Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Elektronik wetterfest machen


von Gerhard (Gast)


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Hallo,

ich interessiere mich dafür, wie man eine kleine Elektronikeinheit, 
Größe etwa halber Schuhkarton, draußen am Straßenrand wetterfest 
unterbringen kann.

Geplant ist eine Mastmontage in etwa 2 Metern Höhe, zusammen mit einem 
Solarpanel. Die Elektronik möchte ich nun in eine Box packen, so dass 
sie Regen, Schnee, Eis, Staub, Wind und herumkrabbelndes Kleingetier 
etc. auf Dauer aushält.

Eine (interne) GSM-Antenne ist auch dabei, also scheidet ein 
Vollmetallgehäuse aus. Es sollte ein Kunststoffgehäuse sein, das 
verwitterungsfest ist. Komplett luftdicht ist sicherlich falsch, wegen 
Kondenswasser und Druckausgleich.

Gibt es zu diesen Dingen Normen, die man sich mal besorgen und studieren 
könnte? Hat jemand Praxiserfahrung? Würde eine Rittal-Kiste mit 
umlaufender Butyl-Schnur als Dichtung ausreichen? Wir macht man die 
Kabeldurchführungen?

Fragen über Fragen...

: Verschoben durch User
von Peter (Gast)


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Am einfachsten ist das vergießen mit: Harz, Silikon  etc.
Bei allen anderen Methoden hast du immer das Problem mit
der Luftfeuchtigkeit.

Gruß

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Zwecks Druckausgleich und Ausdampfen eventuell vorhandenen 
Kondenswassers gibt es hierfür speziell geeignete einschraubbare 
Belüftungselemente mit einer Goretex-Membran. Ein Markenname lautet Gore 
PolyVent.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Peter schrieb:
> Am einfachsten ist das vergießen mit: Harz, Silikon  etc.
> Bei allen anderen Methoden hast du immer das Problem mit
> der Luftfeuchtigkeit.

Und auch beim Vergießen kann das Problem auftreten, dass die 
Luftfeuchtigkeit innerhalb der Anschlussleitungen in das Gehäuse zieht. 
Wenn man also wirklich ein Gehäuse komplett verschließen wollte, müsste 
man Durchführung aus Glas oder Keramik verwenden, wie sie beim Bau von 
Vakuumkammern üblich sind. Dann benötigt man jedoch im Bereich des 
externen Steckers wiederum einen witterungsgeschützten Klemmenblock 
o.ä., d.h. außer einem wesentlich leichteren Portemonnaie hat man dann 
nur wenig gewonnen.

von Dirk S. (fusebit)


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IP67 Gehäuse mit Belüftung, wäre meine Idee.

von Stefan F. (Gast)


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Ich rate zu einem Gehäuse mit feuchte-Membran und Heizung.
Videokameras nutzen häufig einen kurzgeschlossenen 7805 als Heizelement.

von Christian K. (christian_rx7) Benutzerseite


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Je nach Temperaturempfindlichkeit, sollte man vielleicht auch überlegen, 
ein doppelwadiges Gehäuse zu verwenden. Das Äussere mit 
Lüftungsschlitzen und das Innere mit Membran.

Christian_RX7

von Traurig Traurig (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Zwecks Druckausgleich und Ausdampfen eventuell vorhandenen
> Kondenswassers gibt es hierfür speziell geeignete einschraubbare
> Belüftungselemente mit einer Goretex-Membran. Ein Markenname lautet Gore
> PolyVent.

Membranen funktionieren aber in der Regel nur, wenn auf der 
trockenzuhaltenden Seite eine höhere Temperatur herrscht.

IP67 dürfte das richtige Stichwort sein, wenn man was kaufen will.

Zum Druckausgleich gibte Einschraubelemente.
Kurz gesucht:
http://www.rst.eu/de/produkte/druckausgleichselemente.html

Evt. noch ein Trockenmittel in das Gehäuse.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Bist Du einfach nur zu dumm zum Lesen?
Oder was denkst Du verwenden die von Dir aufgeführten 
Druckausgleichselemente?
Ach, die werden ja aus IP67 hergestellt!

von Düsendieb (Gast)


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So wild ist das nicht, habe eine Menge Kästen Draußen in Betrieb.
Bloß nicht vergießen!
Da reicht ein Kunststoffkasten und vernünftige Kabelverschraubungen.
An denen sollte man nicht sparen.

http://www.ebay.de/sch/i.html?_odkw=kabelverschraubung+m25&_osacat=0&_from=R40&_trksid=p2045573.m570.l1313.TR0.TRC0.H0.Xkabelverschraubung+Zugnetlastung.TRS0&_nkw=kabelverschraubung+Zugnetlastung&_sacat=0

Und natürlich gehören die an die Unterseite!

von Won K. (Firma: Outside the Asylum) (the_sane)


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Stefan U. schrieb:
> Videokameras nutzen häufig einen kurzgeschlossenen 7805 als Heizelement.

Das ist interessant, und ich kauf immer Heizwiderstände. Welcher 
Hersteller macht das denn?

von oszi40 (Gast)


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Traurig Traurig schrieb:
> Evt. noch ein Trockenmittel in das Gehäuse.

Kannst Du bald austauschen.  Abflussmöglichkeit unten und Hindernis für 
Krabbeltiere wäre nützlich. Aber das allein hilft wenig gegen den 
täglichen thermischen Stress, der gern zu Leiterrissen u.ä. führt. 
Heizwiderstand bei Nacht/Frost wäre zu überlegen.

Weiterhin wäre das Thema Korrosion interessant.  Fett od. Plastikspray 
könnten nützlich, aber auch schädlich sein, wenn dadurch sich 
Eigenschaften der Schaltung ändern.

von Stefan F. (Gast)


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> Welcher Hersteller macht das denn?

Keine Ahnung. Der Witz dabei ist, dass der 7805 nicht mehr kostet, als 
ein Widerstand mit Schraubanschlüssen. Und er begrenzt die Temperator - 
ist doch praktisch.

von Traurig Traurig (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Bist Du einfach nur zu dumm zum Lesen?

Ich gehe davon aus dass du mich gemeint hast. Vielen Dank für die 
Schmeichelei, meist passt sie viel besser zu dem der sie ausspricht.

Schade eigentlich, normalerweise sind deine Beiträge hier nicht so 
polemisch.
Das mit der Membran war eine FRAGE! Ich dachte die Membranen sind 
Dampfundurchlässig, denn Goretex Membranen lassen Wasserdampf durch und 
der Dampf diffundiert in größerer Menge zur kälteren und trockeneren 
Seite hin.

Das ist PHYSIK uned hat mit dumm nichts zu tun.

Andreas S. schrieb:
> Oder was denkst Du verwenden die von Dir aufgeführten
> Druckausgleichselemente?

Die von mir beispielhaft gesuchten Elemente haben laut der Webseite eine 
Polyamid Membran, Gortex iat aber aus PTFE.
Und wie gesagt ich dachte igentlich dass zum Druckausgleich gar keine 
luftdurchlässigen Membranen benommen werden sondern elastische so wie in 
einem Wasserausgleichsgefäß.
Also habe ich trotz deiner Beleidigung was gelernt.

von Traurig Traurig (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Kannst Du bald austauschen.  Abflussmöglichkeit unten und Hindernis für
> Krabbeltiere wäre nützlich. Aber das allein hilft wenig gegen den
> täglichen thermischen Stress, der gern zu Leiterrissen u.ä. führt.
> Heizwiderstand bei Nacht/Frost wäre zu überlegen.

Nein, ich dachte zusätzlich zu den oben angegebenen 
Druckausgleichselementen, die einen Wasserdampfeintrag ja eigentlich 
verhindern sollen.
Nur damit evt. kleinere Wasserdampfmengen im ansonsten dichten Gehäuse 
aufgefangen werden können.

Heizen und eine kleine Kondensat/Druckausgleichsöffnung unten sollte 
natürlich auch machbar sein, aber diese Aussage:

Gerhard schrieb:
> zusammen mit einem Solarpanel

hat mich vom Vorschlag zu heizen abgebracht.
Denn genau dann wenn man heizen müsste (Winter/Nacht) bringt das 
Solarpanel den geringsten Ertrag.

von eProfi (Gast)


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Am Besten zwei Gehäuse ineinander, das äußere hält das Grobe ab.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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eProfi schrieb:
> Am Besten zwei Gehäuse ineinander, das äußere hält das Grobe ab.

Es geht nicht um das Grobe, sondern Wasserdampf, der durch winzige 
Ritzen eindringt.

von Gerd E. (robberknight)


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Gerhard schrieb:
> Geplant ist eine Mastmontage in etwa 2 Metern Höhe
[...]
> Kunststoffgehäuse

Denke da auch an UV-festigkeit. Ich hab schon viele im Freien 
angebrachte Kunststoffteile gesehen, die nach 2-3 Jahren 
Sonnenbestrahlung das Bröseln anfingen.

Vielleicht doch besser ein Metallgehäuse (z.B. Alu-Druckguss) und die 
Antenne über ne SMA-Buchse nach draußen führen. Die Buchse von innen mit 
PU-Dichtkleber (z.B. Sikaflex 221) zuschmieren und dann kommt da, unter 
Voraussetzung daß es irgendwo anders am Gehäuse einen Druckausgleich 
gibt, auch nix durch.

von oszi40 (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Es geht nicht um das Grobe, sondern Wasserdampf, der durch winzige
> Ritzen eindringt.

Es gibt 2 Baustellen: Wasserdampf und Thermostress. Da finde ich, sind 2 
Gehäuse durchaus mal eine Überlegung wert. Allerdings ist jede 
Bretterbude kurz nach Sonnenuntergang auch bloß kalt. Es fehlt ein 
speicherndes Element wie z.B. Kalksandstein und ein optimal bemessenes 
Volumen dazu. Dazu sind aber Messungen vor Ort nötig. Ob sich das 
lohnt??? Wahrscheinlich ist es einfacher auf Verschleiß zu fahren und 
genügtend Ersatzbaugruppen auf Lager zu haben falls was ausfällt. Evtl. 
kann Leiterplattenlack schon mal die Korrosion ein paar Wochen/Monate 
verzögern (sofern es die Schaltung zulässt).

von Sebastian S. (amateur)


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Gehäuse mit einer ordentlichen Gummidichtung gibt es wie Sand am Meer. 
Alu-Guss, Stahlguss, Spritzguss. Ordentlich befestigen, ordentliche 
Verschraubungen für die Leitungen und unten ein Loch vorsehen.
Kommst Du gelegentlich "vorbei", so kannst Du den Laden auch ganz 
zumachen. Dann ist aber ein kleines Päckchen Trockenpulver nicht 
schlecht.

von 1234567890 (Gast)


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Wir haben im Gehäuse aus Aluminium eine Heizung, damit der thermische 
Stress (im Falle von Frost) nicht zu groß wird. Dann sind die Gehäuse 
zusätzlich luftdicht und haben ein Fahrradventil. Darüber erzeugen wir 
im Gehäuse ein Überdruck mit getrockneter Luft (Normale Luftpumpe mit 
Schlauch und einem Lufttrockner für Ozongeneratoren).
Durch den Überdruck kann keine Luftaustausch stattfinden und keine 
Feuchtigkeit eindringen!

Das hat sich auf Schiffen, welche international unterwegs sind bewährt. 
Dabei treten Außentemperaturen von -20°C bis +40°C auf. Die relative 
Luftfeuchtigkeit beträgt oft fast 100%. Die Anlagen laufen mehrere Jahre 
ohne Ausfälle durch.

Bei manchen Geräten wird der Druck im Gerät sogar mit einem mechanischen 
Druckschalter für Absolutdruck überwacht, der einfach die 
Betriebsspannung bei Druckunterschreitung abschaltet.

von 1234567890 (Gast)


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Manche Gehäuse befüllen wir auch mit Stickstoff und legen noch ein 
Päckchen Trockenpulver rein bzw. Schrauben eine Trockenpatrone ein.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Druckausgleichselement mit Membran kenne ich auch so aus dem 
Automobilbereich. Ganz dicht ist schlecht, weil sich dann die Luft und 
damit die Feuchtigkeit die letzte vorhandene Ritze sucht und dann völlig 
undefiniert eindringt.

+1 fürs Alugehäuse, das hält bis in alle Ewigkeit.

Statt Membran kannst du auch überlegen, eine kleine Öffnung unten ins 
Gehäuse zu machen und die Innentemperatur so zu regeln, dass die 
relative Feuchtigkeit unterhalb von 80% bleibt. So lange nichts 
auskondensiert, ist die Feuchtigkeit ansonsten ziemlich egal. Die 
Öffnung braucht dann eben ein feinmaschiges Netz, damit nachher nicht 
irgendwelche Insekten auf dem gemütlich warmen µC wohnen.

7805 als Heizung ist ansonsten eine nette Idee :)

Max

von Gerhard (Gast)


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Vielen Dank für die vielen hilfreichen Anmerkungen.

Beim Polycarbonat-Gehäuse (Rittal) werde ich erst einmal bleiben, da mir 
die Idee mit der außen angebrachten Antenne nicht so sympathisch ist. 
Ich würde allerdings das Kunststoffgehäuse fachgerecht lackieren, also 
Kunststoffprimer, Sealer plus Decklack. Das muss ich sowieso, aufgrund 
der vorgegebenen RAL-Farbe. Ich denke, dass der Lack die UV-Strahlen 
schon gut abhalten wird.

Kabeldurchführungen mit Dichtungen und ein Belüftungselement werde ich 
an der Unterseite vorsehen.

Die Platinen sind ohnehin mit "conformal coating" eingekleistert, die 
Steckverbinder innen alle vergoldet, offen an der Athmosphäre liegen 
eigentlich nur Zinn und Gold.

Auf eine Beheizung muss ich leider verzichten, aufgrund der 
Solar-Stromversorgung.

Da ein Datenaustausch per GSM inkl. täglichem Statusbericht vorgesehen 
ist, kann ich ausgefallene Einheiten erkennen und gezielt austauschen. 
Die Erfahrungen damit werde ich berichten.

von oszi40 (Gast)


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Gerhard schrieb:
> Da ein Datenaustausch per GSM inkl. täglichem Statusbericht vorgesehen
> ist, kann ich ausgefallene Einheiten erkennen und gezielt austauschen.

Gezielt austauschen heißt, rechtzeitig an einen Wartungsvertrag denken.

von Stefan M. (derwisch)


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Düsendieb schrieb:
> So wild ist das nicht, habe eine Menge Kästen Draußen in Betrieb.
> Bloß nicht vergießen!
> Da reicht ein Kunststoffkasten und vernünftige Kabelverschraubungen.
> An denen sollte man nicht sparen.
>
> http://www.ebay.de/sch/i.html?_odkw=kabelverschrau...
>
> Und natürlich gehören die an die Unterseite!

Genau so.
Garnicht so kompliziert denken.
Ein richtig dichtes Gehäuse verträgt auch die inneren 
Luftdruckschwankungen ( warm, kalt ).
Keine Belüftung, es sei denn da ist Leistungselektronik drin, die 
richtig warm wird.
Und selbst dann nimmt man ein Alu Gehäuse, dass passive Kühlwirkung 
ermöglicht.

Evtl. kann eine kleine Überdachung nicht schaden, damit auf dem Gehäuse 
kein stehendes Wasser verbleibt.

von butsu (Gast)


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Belüftung über Membranen ist tatsächlich nur nötig, wenn am Dichtkonzept 
des Gehäuses gespart wurde, wie z.B. in der KFZ Industrie. 
Kondensierende Bedingungen können natürlich trotz Membran auftreten, 
wenn's draußen neblig ist zB.

Aber auch ein hermetisch dichtes Kunststoffgehäuse, dass die 
Druckwechsel durch Temperaturänderungen ab kann, hält Wasserdampf nicht 
100%ig ab, da das Polymer eine gewisse Wasserdampfpermeabilität hat. 
Unter ungünstigen Bedingungen könnte es also auch in einem solchen 
Gehäuse zu Kondensat kommen. Ein Säckchen Silikagel, conformal coating 
und ein Feuchtesensor der zumindest über GSM warnen kann, wären dann 
Hosenträger und Gürtel. Wenn's richtig sicher sein und lange leben soll, 
hilft nur ein Metallgehäuse...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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butsu schrieb:
> Wenn's richtig sicher sein und lange leben soll,
> hilft nur ein Metallgehäuse...

Noch besser in Sachen Feuchtigkeitsschutz ist natürlich ein 
zugeschmolzenes Glasgehäuse, weil dieses gleichzeitig auch elektrisch 
isolierende Verbindungen nach außen ermöglicht. So etwas hat sich 
schließlich bei Elektronenröhren seit Jahrzehnten bewährt. Zwar gibt es 
dort auch gelegentlich Gaseintritt durch Undichtigkeiten an Kontakten, 
aber diese sind immer noch um viele Größenordnungen geringer als die, 
die man bei Kunstoffdichtungen und Verschraubungen erwarten kann.

Ich gebe allerdings auch zu, dass Glasgehäuse schon etwas 
bruchempfindlich und wenig wartungsfreundlich sind.

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