Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kurze Fragen zum lt3080-1


von M. M. (mrmcchicken)


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Hallo, ich möchte einen lt3080-1 als Konstantstromquelle für einige LEDs 
benutzen. Es soll ein Strom von ca 800mA geliefert werden. Am Eingang 
hängt ein Li-Ion Akku, also 4,2 - 2,5V.
Beim anschauen der Graphen im Datenblatt bin ich auf eine Frage 
gestoßen.
Ich bin mir nicht ganz sicher ob der lt3080-1 in dieser Anwendung 
funktioniert.
Das Datenblatt(Link von voelkner):
http://downloads.cdn.re-in.de/1200000-1299999/001258067-da-01-en-IC_REG_LDO_LT3080EMS8E_1_PBF_MSOP_8_LTC.pdf
Mit geht es um den mittleren (zweiter von oben, zweiter von links) 
Graphen (current limit)auf Seite 5.
Auf der x Achse ist die Spannungsdifferenz zwischen Ein- und Ausgang 
abgebildet. In meinem Anwendungsfall ist die Spannungsdifferenz recht 
gering, so ca 2,2 bis 0,5V. Laut dem Graphen liegt das Strom Limit weit 
von 800mA entfernt.
Diese Situation verwundet mich ein wenig weil es ja schließlich ein low 
dropout Regler sein soll. Wenn die Spannung vergleichsweise groß sein 
muss um brauchbare Leistungen abzugreifen ergibt diese Bezeichnung für 
mich keinen Sinn. Dann könnte ich auch einen LM317 benutzen.
Kann mir jemand erklären wie ich diesen Graphen verstehen muss?

von Joe F. (easylife)


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Guck mal die 2 Diagramme auf der gleichen Seite links oben und mitte 
oben an.
Zwar reicht dem Regler für Vin eine Spannung von Vout + 300mV bis +350mV 
für I_load 1.1A (links oben), allerdings ist die erforderliche Spannung 
an V_control höher (mitte oben).
Für 800mA benötigst du am V_control Pin etwa 1.3-1.4V mehr als am 
Ausgang.

Note 4 auf S.3 erklärt das auch nochmal:
"For the LT3080-1, dropout is caused by either minimum control voltage 
(VCONTROL) or minimum input voltage (VIN). Both parameters are specified 
with respect to the output voltage. The specifications represent the 
minimum input-to-output differential voltage required to maintain 
regulation."

So richtig low-drop ist das also nicht, wenn man nicht zufällig noch 
eine höhere Spannung für den Control Pin zur Verfügung hat...

Lohnt sich also, nochmal genau ins Datenblatt zu gucken bevor man es 
aufbaut...

: Bearbeitet durch User
von Staubfänger (Gast)


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Das hat letztlich mit der Natur von Potentialunterschieden (Spannung) zu 
tun.

Potentialunterschiede können einzig und allein mit Widerständen (egal ob 
Ohmsch, Kapazitiv oder Induktiv) auf Knoten in einer Kette aufgeteilt 
werden.

Die Angabe "Drop" bezieht sich nur auf die Spannung die für seine 
Funktion minimal an dem Regler abfallen muss. Abfallen heisst hier, der 
Potentialunterschied zwischen dem Eingangs-Knoten und dem 
Ausgangs-knoten.
Sie bedeutet aber nicht, dass grundsätzlich der Potentialunterschied in 
dieser Höhe besteht. Das kann auch gar nicht sein.

Schaue Dir mal eine Reihenschaltung von Widerständen an. Wie teilen sich 
die Spannunge auf? Richtig. Im Verhältnis der Widerstände.

Dein Regler aber will auf einen konstanten Strom regeln. Welche 
Möglichkeit hat er dazu? Richtig. Er verändert seinen Widerstand.

Wenn aber der Widerstand sich verändert, wie verhält sich dann die 
Spannung über ihn? Richtig. Sie verändert sich. Wir schliessen also als 
erstes: Die Spannung kann nicht konstant sein.

Also: Die in Deiner Frage steckende Voraussetzung, das die 
"Drop-Out-Spannung" im Betrieb konstant bleibt, ist falsch.


Weiter oder anders:

Spannung und Strom in einem Stromkreis sind über das Ohmsche-Gesetz (ein 
immer wieder unterschätzter Zusammenhang) verknüpft. Daran führt kein 
Weg vorbei! Wenn ich zwischen zwei Knoten, bei gleichbleibendem Strom, 
weniger Spannung haben will, muss ich die Spannung zwischen zwei anderen 
Knoten in dem selben Stromkreis erhöhen und umgekehrt. Die 
Gesamtspannung ist immer gleich. Man kann Spannung nicht "vernichten", 
durch irgendeine Maßnahme zu Null machen oder auch nur verringern. Das 
wäre das selbe, als wollte ich in dem "Wasserfall-Modell" der Spannung 
eine gewisse Fall-Strecke einfach verschwinden lassen. Es geht nicht.


Weiter oder anders:

Man muss Schaltungen immer auch im Gesamtzusammenhang sehen. Jede 
Änderung an einem Punkt oder auf einer Strecke bewirkt Änderungen an 
anderen Punkten (meist sogar an allen anderen Punkten) und auf anderen 
Strecken (analog meist auf allen anderen Strecken).


Etwas konkreter auf Deine Frage bezogen:

Die Betriebsspannung und die hinten herauskommende Spannung müssen sich 
mindesten um die minimale Drop-Out-Spannung unterscheiden. Sonst kann 
der Regler nicht arbeiten. Die Spannungsdifferenz "kann" aber auch höher 
sein.

Aber: Im Lichte des oben gesagten, hängt die tatsächliche Spannung immer 
von der Differenz zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung und dem Strom 
ab. Einfach ein Widerstand. Die Eingangsspannung ist wie sie ist.
Wäre die Spannung über den Regler konstant, wo sollte sie sonst hin? Auf 
die Last? Geht nicht, denn da der Strom konstant sein soll, (und mal 
angenommen die Last ist es auch) dann bleibt nur noch der 
Innenwiderstand der Stromversorgung. Und auch der ist (im wesentlichen) 
konstant. Also bleibt nur der Regler selbst, der seinen Widerstand 
verändern kann. Und wenn er seinen Widerstand bei konstantem Strom 
verändert, dann muss sich auch die Spannung über ihn verändern. Und 
diese Spannung ergibt sich aus der oben erwähnten Differenz und dem 
Strom.


Das Diagramm sagt Dir was ganz anderes aus. Es setzt voraus, dass die 
Spannungsdifferenz zwischen Ein- und Ausgang einen bestimmten Wert 
(innerhalb der Grenzwerte Drop-Out und Maximaldifferenz) hat. Davon 
hängt der maximale Strom ab. Das hängt wiederrum mit der Leistung 
zusammen, die der Regler "verträgt", d.h. als Wärmeleistung abführen 
kann und dabei noch korrekt funktionieren. Nichts mehr.

von Joe F. (easylife)


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Allerdings kommt mir deine Berechnung eh seltsam vor:

Batterie 4,2 - 2,5V
Drop 2,2 bis 0,5V

Also rechnest du mit einer Forward-Spannung von lediglich 2V für deine 
LED.
Eine weisse LED kann das dann ja nicht sein...

Wenn der Akku bei 2.5V angekommen ist, ist er eigentlich schon längst 
leer.
Bei 3V kann man ruhig abschalten.

Wie willst du denn die LEDs mit Konstantstrom versorgen?
Parallel schalten funktioniert nicht.

Die bessere Lösung wäre, die LEDs in Serie zu schalten, und einen 
Step-Up mit Stromregelung zu benutzen.

Das ist auch viel effizienter, denn bei 4,2V in und 2V out vernichtest 
du über 100% der benötigten Energie im LDO.
Ein Stepup kommt auf >90% Wirkungsgrad (10% Verlust)

: Bearbeitet durch User
von M. M. (mrmcchicken)


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Joe F. schrieb:
> Allerdings kommt mir deine Berechnung eh seltsam vor:
>
> Batterie 4,2 - 2,5V
> Drop 2,2 bis 0,5V
>
> Also rechnest du mit einer Forward-Spannung von lediglich 2V für deine
> LED.
> Eine weisse LED kann das dann ja nicht sein...

Es sollen Rote High Power LEDs sein.

Joe F. schrieb:
> Wie willst du denn die LEDs mit Konstantstrom versorgen?
> Parallel schalten funktioniert nicht.

Wieso geht parallel schalten nicht? Wenn es die gleichen LEDs sind 
sollten
die die Ströme recht ähnlich sein. Wenn diese dann noch zusammen auf 
einem Kühlkörper sind sollte das doch reichen oder?

Joe F. schrieb:
> Die bessere Lösung wäre, die LEDs in Serie zu schalten, und einen
> Step-Up mit Stromregelung zu benutzen.

Der Spannungsabfall über die LEDs ändert sich wenn diese sich erwärmen. 
Dann hätte ich das gleich Problem wie bei der Parallelschaltung nur mit 
mehr Aufwand.

Staubfänger schrieb:
> Also: Die in Deiner Frage steckende Voraussetzung, das die
> "Drop-Out-Spannung" im Betrieb konstant bleibt, ist falsch.

Das habe ich vor her nicht gewusst. Im Datenblatt steht erstmal, dass 
der Dropout vom Strom abhängt. In Note 4 steht es dann erklärt.
Danke an Staubfänger für die ausführliche Erläuterung.

Ich habe mal ein wenig nach anderen Spannungsreglern geschaut die für 
meinen Zweck geeignet wären und bin auf den LD1117 gestoßen. Vermutlich 
ist dieser besser geeignet, auch wenn die Strombelastbarkeit nicht ganz 
so hoch ist.

von Joe F. (easylife)


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M. M. schrieb:
> Es sollen Rote High Power LEDs sein.

Welche genau, und wie viele?

M. M. schrieb:
> Wieso geht parallel schalten nicht? Wenn es die gleichen LEDs sind
> sollten
> die die Ströme recht ähnlich sein. Wenn diese dann noch zusammen auf
> einem Kühlkörper sind sollte das doch reichen oder?

Nein, absolut nicht. Die werden dir der Reihe nach durchknallen.
Und ich erkläre jetzt auch nicht warum, das wurde in diesem Forum schon 
millionenfach begründet.

M. M. schrieb:
> Der Spannungsabfall über die LEDs ändert sich wenn diese sich erwärmen.
> Dann hätte ich das gleich Problem wie bei der Parallelschaltung nur mit
> mehr Aufwand.

Eben nicht.
Der Spannungsabfall ändert sich leicht, der Strom ist durch die 
Serienschaltung aber in allen LEDs immer gleich.
Dadurch hast du nur minimale Leistungsunterschiede.

M. M. schrieb:
> Ich habe mal ein wenig nach anderen Spannungsreglern geschaut die für
> meinen Zweck geeignet wären und bin auf den LD1117 gestoßen. Vermutlich
> ist dieser besser geeignet,

Nein.
Du benötigst eine Konstantstromquelle mit entsprechend hoher 
Ausgangsspannung, um alle LEDs in Serie betreiben zu können.
Oder einen mit mehreren Ausgängen, um mehrere Strings zu bilden, je nach 
Anzahl der LEDs.
Das Thema Wirkungsgrad sollte ja bei Batteriebetrieb auch eine Rolle 
spielen.

: Bearbeitet durch User
von Staubfänger (Gast)


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M. M. schrieb:
> Joe F. schrieb:
>> Allerdings kommt mir deine Berechnung eh seltsam vor:
>>
>> Batterie 4,2 - 2,5V
>> Drop 2,2 bis 0,5V
>>
>> Also rechnest du mit einer Forward-Spannung von lediglich 2V für deine
>> LED.
>> Eine weisse LED kann das dann ja nicht sein...
>
> Es sollen Rote High Power LEDs sein.
>
> Joe F. schrieb:
>> Wie willst du denn die LEDs mit Konstantstrom versorgen?
>> Parallel schalten funktioniert nicht.
>
> Wieso geht parallel schalten nicht? Wenn es die gleichen LEDs sind
> sollten
> die die Ströme recht ähnlich sein. Wenn diese dann noch zusammen auf
> einem Kühlkörper sind sollte das doch reichen oder?

Ähnlich! Aber nicht gleich. Dazu kommt, dass das Verhalten der LEDs bei 
Temperaturänderung unterschiedlich (wenn auch ähnlich) ist. Es fliessen 
also Ausgleichsströme zwischen den LEDs, die nicht geregelt werden, weil 
Dein Regler davon nichts mitbekommt. Er regelt ja nur den Gesamtstrom. 
Damit erhöhst Du die Wahrscheinlichkeit eines Defektes (Wenn andere das 
so machen, muss man den Blödsinn ja nicht nachmachen :-) ).

> Joe F. schrieb:
>> Die bessere Lösung wäre, die LEDs in Serie zu schalten, und einen
>> Step-Up mit Stromregelung zu benutzen.
>
> Der Spannungsabfall über die LEDs ändert sich wenn diese sich erwärmen.
> Dann hätte ich das gleich Problem wie bei der Parallelschaltung nur mit
> mehr Aufwand.
Das sind zwei Probleme gleicher Ursache aber unterschiedlicher Wirkung. 
Bei der Serienschaltung merkt der Regler eine Veränderung des Stroms (es 
gibt ja überhaupt nur einen einzigen Strom durch die Serienschaltung) 
und kann gegensteuern.

> Staubfänger schrieb:
>> Also: Die in Deiner Frage steckende Voraussetzung, das die
>> "Drop-Out-Spannung" im Betrieb konstant bleibt, ist falsch.
>
> Das habe ich vor her nicht gewusst. Im Datenblatt steht erstmal, dass
> der Dropout vom Strom abhängt. In Note 4 steht es dann erklärt.
> Danke an Staubfänger für die ausführliche Erläuterung.
>
> Ich habe mal ein wenig nach anderen Spannungsreglern geschaut die für
> meinen Zweck geeignet wären und bin auf den LD1117 gestoßen. Vermutlich
> ist dieser besser geeignet, auch wenn die Strombelastbarkeit nicht ganz
> so hoch ist.

Wieso? In welcher Hinsicht wäre der besser geeignet?

von M. M. (mrmcchicken)


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Ich merke gerade, dass ich die Sache anscheint etwas falsch angehe.
Die LEDs in Reihe zu schalten ist also doch sinnvoller. Habe nicht 
gedacht was passiert wenn sich eine verabschiedet.
Zum LD1117: Wie ich gerade sehe ist der Ausgangsstrom nur bei 5V V(in) - 
V(out) so hoch wie angegeben. Damit hat sich das auch erledigt. Naja 
dann werde ich ein fertiges Modul nehmen denke ich.

von Joe F. (easylife)


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M. M. schrieb:
> Naja
> dann werde ich ein fertiges Modul nehmen denke ich.

Warum? Es gibt hunderte, günstige Step-Up Regler, die direkt aus einer 
LiIon Zelle gespeist werden können, und ideal für LED Anwendungen 
passen.
Im Unterschied zum LDO benötigst du extern zusätzlich eine Induktivität, 
eine Diode und einen Shuntwiderstand zur Strommessung. Manchmal noch 
einen MosFET.
Ein großer Vorteil ist aber auch: das Ding wird im Vergleich zum LDO 
kaum warm, da er ja nicht bis zu 2.2V x 0.8A = 1.8W Leistung verbraten 
muss.

Daher die Frage: welche LED ist es genau, und wie viele davon?
Mit dieser Information könnte man dir helfen einen passenden Regler 
herauszusuchen.

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