B. an meinem 20 €-Messschieber 
so einen roten Aufkleber drauf.

2.) "Kalibrieren" bedeutet nicht "Abgleichen". Beim Kalibrieren wird das 
Messmittel nur mit einem Normal verglichen und die Abweichung 
dokumentiert.
Ich darf diese Diskussion jedes Jahr mit unserem Messmittelbeauftragten 
aus der QS (der es eigentlich wissen sollte!) führen, wenn ich einem 
Temperaturlogger oder HV-Tastkopf einschicken will: "Was willst denn 
daran kalibrieren? Da kann man doch eh nix dran verstellen...!?" - Eben! 
Und darum möchte ich den Messfehler wissen und ihn rausrechnen können.

Find ich auch putzig, wenn immer wieder Messgeräte angeboten werden in 
diversen Handelsplattformen mit "frisch kalibriert". Als ob sie dadurch 
auch nur 1 ppm besser wären.

Interessat an deinem Gerät ist, dass es einen analogen Setzeingang hat. 
Damit kann man es fernsteuern.

@ Michael Köhler: Ja, ist wirklich so. Produktionsmittel sind 
kennzeichnungspflichtig bzwl. der (nicht-)Kalibrierung. Ansprechpartner 
ist auf jeden Fall die QS.

von Joachim B. (jar)


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M.N. schrieb:
> So ist es.
> 1.) In Firmen mit ISO9000 müssen alle Messmittel entweder regelmäßig
> kalibriert werden oder aber gekennzeichnet werden, dass sie nicht der
> Kalibrierpflicht unterliegen.

ganz genau und ein Labornetzteil ist kein "Messmittel"
deswegen:

Joachim B. schrieb:
> wer kalibriert denn Konstanter/Labornetzteile?
> wenn überhaupt hänge ich kalibrierte Messgeräte ran

Was anderes wäre echte Spannungsnormale kalibrieren und selbst die 
sollte man regelmäßig mit kalibrierte Messmittel kontrollieren.
Ich habe 13 Jahre in der Prüfmittelentwicklung im ISO9000 z. Betrieb 
gearbeitet.

Labornetzteile wurden nie im Prüffeld eingesetzt, eher Konstanter und 
die wurden immer vor Messungen am Prüfling mit kalibrierte Messmittel 
überprüft.



aber egal wer das für nicht "lesenswert findet"
das ist so unnötig!
aber wenn der Admin das toll findet, was soll man machen.

: Bearbeitet durch User
von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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M.N. schrieb:
> Find ich auch putzig, wenn immer wieder Messgeräte angeboten werden in
> diversen Handelsplattformen mit "frisch kalibriert". Als ob sie dadurch
> auch nur 1 ppm besser wären.

Das bedeutet doch daß die Geräte ihre Spezifikation einhalten. Finde ich 
vertrauenswürdiger als "Dachbodenfund kann wegen fehlender Kabel nicht 
testen, hat abba beim Opa noch getan".

von M. K. (sylaina)


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M.N. schrieb:
> @ Michael Köhler: Ja, ist wirklich so. Produktionsmittel sind
> kennzeichnungspflichtig bzwl. der (nicht-)Kalibrierung. Ansprechpartner
> ist auf jeden Fall die QS.

Vielen Dank für diese Info, da werde ich bei uns mal Nachhorchen. Bei 
uns ist das nämlich definitiv nicht (bei jedem Messgerät) der Fall und 
ich fände es doof wenn uns erst ein "Kunde" auf diesen Mangel aufmerksam 
macht.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ich kenne es auch von einem Kunden, bei dem ich mich des öfteren 
aufhalte, dass dort die kalibrierten Messgeräte natürlich ihr 
Kalibriersiegel besitzen. Neuerdings, d.h. in unmittelbarem zeitlichen 
Zusammenhang mit dem Besuch des ISO9000-Prüfers, sind sämtliche anderen 
Geräte mit einem roten Aufkleber "Kein Prüfmittel, nicht kalibriert" 
versehen. Das bedeutet aber nicht, dass diese Geräte zwingend defekt 
sein müssen. Vielfach unterlagen sie auch etliche Jahre lang der 
Prüfmittelüberwachung und wurden in deren Rahmen auch kalibriert. In 
einem Labor befinden sich z.B. drei Handmultimeter von Fluke. Nur das 
neueste Gerät wird dabei kalibriert. Die älteren Geräte besitzen aber 
noch ihre uralten Aufkleber, so dass man nachvollziehen kann, wann die 
letzte Kalibrierung erfolgt ist, und zusätzlich den o.a. roten 
Aufkleber.

Interessant wird die ganze Sache dadurch, dass sich gelegentlich auch 
Messgeräte aus meinem Bestand bei diesem Kunden vor Ort befinden. Der 
Prüfmittelbeauftragte ist sich selbst nicht sicher, ob die Geräte mit 
o.a. Aufklebern versehenlich müssten, da sich nicht deren 
Prüfmittelüberwachung unterliegen. Andererseits sind die Geräte 
teilweise kalibriert, und zwar durch ein durch mein Unternehmen 
beauftragtes Kalibrierlabor sowie durch eine (nicht akkreditierte) 
selbst durchgeführte Kalibrierung.

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