Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Geschirmter Trafo für selbstbau Messgeräte


von Martin (Gast)


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Hallo,

ich bin zur Zeit dabei Messtechnik für Messungen im ppm Bereich zu 
bauen. Bisher wird alles mit Batterien versorgt und es läuft sehr gut.

Erste Versuche es mit meinen Voltcraft Labornetzteilen (linear) brachten 
einige Probleme, so dass ich nun einen geschirmten Trafo suche wie er 
auch sonst bei Tischmultimetern zum Einsatz kommt.

Bisher habe ich leider keinen gefunden. Kennt da jemand eine Quelle?

von Anja (Gast)


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Hallo,

bei (kundenspezifischen) Ringkerntrafos kannst Du dir eine 
Schirmwicklung einbauen lassen.

Gruß Anja

von Michael B. (laberkopp)


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Tja, man sieht die Verwirrung die undeutliche Ausdrucksweisee mit sich 
bringt.

Es gibt 3 Abschirmungen beim TrafOo:

Die geerdete Schirmwicklung, die kapazitive Kopplung der 
Netzwechselspannung auf die Ausgangsspannung verhindern soll,

und die Streufeldabschirmung die entweder durch eine 
Kurzschlusskupferfolienwickung um den Trafo die eelektrischen 
Wechselelfelder unterdrücken soll

oder durch einen mu-Metall-Becher die magnetischen Wechselfelder
schirmen soll.

Und welche will er nun ?

von Philipp C. (e61_phil) Benutzerseite


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Ich glaube die Zahl derer, die durch die Frage verwirrt ist begrenzt 
sich auf eine sehr überschaubare Gruppe..


@Martin: Wenn es sich um ein privates Projekt handelt, dann schlachte 
doch ein (defektes) Tischmultimeter. Zu den meisten alten Geräten sind 
ja Service-Unterlagen verfügbar, so dass man vorher schauen kann welche 
Netzteile die notwendigen Spannungen liefern und ob diese überhaupt 
einen solchen Guard haben. Allerdings wird man dafür wohl schon ein 6,5 
stelliges Multimeter schlachten müssen.

von Falk B. (falk)


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Oder einfach beim Batteriebetrieb bleiben? Wieviele Betriebsstunden sind 
zu erwarten? Was kosten die Batterien dafür? Was kostet ein recycelter 
Trafo?

von Harald W. (wilhelms)


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Falk B. schrieb:

> Oder einfach beim Batteriebetrieb bleiben? Wieviele Betriebsstunden sind
> zu erwarten? Was kosten die Batterien dafür?

Man könnte ja eine Versorgung per Akku machen und die Akkus jeweils
laden, wenn das Meßgerät ausgeschaltet ist. Das Netzteil dafür samt
Umschaltung würde ich in ein Steckergehäuse verfrachten.

von Purzel H. (hacky)


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Netzstoerungen muessen natuerlich erst mit einem Netzfilter entfernt 
werden.
Die Standard Netzfilter wirken fuer Radiofrequenzen. Da muss man fuer 
den 100kHz Bereich noch etwas nachhelfen.

Wir haben mal einen Trafo wickeln lassen mit 3 Schirmen.
Den einen Schirm legt man auf Netz-Erde, den Zweiten auf den GND des 
sekundaeren Speisung, wobei man wahrscheinlich eh eine bipolare speisung 
baut.
Der dritte Schirm ist in der Mitte zwischen den beiden anderen
Alle Schirme sind als Folienwicklung, ohne Kurzschluss ausgelegt.

Mindestens einer der Schirme wurde mit einem Poti gebrueckt, er hat ja N 
* die Windungsspannung drauf, an den erwaehnten Port angeschlossen. Und 
an diesem Poti liess sich der kapazitive Strom von Primaer zu Sekundaer 
auf Submiliampere genau auf Null einstellen.

von Lurchi (Gast)


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Auch wenn man Akkubetrieb für empfindliche Messungen vorsieht, könnte 
man für weniger Empfindliche Messungen oder zum Aufwärmen ein Netzteil 
(ggf. auch einfach extern) vorsehen. Nicht alle Messungen sind 
schließlich so Empfindlich und für die ggf. nötige Warmlaufphase muss 
man auch nicht den Akkubetrieb nutzen.

Auch ein geschirmter Trafo wird kaum so gut sein wie die Netztrennung 
per Akku.

von Anja (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Auch ein geschirmter Trafo wird kaum so gut sein wie die Netztrennung
> per Akku.

Wobei ein geschirmter Trafo eigentlich auch noch ein entsprechendes 
(mehrfach isoliertes) Gehäusekonzept erfordert. Stichword Shielding + 
Guarding.

http://www.edn.com/design/test-and-measurement/4407078/Understanding-grounding--shielding--and-guarding-in-high-impedance-applications

Gruß Anja

von Gerd E. (robberknight)


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Keithley macht es beim 7510 (MM mit 7,5 Stellen) so:

https://www.youtube.com/watch?v=uvgJ2zAxgAY&t=47m30s

Ein normales Schaltnetzteil erzeugt 5V für den Digitalteil. Zusätzlich 
wird aus diesen 5V dann mit einem speziell geschirmten, isolierten 
DC/DC-Wandler die Spannung für den Analogteil gewonnen.

Ich denke mal Keithley macht das vor allem um ein Weitbereichsnetzteil 
zu bekommen und auch unabhängig von Eingangsspannungsschwankungen zu 
werden.

Aber wenn man das nicht unbedingt auf über 1000V floaten können will, 
spart man sich damit auch für den DC/DC die doppelte/verstärkte 
Isolierung mit all den Sicherheitsvorschriften.

Man könnte daher den Übertrager für diesen DC/DC ohne Risiko selbst 
wickeln und dabei dann nach belieben Schirmwicklungen mit einziehen.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Martin schrieb:
> Erste Versuche es mit meinen Voltcraft Labornetzteilen (linear) brachten
> einige Probleme,
Hast du denn eine Ahnung, woher diese Probleme kommen?
Ist es das Streufeld oder sind es leitungsgebundene Störungen oder macht 
einfach der Massebezug oder Erdung Probleme?

> so dass ich nun einen geschirmten Trafo suche wie er
> auch sonst bei Tischmultimetern zum Einsatz kommt.
Überlege besser, wie das ganze Konzept möglichst störsicherer zu machen 
ist.

Mit einem Steckernetzteil hättest du schon mal den Vorteil, dass die 
Störabstrahlung einen gewissen Abstand hat.
Bei so empfindlichen Messungen hat man ja eh das Problem, dass alle 
möglichen Geräte im näheren Umfeld stören können.

Leitungsgebundene Störungen sind durch sorgfältige Befilterung zu 
eleminieren.

Bei Verwendung von getakteten SV wie Schaltregler, Ladungspumpen usw. 
sollte man sehr drauf achten, dass man eine Schwebungen zwischen 
Störfrequenzen und Abtastfrequenzen bekommt.
Gruß Öletronika

von Martin (Gast)


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Hallo,

vielen Dank für die ganzen Hinweise.

Nein, ich bin nicht sicher woher die Störungen kommen. An der 
Erdung/Masse habe ich im Gegensatz zu den Batterien nichts geändert. Es 
scheint einfach trotzdem durch den eigentlich galvanisch trennenden 
Trafo der Netzteile durchzugehen. Sobald ich diese gegen Batterien 
tausche verschwinden die Probleme.

Die Probleme äußern sich zB darin, dass Spannungen sich plötzlich 
verschieben. Teilweise um bis zu 100µV. Als ich die Leitung gefunden 
habe, die reproduzierbar zu dieser Verschiebung führte habe ich mal ein 
Handmultimeter (dementsprechend Batteriebetrieben) im µA Bereich in die 
Leitung geschaltet und dabei habe ich dann nur nicht nichts gemessen, 
sondern der Effekt war auch weg. Es scheint zu irgendeiner Art Filterung 
geführt zu haben.

Da ich mich aber nicht unendlich lange mit diesen Problemen und damit 
verbundenen Unsicherheiten rumschlagen wollte dachte ich an einen Aufbau 
wie er auch in Tischmultimetern gemacht wird. (Alles isoliert und in 
einem Guard eingeschlossen der auch zwischen den Trafowicklungen 
verläuft. Wenn die Profis das so machen wird es schon einen Grund haben, 
habe ich mir gedacht.

Das Keithley Video fand ich extrem spannend. Ich wäre nie auf die Idee 
gekommen für so etwas einen Schaltregler einzusetzen. Vielleicht sollte 
ich doch mal mit dem LT1533 oder ähnlichem spielen. Einen Trafo für 
Netzspannung würde ich nur sehr ungern selbst wickeln.

Eine Überlegung hatte ich dazu allerdings: Könnte man nicht einigermaßen 
dünnes Koaxkabel nehmen und das auf einen Ringkern wickeln für die 
empfindliche Sekundärseite? zB Rg174. Den Schirm legt man dabei 
natürlich nur einseitig auf und dieser dient dann als Schirmung. Die 
Seele verwendet man als normale Wicklung. Hab mir aber noch nicht 
angesehen ob das nicht zu viel wird um es auf den Trafo zu bekommen.

von Falk B. (falk)


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@ Martin (Gast)

>scheint einfach trotzdem durch den eigentlich galvanisch trennenden
>Trafo der Netzteile durchzugehen.

Ja logisch! Denkst du, diese Trafos sind ideal? NEIN! Die haben je nach 
Typ eine satte kapazitive Kopplung. Und für HF-Störungen reichen ein 
paar Dutzend pF, die sind schnell zusammen!

von Martin (Gast)


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Ich hatte tatsächlich nicht erwartet, dass es so schlimm ist. Nachdem 
ich aber gesehen habe wie aufwändig einige Multimeter gemacht sind habe 
ich befürchtet, dass es normal ist, dass es hier zu Problemen kommt (tut 
es ja auch).

Wie messe ich diese Störungen eigentlich am besten direkt? Bisher konnte 
ich immer nur die Auswirkungen feststellen.

Am Streufeld wird es hier nicht liegen, die Netzteile haben einigen 
Abstand. Bringt es was jetzt anzufangen ordentlich LC in die Leitungen 
einzubauen oder kann man sich den Aufwand gleich sparen bei normalen 
Trafos?

von Lurchi (Gast)


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LC Filter helfen nur wenig: Etwas gegen HF Störungen zwischen den 
Leitern, aber nicht gegen Gleichtaktstörungen. Gegen Gleichtaktstörungen 
bräuchte man schon große Induktivitäten, z.B. als stromkompensierte 
Drosseln und auch dann ist das Problem dass es oft keine Ableitung nach 
Masse gibt.

Das Problem sind vor allem die Gleichtaktstörungen, die sich nur schwer 
unterdrücken lassen. Die hohen Frequenzen kann man etwas mit 
Gleichtaktdrosseln abschwächen für die niedrigeren Frequenzen ginge ein 
Trafo mit wenig kapazitiver Kopplung, also genügend Abstand zwischen den 
Windungen und Schirmwicklungen / Folien gegen Störungen von der 
Trafofrequenz selber.

Messen könnte man die Störungen etwa mit den Oszilloskop auf der 
Sekundärseite: Masse vom Scope an Erde / PE und die Probe an die 
Sekundärseite von Trafo/Netzteil. Je nach Größe der Störungen sollte die 
Probe auch einen etwas niedrigeren Widerstand als die 1 M / 10 M habe. 
Die Koppelkapazität kann man auch direkt als Kapazität messen, ohne 
Versorgung am Trafo.

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