Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Was ist das hier parallel zu diesem Motor?


von Tim (Gast)


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Was ist das hier parallel zu diesem Motor? Soweit ich das entziffern 
kann ist die Beschriftung:
1
cFMKTA001
2
0,068 µF (x)
3
250 V~
4
HPF
5
-25+95°C
6
11/76
7
68013
8
70775-1

Wegen µF hab ich mal nach "Motor Kondensator" gesucht und möglicherweise 
ist das ein "Entstörkondensator"? Falls ja, wie funktioniert das genau 
mit der Entstörung? Hab leider bei 
https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator nicht alles ganz 
verstanden.

Und Sorry für die schlechte Foto-Qualität, mein Smartphone ist für 
Makroaufnahmen wirklich schlecht.

Danke, Tim

von MaWin (Gast)


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Tim schrieb:
> möglicherweise ist das ein "Entstörkondensator"?

Genau.

> Falls ja, wie
> funktioniert das genau mit der Entstörung?

Er bildet einen Kurzschluss für hochfrequente Störspannungen die aus dem 
Funkenflug des Kollektors und der Induktivität am Motot entstehen.

von Tim (Gast)


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MaWin schrieb:
> Genau.

Danke für deine Antwort!

MaWin schrieb:
> Er bildet einen Kurzschluss für hochfrequente Störspannungen die aus dem
> Funkenflug des Kollektors und der Induktivität am Motot entstehen.

Aber wieso Kurzschluss? Der Kondensator hat doch keine physikalische 
Verbindung zwischen "beiden Seiten"?

von Henning (Gast)


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wenn ein Kondensator ungeladen ist, betrachtet man ihn als 
"Kurzschluss", da dann ein sehr hoher Strom fließt, der ihn dann 
auflädt.

von Tim (Gast)


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Henning schrieb:
> wenn ein Kondensator ungeladen ist, betrachtet man ihn als
> "Kurzschluss", da dann ein sehr hoher Strom fließt, der ihn dann
> auflädt.

Aha! Also, wenn die Frequenz einer Wechselspannung so hoch ist, dass der 
Kondensator nie genug Zeit hat, vollständig geladen zu werden? 
(Ansonsten wäre er ja irgendwann geladen und kein Kurzschluss mehr.)

Wie findet man die benötigte Kapazität heraus? Das sollte ja eigentlich 
auszurechnen sein...

von lesen (Gast)


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MaWin schrieb:  Kurzschluss für hochfrequente Störspannungen

von Tim (Gast)


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lesen schrieb:
> MaWin schrieb:  Kurzschluss für hochfrequente Störspannungen

Eieiei... das ist jetzt aber pingelig. Ja, ich hab das gelesen. Sorry, 
wollte zum Sichergehen nochmal nachfragen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hochfrequenz schreibt außerdem:
1
Hochfrequenz (HF, englisch RF für radio frequency) ist in der
2
Elektrotechnik die Bezeichnung für Frequenzen über den hörbaren
3
Schallwellen

Das ist also eine Grenze irgendwo zwischen 20 und 30 kHz. Ich würde mal 
behaupten, dass es einen "Kondensator" gibt, welcher für eine Frenquenz 
in der Nähe dieser Grenze kein Kurzschluss ist. Nämlich, wenn die 
Kapazität klein genug ist. Der kausale Zusammenhang wäre mir also 
lieber, als einfach nur zu merken "Kurzschluss für hochfrequente 
Störspannungen".

Ist da was falsch dran?

von Achim H. (anymouse)


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"Hochfrequenz" ist ein seeehr dehnbarer Begriff.

Je nach Anwendung und damit "Normalem Frequenzbereich" kann die Grenze 
bei 1kHz oder auch bei 1GHz oder sogar noch höher liegen.

Zur HF-Filterung in einem Audioverstärker wäre ein 10kHz-Filter zu 
niedrig, beim 50Hz-Motor der 1kHz-Filter zu niedrig. Kapazität und 
(Grenz-)Frequenz müssen zusammenpassen.

von Thomas P. (tommy2002)


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Tim schrieb:
> Aber wieso Kurzschluss? Der Kondensator hat doch keine physikalische
> Verbindung zwischen "beiden Seiten"?



Formel um den Blindwiderstand eines Kondensators zu berechnen:

Jetzt setze da mal eine hohe Frequenz ein und schau dir an wie der 
Widerstand wird.

von Blinky (Gast)


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Tim schrieb:
> Aha! Also, wenn die Frequenz einer Wechselspannung so hoch ist, dass der
> Kondensator nie genug Zeit hat, vollständig geladen zu werden?
> (Ansonsten wäre er ja irgendwann geladen und kein Kurzschluss mehr.)
>
> Wie findet man die benötigte Kapazität heraus? Das sollte ja eigentlich
> auszurechnen sein...

Im Prinzip ja, je höher die Frequenz desto niedriger der Widerstand (Bei 
Induktivitäten ist es anderst herum, dort steigt der Widerstand mit 
zunehmender Frequenz).

Siehe kapazitiver Blindwiderstand z.B. hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Blindwiderstand
oder
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/1006231.htm

von Tim (Gast)


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Achim H. schrieb:
> Zur HF-Filterung in einem Audioverstärker wäre ein 10kHz-Filter zu
> niedrig, beim 50Hz-Motor der 1kHz-Filter zu niedrig. Kapazität und
> (Grenz-)Frequenz müssen zusammenpassen.

Okay, ich habe also bei verschiedenene Anwendungen auch verschiedene 
störende Hochfrequenzen. Also brauche ich Kondensatoren verschiedener 
Kapazität. Und der kausale Zusammenhang ist doch "wie lange braucht der 
Kondensator zum Laden", oder?

Thomas P. schrieb:
> Formel um den Blindwiderstand eines Kondensators zu berechnen

Das ist cool, danke. Nimmt man diese Formel für den Blindwiderstand, um 
die nötige Kapazität eines Entstörkondensators zu bestimmen? Werde ich 
einfach mal mehr lesen müssen dazu... Welchen Widerstand peilt man denn 
an?

Und wenn die Störfrequenz aus dem Funkenflug des Motors entsteht, dann 
sollte sie ja proportional zur Drehzahl des Motors sein, oder?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Der Kondensator ist der Bezeichnung nach ein "MKT"-Typ
Metallized Polyester Capacitor
http://en.tdk.eu/tdk-en/529460/products/product-catalog/film-capacitors/metallized-polyester-capacitors--mkt-

aber wenn "11/76" das Datum Nov.1976 angibt, wird es speziell zur "MKT 
A001"-Serie keine neuen Datenblätter geben. Google findet damit nur 
einen Ersatzkondensator von Rowenta

von Thomas P. (tommy2002)


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Tim schrieb:
> Welchen Widerstand peilt man denn an?

Kommt ganz auf die Anwendung an. Schau dir mal Tiefpassfilter an. Man 
wählt den Kondensator so, dass die Schaltung weniger störend für die 
Umgebung/Umwelt ist :-)

Tim schrieb:
> Und wenn die Störfrequenz aus dem Funkenflug des Motors entsteht, dann
> sollte sie ja proportional zur Drehzahl des Motors sein, oder?

Nein. Diese Störfrequenzen können teilweise sogar breitbandig in den MHz 
bereich gehen und wenn man wirklich Pech hat können diese auch Funknetze 
wie: W-Lan, Radio usw. in der näheren Umgebung stören. Daher macht man 
ausgiebige EMV Messungen um dies zu verhindern. Funkenflug ist EMV 
technisch richtig eklig.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Tim schrieb:
> Nimmt man diese Formel für den Blindwiderstand, um die nötige Kapazität
> eines Entstörkondensators zu bestimmen?

Nein, man misst die EMC Störausstrahlungen des laufenden Motors, 
vergleicht die mit den zulässigen Grenzwerten, und wählt einen kleinen 
Kondensator der sie ausreichend dämpft.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:EmcEmiExample.png

von Tim (Gast)


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Thomas P. schrieb:
> Funkenflug ist EMV technisch richtig eklig.

Ja, klingt so! :-)

MaWin schrieb:
> Nein, man misst die EMC Störausstrahlungen des laufenden Motors,
> vergleicht die mit den zulässigen Grenzwerten, und wählt einen kleinen
> Kondensator der sie ausreichend dämpft.

Du meinst... durch "Ausprobieren"?!

von Jan H. (jan_m_h)


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Tim schrieb:
> Du meinst... durch "Ausprobieren"?!

Eher kuckt man erstmal, was der Motor so an EMV-Dreck ausspuckt und 
rechnet dann.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Tim schrieb:
> Okay, ich habe also bei verschiedenene Anwendungen auch verschiedene
> störende Hochfrequenzen. Also brauche ich Kondensatoren verschiedener
> Kapazität. Und der kausale Zusammenhang ist doch "wie lange braucht der
> Kondensator zum Laden", oder?

Man (sparsame Produktionsfirmen halt - da wird natürlich knallhart 
kalkuliert, das müssen die irgendwo) nimmt je nach Anwendung den 
Entstörkondensator so klein, wie nur irgend möglich, sowohl geometrisch 
(Größe), als auch den Wert. Der ist dann am billigsten. Er muß nur knapp 
die Anforderungen erfüllen. (Siehe Antwort von Jan H.)

Man verwendet sowas auch für Schaltnetzteile, da aber sind zusätzlich 
auch Y-Kondensatoren eingebaut, mit anderen Anforderungen, weil diese 
jeweils von Phase und Neutralleiter (gespiegelt/symmetrisch, sind also 
immer 2) jeweils hin zu PE liegen. Deshalb gibt es für deren Wert auch 
Obergrenzen, ich glaube aller-, allerhöchtens 22nF (nagel mich nicht 
fest), damit der RCD(früher FI)-Schalter nicht auslöst. Der Kond. sorgt 
ja wie gesagt für einen AC-Kurzschluß.

In SMPS sind aber eh fast immer auch serielle Spulen zu den parallelen 
Kondensatoren, manchmal recht aufwändige gesamt-"Entstörfilter". Man 
(s.o.) geht also so vor, diese Spulen etwas stärker zu machen, statt mit 
den Kondensatorwerten immer gar so ans Maximum zu gehen. Das entschärft 
das RCD-Problem.

Entstörung ist ein umfangreiches Thema...

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Tim schrieb:
> Du meinst... durch "Ausprobieren"?!

Ja, mit einem Startwert aus Erfahrung, 47nF.

von Tim (Gast)


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Okay, danke euch allen nochmal! :-)

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