Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Haltbarkeit von bauteilen


von Jäger und Sammler (Gast)


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Hallo miteinander. Zurzeit ist es oft günstiger gleich viele Bauteile 
aus China zu bestellen als einzelne vom Deutschen Händler.
Daraus ergebt sich das man mittlerweile ein ganz nettes Sortiment an 
Standard teilen hat.

Nur wie lange kann man die eigentlich unbedenklich lagern? Ich habe 
einige Led's aus längst vergangenen tagen wo die Beinchen schwarz 
angelaufen sind und löten lassen sie sich nach Reinigung nur noch 
schwierig.
Das dürfte ja bei allen Bauteilen irgendwann passieren ?
Und besonders Elkos könnten ja austrocknen ?
Ich lager die teile überwiegend bei normalem Raumklima.
Gibt es da so Richtwerte?

von Nase (Gast)


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Jäger und Sammler schrieb:
> Gibt es da so Richtwerte?
Ja, Datenblätter und Standards...

Bei Elkos ist es praktisch immer im Datenblatt beschrieben als "shelf 
life".
Bei Bauteilen insgesamt hinsichtlich der Lötprobleme und auch wegen 
Feuchtigkeit gibt es u.a. einen oft herangezogenen MIL-Standard für 
"moisture levels". Das sind die bunt betupften Pappkärtchen, die 
üblicherweise aus verschweißten ESD-Beuteln herausfallen...

von Jäger und Sammler (Gast)


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Nase schrieb:
> Ja, Datenblätter und Standards...

Hmm die Datenblätter hab ich natürlich nicht. Um Ehrlich zu sein ich hab 
auch noch nie ein Datenblatt von zb einem Widerstand gesehen.
Naja und nach einem "Standard" oder Erfahrungswerte frage ich gerade.
Es kommt sicher auch nicht auf einen Monat an. Es ist nur fürs Hobby.

von Nase (Gast)


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Jäger und Sammler schrieb:
> Naja und nach einem "Standard" oder Erfahrungswerte frage ich gerade.
Im Prinzip hast du doch schon die beiden wesentlichen Probleme völlig 
richtig erkannt, vorallem fürs Hobby...


(1) Flüssige Elkos (also im Gegensatz z.B. zu Tantals) trocknen aus. Das 
ist heute mit modernen Elektrolyten nicht mehr ganz so schlimm. Fünf 
Jahre oder so kannst du einen Elko schon hinlegen. Bei empfindlichen 
Anwendungen (viel Spannung oder viel Kapazität oder viel Strom) würd ich 
eher frische bestellen.

(2) Kontakte gammeln. Das betrifft, wie du ja bemerkt hast, zuerst mal 
lötbare Oberflächen, also Bauteilbeinchen. Bei bedrahtetem Kram hilft 
meistens Fluxer/Ammoniak oder Schmirgelleinen, bei SMD-Bauteilen wird 
das eklig. Das passiert aber gefühlt eher so nach einem Jahrzehnt bei 
fragwürdiger Lagerung.
Und Kontakte hast du noch an anderen Stellen. Bei billigen 
Potentiometern oder Tastern wird gerne mal der (Schleif-)kontakt 
kratzig, Steckverbinder oxidieren und so weiter. Aber auch alles eher 
Sachen, die ein Jahrzehnt dauern. Auch Leiterbahnen oxidieren ohne 
Zinn/Lötlack und lassen sich dann nur noch fies löten. Das passiert aber 
schon binnen einiger Stunden!

Für Hobby vermutlich nicht ganz so relevant:
(3) Bauteile nehmen Luftfeuchtigkeit auf, also sowohl ICs als auch 
Leiterplatten. Beim Löten im Lötofen platzen die dann gerne mal. Ein 
paar Stunden an der Luftfeuchtigkeit reichen auch da manchmal schon aus 
und man muss die Teile dann ggf. ein paar Tage im Ofen bei moderater 
Hitze wieder austrocknen.


Heißt für dich also: Bauteile kühl und trocken aufbewahren. Fummeligen 
SMD-Kram (TQFPs und so) würd ich vielleicht mit einem Silicabeutelchen 
in ne Tüte stecken.

von Paul B. (paul_baumann)


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Jäger und Sammler schrieb:
> Naja und nach einem "Standard" oder Erfahrungswerte frage ich gerade.

Ich habe hier Bauelemente, die teilweise >30 Jahre alt sind. Die meisten 
sind in sog. Zip-Beuteln eingetütet. Wichtig ist vor Allem: Trocken 
lagern,
dann oxidiert auch Nichts. Selbst Elkos fühlen sich nach so langer Zeit 
noch taufrisch. Ich formiere sie aber, bevor ich sie einlöte, wenn es 
schon solche alten Kerlchen sind.

Bevor jetzt das große Gejaule anhebt: Das sind meine Erfahrungen. 
Andere können Andere haben.

MfG Paul

von Sammler (Gast)


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Solange du noch Platz hast - frag nicht soviel...

Heb auf, was du günstig bekommen kannst und werf weg, wenn du es nicht 
mehr brauchst.

Aber 14 Tage später brauchst du genau das, was du eben weggeworfen hast.

Ich hab hier z.B. Bauteile aus wirklich längst verflossenen Zeiten.

Die fressen kein Brot und ich greif immer mal rein in die Kiste, wenn 
Bedarf ist.

von Sammler (Gast)


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Also mit Paul fühl ich mich schon lange in diesem Forum 
seelenverwandt...

von Hobbyist (Gast)


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Hallo

wirklich rein aus Hobbyerfahrung und ohne jeglichen Präzisionsmessungen 
oder kontrollierte Lagerbedingungen - also halt unter "normalen" 
Wohnraumbedienungen d.h. kein Kellerraum aber auch kein 
Dachgeschosswohnung mit "Treibhausklima":

Innerhalb von wenigen Jahren waren noch alle Elkos für meine Projekte 
einwandfrei zu nutzen - allerdings nutze ich Elkos (fast) nie an der 
Grenze, also bei 12 Volt mindestens >=25V Spannungsfestigkeit.
Alle anderen Bauteile sind auch nach sehr vielen Jahren nicht "schlecht" 
geworden - ernsthaft angelaufen waren nur Bauteile welche lange total 
offen in ungeheizten und eventuell leicht überdurchschnittlich feuchte 
Örtlichkeiten gelagert wurden - aber schon die üblichen Plastiktütchen 
haben diesen Effekt sehr stark unterdrückt.

Aber es handelt sich alles um Bauteile die ich handgelötet habe - also 
keinen Lötofenerfahrungen.

Einzig sehr hochohmige Kohlewiderstände (10 MOhm Bereich) behielten ihre 
Werte nicht lange und waren schon nach wenigen Wochen nicht mehr nutzbar 
(war aber auch billigste "Qualitätsware" von Reich...), die 
Metallfilmwiderstände sind hingegen auch nach mehreren Jahren stabil.


Nur bei extrem alten Bauteilen welche in Verfahren hergestellt wurden 
die schon lange nicht mehr angewendet werden habe es deutliche 
Ausfallquoten festgestellt - das Bezieht sich aber tatsächlich auf 
Röhrenradios aus den 30er bis 40 Jahre - aber so gut wie nie bei 
Glimmer- oder "echten" Keramische Kondensatoren aus der damaligen Zeit 
(!)

Hobbyist

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