Hallo zusammen, mich interessiert wie ihr so grundsätzlich mit Eagle vorgeht. Was macht ihr zuerst, was als letztes? Auf was legt ihr besonderen Wert? Und habt ihr eine Fehlerquelle, auf welche ihr genau achten müsst, weil sie euch schon so oft passiert ist? Wie sieht für euch ein perfekter Schaltplan oder perfektes Board aus? Gern dürft ihr auch ein Beispiel anhängen. Eine Sache im speziellen interessiert mich dazu auch noch: - Wann beginnt ihr mit dem Design des Boardes? Macht ihr zuerst den kompletten Schaltplan fertig und beginnt dann? Oder erst eine Grundschaltung, diese im Board inkl. Routen der Abblockkondensatoren etc und dann die einzelnen Module, welche an den Controller kommen? Ich hatte da schon oft das Problem, das bei großen Schaltkreisen es aufwendig ist, wenn man versucht es komplett händisch zu routen, da es sehr unübersichtlich wird mit den vielen Bauteilen. Schöne Feiertage!
Turtok schrieb: > Ich hatte da schon oft das Problem, das bei großen Schaltkreisen es > aufwendig ist, wenn man versucht es komplett händisch zu routen, da es > sehr unübersichtlich wird mit den vielen Bauteilen. Dann musst du strukturiert vorgehen, d.h. die Bauelemente in Baugruppen plazieren, Baugruppen routen und falls es irgendwo eng wird, komplett geroutete Baugruppen verschieben.
Im Grunde genommen ist es ja egal mit welchem Programm man layoutet. Die Vorgehensweise ist ja im Grunde genommen die selbe. Ich selbst gehe allerdings recht chaotisch vor und zeichne keine Schaltpläne im Programm. Macht aber nix, da ich wenn dann nur recht übersichtliche Schaltungen mit Mikrocontrollern verwurste. Ich habe für die von mir verwendeten µC's eigentlich eine Art Standardlayout, welches ich immer wieder verwende, da sind Abblockkondensatoren, ISP-Schnittstelle, wenn benötigt Quarz und serielle Schnittstelle und alles was sonst noch so immer dazu gehört, wie z.B. Resetwiderstand dabei. Auch die meisten Peripherieschaltungen wie MosFetausgänge, Eingangsbeschaltungen I²C usw. baue ich immer ähnlich auf. Wenn ich mir dann alles notwendige zusammenkopiert oder geklickt habe, dann kümmere ich mich um halbwegs sinnvolle Bauteilplazierungen und darum, das ich ohne viele Drahtbrücken routen kann und verlege meine Leiterbahnen so, das ich keine Masseschleifen habe und möglichst sinnvolle Signalwege habe. Wenn das soweit in Ordnung ist, dann versuche ich alles etwas aufzuhübschen und schlafe noch mal ne Nacht drüber, bevor ich mir noch mal alles ansehe. Dann wird ausgedruckt, geätzt und nötigenfalls gebohrt. Bis her hatte ich mir so "entwickelten" Schaltungen noch nie ein großes Problem. Die Probleme kamen dann meistens erst, wenn in der Software die Featuritis zugeschlagen hat und deswegen noch etwas ergänzt oder geändert werden musste. Das lässt sich dann aber meistens noch mit Dremel und isoliertem Draht anpassen. Die zweite Version mit den dann eingepflegten Änderungen liegt dann auf der Festplatte und wird sowieso nie geätzt, weil die erste ja funktioniert. Aber das ist halt bei Hobbyschaltungen oft so. Turtok schrieb: > Wie sieht für euch ein perfekter > Schaltplan oder perfektes Board aus? Perfekt gibt es sowieso nicht, höchstens so nah wie möglich dran. Aber ich für meinen Teil sehe eine Schaltung als gelungen an, wenn die fertige Platine dann in das vorgesehene Gehäuse passt, alle Anschlüsse da sind, wo sie benötigt werden und alles funktioniert wie es soll. Das angehängte Bild zeigt, wie sowas bei mir aussieht, wenn es fertig ist. Serielle Schnittstelle (oben rechts) hinzugefügt, die vorher nicht eingeplant war, 24V tolerante Eingänge über Optokoppler werden nicht genutzt (weil die Eingaben jetzt über die serielle Schnittstelle kommen, oben links), Anstelle eines Relaisausganges doch noch eine PWM über Mosfet (unten links). Viele Bauteile, Kondensatoren an den Eingängen, Resetbeschaltung, FilterC's am Spannungsregler usw. sitzen als SMD Bauteile unter der Platine. ALles in ALlem sicher ziemlich unperfekt, aber es funktioniert. Und das geänderte Layout liegt irgend wo auf der Festplatte und gammelt ungenutzt vor sich hin. Frank
Turtok schrieb: > Macht ihr zuerst den kompletten Schaltplan fertig und beginnt dann? Der Schaltplan muss so weit fertig sein, dass alles funktioniert. Dann werden Peripherieelemente (Steckerverbinder, Bedienelemente, Befestigungen) und Bauformen der Bauelemente (THT, SMD) festgelegt und plazieren. Beim Layout kommt es durchaus vor, dass man sich im Layout viel Ärger sparen kann, wenn man in der nächsten Entwicklungsschleife kleine Änderungen im Schaltplan vornimmt (z.B. Tauschen von gleichwertigen Bauelementanschlüssen, Steckerbelegungen). Bestes Beispiel, wo so eine Entwicklungsschleife fehlte, sind bei den alten PC Mainboards die beiden Steckerbelegungen der Pfostenstecker für die serielle Schnittstelle. Wenn man zwischen Pfostenstecker und D-Sub9 stur nach Pin-Nummern durchverbindet, hat man bei der Kabelkonfektionierung ein Problem.
Die Schaltung sollte zu mindestens 95% fertig sein, ansonsten machst Du Dir das Leben nur unnötig schwer, wenn Du zu einem späteren Zeitpunkt Bauteile zufügen/umpositionieren musst und deren Leiterbahnen ebenfalls anpassen musst. Die mechanischen Dinge sollten auch Beachtung finden: * Bauform der Platine (Wie muss die Platine geformt sein, um ein Gehäuse optimal auszufüllen. * Wo sind Bohrungen für die Montageschrauben (Lochdurchmesser beachten)? * Wo müssen Bauteile hin, die nicht verschoben werden dürfen (weil z.B. Durchbrüche im Gehäuse für Display, Taster, LEDs oder Buchsen) * Aufteilung der Kupferlagen (hauptsächlich bei Multilayer, Signallagen, Supplylagen) Dann wird die Platine geroutet. Ganz zum Schluß kommt noch der Bestückungsdruck dran.
Turtok schrieb: > mich interessiert wie ihr so grundsätzlich mit Eagle vorgeht. > Was macht ihr zuerst, was als letztes? Hallo Turtok, ich spreche hier vom industriellen Umfeld. Schaltplan- Layout- Prototyp - Ganz einfach. Turtok schrieb: > Auf was legt ihr besonderen Wert? Möglichst fehlerfrei die Idee in eine fertige Schaltung zu transferieren, das ist schon alles. Das ist aber auch das schwerste :) Turtok schrieb: > welche ihr genau achten müsst, weil > sie euch schon so oft passiert ist? Bei mir gibt es eine Liste die ich bei jeder Schaltung/Layout abhake um nicht wieder in die gleichen Fehler zu tappen. Ist etwa 2 Seiten lang und wächst mit jedem Projekt. Turtok schrieb: > Wie sieht für euch ein perfekter > Schaltplan oder perfektes Board aus? Wenn es die Vorgaben etwa zu 90...99% erfüllt (WIRKLICH erfüllt) dann ist das schon gut, und die Vorgaben sind meist nicht wenig. Perfekt geht nicht, da sorgt der Vertrieb schon dafür :) Beispiel: 24V Gerät soll auch bei Anschluss an 230V nicht kaputtgehen , und das darf dann Nichts extra kosten und mechanischer Bauraum steht auch keiner zusätzlich zur Verfügung. Aber die Forderung kommt natürlich erst nach dem ersten Layout rein. Heißt dann z.B. die Hälfte des Boards umreißen. Turtok schrieb: > Wann beginnt ihr mit dem Design des Boards? Macht ihr zuerst den > kompletten Schaltplan fertig und beginnt dann? Board beginnt man dann wenn der Schaltplan fertig ist. Der ist fertig wenn ein zweiter Entwickler den Schaltplan geprüft und freigegeben hat. Woher sollte man sollst wissen was drauf soll? Klar, manchmal macht man auch ein feasibility check (placement), den aber auch mit einer angenommenen nahezu 100% Schaltung - sonst kann man ja nicht prüfen ob das reingeht. Turtok schrieb: > das bei großen Schaltkreisen es > aufwendig ist, wenn man versucht es komplett händisch zu routen, da es > sehr unübersichtlich wird mit den vielen Bauteilen. Dafür gibt es Arbeitsmethoden um zu verhindern dass falsch platziert wird. Die Frage ist doch: Bekomme ich das Layout in den mechanisch zur Verfügung stehenden Raum. Das ist die Kunst des Layoutens, da kann es schon mal nötig werden ein PCB "zu falten" und die beiden dann mit Steckverbinder/Flex zu verbinden. Routen ist bei mir immer 100% da analog/digital kombiniert. rgds
Hallo, kannst dir ja mal dieses Video anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=2b1UdOmxVrw @6a66 Kannst du mal deine Liste zeigen? Gruß Jonas
Turtok schrieb: > mich interessiert wie ihr so grundsätzlich mit Eagle vorgeht. Ich verwende Target, aber das ist im Prinzip egal. > Was macht ihr zuerst, was als letztes? Zuerst mal einen 100% Funktionierenden Schaltplan. Wenn was unklar ist dann ein Testaufbau des betreffenden Teils. Ausdrucken(!) und in ruhe nach fehlern suchen... Gehäuse Festlegen, Layout Umriss Zeichnen + Befestigungsbohrungen. Anschlüsse Platzieren. Jetzt erstmal alle Bauteile in Funktionsgruppen drumherum sortieren. Grob im Umriss platzieren und die Empfindlichen Dingen (Quarz, Analog, AD, Schaltregler) routen. Nun die ganzen Gruppen verbinden, ggf Pins tauschen. Das ganze 2 Stunden liegen lassen und dann Feinschliff. DRC nicht vergessen! Zum Abschluss Masseflächen, Name, .... > Auf was legt ihr besonderen Wert? Funktionierenden Schaltplan, Gehäuse und EMV (Quarz, Analog, AD, Schaltregler). Beim bestücken vom 1. Prototype alle Fehler sofort aufschreiben und nach den Tests einarbeiten. > Und habt ihr eine Fehlerquelle, auf welche ihr genau achten müsst, weil > sie euch schon so oft passiert ist? DRC vergessen :-) Unpassende Gehäuse. > Wie sieht für euch ein perfekter > Schaltplan oder perfektes Board aus? Einen Schaltplan muss man lesen können und auf einen Blick die Funktion erkennen können. Dabei Hilft Signalfluss von links nach rechts, VCC oben, GND unten, Gruppen bilden, viele Seiten, Übersichts Blatt, Kommentare.... > Eine Sache im speziellen interessiert mich dazu auch noch: > - Wann beginnt ihr mit dem Design des Boardes? Macht ihr zuerst den > kompletten Schaltplan fertig und beginnt dann? Ja, mit der Zeit kann man ganz gut abschätzen wie gross das ganze wird. Und wenn es nicht passt besser etwas raus löschen als hinterher rein flicken. Wenn beim Routen Pins getauscht werden sollten, kann man das dann immer noch tun, besser als keine Ahnung zu haben was alles belegt ist. > Oder erst eine > Grundschaltung, diese im Board inkl. Routen der Abblockkondensatoren etc > und dann die einzelnen Module, welche an den Controller kommen? Damit stehst du dir selbst im weg. 80% beim routen ist die Platzierung der Bauteile. Und wenn die schon Leiterbahnen dranhängen haben verschiebt man die nicht mehr so gerne... > Ich hatte da schon oft das Problem, das bei großen Schaltkreisen es > aufwendig ist, wenn man versucht es komplett händisch zu routen, da es > sehr unübersichtlich wird mit den vielen Bauteilen. Sortiere das erstmal außerhalb vom Umriss. Viel Erfahrung hilft viel. Route seit vielen Jahren 100% Manuell.
Jonas G. schrieb: > Kannst du mal deine Liste zeigen? Ich kann Dir mal ein paar Punkte nennen: Passermarken Sieb vorhanden Passermarken Automat vorhanden Alle Vias tented? Kontrolle Mechanik durchgeführt? Anbindung Gehäuse für EMV gemacht? Lötstoplack über Kupferfläche entfernt wo nötig? Masseverbindungen vorhanden (zur Erklärung: es gibt da z.B. bis zu fünf unterschiedliche Massen mit unterscheidlichen Signalnamen die an bestimmten Punkten verbunden sein müssen). Namensgebung der Netze konsistent DRC-gelaufen? Lötstopstege mindestens 0,xxx mm? Projektparameter aufdatiert? Testpunkte für Tester gesetzt? ... rgds
Jonas G. schrieb: > kannst dir ja mal dieses Video anschauen: > Youtube-Video "EEVblog #244 - How To Lay Out A PCB - PSU Design Part 9" Na ja das ist ein Layoutjob für 1..2h max wenn man alles sauber und richtig machen will. Das Routen davon macht nur einen geringen Bruchteil davon aus. Mach das auf 30% der Fläche in SMD oder weniger, beidseitig, industriell bestückbar und Testbar dann fangen wir über Komplexität an zu reden, dann wird das ein Vierlager, .... :) rgds
Hallo zusammen, danke für eure Beiträge. Klingt durchaus interessant und man lernt ein wenig dazu. 6a66 schrieb: > ich spreche hier vom industriellen Umfeld. > Schaltplan- Layout- Prototyp - Ganz einfach. Was verwendest du in der Industrie zur Entwicklung? Noch Eagle? Ich lese gern weiter, je mehr Erfahrung von jedem, umso mehr kann man dazulernen :-) Viele Grüße
Frank B. schrieb: > Ich selbst gehe allerdings recht chaotisch vor und zeichne keine > Schaltpläne im Programm. Aber dafür zersägst Du ICs. :D Das habe ich schon über zehn Jahre nicht mehr gesehen, danke für die Auffrischung. ;)
Turtok schrieb: > Ich lese gern weiter, je mehr Erfahrung von jedem, umso mehr kann man > dazulernen :-) > Das ist ein Irrglaube daß man an der Erfahrung anderer was wesentliches lernen kann. Und da gerade Schematic/Layout alles andere als Trockenübungen sind und sich noch dazu je nach Firma, Software, Fertigeer und Projekt die Herangehensweise unterscheiden sind Erfahrungen nicht sonderlich "lernbar"... Also - mach Deine Erfahrungen, frage nach wie dies oder das dann woanders gelöst wurde und lerne an den eigenen Fehlern..... Grüße MiWi
Es gibt drei Wege zur Erkenntnis Durch Überlegung, das ist der Edelste. Durch Nachahmung, das ist der Leichteste. Durch Erfahrung, das ist der Bitterste. Konfuzius
Turtok schrieb: > 6a66 schrieb: >> ich spreche hier vom industriellen Umfeld. >> Schaltplan- Layout- Prototyp - Ganz einfach. > Was verwendest du in der Industrie zur Entwicklung? Noch Eagle? Nein, professionelle Tools, z.B. AD16, Mentor expedition, ... Aber jedes Tools hat so seine Tücken die sich auf der Liste auch wiederfinden. Das eine mehr das andere weniger. rgds
Schau doch mal in das Tutorial der aktuellen Version. Hier findest findest du (u.a.) "Kapitel 6 Vom Schaltplan zur fertigen Platine" (S. 123-146). Das ganze findest du auch als Volltext online: http://www.cadsoft.de/training-service/tutorials/. Habe mich hier auch angelesen.
Als erstes hat man mal mechanische Vorgaben für die Abmessungen, Befestigungspunkte, Lage der Steckverbinder und Kühlkörper. Dann kann man noch die Bauformen auswählen nach mechanischen Kriterien. Etwas "Marktforschung", welche Bauform gut beschaffbar ist kommt noch dazu. Ein Eagle-Layout fängt mit einem "frame" für den Schaltplan an, dann kommen vielleicht noch die Bauteile in die Bibliothek, für die man noch kein Eagle-Symbol hat, die man aber unbedingt braucht. Dann wirft man alles wichtige auf den Schaltplan, das Hühnerfutter kommt später.
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