Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Thomson-Brücke zu unempfindlich?


von Peder (Gast)


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Hallo,

ich verzweifle gerade an der Messung kleiner Widerstände.
Ich habe eine Thomson-Brücke aufgebaut (betrieben mit 
Konstantstromquelle), mit der ich die Abweichung zu einem 
500mOhm-Widerstand messen möchte. Das heißt, die Brücke soll für 500mOhm 
abgeglichen werden und bei 520mOhm möchte ich einen deutlichen Ausschlag 
der Brückenspannung sehen.

Da meine zu vermessenden Widerstände aber in Wirklichkeit dünne 
Schichten sind, vertragen die keine große Ströme. Bei 10mA ist da 
Schluss.

Nun habe ich allerhand Kombinationen ausprobiert, wie man die 
Widerstände der Brücke dimensionieren kann, aber die Brückenspannung 
übersteigt (berechnet mit Hand und Software) nie auch nur die 
1mV-Grenze. Vielleicht, weil über den zu messenden Widerstand nur 5mV 
abfallen können.

Ich weiß nicht, ob einfach nur mein grundlegendes Verständnis über die 
Sinnhaftigkeit der Thomson-Brücke komplett falsch ist oder ob ich 
einfach etwas übersehe, aber kann es denn wirklich sein, dass man trotz 
dieser Brücke, die ja schließlich für Widerstände <1Ohm geeignet ist, im 
Amperebereich arbeiten muss, um brauchbare Ergebnisse zu bekommen? Das 
verkraftet doch so ein kleiner Widerstand nicht?


Grüße und Danke vorweg

Peter

von Toms Sohn (Gast)


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Warum betreibst du die Messbrücke nicht mit einer Spannungsquelle?

Die Brückenspannung ist sehr klein, dass ist ja der Witz an einer 
solchen Brücke. Am besten nimmt man ein Zeigerinstrument mit +-10mV oder 
ähnlichem und einer Nullstellung in der Mitte.

Grüße

von Achim S. (Gast)


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Peder schrieb:
> Ich weiß nicht, ob einfach nur mein grundlegendes Verständnis über die
> Sinnhaftigkeit der Thomson-Brücke komplett falsch

kann sein :-)

Da in der Brücke keine aktiven Elemente (Verstärker) sind, erhöht sie 
nicht die Empfindlichkeit deiner Messung: bei 10mA macht ein 
Widerstandsunterschied von 20mOhm natürlich weiter nur einen 
Spannungsunterschied von 200µV, mehr kannst du bei keiner 
Dimensionierung der Widerstände erwarten.

Aber die Brücke unterdrückt den Nullpunkt deiner Messung durch den 
Abgleich. D.h. du kannst an den Ausgang der Brücke ein sehr 
empfindliches Messgerät anschließen bzw. einen Verstärker, der das 
Signal hochverstärkt ohne dass du den Spannungsabfall an den 500mOhm 
mitverstärken musst.

von Uwe B. (Firma: TU Darmstadt) (uwebonnes)


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20 mOhm mal 10 mA gibt 200 uV. Mit einem entsprechen stabilen Aufbau und 
OPs mit kleinen Offsetwerten, evt, einem Chopper OP, sollte es gehen.

Ich wuerde aber den Konstantstrom direkt in das Messobjekt einspeisen 
und die abfallende Spannung in 4-Leiter Messmethode direkt mit einem 
hochaufloesenden Sigma Delta ADC wie den LTC2484 messen.

von Peder (Gast)


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Okay, das ist enttäuschend, aber dann weiß ich wenigstens, wo ich 
anpacken muss. Die 200µV sind auch tatsächlich genau das, was ich als 
Änderung maximal gesehen habe. Dann werde ich mal versuchen, das zu 
verstärken.

Ob es einen praktischen Unterschied zwischen Strom- und Spannungsquelle 
gibt, kann ich nicht sagen. Ich glaube, die Entscheidung war eher 
intuitiv, weil ich keinen Brückenstrom, sondern eine Brückenspannung 
messen wollte.


Danke Euch!

von resi (Gast)


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burster Resistomat 2316 arbeitet mit 10 mA Konstantstrom im 1 Ohm 
Bereich bei 0,1 mOhm Auflösung und 5 V max. Bürdenspannung. Bevor man 
tagelang bastelt, könnte das Gerät einen Blick wert sein. Geht aber 
evtl. auch mit einem hochauflösenden DVM, das ist natürlich etwas 
universeller einsetzbar.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Peder schrieb:
> Ich habe eine Thomson-Brücke aufgebaut (betrieben mit
> Konstantstromquelle), mit der ich die Abweichung zu einem
> 500mOhm-Widerstand messen möchte.
Das kann man doch aber heutzutage auch einfacher haben.
OPV mit einem Offset von 1uV und weniger sind leicht zu beschaffen.
Noch wichtiger ist aber die Offsetdrift, aber mit wenigen nV/K ist das 
auch kein Problem.
Da braucht man nicht mal einen Chopper stabilisierten OPV.
http://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/AD8571_8572_8574.pdf

> Das heißt, die Brücke soll für 500mOhm
> abgeglichen werden und bei 520mOhm möchte ich einen deutlichen Ausschlag
> der Brückenspannung sehen.
Kann man viel einfacher haben.
Meßstrom durch den Widerstand und mit Vierleitermessung die Spannung an 
den OPV. Bei z.B. hundertfacher Verstärkung bekommst du auch Spannungen, 
die du mit einem normalen Multimeter messen kannst.

> Da meine zu vermessenden Widerstände aber in Wirklichkeit dünne
> Schichten sind, vertragen die keine große Ströme. Bei 10mA ist da
> Schluss.
Geht auch mit weniger .

> Wielleicht, weil über den zu messenden Widerstand nur 5mV
> abfallen können.
5mV , damit kann man doch schon was anfangen.

> Ich weiß nicht, ob einfach nur mein grundlegendes Verständnis über die
> Sinnhaftigkeit der Thomson-Brücke komplett falsch ist
Die hat ihren Sinn, aber man kann es sich heuzutage auch einfacher 
machen.
Gruß Öletronika

von Arc N. (arc)


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U. M. schrieb:
> Hallo,
>> Peder schrieb:
>> Ich habe eine Thomson-Brücke aufgebaut (betrieben mit
>> Konstantstromquelle), mit der ich die Abweichung zu einem
>> 500mOhm-Widerstand messen möchte.
> Das kann man doch aber heutzutage auch einfacher haben.
> OPV mit einem Offset von 1uV und weniger sind leicht zu beschaffen.
> Noch wichtiger ist aber die Offsetdrift, aber mit wenigen nV/K ist das
> auch kein Problem.
> Da braucht man nicht mal einen Chopper stabilisierten OPV.
> 
http://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/AD8571_8572_8574.pdf
>
>> Das heißt, die Brücke soll für 500mOhm
>> abgeglichen werden und bei 520mOhm möchte ich einen deutlichen Ausschlag
>> der Brückenspannung sehen.
> Kann man viel einfacher haben.
> Meßstrom durch den Widerstand und mit Vierleitermessung die Spannung an
> den OPV. Bei z.B. hundertfacher Verstärkung bekommst du auch Spannungen,
> die du mit einem normalen Multimeter messen kannst.

Wäre ein Ansatz. Noch einfacher wird's mit aktuellen ADCs wie dem 
ADS1262 o.ä.:
Vierleitermessung und abwechselnd Referenzwiderstand und in diesem Fall 
die Schicht messen, dann Stromrichtung ändern und das ganze nochmal -> 
Thermospannungen fallen weg, Temperaturdrift fällt weg und die 
Spannungsreferenz muss nur während der Messung ruhig bleiben.
Der genannte ADC hat 1 GOhm diff. Eingangswiderstand, was bei den hier 
sehr niedrigen Widerständen nur zu einem vernachlässigbaren 1) Fehler 
führt.
Interne Stromquelle 1) geht bis 3 mA, dementsprechend 3 uV/mOhm (der ADC 
rauscht, wenn eine Messung pro Sekunde (bzw. die vier Einzelmessungen) 
reicht, mit etwa 10 nV RMS...)

1) Wie genau soll die Messung werden?

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