Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LED realisieren


von Melanie (Gast)


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Guten Abend,

Ich habe eine kurze Frage zur LED. Ist es möglich mit einem 
Schottky-Übergang eine LED zu realisieren?

Der Schottky-Übergang ist ja nichts anderes/ähnlich wie eine pn Diode, 
deswegen würde ich sagen, dass es möglich ist. Stimmt meine Überlegung?
Wäre echt dankbar für eine Antwort.

von sogemeint? (Gast)


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du möchtest mit einer schottky diode licht emittieren?

lege doch einfach mal spannung an, lass strom fließen und schau was 
passiert... vorwiderstand nicht vergessen, sonst lässt du den magischen 
rauch frei ;)

von Melanie (Gast)


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Ja, kann ich leider nicht praktisch ausprobieren.

von Icke ®. (49636b65)


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Mit genügend Stromstärke bringt man jede Diode zum leuchten. Wie lange, 
ist eine andere Frage...

von Melanie (Gast)


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Aber generell könnte man also eine Led auf Basis eines 
Schottky-Übergangs realisieren oder?

von M. S. (ms111)


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Nein du kannst generell mit normalen PN Dioden kein Licht erzeugen. LEDs 
bestehen aus halbleitern mit einer direkten bandlücke - nur wenn eine 
direkte bandlücke vorhanden ist kann die Diode Licht emittieren. Eine 
Schottkydiode ist eine Siliziumdiode, Silizium ist ein indirekter 
Halbleiter. bei indirekten Halbleitern geht die Energie für den nötigen 
Impuls drauf um die Elektronen vom Leitungsbandmaximum zum 
Valenzbandminimum zu bringen. Licht ensteht dabei nicht, nur wärme.

: Bearbeitet durch User
von Icke ®. (49636b65)


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Das ist vor allem eine Frage des Materials. Wenn die Schottkydiode aus 
Galliumarsenid besteht, vielleicht. Bei Silizium eher weniger. Wikipedia 
sollte weiterhelfen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Leuchtdiode

von Melanie (Gast)


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Vielen Dank. Kann man dann einfach so annehmen, dass eine Schottkydiode 
aus indirekten Halbleitern besteht?

von Mani W. (e-doc)


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Melanie schrieb:
> Ich habe eine kurze Frage zur LED. Ist es möglich mit einem
> Schottky-Übergang eine LED zu realisieren?


Grenzwertige Frage - naja, man kann auch einen Transistor
des Hauptes berauben und den als Fototransistor verwenden...

Bsp.: 2N3055 und eine Eisensäge...


Ka Spass!

von M. S. (ms111)


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Melanie schrieb:
> Vielen Dank. Kann man dann einfach so annehmen, dass eine Schottkydiode
> aus indirekten Halbleitern besteht?
Nein. Eine Schottkydiode besteht meistens aus Silizium. Nur 
Schottkydioden die für hohe Spannungen ausgelegt sind sind aus anderen 
materialien, aber auch da nicht zwangsläufig GaAs. Kann auch zB 
SiliziumCarbid sein. Wobei Siliziumcarbid auch ein direkter HL ist, 
allerdings mit einer sehr schlechten Lichtausbeute

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Icke ®. schrieb:
> Wenn die Schottkydiode aus Galliumarsenid besteht, vielleicht.

Nö, das Prinzip widerspricht sich.

Der Schottky-Übergang hat ja eben gerade deshalb eine geringe
Flussspannung (bei kleinen Strömen), weil keine Bandlücke zu
überwinden ist.

Die Überwindung der Bandlücke ist aber eine Voraussetzung für das
Emittieren des Lichts beim Rücksprung vom höheren auf das niedere
Energieniveau.

Deshalb ist ja auch prinzipbedingt für eine höhere Frequenz des
emittierten Lichts eine höhere Flussspannung nötig.  Eine IRED kann
schon mit 1,5 V etwas emittieren, eine blaue LED nicht unter 3 V.

von Melanie (Gast)


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Vielen Dank. Hätte da noch eine Letzte Frage.
Ich habe in meinen Unterlagen stehen, dass eine Schottkydiode als 
Photodiode dienen kann. Wieso ist das so?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Foto- und Leuchtdiode sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

Bei der LED brauchst du den Energie(rück)sprung, um Licht zu emittieren.

Bei der Fotodiode bewirkt der Einfluss von Licht eine zusätzliche
Einstreuung von Energie die hilft, die Grenzschicht (egal, ob nun
„richtige“ Sperrschicht oder Metall-Halbleiter-Übergang) zu 
durchtunneln.

Disclaimer: für Details müsstest du einen Physiker fragen.

Eine LED kann man immer auch als Fotodiode benutzen, aber eben nicht
umgekehrt. ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von M. S. (ms111)


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Melanie schrieb:
> Vielen Dank. Hätte da noch eine Letzte Frage.
> Ich habe in meinen Unterlagen stehen, dass eine Schottkydiode als
> Photodiode dienen kann. Wieso ist das so?
Man kann Schottkydioden nicht als Fotodioden benutzen. Fotodioden sind 
in der regel auch aus Germanium (oder alternativ Silizium) aber es 
handelt sich dabei nicht um Schottkydioden

von Twinsetter (Gast)


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Das Charakteristische einer Schottkydiode ist der 
Metall-Halbleiterübergang. Aus welchem Material hierbei der Halbleiter 
besteht ist hierbei erst einmal nebensächlich.
Grund für die Verwendung des Metall-Halbleiterüberganges ist die 
deutlich schmalere Raumladungszone (im Metall gibt es praktisch keine 
Raumladungszone) im Vergleich zum normalen pn-Übergang mit 
Halbleitermaterial. Durch die schmalere Raumladungszone verlaufen die 
Umladungsprozesse deutlich schneller, weshalb Schottkyhalbleiter ein 
deutlich besseres Schaltverhalten haben.

von Harald W. (wilhelms)


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Melanie schrieb:

> Ich habe eine kurze Frage zur LED. Ist es möglich mit einem
> Schottky-Übergang eine LED zu realisieren?

...und wofür sollte das gut sein?

von Icke ®. (49636b65)


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Jörg W. schrieb:
> Der Schottky-Übergang hat ja eben gerade deshalb eine geringe
> Flussspannung (bei kleinen Strömen), weil keine Bandlücke zu
> überwinden ist.
>
> Die Überwindung der Bandlücke ist aber eine Voraussetzung für das
> Emittieren des Lichts beim Rücksprung vom höheren auf das niedere
> Energieniveau.

Wo du Recht hast, hast du Recht.

von Jan H. (jan_m_h)


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Jörg W. schrieb:
> Bei der Fotodiode bewirkt der Einfluss von Licht eine zusätzliche
> Einstreuung von Energie die hilft, die Grenzschicht (egal, ob nun
> „richtige“ Sperrschicht oder Metall-Halbleiter-Übergang) zu
> durchtunneln.
>
> Disclaimer: für Details müsstest du einen Physiker fragen.

Angehender Physiker hier: trifft ein Photon innerhalb der 
Raumladungszone des Überganges auf ein Atom, kann es (ausreichend 
Energie vorausgesetzt!) ein Elektron aus seinem Atom lösen. Das frisch 
entstandene Paar aus Loch und Elektron kann jetzt nicht rekombinieren, 
wenn es durch die Sperrschicht getrennt ist.

Ergänzung: Sollte sich einer fragen, Solarzellen und Photodioden sind 
Das gleiche, nur mit auf die Aufgabe angepasster Geometrie.

: Bearbeitet durch User
von Melanie (Gast)


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Aber es gibt doch auch Schottky-Photodioden. Wieso müsste dass dann 
nicht gehen?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Melanie schrieb:
> Wieso müsste dass dann nicht gehen?

Es sollte schon funktionieren, siehe Antwort von Jan.

Hat nur nicht viel Sinn.  Schottky-Dioden baut man, um die Barriere
des normalen pn-Übergangs nicht zu haben, also bei geringen Strömen
nur eine geringe Flussspannung.  Dafür erkauft man sich bei ihnen
eine viel stärkere Temperaturabhängigkeit als bei normalen
Sperrschicht-Dioden.

Eine Fotodiode wird in Sperrrichtung betrieben.  Damit ist der
wesentliche Vorteil der Schottky-Diode dort absolut uninteressant.
Es blieben dann nur die Nachteile, und auf die kann man gern
verzichten. ;-)

p.s.: Kann natürlich sein, dass eine Schottky-Fotodiode vielleicht
in Bezug auf Geschwindigkeit punkten kann.  Da habe ich keine Ahnung.

: Bearbeitet durch Moderator
von Twinsetter (Gast)


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Melanie schrieb:
> Aber es gibt doch auch Schottky-Photodioden. Wieso müsste dass dann
> nicht gehen?

Weil Absorption und Emission halt ein Unterschied sind.

Die Fotodiode absorbiert auftreffende Photonen, wobei deren Energie 
zusätzliche freie Ladungsträger im Halbleiterkristall erzeugt. Infolge 
dessen kommt es zum Stromfluß (bei Betrieb in Sperrrichtung) bzw. es 
wird eine Fotospannnung erzeugt (Betrieb als Fotoelement).

Bei der LED werden Elektronen durch die angelegte Spannung vom 
Valenzband in das Leitband gehoben. Da dieser Zustand aber energetisch 
instabil ist, "fallen" die Elektronen vom Leitband wieder in das 
Valenzband zurück und zwar unter Abgabe von Energie. Beim direkten HL 
wird die Energie in Form von Licht abgegeben. Die Farbe des Lichtes ist 
hierbei vom Bandabstand (also Abstand zwischen Valenzband und Leitband) 
abhängig. Großer Abstand bedeutet große Energie, also Licht mit kurzer 
Wellenlänge (Blau, UV) oder bei kleinerem Abstand = geringe Energie 
(Rot, IR). Durch Auswahl des HL-Materials und damit des Bandabstandes 
kann man also die Farbe der LED festlegen.

von Harald W. (wilhelms)


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Twinsetter schrieb:

> Die Farbe des Lichtes ist
> hierbei vom Bandabstand (also Abstand zwischen Valenzband und Leitband)
> abhängig. Großer Abstand bedeutet große Energie, also Licht mit kurzer
> Wellenlänge (Blau, UV) oder bei kleinerem Abstand = geringe Energie
> (Rot, IR). Durch Auswahl des HL-Materials und damit des Bandabstandes
> kann man also die Farbe der LED festlegen.

Ich habe den Verdacht, das Melanie Licht mit der Durchlassspannung
von Schottky-Dioden von ca. 0,2V erzeugen will. das geht aber schon
allein wegen der zu geringen Energie von 0,2eV nicht. Das würde
höchstens für sehr langwelliges IR reichen.

von Melanie (Gast)


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Nochmal danke an alle. Es ist mir etwas klarer geworden. Bereite mich 
nur auf eine Prüfung vor.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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LEDs haben quasi zwei Probleme:

a) das bei der Rekombination Elektron-Loch freiwerdende Quant muss eine 
Frequenz im sichbaren Bereich haben

b) die Halbleiterstruktur muss so beschaffen sein, dass das Licht auch 
irgendwie rauskommt. Was nützen Photonen irgendwo tief drinnen im 
Kristall?

von Twinsetter (Gast)


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Jörg W. schrieb:
>... geringe Flussspannung

Bei der Entwicklung der Schottkydiode ging es primär um die 
Schaltgeschwindigkeit. Die geringere Flußspannung ist hier quasi ein 
Nebenprodukt und kommt durch den Metall-Halbleiterübergang zu stande. 
Neben der geringeren Flußspannung hat die Schottkydiode im Vergleich zur 
normalen Halbleiterdiode aber auch schlechtere Sperreigenschaften 
(i.d.R. größerer Sperrstrom und damit geringeren Sperrwiderstand). Für 
den eigentlichen Verwendungszweck, nämlich die höhere 
Schaltgeschwindigkeit, wird dies aber in Kauf genommen.

Die Schottkydiode ist ein schönes Beispiel, das zeigt das man nicht 
alles haben kann und man in der Praxis Kompromisse eingehen muß.

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