Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Erst Speicherdrossel oder erst Trafo?


von A.B. (Gast)


Lesenswert?

Wenn ich aus einer Gleichspannung eine sinusförmige Wechselspannung 
erzeugen und hochtransformieren möchte, verwende ich ja im ersten 
Schritt eine Vollbrücke, die ich mit einer PWM ansteuere. Das 
Rechtecksignal muss dann später über eine Speicherdrossel geglättet 
werden. Mit einem Trafo spannt man das Ganze dann hoch.

Nun frage ich mich, ob man diese Reihenfolge einhalten muss oder ob man 
auch das Rechtecksignal mit einem Trafo hochspannen kann, bevor man es 
mit einer Drossel glättet. Das hätte ja zwei Vorteile: Die Spule wäre 
wegen der zu erwartenden geringeren Ströme (sekundärseitig des Trafos) 
viel kleiner. Der Trafo wäre ebenfalls kleiner (wegen der höheren 
Frequenz vor der Glättung).

Ein Grund, warum das eventuell nicht geht, fiele mir ein: Das 
Rechtecksignal enthält natürlich nicht nur die hohen PWM-Frequenzen, 
sondern auch die niedrige Zielfrequenz. Ich nehme an, dass man daher 
nicht auf ein richtiges Eisenschwein verzichten kann...

von Alfred B. (alfred_b979)


Lesenswert?

Ich hoffe, ich kann Dir folgen...

Du willst also die "sinuserzeugende" Frequenz durch einen Ferrittrafo 
"hochspannen", nehme ich mal an.

Das PWM-Signal, das nach Filterung/Glättung den Sinus darstellt, ist in 
der vorhandenen Form nicht geeignet, es zu transformieren. 
Transformieren kann man nur Wechselspannung - ob nun Sinus oder 
Rechteck. Auch Pausen sind "erlaubt". (Nennt man "Totzeit(en)")

Hast Du schon mal so ein Sinuserzeugendes PWM-Signal gesehen? Dieses 
verweilt je 10ms abwechselnd im pos. u. neg. Spannungsbereich, wenn auch 
mit mehreren der o.g. Pausen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

A.B. schrieb:
> Ein Grund, warum das eventuell nicht geht, fiele mir ein: Das
> Rechtecksignal enthält natürlich nicht nur die hohen PWM-Frequenzen,
> sondern auch die niedrige Zielfrequenz. Ich nehme an, dass man daher
> nicht auf ein richtiges Eisenschwein verzichten kann...
Diese Annahme ist falsch, denn dann müsste ein Netzteil, das (als 
Grenzwertbetrachtung) eine Gleichspannung liefert einen unendlich 
großen Trafo haben...

> Wenn ich aus einer Gleichspannung eine sinusförmige Wechselspannung
> erzeugen und hochtransformieren möchte
Dann würde ich mir mal ansehen, wie ein "üblicher" 
(Solar-)Wechselrichter aufgebaut ist. Der macht nämlich genau sowas. Und 
auch jeder (Servo-)Umrichter, hinter dem ein Motor hängt (wobei dort 
dann die Motorinduktivität für den sinusförmigen Strom sorgt).

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Die meisten Wechselrichter machen das so, daß sie die Eingangsspannung 
auf einen (etwa) 400V Zwischenkreis hochtransformieren und daraus eine 
Vollbrückenschaltung mit nachgeschaltetem LC-Filter zur Erzeugung der 
sinusförmigen Ausgangsspannung speisen.

von Johannes O. (jojo_2)


Lesenswert?

Es gibt aber auch die Lösung, die Eingangsspannung (z.B. 24V) direkt auf 
einen großen(!) Ringkerntrafo zu legen per Vollbrücke. Der Inverter ist 
damit sehr schwer und groß, aber die Schaltung ist vergleichsweise 
einfach, die Ausgangsspannung sollte ein schöner Sinus sein.
(Zumindest habe ich ein Gerät hier, das genau das tut)

von A.B. (Gast)


Lesenswert?

Die 24V müssen dann aber schon AC sein.

von A.B. (Gast)


Lesenswert?

Sorry, du hast ja "Vollbrücke" geschrieben. Ok, aber dann beißt sich 
deine Aussage mit den weiter oben.

von Alfred B. (alfred_b979)


Lesenswert?

Da beißt sich nix. Transformiert wird die niederfrequente Sinusspannung 
in jojo_2´s Beispiel - und nicht die erzeugende PWM. Er meint das 
"Eisenschwein".

Nochmal - hoffe, Dir überhaupt richtig zu folgen, aber - Du kannst nicht 
die in Pulse aufgeteilten Halbwellen (zuerst steigender, dann fallender 
Duty-Cycle, aber währenddesen nur in einer Spannungsrichtung befindlich) 
transformieren.

: Bearbeitet durch User
von A.B. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hmm, wir reden ja über so ein Signal wie im Anhang. Das kann ich also 
nicht direkt in einen "kleinen" Trafo hineinschicken, weil der niedrige 
Frequenzanteil (was du als "nur in einer Spannungsrichtung befindlich" 
bezeichnest) nicht übertragen würde. Es ist also deswegen ein "großer" 
Trafo erforderlich (Frequenz klein => Trafo groß). Das war ja auch meine 
Theorie.

von Hp M. (nachtmix)


Lesenswert?

A.B. schrieb:
> , wir reden ja über so ein Signal wie im Anhang.

So geht es natürlich nicht.
Aber du kannst die PWM-Wechselspannung so modulieren, dass ihre Höhe 
einem gleichgerichten Sinus entspricht, das ausgangsseitig filtern und 
dann mit einer mit 50Hz gesteuerten Vollbrücke o.ä. zur Last 
durchschalten.

... Die Probleme werden nicht auf sich warten lassen, wenn du da eine 
Last mit Blindkomponente anschliesst. Dann kannst du nämlich nicht mehr 
bei U=0 und I=0 schalten.
An diese Problematik sollte man aber auch bei anderen Ansätzen denken.

: Bearbeitet durch User
von A.B. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Verstehe. Die ursprüngliche Idee war ja die im Anhang. Mit 
Speicherdrosseln und 50-Hz-Trafo.

von A.B. (Gast)


Lesenswert?

Ist es korrekt, dass das "Eisenschwein" hochfrequente Signale nicht nur 
nicht überträgt, sondern verheizt? Also wäre eine Glättung per Drossel 
unumgänglich für einen hohen Wirkungsgrad?

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

A.B. schrieb:
> Verstehe. Die ursprüngliche Idee war ja die im Anhang. Mit
> Speicherdrosseln und 50-Hz-Trafo.

Niemand baut das so.
Erst Spannungswandlertrafo, dann Glättungsspule wäre üblich, schon bei 
Vollbrückendurchflusswandler.

von Heiko Kackmatsch (Gast)


Lesenswert?

Also "niemand" würde ich nicht sagen. Ich habe schon diverse USVen 
zerlegt und da waren Eisenschweine drin. Wenn auch keine dicken 
Drosseln, so weit ich mich erinnere..ich kann ja nochmal schauen.

von Alfred B. (alfred_b979)


Lesenswert?

A.B. schrieb:
...

Freilich sind moderne WR ohne Eisentrafo / "mit Drossel" effizienter als 
die früheren Schwergewichte. Aber "ohne Drossel" ist - in Verbindung mit 
von Dir beschriebenem "Eisenschwein" - nicht einmal so ganz wahr, sogar 
dann, wenn man tatsächlich nirgends eine sichtbare Drossel findet...

Heiko Kackmatsch schrieb:
> Also "niemand" würde ich nicht sagen. Ich habe schon diverse USVen
> zerlegt und da waren Eisenschweine drin. Wenn auch keine dicken
> Drosseln, so weit ich mich erinnere..ich kann ja nochmal schauen.

(Antwort auch an A.B. gerichtet - Heiko dürfte das wissen...) Kann schon 
sein, wenn man nachdenkt. Ohne Drosseln. Jeder reale T. hat ja 
zusätzlich zum "Idealen Trafo" (Suchworte: Ersatzschaltbild 
Transformator, Kopplungsfaktor, ...) mit primärer und sekundärer 
Hauptinduktivität (oder Magnetisierungsind.) auch noch sog. 
"Streuinduktivität(en)" auf beiden Seiten.

Diese liegen elektrisch betrachtet mit den Haupt-Induktivitäten (oder, 
evtl. zum besseren Verständnis, theoretisch "an den Klemmen 
angeschlossen zw. Idealem Tr. und Leitung") in Serie. (Genau wie 
separate Drosseln.)

Das alles aber ist werte- / größenmäßig stark abhängig von der 
Geometrie, also dem Aufbau. Jedenfalls kann je nach Trafo der Wert 
dieser "unsichtbaren" Induktivität(en) schon zum Ausfiltern ausreichen.

Das alles trifft / träfe auch auf Ferrit-HF-Trafos zu. (Welche in diesem 
Fall für einen DC-DC-Conv. für den >325V Zwischenkreis benutzt werden 
könnten.)

Wird aber bestmöglich verringert/weitestgehend vermieden, weil dieser 
Effekt die häufig verwendeten steilflankigen und stark 
Oberwellen-haltigen Signalformen mehr oder weniger stark verzerrt.

Ferrittrafos sind ja schon besser für höhere Frequenzen geeignet als 
welche mit Eisenkern. Und ja, im Eisenschwein entstehen auch wg. d. HF 
ziemliche Verluste. Aber:

"...dass das "Eisenschwein" hochfrequente Signale nicht nur nicht 
überträgt, sondern verheizt..." --- Folglich "verheizt statt überträgt", 
ist so nicht ganz richtig. (s.o.) Sag nochmal mehr dazu, was steht da 
genau, wo Du das extrahiert hast? ...bitte. Will nur sichergehen, 
wahrscheinlich meinst Du eh alles richtig.

: Bearbeitet durch User
von A.B. (Gast)


Lesenswert?

Das war nirgendwo abgeschrieben, sondern freies Gefasel. Mein 
Gedankengang war: Im Eisenschwein führen hohe Frequenzen zu mehr 
Wirbelstromverlusten (= mehr Heizleistung). Was verheizt wird, wird 
nicht übertragen. Kann schon sein, dass ein größerer Teil der hohen 
Frequenzen noch durchkommt, aber man sollte, um das Verheizen zu 
vermeiden, vorher mit Speicherdrosseln glätten. Man ist ja hier in 
diesem Fall ohnehin nur an den niedrigen Frequenzen interessiert. Die 
hohen Frequenzen sind nur Mittel zum Zweck, um per PWM einen Sinus zu 
"simulieren".

Warum ich auf der Geschichte so "herumreite": Ich finde es elegant, dass 
man auf der Hochspannungsseite keinerlei Halbleitermimik braucht.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Trotzdem ist es besser, zuerst einen sauberen Sinus mit sagen wir 
24..48V zu erzeugen und diesen dann auf Netzspannung 
hochzutransformieren.

> Ich habe schon diverse USVen zerlegt und
> da waren Eisenschweine drin.
Viele USVs machen auch keinen Sinus, sondern einfach ein 50/50 Rechteck 
oder "modifizierten Sinus" mit etwa 25% Einschaltzeit pro Halbwelle. Da 
gibts keine PWM-Trägerfrequenz, die man ausfiltern müßte.

von Alfred B. (alfred_b979)


Lesenswert?

A.B. schrieb:
> Kann schon sein, dass ein größerer Teil der hohen
> Frequenzen noch durchkommt, aber man sollte, um das Verheizen zu
> vermeiden, vorher mit Speicherdrosseln glätten.

Mal blöd gefragt: Hast Du meinen sehr ausführlichen Beitrag überhaupt 
gelesen? Und wenn, auch verstanden? Daran zweifle ich.

Die von mir genannte(n) Streuinduktivität(en) sind primär wie sekundär 
da. Und wirken, als wäre vor jeder Klemme (zwischen Anschlußkabel und 
dieser) des "Idealtrafos" eine Drossel.

Die Mehrverluste im Eisenkern durch "die HF-PWM" sind in gewissem Maße 
schon existent, doch überhaupt Verluste hätte auch eine Drossel mit 
Ferritkern vor einem - beliebig bekernten - Trafo. Nix ist ideal.

Und "durchkommen" - tut ja durch die Filterung (die ja in jedem Fall 
erwünscht ist, unabhängig davon, wie sie genau vonstatten geht) in 
beiden Fällen weitestgehend nur die Grundwelle.

(Extrembeispiele: Ob nun ...

1.) "Super-Schweinchen" so ideal wie möglich aufgebaut, z.B. als 
Ringkern mit diesen völlig umschließenden Wicklungen, mit separaten 
Ferritkern-Drosseln primär, oder ...

2.) "Stinknormal-Sau" mit maximalen Nichtidealitäten, z.B. als EI-Kern, 
und krass gesagt evtl. noch mit kleinem Luftspalt, und/oder gar mit 
"Schutztrenntrafo"-artig getrennten Wicklungen, und ohne solche,

am Ausgang ist jeweils ein mehr oder weniger schöner Sinus.)

: Bearbeitet durch User
von A.B. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ok, dann war mein Verständnis falsch. Danke. Ich ging davon aus, dass je 
höher die Frequenz ist, desto höher die Eisenverluste ins Gewicht fallen 
und man deswegen vor dem Trafo auf jeden Fall schon gut filtern sollte 
und dadurch dann den Wirkungsgrad erhöht (= durch Eisenverluste 
generierte Abwärme reduziert).

Nächste Verständnisfrage: Ich hatte ja weiter oben schon eine erste 
Signalform skizziert, die man über die Vollbrücke in den Trafo schicken 
könnte.
Könnte man auch dieses Signal hier verwenden?

von Alfred B. (alfred_b979)


Lesenswert?

Mit Niederspannung in einen 50Hz-Trafo, oder zum Zerhacken der >325V 
hohen Zwichenkreisspannung: Möglich, aber schlecht. Mit der Vollbrücke 
kann man doch eine echte bipolare PWM einspeisen. Warum also immer 
wieder auf die falsche Polarität wechseln? DAS erzeugt unerwünschte, vor 
allem unnötige, Verluste.

Edit: Soll das Bild nicht nur zur Darstellung des Prinzips dienen, 
sondern das echte Signal sein? Recht niedrig, mit 1,4kHz.

Da ist aber der nötige Wert der Filterinduktivität(en) recht hoch. Ich 
bin da nicht sicher, ob das ohne separate Filter sinnvoll machbar 
wäre... ich glaube nicht.

A.B. schrieb:
> je
> höher die Frequenz ist, desto höher die Eisenverluste ins Gewicht fallen

Das stimmt schon...

A.B. schrieb:
> und man deswegen vor dem Trafo auf jeden Fall schon gut filtern sollte
> und dadurch dann den Wirkungsgrad erhöht (= durch Eisenverluste
> generierte Abwärme reduziert)

...macht aber leider weniger aus, als Du wohl dachtest.

Wenn Du mehr erfahren willst, nimm Dir am besten Dokumente über WR vor. 
Dieses thematische Hin- und Hergehüpfe ist anstrengend, und hilft Dir 
auch nix. Aber es geschah, um auf die jeweiligen einzelnen Fragen 
einzugehen.

: Bearbeitet durch User
von A.B. (Gast)


Lesenswert?

Die Diagramme dienten nur zur Anschauung. Bei realer, höherer Frequenz 
sieht man ja nix mehr.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.