Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Digitalen Kompass bauen


von Gustav (Gast)


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Hallo

ich will etwas bauen was vermutlich schon tausend mal gemacht wurde: 
einen digitalen Kompass.
Er soll auf einem Boot möglichst genau (1 Grad) die Ausrichtung der 
Längsachse messen. Die Daten werden gebraucht um ein Mosaik aus Sidescan 
Sonardaten zu erstellen. Bisher nehme ich dafür den aus GPS berechneten 
Kurs. Das Boot fährt aber auf einem Fluss, so dass durch die Strömung 
die Fahrtrichtung und die Ausrichtung des Bootes nicht zwangsläufig 
identisch sind.
Man könnte einfach einen 3 Achsen Kompass nehmen, aber das Boot schwankt 
ja. Daher würde ich gern die Daten der Beschleunigungssensoren und evtl. 
Gyroskope des MPU9250 mit verwenden: daher die Frage: kennt jemand 
vielleicht ein Projekt wo sowas gemacht wurde?

von Wolfgang (Gast)


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Gustav schrieb:
> Daher würde ich gern die Daten der Beschleunigungssensoren und evtl.
> Gyroskope des MPU9250 mit verwenden: daher die Frage: kennt jemand
> vielleicht ein Projekt wo sowas gemacht wurde?

Wo ist das Problem?

Die Magnetfeldlinien laufen sowieso nicht parallel zur Erdoberfläche, 
d.h. es ist immer die einfachste Lösung aus einem 3D-Magnetfeldsensor 
und der Schwerkraftrichtung die Horizontalkomponente des Magnetfeldes zu 
berechnen. Dazu kommt dann das Kompensieren vom Kompass und die 
Ortsmissweisung.

Außerdem brauchst du sowieso die Kränkung, um die Daten vom Side Scan 
Sonar zu entzerren. Die Differenz zwischen Kompasskurs und CoG vom GPS 
benötigst du ebenfalls für die Entzerrung, weil aufeinanderfolgende 
Sweeps vom Sonar dem CoG folgen

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Gustav,

> ich will etwas bauen was vermutlich schon tausend mal gemacht wurde:
> einen digitalen Kompass.
Für die verlangten 1 Grad reicht der aber nicht.

Ich habe ein Mikrowellensystem zur Vermessung der Elbe bei Lauenburg 
erlebt.
Die haben an Land Baken installiert und mit Theodolith vermessen. Die 
Baken und die Station auf dem Boot haben in irgendeinem TDOA-Schema 
Pingpong gespielt.
Sicher hätten die sich mit einem Kompass begnügt, wenn der gereicht 
hätte.

Frag mal einen Händler, der Bauingenieuren optische Meßgeräte verkauft / 
leiht wie Theodolithen, was der zu bieten hat.

Ciao
Wolfgang Horn

von Gustav (Gast)


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Nun, ich will es nicht übertreiben. Es soll so gut werden wie möglich. 
Ich brauche es nur zum Angeln. Die Software, die ich verwende, kann eben 
direkt die Bootsrichtung mit in die Berechnung einbeziehen. Neigung geht 
eh nicht. Sie macht das schon ganz gut (Reefmaster), aber mit 
aktiviertem Kompass geht es besser. So gut wie es eben geht mit den 
digitalen Kompassmodulen und Beschleunigungssensoren.

von Gustav (Gast)


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Ich glaube, ich habe schon meine Lösung gefunden:
http://www.robot-electronics.co.uk/htm/cmps11doc.htm

von Gustav (Gast)


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von Timmo H. (masterfx)


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Such mal nach Tilt compensated compass,  da gibt es von freescale ne 
schöne appnote

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Dann mach mal, Gustav,

> Ich glaube, ich habe schon meine Lösung gefunden:
> http://www.robot-electronics.co.uk/htm/cmps11doc.htm

Ich hatte sehr intensive Erfahrungen mit dem Honeywell HMC6343 - auch 3 
Achsen Magnetfeld und Beschleunigung - und mit einem Produktmanager, der 
das Ding für ein Wunder hielt und meinte, der müsse ja nur ausgelesen 
werden.

Ich bin froh, für meine privaten Belange noch immer einen Marschkompass 
aus dem Weltkrieg zu haben.

Die Nadel des Marschkompass ist mechanisch auf die Horizontale 
beschränkt. Deshalb ist sie immun gegenüber der Inklination der 
Feldlinien des erdmagnetischen Feldes - die fallen in unseren 
Breitengraden aus etw 70° Elevation ein. Folge: Eine Schwankung Deines 
Ruderboots, und die Anzeige Deines Kompasses schwankt weit über die 1° 
hinaus.

Der HMC6343 und der CMPS11 ersetzen die mechanische Beschränkung, indem 
sie Lotrechte messen - und den über drei Sensoren ermittelten Vektor des 
magnetischen Feldes auf die Horizontale fällen, also mit Matrixrechnung 
berechnen.

Der Knackpunkt, den der Produktmanager übersehen hatte: Ein Kompass muß 
mit dem Gerät, in dem er arbeitet, kalibriert werden. Der HMC musste 
dazu mehrere Umdrehungen um eine horizontale Achse machen und dann 
mehrere Umdrehungen um eine lotrechte Achse. Mit dem Gerät, dessen 
Eisenteile das Feld verzerren könnten.
Das vorgesehene Kfz des Kunden hätte sich dazu überschlagen müssen.

Ich habe schon gesehen, der CMPS11 soll sich auch allein in der 
Horizontalen kalibrieren lassen. Das ist mit einem Ruderboot zum Angeln 
schon eher machbar.

Mich ärgert, dass Produktmanager zwar gern die Vorteile ihres Produktes 
laut und bunt herausstellen, die Nachteile aber eher verschweigen.

Letzlich: Der Preis des CMPS11 ist nur ein Bruchteil dessen, was der HMC 
gekostet hat.
Dafür ist mir dsa Datenblatt des CMPS11 sehr mager.

Ciao
Wolfgang Horn

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi,

ein paar Docs dazu.

Ciao
Wolfgang Horn

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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> aber das Boot schwankt ja.

was macht man denn auf See? Da schwankt es um mindestens 3 Achsen.
Rollen, Stampfen (Nicken), Gieren.

aber all den Aufwand nur fürs Angeln?
incl Sidescan? hey, lass den Fischen auch 'ne Chance!!! ;)

von denker (Gast)


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▶ J-A von der H. schrieb:
> aber all den Aufwand nur fürs Angeln?
> incl Sidescan? hey, lass den Fischen auch 'ne Chance!!! ;)

viel zu viel aufwand: dynamitfischen macht laune und geht auch noch 
schneller ;-)

von MaWin (Gast)


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Jeder magnetische Kompass hat eine Fehlweisung wenn Metalle das 
Erdmagnetfeld verzerren. Metall am Boot, am Ufer und Erze in der Erde.

Ein Kreiselkompass oder ähnlich (Laser) wäre genauer. Gyros sind meist 
nicht langzeitstabil, wenn du aber deren Daten mit der GPS Route 
verrechnest könnte er reichen.

von Der Andere (Gast)


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MaWin schrieb:
> Ein Kreiselkompass oder ähnlich (Laser) wäre genauer. Gyros sind meist
> nicht langzeitstabil, wenn du aber deren Daten mit der GPS Route
> verrechnest könnte er reichen.

ganz wichtig:

Gustav schrieb:
> Ich brauche es nur zum Angeln.

Das ist irgendwie als ob ein Maurer mit einem Laserinterferometer eine 
Hauswand anlegen will.
;-)

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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viel schlimmer sind die Angler, die zu kleinen Fischen das Maul 
zerreissen,
weil die den Haken nicht vernünftig rausbekommen.

stell Dir mal vor Du wirst an Deinem frischen Lippenpiercing 
hochgezogen.
Und das dann auch noch für nichts. Du darfst Dein Leben nicht mal zur 
Ernährung eines anderen her geben. Und Du darfst dann sehen, wie Du ab 
dann essen kannst. Aber die Fische verspüren ja nur Stress.
Was maßen sich Angler eigentlich an, DAS beurteilen zu können?

und wie die Angelseen mitunter hinterlassen werden...
gerade nach solchen Feiertagswochenenden wie jetzt.

Ich bin schon geneigt zu sagen:
Hobby- oder gar "Sport"-Angler sind widerliche Menschen!

just my 2ct

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Wolfgang H. schrieb:
> Der HMC6343 und der CMPS11 ersetzen die mechanische Beschränkung, indem
> sie Lotrechte messen - und den über drei Sensoren ermittelten Vektor des
> magnetischen Feldes auf die Horizontale fällen, also mit Matrixrechnung
> berechnen.
>
> Der Knackpunkt, den der Produktmanager übersehen hatte: Ein Kompass muß
> mit dem Gerät, in dem er arbeitet, kalibriert werden. Der HMC musste
> dazu mehrere Umdrehungen um eine horizontale Achse machen und dann
> mehrere Umdrehungen um eine lotrechte Achse. Mit dem Gerät, dessen
> Eisenteile das Feld verzerren könnten.
> Das vorgesehene Kfz des Kunden hätte sich dazu überschlagen müssen.

Naja, das Problem hat auch der Schnappsglas-Kompass im Flieger.
Auch der wird zunächst mit internen Kompensationsmagneten kalibriert und 
für die Restfehler dann mit einer Deviationstabelle versehen. Ich habe 
noch nie davon gehört, dass dazu ein Flieger auf den Rücken gelegt 
wurde.

Das Problem liegt also nicht im Sensor, sondern in den 
Einbaubedingungen.
Und im Gegensatz zu Schnappsglaskompass hat der Halbleiterkompass keine 
prinzipbedingten Beschleunigungsdrehfehler.

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Könnte man nicht die Nahrung der Fische mit etwas anreichern, was sich 
leicht messen lässt? Ein Fisch gefüllt mit Metall könnte dann mit einem 
Schleppmagneten geerntet werden. Mit einem starken Wechselfeld könnte 
man sie auch gegenüber dem Medium erwärmen und per IR detektieren. Ich 
verstehe aber das berechtigte Interesse und mache einen Tim-Taylor-Gruß 
in Richtung der High-Tech-Fischer. Vielleicht kannst du irgendwo einen 
mechanischen Kreiselkompass auftreiben, mit 720 Strichmarkierungen 
versehen und eine Reflexlichtschranke draufkleben. Mit einem Arduino 
lässt sich die Drehung über die Markierungen ablesen.

Nachtrag: selbst der moderne Kreiselkompass (rein mechanisch!) ist »nur« 
auf 0,5° genau. Da bist du mit 1° Genauigkeit schon ziemlich sportlich.

: Bearbeitet durch User
von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Boris O. schrieb:
> Ein Fisch gefüllt mit Metall

...findest Du am Grund.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Marcus,

> Naja, das Problem hat auch der Schnappsglas-Kompass im Flieger.
Klar, ja. Deswegen taugt der auch nur im Geradeausflug und eben nicht in 
der Kurve.

> Auch der wird zunächst mit internen Kompensationsmagneten kalibriert
Genau, ich las, jeder Flugplatz habe dafür einen speziell eingerichteten 
Kalibationsplatz. Ob das heute noch gilt, bezweifle ich, anhand von GPS 
müsste die Kalibrierung für den Geradeaus-Kurs auch während des Fluges 
gehen.

> Ich habe noch nie davon gehört, dass dazu ein Flieger auf den Rücken gelegt
> wurde.
Ich auch nicht. Für die 2D-Kalibrierung, Geradeauskurs, bringt ein 
Bündel von Kursen in alle Himmelsrichtungen schon eine Menge. Das Bündel 
kann auch abschnittweise geflogen werden.
Aber der Honeywell-Sensor hatte nur die eine Kalibrierung eingebaut. Der 
war eben nicht durch Alkohol gedämpft und nivelliert, sondern musste 
erst die Inklination ausmessen - dafür der mehrfache Überschlag - und 
dann mit Drehungen in der Horizontale den Kompass kalibrieren.

Sinnvoll ist das, wenn sich der Sensor beispielsweise in einer 
Spielzeug-Konsole befindet, die man mitsamt all ihrem Eisen und dem 
Sensor über zwei Achen drehen kann. Aber einem Kunden kannst Du das für 
den Kompasssensensor in dessen PkW nicht zumuten.

Ich fand es auch lustig, dass die Stellung des Gaspedals die 
Kompassanzeige um gehörig beeinflusste. Klar, der Strom durch die 
Lichtmaschine erzeugt sein Feld - und kommt über die Karosserie zurück.

> Das Problem liegt also nicht im Sensor, sondern in den
> Einbaubedingungen.
Nicht nur. In alle, was das geomagneische Feld verzerrt. Ich hatte da 
eine Vorschrift der US-Navy ausgegraben, eine zur Kompasskalibrierung 
von Eisenschiffen.
Die müssen erhebliche Probleme gehabt haben, als sie ihre Windjammer - 
vielleicht noch mit Bronzegeschützen - austauschten gegen Schiffe mit 
Eisenrumpf. Plötzlich verzerrten weich- und hartmagnetische Effekte die 
Kompassanzeige - und das noch in Abhängigkeit vom Kurs!
Die Kalibrierung bestand aus vielen Kursen, beginnend mit solchen nord- 
und südwärts (wegen der hartmagnetischen Effekte), und dann mit Kursen, 
die in der Abhängigkeit von der Deviation gewählt wurden.
Schließlich wurden Magneten und Weicheisenstäbe in "das Kompasshaus" 
eingebaut.

> Und im Gegensatz zu Schnappsglaskompass hat der Halbleiterkompass keine
> prinzipbedingten Beschleunigungsdrehfehler.
Ja, stimmt, die Navy-Vorschrift kannte keinen Beschleunigungsfehler!


Ciao
Wolfgang Horn

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Wolfgang H. schrieb:
>> Naja, das Problem hat auch der Schnappsglas-Kompass im Flieger.
> Klar, ja. Deswegen taugt der auch nur im Geradeausflug und eben nicht in
> der Kurve.
Für den Kurvenflug gibt es auch Korrekturverfahren 
("Kompassdrehfehler"), allerdings reden wir dann bestimmt nicht über 1°.

>> Auch der wird zunächst mit internen Kompensationsmagneten kalibriert
> Genau, ich las, jeder Flugplatz habe dafür einen speziell eingerichteten
> Kalibationsplatz. Ob das heute noch gilt, bezweifle ich, anhand von GPS
> müsste die Kalibrierung für den Geradeaus-Kurs auch während des Fluges
> gehen.
Also bei dem Kleinkram mit dem ich so zu tun habe, wird der Kompass am 
Boden eingemessen.

>> Und im Gegensatz zu Schnappsglaskompass hat der Halbleiterkompass keine
>> prinzipbedingten Beschleunigungsdrehfehler.
> Ja, stimmt, die Navy-Vorschrift kannte keinen Beschleunigungsfehler!
Die meisten Flieger beschleunigen besser als ein Ruderboot. Und 
Steig-/Sinkflug kann in dem Bezugssystem auch als Beschleunigung geseh 
nwerden. Wenn das Ruderboot unseres Petri-Jüngers allerdings mit 
2000ft/min sinkt, muss die Navy-Vorschrift fallweise angepasst werden. 
;)

von Timmo H. (masterfx)


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Auch zum Kalibrieren eines MEMS-Magnetometers gibt es AppNotes ( um 
Hard- und Soft Iron Effekte eliminieren): 
http://www.nxp.com/files/sensors/doc/app_note/AN4246.pdf

Die Prozedur muss man z.B. auch beim Handy und Quadcopter machen.

Zumindest funktioniert mein Digitaler Kompass mit MAG3110 nach der 
Kalibrierung und Implementierung des Tilt Compensated Compass 
Algorithmus einwandfrei.

: Bearbeitet durch User
von Gustav (Gast)


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Wolfgang H. schrieb:
> Der Knackpunkt, den der Produktmanager übersehen hatte: Ein Kompass muß
> mit dem Gerät, in dem er arbeitet, kalibriert werden.

Das ist kein Problem. Das Sonarsystem liest die Daten als NMEA 0183 
seriellen Strom, und da lässt sich der Kurs als "magnetic north" 
Kennzeichnen. Dann gibt es ein Kalibriermenu üm GPS Kurs und Nordkurs 
abzugleichen.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Genau, Gustav,

>> Der Knackpunkt, den der Produktmanager übersehen hatte: Ein Kompass muß
>> mit dem Gerät, in dem er arbeitet, kalibriert werden.
>
> Das ist kein Problem. ... NMEA da lässt sich der Kurs als "magnetic north"
> Kennzeichnen. Dann gibt es ein Kalibriermenu üm GPS Kurs und Nordkurs
> abzugleichen.

Dieser Teil ist ohne Probleme.
Aber der Kunde muss
a) Abends, bevor er sein Kfz in seine Garage stellt, dies ein bis drei 
Vollkreise fahren lassen, damit der Kompass kalibriert werden kann.
b) Die Vollkreise bei konstanter Motordrehzahl fahren, damit die 
Deviation infolge des Stroms aus Lichtmaschine und Starterbatterie 
konstant bleibt.
c) Dieselbe Drehzahl im Einsatz fahren,

Das ist aber unpraktisch. GPS-Kurs war dann die naheliegende Lösung.
Verworfen wurde die Messung der Ströme an Lichtmaschine und 
Starterbatterie sowie die entsprechende Korrektur des Kompasswertes.

Es gab beispielsweise noch den Einfluss der Ströme durch die 
Frontscheinwerfer und die Heckscheibenheizung auf den magnetischen 
Kompass.
Eine Lösung, die gegenüber allen denkbaren Garantieansprüchen fest 
geblieben wäre, die war im Projekt nicht mehr machbar.
Denk doch mal, was die Quadrocopter-Bauer hier schrieben über die 
eigentlich simple Idee, ihren Wendekreisel mit magnetisch Nord zu 
stützen.

Für ein Ruderboot mit GFK-Rumpf sind diese Probleme beherrschbar ;-).

Ciao
Wolfgang Horn

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Wolfgang - das klingt wild. Die Fehlerquellen sind bekannt, aber häufig 
vernachlässigbar.
Welche Auflösung/Genauigkeit war in Deinem Projekt gefordert?

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Marcus,

> Welche Auflösung/Genauigkeit war in Deinem Projekt gefordert?
Ein Grad. Illusorisch - ein leichter Tritt auf das Gaspedal bewegte die 
Kompassanzeige um mehr als 10°.

Machbar ist der magnetische Kompasskurs mit Pferdefuhrwerken und andere 
Motorisierungen ohne Strom.

Für Segelboote interessant könnte ein Kompassensor auf der Mastspitz 
eein - wenn der Mast aus GFK ist, Holz oder Aluminium.

Ciao
Wolfgang Horn

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Hi, interessant.
In den alten Mühlen die ich fliege ist charmanterweise deutlich weniger 
Elektrik, als in einem modernen Auto. Allerdings - ein bisserl was ist 
schon drin.
Aber sichtbare Kompassfehler durch Verbraucher kenne nicht.
Die einzelnen Geräte sind AFAIR geschirmt und die Verkabelung vielleicht 
paarweise.
Dann hilft es, wenn der Kompass oberhalb des Instrumentenbretts 
angebracht ist.
Was mich nochmal zur Frage bringt - wo habt Ihr den Kompasssensor 
positioniert?
Grüße,
 marcus

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Marcus,

> Aber sichtbare Kompassfehler durch Verbraucher kenne nicht.
Dann schalte an Deinem Segelflugzeug mal die Landescheinwerfer ein ;-), 
die mit 600W.

Aber wenn der Rückstrom nicht über die Blechkarosserie geführt wird, 
sondern über einen sauber verdrillten - und ansonsten isolierten - 
Doppeldraht, dann ist die Abweichung durch den Verbrauch so gering, wie 
"sauber" verkabelt wurde.

> Die einzelnen Geräte sind AFAIR geschirmt und die Verkabelung vielleicht
> paarweise.
Genau.

> Was mich nochmal zur Frage bringt - wo habt Ihr den Kompasssensor
> positioniert?
In einem Sensorpaket oberhalb des Kfz-Daches. War aber nicht hoch genug.

Für einen erneuten Ansatz würde ich Odometrie mit GPS stützen - und die 
Daten dazu vom CAN-Bus auslesen.
Eines der HAuptprobleme war nämlich, die auf 1° genaue Nordrichtung 
nicht nur während der Fahrt zu messen, sondern auch in der Parkbucht.

Ansonsten warte ich immer noch auf den Laserkreisel zu 50€ ..... die 
Hoffnung stirbt zuletzt.

Ciao
Wolfgang Horn

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Wolfgang H. schrieb:
>> Aber sichtbare Kompassfehler durch Verbraucher kenne nicht.
> Dann schalte an Deinem Segelflugzeug mal die Landescheinwerfer ein ;-),
> die mit 600W.
Segeln versuche ich zu vermeiden. Im Anhang ein paar Bilder mit 
Einbauorten des Kompasses. Der weiße Zettel ist die schon erwähnte 
Deviationstabelle.

Das mit dem Landescheinwerfer werde ich bei nächster Gelegenheit extra 
für Dich mal ausprobieren. Allerdings brauche ich im Landeanflug 
üblicherweise keinen Kompass mehr.

Selbst in der 747 hat jeder Arbeitsplatz einen Magnetkompass 
(Seitenkonsole, neben den Hörnchen)
http://www.airliners.net/photo/0122355/

+ + +

Das mit dem Sensorpaket auf dem Autodach überrascht mich nun schon 
etwas. Viel weiter weg von den bösen Verbrauchern und Leitungen geht ja 
kaum.

+ + +

Von dem Laserkreisel würde ich auch zwei nehmen. ;)
Die C172F hat luftgetriebene Kreisel, die auch gerne mal Kippen.
Die DA20 hat elektrische Kreisel.
Die P92E hat nichts dergleichen (ULs in Deutschland sind nur für 
Sichtflug zugelassen)

von Georg (Gast)


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Wolfgang H. schrieb:
> Ansonsten warte ich immer noch auf den Laserkreisel zu 50€

Ja, warte nur. Ich glaube eigentlich nicht, dass man mit einem 
Magnetkompass überhaupt eine Genauigkeit von 1 Grad erreichen kann - es 
sei denn, unmittelbar nach einer Kalibrierung nach GPS oder Landmarken, 
aber dann braucht man es ja nicht.

Georg

von Wolfgang (Gast)


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Georg schrieb:
> Ich glaube eigentlich nicht, dass man mit einem
> Magnetkompass überhaupt eine Genauigkeit von 1 Grad erreichen kann -

Das brauchst du auch nicht zu glauben. Im professionellen Bereich wird 
eine Genauigkeit von 0.5° sogar versprochen. Guck z.B. mal ins 
Datenblatt von einem Steuer-Kugelkompass Beta von Cassens & Plath.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Wolfgang schrieb:
> Georg schrieb:
>> Ich glaube eigentlich nicht, dass man mit einem
>> Magnetkompass überhaupt eine Genauigkeit von 1 Grad erreichen kann -
>
> Das brauchst du auch nicht zu glauben. Im professionellen Bereich wird
> eine Genauigkeit von 0.5° sogar versprochen. Guck z.B. mal ins
> Datenblatt von einem Steuer-Kugelkompass Beta von Cassens & Plath.

Der hier?
http://www.busse-yachtshop.de/da_cpbeta.html

- Professionelles Design.
- Verhalten entspricht ISO613
- Innenkardanisch gelagert.
- schwarze Rose mit weißer 5 Grad Teilung
  Professional Version: weiße Rose mit 1 Grad Teilung.
- Magnetisches Moment: 1.5 Am²
- Schwingungsdauer: 12 s
- Schleppfehler 1.6 Grad

Beta Beschreibung- Magnetsystem Ring
- Scheinbarer Rosendurchmesser 140 mm
- Wahrer Rosendurchmesser 120 mm
- Reibungsfehler kleiner 0.5 Grad
- Richtungsfehler kleiner 0.5 Grad

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Danke, Marcus,

>> Das brauchst du auch nicht zu glauben. Im professionellen Bereich wird
>> eine Genauigkeit von 0.5° sogar versprochen. Guck z.B. mal ins
>> Datenblatt von einem Steuer-Kugelkompass Beta von Cassens & Plath.
>
> Der hier?
Ja.
>   Professional Version: weiße Rose mit 1 Grad Teilung.
> - Schleppfehler 1.6 Grad
> - Reibungsfehler kleiner 0.5 Grad
> - Richtungsfehler kleiner 0.5 Grad

Das liest sich wie die Kunst, einen Gesamtfehler klein zu reden, indem 
man ihn in viele Fehlerbeiträge unterteilt.

Ciao
Wolfgang Horn

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Das sind leider nur die Fehler für die der Hersteller verantwortlich 
ist.
Der ganze andere Kram (Störfelder, Beschleunigungen aus der Umgebung 
(Wind und Wellen), Erdmagnetfeldfehler, etc.) fängt dann erst an.

Der Halbleiterkompass hat auch seine Tücken, aber vielleicht sind die 
kein Showstopper.
Ich bin grad mal wieder am überlegen, wie wir dem TO helfen können.
Frage ist, ob die absolute Genauigkeit überhaupt notwendig ist, wenn 
innerhalb des Einsatzgebietes die Kompassfehler konstant bzw. bekannt 
sind.
Wenn die Spec z.B. in Richtung 2..5° Wiederholgenauigkeit aufgeweicht 
würde, dann kann den Rest doch "einfach die Software machen".
Yep, bin Hardwareentwickler. ;)

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Marcus,

> Der Halbleiterkompass hat auch seine Tücken, aber vielleicht sind die
> kein Showstopper.
Nun, bei manchen bedient er das Vorurteil: Was elektronisch ist, das ist 
besser als magnetisch.

> Ich bin grad mal wieder am überlegen, wie wir dem TO helfen können.
Wenn ich dabei auch zielorientiert denken darf - also etwas außerhalb 
des vorgezeichneten Weges, dann gefällt mir das:

1. Elektrischer Fischfinder. Prinzip: Wo Flossen schlagen, da fließen 
auch kleine Ströme. Viel, viel kleinere als beim Zitteraal, aber der 
Hammerhai - vielleicht auch der Rochen - findet so seine Beute, die sich 
im Sand eingegraben hat.

2. Akustischer Fischfinder, soll zumindest bei Heringen funktionieren 
und bei anderen Fischen, die sich im Schwarm akustisch koordinieren: 
Doppenhydrophon, mit dem auch gepeilt werden kann.

3. Temperatur-Lot. Prinzip: Fische stehen da, wo auch ihre Nahrung 
steht. Die, vermute ich, orientiert sich an der Temperatur der 
Wasserschicht. Also könnte es sinnvoll sein, ein Lot abzusenken und 
wieder hoch zu holen. Aber keines, das nur Blei an der Spitze hat, 
sondern einen Sensor in Druck und in Tempertur. Vielleicht findet sich 
ja ein weiterer "Wohlfuhlfaktor" für Sußwasserfische - und für den auch 
ein Sensor. Vielleicht Sauerstoff?

4. Sonar. Nachteil: Braucht eine Starterbatterie für Kfz für die 
Stromversorgung.

5. Zurück zur Kurzstrecken-Navigation: Eine Rho-Theta-Bake am Uferrand, 
und zwar mit einem Drehleuchtfeuer, das den Winkel Theta kodiert 
abstrahlt. Also mit LED oder Laserpointer.
Gleichzeitig strahlt sie Impulse über einen Lautsprecher ab, so dass die 
Differenz der Laufzeiten optisch und akustisch zur Messung der Distanz 
benutzt werden kann. Nachteil: Der Angeler braucht ein Gerät zum Empfang 
der Bakensignale.

6. So voraus planbar der Standort der Fische, so käme auch ein doppeltes 
Drehfunkfeuer in Frage:
Vielleicht in den Farben Rot für "Ostwert", steht am nördlichen Ufer.
Ein  zweites in Grün am westlichen Ufer für Nordwert.
Beide drehen einander gegensinnig, treffen sich aber am Standort.

7. Dasselbe nach dem ILS-System - vielleicht wäre auch "Knickebein" der 
passende Name: Je Bake eine Doppelleuchte, die ein wenig schielt. Die 
eine sendet Morsestriche, die andere in den Pausen zwischen den Strichen 
Morsepunkte. Der Angler auf dem "Leitstrahl" einer Bake sieht sie als 
Dauerfeuer. Auf dem Kreuzungspunkt der Leitstrahlen sieht er doppeltes 
Dauerfeuer.

8. Bake mit Boje, Prinzip "Ankermine" - aber ohne Sprengstoff. 
Nachteile: Banal. Andere Angler könnten sie ins Fundbüro bringen - oder 
so.

7. Bake, diebstahlsicher: Befindet sich am Grund, leuchtet lotrecht nach 
oben. Wenn sie blinkt, könnte sie des Nachts sogar für eine Geistershow 
namens "Meeres..., äh, Seeleuchten" gut sein.

8. Fishfinder, Echolot plus GPS. ~160 €  bei Amazon.

9. Bake, Prinzip "Frankenstein". Elektrofischen ist ja wie Wilderei, 
verboten. Aber ist auch Elektrofischen, wenn eine Elektrode minutenweise 
die Fische anlockt und der Angel nach der Minute seine Angel mit Köder 
an dieselbe Stelle auswirft?


Ciao
Wolfgang Horn

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Nachtrag:

Zur Idee: "Wozu zu den Fischen rudern, wenn man die auch anlocken kann" 
fand ich gerade die Stichworte "Trolling" und "Downrigger".

Trolling gefällt mir gut, weil der Troll an ein Kabel gebunden und auf 
Tiefe der Fische durch das Wasser geschleppt wird.

Downrigging funktioniert mit beleuchteten Schleppködern - und auch 
solchen mit einem "Ionenfeld" - also nah dran am Elektrofischen.

Ciao
Wolfgang Horn

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