Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Modellbau, kleine (Edel)stahl Rohre löten?


von Löter (Gast)


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Für ein Modellbau/Design Projekt will ich Edelstahl oder Stahlrohre 
verbinden.
Jeweils 4 6mm oder 8mm Rohre treffen sich an einem Punkt (aus 
verschiedenen Winkeln). Die Verbindung muss nicht viel aushalten (+/- 
Eigengewicht von der Konstruktion) und auch kein durchgängiges Rohr 
ergeben.

Als Elektroniker dachte ich spontan ans Löten, mit guten Flussmitteln 
usw. gehen die tollsten Dinge zusammen. Ich würde die Rohrenden im 
passenden Winkel schneiden um nur kleine Spalte zu haben, die 
eigentliche Verbindung soll dann die Lötnaht übernehmen.

Welche Ausrüstung brauche ich dafür?
Eine kurze Internetsuche sagt Hartlöten mit Lötbrenner (Lötlampe reicht 
nicht, MAPP Gas soll gut gehen?) und Silberlot oder Messinglot. Stahl 
oder Edelstahl soll beides problemlos sein?

Schreibt mir mal ein paar Tipps dazu, besonders welche Lote und 
Flussmittel gut gehen!

Bekommt man für <100€ einen guten Lötbrenner?
Für eine Profi-Lösung (für so Kleinkram wohl ein WIG Gerät?) habe ich 
leider nicht die Möglichkeiten, ich muss mich auf Gas beschränken.

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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Aus welchem Grunde nimmst du kein normales Schweissgerät für die 
Stahlrohre?

von Klaus W. (mfgkw)


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Mein Altvorderer hat Edelstahl immer mit Silberlot und einfachem 
Kartuschenbrenner hartgelötet.

: Bearbeitet durch User
von Andreas (Gast)


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>Aus welchem Grunde nimmst du kein normales Schweissgerät für die
>Stahlrohre?

Wahrscheinlich darum:

>4 6mm oder 8mm Rohre

Ich würde ebenfalls Silberhartlot mit geeignetem Flussmittel und als 
Brenner z.B. sowas nehmen:

http://www.hornbach.de/shop/Turboloetbrenner-CFH-LM-1750/920309/artikel.html

8 mm Rohre sollte der noch problemlos hartlöten können

von Hab ich schon gemacht (Gast)


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Hallo,

Edelstahl lässt sich sehr gut hart löten.
Es führt die eingebrachte Wärme aber
schneller wieder ab als normaler Stahl.
Silberlot ist die bessere Wahl, kostet
aber mehr als normales Messinglot.
Silberlot hat einen niedrigeren Schmelz-
und Arbeitspunkt als Messinglot. Ein guter
Gasbrenner geht, wenn die Flamme sich auf
einen verhältnismäßig kleinen Punkt
zentrieren lässt.
Also kein Brenner, der streut wie eine
Gießkanne.

Grüße und gutes Gelingen

von Hab ich schon gemacht (Gast)


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Hallo,

Nachtrag:
Das meiste Silber- oder Messinglot ist
bereits mit einem geeigneten Flussmittel
ähnlich wie  bei Schweißelektroden
umhüllt.
Klempner und einige Schlossereien haben
so etwas. Baumarkt hat Apothekenpreise.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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> Das meiste Silber- oder Messinglot ist
> bereits mit einem geeigneten Flussmittel
> ähnlich wie  bei Schweißelektroden
> umhüllt.

Wobei das mMn Mist ist. Mit einem getrennten Flussmittel kann man viel 
besser dosieren, nachdosieren und genau die Stellen bestreichen, an 
denen es nötig ist. Preiswerter ist es auch noch.

> Klempner und einige Schlossereien haben
> so etwas. Baumarkt hat Apothekenpreise.

Der örtliche Werkzeughandel hier hat auch einzelne Stäbe in allen 
möglichen Variationen für wenig Geld.

Ich würde wohl auch Hartlöten und Silberlot verwenden, habe aber auch 
alles Passende vor Ort.

Wegen

Löter schrieb:
> Die Verbindung muss nicht viel aushalten

wäre Weichlöten eventuell auch eine preiswerte Option.

von Olaf (Gast)


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> Welche Ausrüstung brauche ich dafür?

Es sei noch erwaehnt das sich Edelstahl auch gut weichloeten laesst wenn 
man das richtige Flussmittel hat. Man kann es dann ganz normal mit dem 
Loetkolben loeten.
Das ist natuerlich mechanisch nicht so stabil, aber vielleicht reicht es 
ja.

Ansonsten geht natuerlich Silberlot und Messinglot. Der Unterschied 
zwischen beiden ist nicht nur die Farbe und der Preis. Silberlot fliesst 
eher wie Wasser, Messinglot kann man dagegen einfacher mit der Flamme in 
Position bringen. Besonders als Anfaenger waere ich mit Silberlot sehr 
vorsichtig.

Olaf

von Ichbin (Gast)


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Bei einem Designprojekt gehe ich davon aus, dass Du blau angelaufene 
Stellen vermeiden möchtest... Kommst Du da nachher zum Abschleifen noch 
überall wieder dran?
Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass man frisch mit dem 
Glasradierer blank gemachte Stellen an Edelstahl gut mit dem guten alten 
bleihaltigen Lötzinn löten kann. Zumindest an Akkus. Sowohl NiCd als 
auch LiIon.
Ob das an deinen Röhrchen zutrifft kann ich nicht sagen.

ichbin

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Löter schrieb:
> Für ein Modellbau/Design Projekt will ich Edelstahl oder Stahlrohre
> verbinden.

Löten ist gut. Guck dir mal einen klassischen Fahrradrahmen an, der ist 
auch gelötet.


> Welche Ausrüstung brauche ich dafür?

Schamottstein als unterlage.
Brille
Handschuhe.
Zünder,
Düsennadelreiniger.


Gas je nach Lot und Werkstoff.
mit einem Kartuschemgas kommt man weit, besser ist jedoch 2-Gas, da muss 
man dann aber die Flamme selbst regulieren können.

Ich habe eine Rothenberger 2-Gas Kartuschenlösung - billig angeschafft 
und teuer betrieben. ABER: Ich will keine Flaschen haben. Erst recht 
kein Acetylen.

Aber ersteinmal:
üben üben üben.

Ein 63% Silberlot ist nicht billig. Fang mit Messingloten an Stahl an.


> MAPP Gas soll gut gehen?) und Silberlot oder Messinglot. Stahl
> oder Edelstahl soll beides problemlos sein?
Ja

> Schreibt mir mal ein paar Tipps dazu, besonders welche Lote und
> Flussmittel gut gehen!

Es gibt Lote für (fast) jeden Werkstoff. Zu jedem Lot kommt das passende 
Flussmittel.

Für Stahl-XCrNi würde ich ein AF 314 Lot wählen.


> Bekommt man für <100€ einen guten Lötbrenner?
ja einen Kartusche bekommst du für das Geld.

> Für eine Profi-Lösung (für so Kleinkram wohl ein WIG Gerät?)
Ja das wäre WIG - Das lohnt sich nienicht.

> habe ich
> leider nicht die Möglichkeiten, ich muss mich auf Gas beschränken.
Bleib beim Gas, Nichts ist universeller.

von Sinus T. (micha_micha)


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Ichbin schrieb:
> Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass man frisch mit dem
> Glasradierer blank gemachte Stellen an Edelstahl gut mit dem guten alten
> bleihaltigen Lötzinn löten kann. Zumindest an Akkus. Sowohl NiCd als
> auch LiIon.

Das ist kein Edelstahl

von Klaus W. (mfgkw)


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Naja, ist der Nickel halt nicht drin, sondern drauf.
Fast das gleiche :-)

von Ichbin (Gast)


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Sinus T. schrieb:

>
> Das ist kein Edelstahl

Was dann? Edelstahl ist ein Oberbegriff für Rostfreie Stähle allgemein.
Und in dem verlinkten Datenblatt ist zum Bleistift gleich auf der ersten 
Seite von "Stainless Steel" die Rede...
http://support.radioshack.com/msds/msd25-2121b.pdf

ichbin

von Sinus T. (micha_micha)


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Das ist eine Tabelle mit "gefährlichen Inhaltsstoffen" mit den 
entsprechenden Prozentangaben und als letzte Zeile: Rest: "Stainless 
steel, Nickel and inert materials". Nirgendwo steht, dass die 
Anschlussfahnen aus Edelstahl sind.

von Klaus W. (mfgkw)


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Ichbin schrieb:
> Was dann? Edelstahl ist ein Oberbegriff für Rostfreie Stähle allgemein.

Was so auch nicht ganz stimmt (wenn auch landläufig gleichgesetzt).
Aber tut hier nicht wirklich etwas zur Sache.

von butsu (Gast)


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Meiner Erfahrung nach ist das wichtigste beim Hartlöten die 
Vorbereitung. Die Spalte sollten wirklich minimal sein, Oberflächen 
frisch angeschliffen. Die Teile werden nicht nur irgendwie 
zusammengelegt, sondern in Position fixiert. Das ist oft der 
kniffeligste Teil. Als Unterlage geht Schamotte, hat aber eine sehr hohe 
Wärmekapazität. Besser ist ein Feuerleichtstein oder ein Holzkohleblock. 
Zur Not tut es auch ein Yton-Stein. Diese weichen Materialien haben auch 
den Vorteil, dass man Stahlstifze zu fixieren der Teile rein drücken 
kann.
Ich rate zu einem eher niedrig schmelzenden Silberlot. Bei den kleinen 
Röhren würde ich keine Flussmittel umhüllten Stäbe verwenden. 
Stattdessen Flussmittel auf die Röhren auftragen und diese langsam mit 
der Flamme erwärmen. Das Flußmittel kocht erst, dann blüht es auf, weil 
Kristallwasser entweicht. Dann schmilzt es wirklich. Erst jetzt mit dem 
Lot an die Verbindungen tippen.
Alternativ kannst du kleine Stücke des Lots mit einer Pinzette in das 
aufgeblühte Flußmittel legen. Damit verhinderst du, dass zuviel Lot 
abschmilzt. Das Lot fließt dahin, wo es am heißesten ist.
Wenn es richtig gemacht wurde, braucht man praktisch keine Nacharbeit, 
außer Abbeizen / Abwaschen der Flußmittelrückstände.
Die Festigkeit der Verbindung reicht fast an das Grundmetall heran.

von L. H. (holzkopf)


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Löter schrieb:
> Schreibt mir mal ein paar Tipps dazu, besonders welche Lote und
> Flussmittel gut gehen!
>
> Bekommt man für <100€ einen guten Lötbrenner?

Zum Lötbrenner:
Schau mal bei Rothenberger nach.
Und besorg Dir einen Lötbrenner, den Du mit stinknormalem Propangas 
betreiben kannst.
Bekommst Du bei jedem Propangas-Vertrieb oder auch im Camping-Bereich in 
den kleinen 5 kg-Flaschen.

Alles andere ist uninteressant.
Denn es ist auch hier wie meistens:
Man fängt klein an, es ufert aus und hört nie auf. :D

Scheu also nicht die Investition in einen guten Lötbrenner, den Du Dein 
Leben lang nutzen kannst.
Bei den Propangas-Flaschen bezahlst Du nur anfänglich einmalig einen 
Obulus.
Danach wird die leere Flasche gegen eine volle getauscht und Du bezahlst 
nur noch die Gasfüllung.

Mit Propangas erreichst Du locker die Löt-T, die Du für Silberlot 
brauchst.
Und kauf das Silberlot auch nur in Stäben (nicht ummantelt mit 
Flußmittel).

Flußmittel:
"Spezial H" für Edelstahl (ist breiig und braun)
Für andere Lötungen brauchst Du evtl. ein anderes Flußmittel:
Nur "H" (ist ebenfalls breiig, aber weiß).
Sind alles "alte" Degussa-Bezeichnungen, die jedoch heute Braze Tec..
heißen. ;)

Früher hatte Degussa in jeder Großstadt einen Vertrieb bzw. Vertreter.
Existiert so alles nicht mehr.
Was aber auch nichts daran ändert, daß Degussa nach wie vor seine 
Produkte produziert und bzgl. sämtlicher Lote der Lieferant Nr. 1 in 
ganz Deutschland ist.
Ist halt alles nur anders bezeichnet und wird anders vertrieben. ;)

Hier bist Du bzgl. Bezugsmöglichkeit von Degussa-Produkten und Beratung 
in den "besten Händen":
https://www.google.de/search?q=Armin+Hain+GmbH&ie=utf-8&oe=utf-8&gws_rd=cr&ei=6YbwVviGDIu3UarRgLgH

von L. H. (holzkopf)


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Löter schrieb:
> Jeweils 4 6mm oder 8mm Rohre treffen sich an einem Punkt (aus
> verschiedenen Winkeln). Die Verbindung muss nicht viel aushalten (+/-
> Eigengewicht von der Konstruktion) und auch kein durchgängiges Rohr
> ergeben.

Das ist - selbst wenn man bzgl. Hartverlötungen geübt ist - schon eine 
Herausforderung. :)

Um das hinbekommen zu können, wirst Du eine präzise einstellbare 
Hilfskonstruktion bauen müssen.
Anders kannst Du nämlich weder alle 4 Rohre haltern, noch das 
erforderliche Spaltmaß einigermaßen "hinfeilen".
Oder verfügst bzw. hast Du Zugriff auf eine Stichel-Schleifmaschine?

Liegen die 4 Rohre in einer Ebene?

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