Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Was macht diese PNP Transistorschaltung?


von Radler (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Forum,

ich habe von einer Platine eine Schaltung abgepinnt, verstehe aber eine 
Transistorverschaltung nicht.
Der Schaltungsteil gehört zu einer Filterschaltung, die es ermöglicht, 
mit dem Mikrokontroller die Zeit zwischen zwei Pulsen zu messen.

Die Plulse bestehet aus einer positiven sinusförmigen Amplitude mit 
abnehmenden Nachschwingern. Die Amplitudenhöhe der ersten Halbwelle kann 
zwischen 20Volt und 100Volt betragen.

Am Mikrokontroller kommen nach der Filterung Rechtecksignale an, die 
ausgewertet werden können.

Im Anhang findet ihr den Teil, der mir Probleme bereitet.
Was ich meine zu verstehen ist:

R1: Strombegrenzung
D1/2: kappen die Halbwellen, sodass ein fast rechteckförmiges Signal mit 
einer Amplitude von ca 0,7Volt überig bleibt
C1/R2: Hochpass

Aber was machen die Transistoren?? Ist das auch eine weitere 
Schutzbeschaltung um hohe Spannungen zu unterbinden?

Ich konnte in der Literatur keine vergleichbare Beschaltung finden. Ich 
sehe zwar in der Simulation, was da passiert, aber finde keinen Grund 
warum man das macht.

Gruß
Radler

: Verschoben durch Moderator
von Sultan (Gast)


Lesenswert?

Du hast die Schaltung in LTSpice. Was sagt die Simulation?

von Arduinoquäler (Gast)


Lesenswert?

Radler schrieb:
> Aber was machen die Transistoren??

Wie würdest du denn mit einem Mikrokontroller eine
Spannung mit max 0.7V Hub detektieren wollen?

von Radler (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Sultan schrieb:
> Du hast die Schaltung in LTSpice. Was sagt die Simulation?

Siehe Anhang. Wegen den unterschiedlichen Amplituden habe ich die Plots 
untereinander gehängt und nicht übereinander.

Arduinoquäler schrieb:
> Wie würdest du denn mit einem Mikrokontroller eine
> Spannung mit max 0.7V Hub detektieren wollen?

Das bekommt man auch noch ohne Aufbereitung hin. Entweder mit ADC oder 
Komparator.
Die Transistoren verstärken ja nichts. Sie bringen die Spannung nur 
komplett in den positiven Bereich.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Radler schrieb:
> Das bekommt man auch noch ohne Aufbereitung hin. Entweder mit ADC oder
> Komparator.

Hat aber keinen Sinn.  Wenn man schon den Aufwand mit zwei Transistoren
treibt, dann kann man den Pegel doch gleich so legen, dass ihn jeder
normale Digitaleingang verarbeiten kann.

Ich tippe auf einen Fehler beim Abzeichnen, die Schaltung sieht so
nicht vernünftig aus.

Hast du denn an der realen Schaltung mal Pegel gemessen?

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Radler schrieb:
> ich habe von einer Platine eine Schaltung abgepinnt

Aber mit Fehler. Die Basis von Q4 liegt sicher nicht an GND.

von Thomas (Gast)


Lesenswert?

Nun vor 20 Jahren hätte das jeder Elektronik Lehrling im 2. Jahr 
gewusst. Damals kannte man noch die Grundschaltungen. Verstehe nicht 
warum das trotz Simulation und Google heute keiner weiß.
Das ist ein diskreter Schmitt Trigger. Kann man am gemeinsamen 
Emitterwiderstand erkennen der macht die Mitkopplung. Heute würde man 
das vermutlich als 1bit AD Wandler bezeichnen.;-)
Thomas

von Radler (Gast)


Lesenswert?

Jörg W. schrieb:
> Hast du denn an der realen Schaltung mal Pegel gemessen?

Noch nicht, da die Platine einen Defekt hat. Aus diesem Grund mach ich 
mir den Aufwand. Ersatz werde ich wohl erst nächste Woche bekommen.

Axel S. schrieb:
> Aber mit Fehler. Die Basis von Q4 liegt sicher nicht an GND.

Habe es mehrfach durchgeklingelt. Ich kann mir da auch kein Reim drauf 
machen. Werde aber die realen Signale noch mal durchgehen, wenn das 
defekte Bauteil getauscht ist

von Radler (Gast)


Lesenswert?

@ Thomas

wenn ich mir die Schmitttrigger-schaltung mit PNP Transistoren so 
anschaue, könnte das wirklich eine vereinfachte Version davon sein.

Das ist doch schonmal ein Anhaltspunkt

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Thomas schrieb:
> Das ist ein diskreter Schmitt Trigger.

Aber nicht mit der Basis von Q2 an GND.  Das hat so keinen Sinn.

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schmitt_with_transistors.svg

Daher würde ich ja auch auf einen Fehler beim Abzeichnen tippen.

von oldeurope O. (Gast)


Lesenswert?

Radler schrieb:
> Aber was machen die Transistoren?? Ist das auch eine weitere
> Schutzbeschaltung um hohe Spannungen zu unterbinden?
>
> Ich konnte in der Literatur keine vergleichbare Beschaltung finden. Ich
> sehe zwar in der Simulation, was da passiert, aber finde keinen Grund
> warum man das macht.

Ich sehe da einen Differenzverstärker. R8 ist sein Long-Tail.
Der inv-Eingang liegt auf GND, noninv bekommt das Eingangssignal
und die Dioden begrenzen die Eingangsspannung.
--> Begrenzerverstärker.

Lade doch mal bitte die asc hoch.

von Migelchen (Gast)


Lesenswert?

Die Schaltng kann so funktionieren, denke ich.

Wenn Q3 leitend wird verringert er Q4 den BAsisstrom, wodurch Q4 weniger 
leitet.
Daraus resultiert, dass das Ausgangssignal kleiner wird.

Und halt umgekehrt...

Eine Art NF-Verstärker vielleicht. Durch die kapazitive 
Gleichstromentkopplunjg am Anfang, komme ich darauf.


Gruß
Migelchen

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Migelchen schrieb:
> Die Schaltng kann so funktionieren, denke ich.

Klar, sie lässt sich ja auch simulieren.

Nur zeigt bereits das Simulationsergebnis, dass die paar Millivolt
Spannungshub am Ausgang so eigentlich keinen rechten Sinn haben,
wenn als Abnehmer des Signals ein Microcontroller fungiert.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Das sieht aus wie eine Kompressorschaltung, d.h. die Ausgangsspannung 
wird immer auf gleicher Amplitude geregelt. Damit hat die nachfolgende 
Schaltung immer die gleich hohe Eingangsspannung.

MfG Paul

von Lachender Eskimo (Gast)


Lesenswert?

OXI T. schrieb:
> Lade doch mal bitte die asc hoch.

Tja, so eine .asc wäre eine feine Sache.

Vielleicht soll R8 ja auch 560 Ohm betragen statt der ominösen 5k62.
Dann hätte man eine differenzverstärkend schmitt-triggernde 
Kompressorschaltung, die auch genug Spannung für einen Microcontroller 
raustut.

von Radler (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Lachender Eskimo schrieb:
> Vielleicht soll R8 ja auch 560 Ohm betragen statt der ominösen 5k62.

Stimmt, es sind 5,6k. Hatte mich nur vertippt, weil auf dem 
SMD-Widerstand 562 aufgedruckt ist. Aber ich denke die 20 Ohm werden 
nicht grundlegend den Ausgang beeinflussen :)

Hier die asc.

Nach dem Out kommen natürlich noch diverse OPAmps, die das Signal 
aufbereiten, aber das ist alles plausibel und kein Hexenwerk.

Mir ging es nur darum, was es mit der Transistorschaltung auf sich hat 
und ob das irgend eine Standardverschaltung ist, die ich nur nicht 
verstehe.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Radler schrieb:
> Nach dem Out kommen natürlich noch diverse OPAmps, die das Signal
> aufbereiten, aber das ist alles plausibel und kein Hexenwerk.

Ist aber für die Einschätzung der Schaltung schon von Interesse, ob
sie nun direkt an einen Controller geht oder wie sie aufbereitet
wird.

Dann kann man sich eher einen Reim drauf machen, wofür das gut sein
kann.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Radler schrieb:
> Stimmt, es sind 5,6k.

dann musst du es in LTSpice als 5.6k eingeben (oder als 5k6, aber nicht 
als 5,6k)

Radler schrieb:
> weil auf dem
> SMD-Widerstand 562 aufgedruckt ist. Aber ich denke die 20 Ohm

Nix mit 20 Ohm: 562 bedeutet: 56*10^2 = 5,6kOhm

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Nix mit 20 Ohm

Er meinte die Differenz zwischen 5,6 k und 5,62 k.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Jörg W. schrieb:
> Er meinte die Differenz zwischen 5,6 k und 5,62 k.

weiß ich schon. Ich hatte nur den Eindruck, dass er den Aufdruck des 
Widerstands falsch interpretiert hat und wollte beschreiben, wie die 562 
interpretiert werden wollen.

von Migelchen (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> weiß ich schon. Ich hatte nur den Eindruck, dass er den Aufdruck des
> Widerstands falsch interpretiert hat und wollte beschreiben, wie die 562
> interpretiert werden wollen.

Was ja bereits geklärt wurde.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

OXI T. schrieb:
> Ich sehe da einen Differenzverstärker. R8 ist sein Long-Tail.
> Der inv-Eingang liegt auf GND, noninv bekommt das Eingangssignal
> und die Dioden begrenzen die Eingangsspannung.
> --> Begrenzerverstärker.

Das sehe ich auch so.

Ich habe im entsprechenden Teil der Schaltung die Bauteile mal so
hingeschoben, dass man das besser sehen kann. Die Emitterwiderstände R5
und R6 sollen wohl dazu dienen, Abweichungen der Parameter der
diskreten, und damit u.U. nicht gut zusammenpassenden Transistoren Q3
und Q4 auszugleichen, um so die Symmetrie der Schaltung zu verbessern.
Da die Schaltung aber nur eine geringe Verstärkung (ca. 6) hat, könnte
man auf diese Widerstände wahrscheinlich auch verzichten.

Was mich allerdings etwas wundert:

- Warum hat man dem Differenzverstärker nicht mehr Verstärkung und einen
  größeren Aussteuerbereich gegeben? Das hätte evtl. den nachfolgenden
  Schaltungsteil vereinfacht.

- Warum hat man statt des diskreten Differenzverstärkers nicht einen
  integrierten Opamp eingesetzt? An anderen Stellen in der Schaltung
  gibt es ja auch schon welche:

  Radler schrieb:
  > Nach dem Out kommen natürlich noch diverse OPAmps

: Bearbeitet durch Moderator
von analog66 (Gast)


Lesenswert?

Wenn die Basis von Q4 auf gnd liegt ist der Ausgangt tot. Oder genauer 
ca bei 0,6V Emitter Basis Spannung. Wenn beide Transistoren korrekt pnp 
sind, dann fehlt ein Widerstand zwischen gnd und Basis Q4/Kollektor Q3.
Viel spass beim Simulieren.

von F. F. (foldi)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ich habe die letzte Simulation mal runter geladen und vor und nach den 
Transistoren gemessen.
Wenn ich die Beschreibung lese, dann macht die Schaltung das doch ganz 
gut, was sie soll.
Und wie ich weiter lese, ist sie ja nur ein Teil einer gesamten 
Schaltung. Vielleicht wird das Signal ja noch mal verstärkt?

Das überlagerte Ergebnis habe ich mal als Bild angehängt.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

analog66 schrieb:
> Wenn die Basis von Q4 auf gnd liegt ist der Ausgangt tot. Oder genauer
> ca bei 0,6V Emitter Basis Spannung.

In der Basisschaltung liegt die Basis immer auf festem Potential und die 
Emitterspannung ist immer ca. 0,6V daneben. Trotzdem kann man 
unterschiedliche Emitterströme haben und damit den Ausgang (der am 
Kollektor liegt) steuern.

Dass man die Basisschaltung oft modifiziert mit Basiswiderstand einsetzt 
und dann eine große Verschiebung des Emitterpotentials zulassen kann, 
heißt nicht, dass man es immer so machen muss: in dieser Schaltung sind 
im Linearbetrieb kleine Abweichungen von den 0,6V natürlich möglich, und 
damit steuert man dann eben große Änderungen des Kollektorstroms.

Dazu kommt noch, dass diese Betrachtung nur im Linearbetrieb gilt. In 
dieser Begrenzerschaltung sieht Q4 aber alles von Sättigung über Linear- 
bis Sperrbetrieb.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

analog66 schrieb:
> Wenn die Basis von Q4 auf gnd liegt ist der Ausgangt tot. Oder genauer
> ca bei 0,6V Emitter Basis Spannung.

Ganz recht. Wenn die Basis auf GND liegt und das untere Ende des 
Arbeitswiderstands R7 ebenfalls auf GND, dann ist die Aussteuerbarkeit 
des Ausgangs nahezu nicht gegeben. Der Emitter liegt ja fest auf ~0,7V 
und der Kollektor kann maximal zwischen GND und ~0.5V wackeln. Also 
irgendwie sinnlos.

Wenn man die Schaltung als Differenzverstärker einsetzen wöllte, dann 
müßte man entweder das Basispotential von Q4 anheben (z.B. auf 5V) oder 
den Arbeitswiderstand R7 an eine negative Spannung legen.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Axel S. schrieb:
> der Kollektor kann maximal zwischen GND und ~0.5V wackeln. Also
> irgendwie sinnlos.

wenn man es als (linearen) Verstärker betreiben wollte: ja. Da von 
Eingangspulsen zwischen 20V und 100V gesprochen wird, wird die Schaltung 
wohl nicht zur Verstärkung gedacht sein.

Wenn man es als Kompressorschaltung betreiben möchte, die aus 
unterschiedlich großen Eingangspulsen immer genau ein Wackeln zwischen 
halbwegs definierten Pegeln (0 und 0,65V) mit halbwegs steilen Flanken 
macht (siehe die diversen Simulationen weiter oben), dann ist genau 
dieses "Wackeln" der Zweck der Schaltung.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:

> Wenn man es als Kompressorschaltung betreiben möchte, die aus
> unterschiedlich großen Eingangspulsen immer genau ein Wackeln zwischen
> halbwegs definierten Pegeln (0 und 0,65V) mit halbwegs steilen Flanken
> macht (siehe die diversen Simulationen weiter oben), dann ist genau
> dieses "Wackeln" der Zweck der Schaltung.

Das riecht mir zu sehr nach "unsere Lösung sieht komisch aus, passen wir 
also das Problem so lange an, bis es passend aussieht". Bis zum Beweis 
des Gegenteils gehe ich weiterhin davon aus, daß der TE einfach nur den 
Schaltplan falsch abgezeichnet hat.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Axel S. schrieb:
> Bis zum Beweis
> des Gegenteils gehe ich weiterhin davon aus, daß der TE einfach nur den
> Schaltplan falsch abgezeichnet hat.

das halte ich auch nicht für unmöglich - wenngleich es schon in den 
ersten Beiträgen als Erklärungsmöglichkeit genannt wurde und der TO 
meinte, er habe zumindest die direkte Verbindung von Basis zu GND 
nochmal überprüft.

Ein bisschen mehr Hintergrundinfo zu Schaltung vom TO wäre nicht 
schlecht: was treibt den Eingang dieser Schaltung. Was konkret hängt am 
Ausgang noch dran...

Radler schrieb:
> Nach dem Out kommen natürlich noch diverse OPAmps, die das Signal
> aufbereiten, aber das ist alles plausibel und kein Hexenwerk.

Diesen "plausiblen Schaltungsteil" zu kennen könnte uns helfen, die 
Funktion der seltsamen Transistorschaltung besser einzuschätzen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.