Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik zeitliche Stabilität / Random Walk von Taktgebern


von Silverin (Gast)


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Guten Abend,

Ich hoffe ich bin mit meiner Frage hier richtig.
Es seien konstante Umgebungsbedingungen (konstante Temperatur, konstante 
Feuchte, konstanter Druck) gegeben. Frage, wie stabil sind:

- Keramikresonatoren als Teil eines diskret aufgebauten Oszillators
- Quarze als Teil eines diskret aufgebauten Oszillators
- Quarzoszillatoren als diskrete Bauteile
- MEMS-Oszillatoren als diskrete Bauteile
- TCXOs als diskrete Bauteile
- OCXOs
- GPSDOs

in der zeitlichen Darstellung tatsächlich? Neben der 
temperaturabhängigen Stabilität (sei aufgrund der konstanten 
Umgebungsbedingung vernachlässigt) und der Alterung der Bauelemente (sei 
ebenfalls zunächst vernachlässigt) wird sicherlich auch Random Walk 
(zufälliges Driften in irgendeine Richtung) eine wichtige Rolle spielen. 
Doch über welchen Größenordnungen spricht man da?

Bisher habe ich, außer gelegentlich einigen Allan Varianz Diagrammen, 
noch kein Diagramm zur zeitlichen Stabilität (Frequenz über Zeit) 
solcher Taktquellen gesehen und schon gar keine Allan Varianz Diagramme 
zu jedem der aufgeführten Taktgeber, sodass man mal vergleichen und ein 
Bauchgefühl dafür entwickeln kann mit welchen Größenordnungen man zu 
rechnen hat.
Mich interessiert durchaus die Stabilität herunter bis in den 
ps-Bereich. Hat dazu jemand Erfahrungen oder Quellen?

Ferner interessiert mich auch, wie sieht es mit Jitter bei den 
aufgeführten Elementen aus? Wie groß sind hier die Schwankungen bei 
allen Elementen?

Es geht mir nicht um Absolutwerte, aber Größenordnungen würden mir 
durchaus schon extrem beim Verständnis weiterhelfen.

Vielen Dank für eure Mithilfe, euer Silverin.

von Anja (Gast)


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Die HF-sektion wäre wahrscheinlich passender.

Ansonsten mal bei Dave die Suche nach Allan Varianz bemühen:
http://www.eevblog.com/forum/blog/eevblog-457-oscillator-calibration-followup/msg221425/#msg221425

oder bei den Time-Nuts vorbeischauen:
https://www.febo.com/pipermail/time-nuts/

Gruß Anja

von Pandur S. (jetztnicht)


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Der Jitter haengt mit dem Phasenrauschen zusammen. Und zwar integriert 
man das Seitenband Spektrum zwischen flo(zB 10Hz) und fhi(zB 1MHz) neben 
dem Traeger. Rauschen setzt allerdings zufaellige Amplituden zu 
zufaelligen Zeiten, sowie Korreltationsaussagen, voraus. Die 
Allenvarianz ist die Haeufigkeit des Phasenfehlersueber ein 
zeitintervall.
Ueber all diese Daten sollte das Datenblatt etwas aussagen. Falls eine 
Angabe fehlt, moechte der Herstellen nicht darauf behaftet werden. zB 
auch weil nicht nur das Bauteil, sondern auch die Umgebung reinspielt. 
Die Oszillatoren haben aber immer ein Phasenrausch diagramm dabei. Meist 
fehlen da die tiefen Frequenzen. Bei, resp unterhalb 100 Hz ist 
ueblicherweise Schluss.
Zum Einlesen empfehle ich das Amsat Journal. Ich muesste den Link 
nachschauen. Ja. http://www.ulrich-bangert.de/AMSAT-Journal.pdf

Oder https://www.google.ch/search?q=amsat+journal+phasenoise

Und ja, die Werte werden bei der vorgeschlagegen Liste nach unten 
besser.

: Bearbeitet durch User
von Silverin (Gast)


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Danke für die bisherigen Antworten, auch wenn sich mir dadurch noch kein 
vollständiges Bild ergibt.
Über weitere Informationen wäre ich nach wie vor sehr dankbar.

von Mowo (Gast)


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Silverin schrieb:
> Mich interessiert durchaus die Stabilität herunter bis in den
> ps-Bereich. Hat dazu jemand Erfahrungen oder Quellen?
Was interessiert Dich denn? Die Kurzzeitstabilität (ps) oder die 
Langzeitstabilität (>h)?
Je nach Anwendung brauchst/willst Du das eine, oder das andere.

Aus dem Allen-Diagramm bekommst Du nur heraus, wo das Optimum für die 
Langezeitstabilität liegt.

Wenn die Hersteller keine Daten liefern, hilft nur nachmessen. Und zwar 
am Besten unter Einsatzbedingungen.

von Silverin (Gast)


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Mowo schrieb:
> Was interessiert Dich denn? Die Kurzzeitstabilität (ps) oder die
> Langzeitstabilität (>h)?

Im Grunde genommen beides, mit größerem Fokus auf die 
Kurzzeitstabilität.

Die Kurzzeitstabilität ist mir wichtig, weil ich eine Messdauer von 
10µs/Kanal bei 8 Kanälen habe, von denen untereinander Differenzen 
gebildet werden. Wenn hier die Zeitbasis wild durch die Gegend saut habe 
ich einen nicht korrigierbaren Fehler drin.

Die Langzeitstabilität, weil ich heute noch das gleiche messen möchte 
wie morgen, allerdings lässt sich das eher korrigieren, weil es eher 
eine Drift in eine bestimmte Richtung ist, sodass ich durch Herstellung 
definierter Bedingungen das Driften erfassen kann.

Doch wie nun genau messen? Mir steht ein HP5316B Universal Counter mit 
TCXO, ein HP5328A mit internem Quarz?, ein HP4194A mit OCXO, ein HP ... 
Spektrumanalysator, ein HDO6040 und einiges anderes zur Verfügung. In 
Kürze noch ein Trimble Thunderbold.
Dennoch ist alles nicht gerade dafür geeignet Änderungen der 
Periodenlänge zweier aufeinanderfolgender Takte über einen längerne 
Zeitraum zu erfassen oder?

von Harald W. (wilhelms)


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Mowo schrieb:

> Was interessiert Dich denn? Die Kurzzeitstabilität (ps) oder die
> Langzeitstabilität (>h)?
> Je nach Anwendung brauchst/willst Du das eine, oder das andere.

Ja, Rubidium-Normale haben z.B. eine gute Kurzzeitstabilität,
während Cäsium-Normale eine gute Langzeitstabilität haben.
Zur Frage des TEs: Die von ihm gewünschten Daten sollten
normalerweise im Datenblatt des von ihm verwendeten Normals
stehen.

von Silverin (Gast)


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Es geht mir nicht im Normale,sondern um Quarzoszillatoren etc., um sie 
in einer Schaltung zu verbauen. Und da finden sich in aller Regel keine 
Angaben zu in den Datenblättern. Leider.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich denke nicht dass du mit ein paar Zaehlern im Kurzzeitbereich von 
10us etwas vom Phasenrauschen messen kannst. Das bestimmende in diesem 
Bereich ist das Phasenrauschen, das mit einem Spektrumanalyzer gemessen 
wird. Das ist fuer einen Quarzoszillator sehr wohl angegeben. Das liegt 
bei 100kHz um die -140 ..150dB

: Bearbeitet durch User
von Silverin (Gast)


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Ich werde den Versuch dennoch mal angehen. Hab die Software PN3048 
gefunden, mit der ich einen HP5316B ansteuern kann. Mal schauen wie weit 
ich damit komme.
Der mir zur Verfügung stehende HP Spektrumanalysator hat das Problem, 
dass die kleinste einstellbare Bandbreite bei 1KHz oder 300Hz liegt und 
Mischer habe ich gerade keine zur Hand.
Versuch macht klug, wie man so schön sagt und letztlich kann man nur 
dazulernen.
Ein TDC wäre ggf. auch noch eine Möglichkeit, um jede zweite Periode 
gegen einen Referenztakt zu messen, allerdings stellt sich dann die 
Frage nach dem TDC-Rauschen, das man ggf. dadurch quantifizieren könnte, 
dass man den Referenztakt gegen sich selbst misst.

von Thomas R. (dt_roll)


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Wenn du das Phasenrauschen mit einem Zaehler messen willst bist du 
automatisch bei den langen Zeiten, zumindest lang gegenueber einer 
Periode. Du misst dann 1 Million Perioden der Referenz gegen den 
Oszillator. Solange der Zaehlerwert nur um eins oder weniger jittert ist 
noch nichts brauchbaren gemessen worden. Dann eben auf 10, oder 100 
Millionen Perioden erhoehen. Fuer eine brauchbare Statistik musst du 
dann eben lang messen lassen. Und eine Aussage ueber die 
Kurzzeitstabilitaet hast du trotzdem nicht.

von Silverin (Gast)


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Ich habe einen anderen Versuch gestartet.
Seit gestern steht mir ein GPDSO zur Verfügung. Diesen wiederum habe ich 
als Taktquelle für ein HDO6054 (12bit 2.5GSps) und einen HP 3325A 
(Synthesizer Function Generator) verwendet.
Dann habe ich mir einen XO53 VCO (Reichelt, 16MHz) geschnappt und an 
Kanal 2 des DSO angeschlossen. Parallel dazu habe ich die Frequenz grob 
mit einem HP5316B, ebenfalls aus dem GPSDO versorgt, ermittelt und diese 
am HP3325A eingestellt und noch etwas feinjustiert.
Der Ausgang vom HP3325A wiederum hängt an Kanal 1 des DSO. Mit der 
Messfunktion "Phase" und der Möglichkeit zur Trenddarstellung habe ich 
dann die Kurzzeitstabilität zumindest einmal sichtbar machen können. 
Tatsächlich zeigt sich, dass der deutlich schlechtere VCO zunächst in 
eine Richtung wandert, die Phase also immer negativer wird, um dann nach 
einiger Zeit langsamer zu werden und dann in die komplett 
entgegengesetzte Richtung zu wandern bis hin zu großen positiven Werten.
Prinzipiell scheint diese Methode recht gut zu funktionieren, ich muss 
mir nur noch Gedanken machen, wie ich die Flut an Daten sinnig 
verarbeite, in eine brauchbare Darstellung bringe und mit meiner 
eigentlichen Aufgabe korrelliere.
Vielleicht hilft es ja jemandem weiter.

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