Forum: HF, Funk und Felder Elektromagn. Stahlung durch gepulsten Gleichstrom


von Stefan H. (fourier)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

ihr kennt ja alle den Satz "Beschleunigte Ladungen strahlen 
elektromagnetische Wellen ab".
Ich möchte gerne wissen, ob der gepulste Gleichstrom, in der Form wie er 
hier dargestellt ist

[[http://www.grzesina.de/avr/u_const/dcv-puls.jpg]]

ebenfalls elektromagnetische Wellen aussendet. Meiner Meinung nach würde 
ich sagen ja, tut er und zwar an den "Nullstellen". Diese sind 
Unstetigkeitsstellen, was bedeutet, dass die Ladungen dort eine 
Geschwindigkeitsänderung erfahren.
Aber müsste nicht auch während des Sinushalbbogens Strahlung entstehen, 
da der Induktionsvorgang, durch den die Spannung beispielsweise 
entsteht, eine Kraft auf die Ladungen ausübt bis zum Sinusscheitelwert?
In welchen Bereichen strahlt eine klassische Sinusfunktion? An der 
Nullstelle?

Gruß

von John D. (Gast)


Lesenswert?

Vergleiche doch einmal die typische Geschwindigkeit von Elektronen in 
metallischen Leitern mit der in Röntgenröhren oder 
Teilchenbeschleunigern...

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Stefan H. schrieb:
> Ich möchte gerne wissen, ob der gepulste Gleichstrom, in der Form wie er
> hier dargestellt ist ebenfalls elektromagnetische Wellen aussendet

Natürlich, er hat einen Wechselstromanteil.

> In welchen Bereichen strahlt eine klassische Sinusfunktion?

Siehe FFT des Signals.
http://www.statistics4u.com/fundstat_germ/cc_fourier_series.html
Also 2. 4. 6. Oberwelle.

von Stefan H. (fourier)


Lesenswert?

Man kann also nicht sagen, dass an der Nullstelle des Sinus Strahlung 
entsteht?

Gruß

von Stefan H. (fourier)


Lesenswert?

Ich meinte nicht den Frequenzbereich, sondern den Bereich auf dem 
Funktionsgraphen.

Gruß

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

Stefan H. schrieb:
> In welchen Bereichen strahlt eine klassische Sinusfunktion? An der
> Nullstelle

Überhaupt nicht.

von Stefan H. (fourier)


Lesenswert?

An der Nullstelle wechselt doch aber die Richtung der Ladungen.

von Achim H. (anymouse)


Lesenswert?

Stefan H. schrieb:
> An der Nullstelle wechselt doch aber die Richtung der Ladungen.

Im Graphen ist die Spannung gezeigt. Die Spannung ist für die 
Beschleunigung relevant. D.h. hohe Spannung = hohe beschleunigung, 
kleine Spannung, geringe Beschleinugung. An den Nullstellen der Spannung 
ist also die Beschleunigung am geringsten.

Relevant für die Abstrahlung wäre also der Stromverlauf.

von Bernd K. (prof7bit)


Lesenswert?

Stefan H. schrieb:
> An der Nullstelle wechselt doch aber die Richtung der Ladungen.

Es geht um die zeitliche Änderung der Stromstärke (oder wenn Du 
Bremsstrahlung betrachtest der Beschleunigung oder Verzögerung eines 
Ladungsträgers, im Grunde steckt da der selbe Mechanismus dahinter, nur 
wird keiner auf die Idee kommen die Formeln für Bremsstrahlung 
anzuwenden um eine Antenne aus Draht zu berechnen, obwohl es eventuell 
vielleicht sogar möglich wäre).

Und um die Frage zu beantworten: Ja, ein sinusförmiger Strom in einem 
Leiter strahlt selbstverständlich EM-Wellen aus. Und als man das 
erstmalig erkannte dauerte es nicht mehr lange bis das Radio erfunden 
war.

von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Bernd K. schrieb:
> Und um die Frage zu beantworten: Ja, ein sinusförmiger Strom in einem
> Leiter strahlt selbstverständlich EM-Wellen aus.

Nein, tut er nicht. Er erzeugt nur ein M-Feld. Erst wenn der Leiter groß 
(lang) genug ist, daß durch die Lichtgeschwindigkeit an verschiedenen 
Stellen des Leiters ein signifikant unterschiedlicher Strom fließt 
(damit entsteht dann auch ein E-Feld), entsteht eine EM-Welle. Nur Strom 
ist Induktionsherd, Strom und langer Leiter Langwellensender.

MfG Klaus

von Sven B. (scummos)


Lesenswert?

Immer wenn sich die Stromstärke irgendwie ändert, entsteht 
elektromagnetische Strahlung. Also während des gesamten "Bogens" von dem 
Sinus, und an den Nullstellen besonders breitbandig weil die Funktion 
dort nicht differenzierbar ist.

: Bearbeitet durch User
von Elektrolurch (Gast)


Lesenswert?

Klaus schrieb:
> Erst wenn der Leiter groß
> (lang) genug ist, daß durch die Lichtgeschwindigkeit an verschiedenen
> Stellen des Leiters ein signifikant unterschiedlicher Strom fließt
> (damit entsteht dann auch ein E-Feld), entsteht eine EM-Welle.

Mit Begriffen wie "signifikant unterscheidlich" kann die Physik nichts 
anfangen. Da auch jeder Leiter auf dieser Welt eine endlichen Ausdehnung 
hat erzeugt eine bewegte Ladung auch auf jedem und damit auch auf einem 
"signifikant kurzen" Leiter eine EM-Welle.

Nach Maxwell erzeugt grundsätzliche jede beschleunigte Ladung auf einem 
Leiter eine elektromagnetische Welle. Egal ob lang oder kurz. Der 
Unterschied ist nur quantitativ.

von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Elektrolurch schrieb:
> Mit Begriffen wie "signifikant unterscheidlich" kann die Physik nichts
> anfangen.

Selbstverständlich. Wenn man in der Physik das Zeichen °<<" verwendet, 
läßt man diesen Term typischerweise in der weiteren Rechnung weg. Dies 
gilt z.B. für das Quadrat einer kleinen Größe. Das wirst du in jedem 
Physikbuch finden. Oder schau dir die Schwingungsgleichung eines Pendels 
an. Da wird an einer Stelle der Sinus mit dem Bogen gleichgesetzt. Das 
gilt aber nur für kleine Winkel, und so auch diese Schwingungsgleichung.

Zurück zur EM-Welle. nicht umsonst spricht man da von Nahfeld und vom 
Fernfeld. Karl Rothammel formuliert das in seinem bekannten Antennenbuch 
(1.1.4) so:

> Die Voraussetzung, daß sich elektromagnetische Wellen im freien Raum
> ausbilde können, besteht darin, daß der Generator stets zu einem ganz
> bestimmten Zeitpunkt eine entgegengesetzt gerichtete Stromverteilung
> liefert, die dem zusammenbrechenden Feld die Rückkehr zum zum Leiter
> versperrt und es somit zwingt, in den Raum abzuwandern. Dies ist dann
> der Fall, wenn die Leiterlänge (= Antennenlänge) elektrisch der halben
> Wellenlänge des erregenden Wechselstroms entspricht.

Daraus geht klar hervor, daß elektrische Strukturen die klein (<<) gegen 
die Wellenlänge sind, keine Raumwelle erzeugen. Es gibt nur das M-Feld 
des Stromes, aber kein Fernfeld, keine Welle. Anders gesagt

Klaus schrieb:
> Erst wenn der Leiter groß
> (lang) genug ist, daß durch die Lichtgeschwindigkeit an verschiedenen
> Stellen des Leiters ein signifikant unterschiedlicher Strom fließt
> (damit entsteht dann auch ein E-Feld), entsteht eine EM-Welle.

MfG Klaus

von Bernd K. (prof7bit)


Lesenswert?

Klaus schrieb:
> Daraus geht klar hervor, daß elektrische Strukturen die klein (<<) gegen
> die Wellenlänge sind, keine Raumwelle erzeugen.

Nein das geht da nicht draus hervor, lediglich daß es nicht für den 
praktischen Einsatz taugt so kleine Antennen zu bauen (der Rothammel ist 
ein Buch für Praktiker, da wird beschrieben wie man es macht wenn man es 
gut machen will, er ist kein Lehrbuch für Physik das alle denkbaren 
Fälle abdecken will) und daß es bestimmte Längen gibt bei denen die 
Antenne außerordentlich gut funktioniert. Da steht auch nicht daß sie an 
irgendeinem Punkt schlagartig aufhört zu funktionieren wenn sie nur 
einen Bruchteil dieser Länge hat, sie funktioniert halt einfach nur noch 
extrem schlecht und ab einem bestimmten Punkt entscheidet man einfach 
daß diese Anordnung für die Praxis nix mehr taugt weil der Effekt so 
klein wird daß alles andere ihn weit überwiegt aber das heißt nicht daß 
nur weil ich bewußt beschließe ihn bei der Rechnung zu ignorieren (wohl 
weil ich was anderes ausrechnen will) er dadurch auch komplett aus der 
Existenz getilgt wird. Er ist immer noch da, wenn auch nur winzig klein.

Der Threaderöffner wollte wissen ob es EM-Wellen abstrahlt und das tut 
es, selbst wenn der Draht so kurz wäre daß nur noch ein einziges 
Elektron darin Platz fände, solange dieses aber beschleunigt und 
abgebremst wird strahlt es.

: Bearbeitet durch User
von Klaus (Gast)


Lesenswert?

Bernd K. schrieb:
> selbst wenn der Draht so kurz wäre daß nur noch ein einziges
> Elektron darin Platz fände, solange dieses aber beschleunigt und
> abgebremst wird strahlt es.

Wie willst du ein Elektron in einem Draht beschleunigen, wenn dieser nur 
so groß ist, wie das Elektron selbst? Um eine räumliche Ausdehnung 
kommst du nicht herum. Und wenn du dir die nötigen Längen anschaust, 
kommst du wieder auf die Beziehung zwischen Wellenlänge, Frequenz und 
Lichtgeschwindigkeit.

MfG Klaus

von Elektrolurch (Gast)


Lesenswert?

@Klaus

auch ein kurzen Leiter mit quasi gleichförmiger Stromverteilung strahlt. 
Lediglich die Anpassung des Fusspunktwiderstandes wird sehr 
problematisch.

Es gibt genügend Beispiele für kurze Antennen mit quasi gleichförmiger 
Stromverteilung, die bei irgendwie hingewürgter Anpassung ganz leidlich 
strahlen. Funkamateure betreiben Mobilantennen von 2m Länge mit Spule 
zur Anpassung um 80m Wellenlänge abzustrahlen. Der Wirkungsgrad wird 
zwar sehr schlecht.

Prinzipiell gilt: beschleunigte Ladungen auf einem Leiter erzeugen eine 
EM-Welle - egal wie kurz er ist. Der Herzsche Dipol als 
Elementarstrahler geht von einer infinitesimal kleinen Strahlerlänge 
aus.

von Martin S. (sirnails)


Lesenswert?

Jeder wechselnde Strom erzeugt eine Welle die abgestrahlt werden kann. 
Wie hoch der abgestrahlte Anteil ist hängt von der Länge und damit der 
Anpassung auf die Wellenlänge ab. Selbst bei 50 Hz kommt man in den 
Bereich, dass es zu Problemen kommt. Das mussten unsere Großväter schon 
erfahren. Bei niedrigen Frequenzen und kurzen Leitern ist es aber in der 
Praxis irrelevant.

von dfIas (Gast)


Lesenswert?

Kurze Anm. zur Eingangsfrage: Es gibt überhaupt keinen gepulsten 
Gleichstrom! Das wäre ein Widerspruch in sich selbst!

von Günter Lenz (Gast)


Lesenswert?

Diese pulsierende Gleichspannung kann man als Gleichspannung
mit überlagerter Wechselspannung betrachten. Über einen
Kondensator kann man die Gleichspannung abtrennen und hat
dann eine reine Wechselspannung, und wenn der Kondensator
großgenug ist, mit der selben Kurvenform wie die pulsierende
Gleichspannung. Beispiel Oszillograf: Wo man am Eingang den
Kondensator zu oder abschalten kann.

von Nix Egsbert (Gast)


Lesenswert?

2te Kurze Anm. zur Eingangsfrage: Es gibt überhaupt keine Angabe des TE 
zu Frequenz und/oder Zeitskala, weder im Text noch im Bild.

von collectionneur de trouvallies (Gast)


Lesenswert?

> Beispiel Oszillograf:

  Du hast ein PM8221vor Augen, ja?

> Wo man am Eingang den
> Kondensator zu oder abschalten kann.

  Für die Novizen: damit ist gemeint was mit der AC/DC Umschaltung im 
Oszi passiert.

von Martin S. (sirnails)


Lesenswert?

Günter Lenz schrieb:
> Diese pulsierende Gleichspannung kann man als Gleichspannung
> mit überlagerter Wechselspannung betrachten.

Ich würde sogar sagen, eine pulsierende Gleichspannung IST eine 
Überlagerung aus Gleich- und Wechselanteil :)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.