Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Anodisieren von Edelstahl möglich?


von bernte (Gast)


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Hallo,

hat jemand Erfahrungen mit dem anodisieren von Edelstahl?
Ist dies überhaupt in der Art wie bei Titan möglich um spezielle Farben 
zu erhalten?

von Alexander S. (alex998)


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von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Das ist allerdings dort (bei Edelstahl) auch nur eine Art Beschichtung, 
keine wirkliche Anodisierung.

Insbesondere wird das keine merklich höhere mechanische Belastabrkeit 
(Verschleißfestigkeit) ergeben, wie es bspw. bei Aluminium der Fall ist.

Mir ist kein Verfahren bekannt, das echte anodische Schichten auf 
Stahllegierungen erzeugt. Die Werkstücke zersetzen sich anodisch 
geschaltet sofort.

Ich würde also antworten:

Irgendwelche farbigen Beschichtungen auf Edelstahl: ja
Echte "Eloxalschichten": nein

von Alexander S. (alex998)


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Chris D. schrieb:
> Das ist allerdings dort (bei Edelstahl) auch nur eine Art Beschichtung,
> keine wirkliche Anodisierung.

Beschichtung ist das nicht; wenn ich es richtig verstanden habe wird 
beim Passsivieren des Edelstahls mit chemischen Zusätzen dafür gesorgt 
dass die Passivschicht (also das Chromoxid) eine bestimmte Stärke 
aufweist und so die Farbgebung erzielt wird (Stichwort Interferenz). 
Also quasi kontrollierte Erzeugung von Anlauffarben.

> Insbesondere wird das keine merklich höhere mechanische Belastabrkeit
> (Verschleißfestigkeit) ergeben, wie es bspw. bei Aluminium der Fall ist.

Die mechanische Belastbarkeit wird wohl gleich der von "normalen" 
passiviertem Edelstahl sein.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Alexander S. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Das ist allerdings dort (bei Edelstahl) auch nur eine Art Beschichtung,
>> keine wirkliche Anodisierung.
>
> Beschichtung ist das nicht; wenn ich es richtig verstanden habe wird
> beim Passsivieren des Edelstahls mit chemischen Zusätzen dafür gesorgt
> dass die Passivschicht (also das Chromoxid) eine bestimmte Stärke
> aufweist und so die Farbgebung erzielt wird (Stichwort Interferenz).
> Also quasi kontrollierte Erzeugung von Anlauffarben.

Ja, stimmt :-) Mir ging es nur um das Anodisieren als elektrolytischer 
Vorgang an sich. Das geht mWn bei Edelstahl nicht.

Die Behandung ist offenbar ja auch unterschiedlich:

"Das Färben erfolgt durch chemische Behandlung im Tauchbad bei 
Edelstahl,
und elektrolytisch durch anodische Oxidation bei Titan und Zirkon."

>> Insbesondere wird das keine merklich höhere mechanische Belastabrkeit
>> (Verschleißfestigkeit) ergeben, wie es bspw. bei Aluminium der Fall ist.
>
> Die mechanische Belastbarkeit wird wohl gleich der von "normalen"
> passiviertem Edelstahl sein.

Ja, das sieht so aus.

Ist von Polygrat etwas unglücklich, das alles unter dem Titel 
Anodisation zusammenzusammen.

Es geht doch nix über eloxiertes Aluminium :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Zonk (Gast)


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Annodisieren funktioniert nur mit Ventilmetallen, wie Aluminium, Titan, 
Niob und Tantal, da diese Metalle sich als Anode geschaltet mit einer 
sie passivierenden Oxidschicht überziehen. Edelstahl dagegen ganz fix in 
Lösung. Dieser Umstand wird z.B. beim Erodieren genutzt, um mechanisch 
schwer bearbeitbare Spezialstähle zu bearbeiten. Unser Gestellbauer hat 
mal ausversehen im Titanrahmen eine Edelstahlschraube verbaut. Nach 
einer Stunde mit 1KA Strom war ein 12er Bolzen auf 20mm Länge fort!

von bernte (Gast)


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Danke erstmal.
Hab noch einer Möglichkeit gesucht ein Edelstahl Werkzeug von mir 
aufzuhübschen. Dann werde ich mich mal mit dem Elektro-ätzen 
beschäftigen.
Wenn kein Farbe möglich ist dann zumindest leichte dekorative Motive 
ohne das Material zu sehr zu reduzieren.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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bernte schrieb:
> Danke erstmal.
> Hab noch einer Möglichkeit gesucht ein Edelstahl Werkzeug von mir
> aufzuhübschen. Dann werde ich mich mal mit dem Elektro-ätzen
> beschäftigen.
> Wenn kein Farbe möglich ist dann zumindest leichte dekorative Motive
> ohne das Material zu sehr zu reduzieren.

Ja, das geht auf jeden Fall - und sehr gut.

Wir haben öfter mal das "Problem", Skalen beständig auf Edelstahl 
aufzubringen. Mit einem einfachen Stempel, Vlies, einer 
Gleichstromquelle und einem passenden Elektrolyt (meist reicht 
Schwefelsäure) kann man recht einfach tiefschwarze, gestochen scharfe 
und sehr robuste Beschriftungen z.B. per Siebdruck auftragen.

Mit dem gleichen Verfahren kann man auch Edelstahl-Schweißnähte sehr 
einfach (und ohne Beize und deren lästige Einwirkzeit) säubern: einfach 
das Bauteil an den Pluspol und den Stempel an den Minuspol - schon 
säubert man :-)

von Alexander S. (alex998)


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bernte schrieb:
> Danke erstmal.
> Hab noch einer Möglichkeit gesucht ein Edelstahl Werkzeug von mir
> aufzuhübschen. Dann werde ich mich mal mit dem Elektro-ätzen
> beschäftigen.

Du meinst anodisches Beizen? Hab ich schonmal gemacht, geht mit 
Schwefelsäure und WIG-Inverter ganz gut... Ergibt eine leicht matte bis 
rauhe Oberfläche, je nach Beizzeit. Evtl. könnte man da sogar mit 
Siebdruck zum Maskieren arbeiten, analog zum Platinenätzen.

Oder probier mal Elektropolieren, hatt ich mal versucht, bin aber an 
Parametern/Chemikalien gescheitert.

von Alexander S. (alex998)


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Da war Chris wohl schneller.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Ja ;-)

Genau, kann man auch mit dem WIG-Gerät machen - das ist dann aber eher 
etwas "für's Grobe" :-)

von Alexander S. (alex998)


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Chris D. schrieb:

> Wir haben öfter mal das "Problem", Skalen beständig auf Edelstahl
> aufzubringen. Mit einem einfachen Stempel, Vlies, einer
> Gleichstromquelle und einem passenden Elektrolyt (meist reicht
> Schwefelsäure) kann man recht einfach tiefschwarze, gestochen scharfe
> und sehr robuste Beschriftungen z.B. per Siebdruck auftragen.

Hmm. Wie wird das tiefschwarz, nur mit Schwefelsäure?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Ich meine wir hätten damals Salpetersäure gekauft und Schwefelsäure 
nur zur Reinigung. Ist aber schon so lange her und die Literflasche (da 
steht leider nur "Beschriftungselektrolyt" drauf) reicht für mehrere 
Leben ;-)

Versuch macht kluch :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von bernte (Gast)


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die ersten Versuche gingen mit Zitronensäure schon ganz gut
die Batteriesäure ist schon lange beim Entsorger gelandet war mir doch 
zu heiß mit zwei Kindern im Haushalt

das mit dem Wig Gerät als Stromquelle gefällt wir
160A - das dauert bestimmt nicht lange

und ich war schon auf der Suche nach einem neuen Labornetzteil mit 30v 
5A
dabei hab ich einen regelbaren Schnellader für Kfz Batterien und ein Wig 
Inverter daheim-  Forum macht manchmal echt Spaß, danke für Eure 
Hinweise

meint Ihr ich könnte die Platinen mal ins Bad hängen  und die so 
vorätzen in wenigen Sekunden und den Rest vom Kupfer hole ich mit Fe3Cl 
runter

das wird bestimmt ein toller Sommer auf der Terasse
Metall zersetzen und Wasserstoff abspalten - Yippie

dann kann ich die Kinder noch mit einer Knallgasprobe verzücken

von Alexander S. (alex998)


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Chris D. schrieb:
> Ich meine wir hätten damals Salpetersäure gekauft und Schwefelsäure
> nur zur Reinigung. Ist aber schon so lange her und die Literflasche (da
> steht leider nur "Beschriftungselektrolyt" drauf) reicht für mehrere
> Leben ;-)
>
> Versuch macht kluch :-)

Hab mal nach solchen Elektrolyten gesucht, gibt es sogar in bezahlbaren 
Kleinmengen. Danke für den Tipp, Chris.


Mal kurz OT (wollte nicht extra neuen Thread starten): IIRC warst du 
doch der Besitzer eines Stahlwerk AC/DC WIG-Inverters (ich find den 
Thread nur grad nicht mehr), bist du immer noch zufrieden damit?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Alexander S. schrieb:

> Mal kurz OT (wollte nicht extra neuen Thread starten): IIRC warst du
> doch der Besitzer eines Stahlwerk AC/DC WIG-Inverters (ich find den
> Thread nur grad nicht mehr), bist du immer noch zufrieden damit?

Jepp, das Teil haben wir immer noch - läuft wie am ersten Tag. Ich kann 
nicht klagen (und ich bin Unternehmer ;-) Das ist wirklich ein echtes 
Arbeitspferd und hat schon einige 50L-Flaschen intus.

Ein kleiner Schönheitsfehler waren die immer unter Volllast laufenden 
Lüfter. Seit ich die mit einer Regelung versehen habe, ist das sehr viel 
angenehmer. Ich glaube, die neueren Geräte haben das schon ab Werk.

Noch zum Beschriftungs-Elektrolyten: ich meine mich dunkel zu erinnern, 
dass jemand damals schrieb, er hätte gute Erfahrungen mit gelösten 
Nitraten gemacht (Natriumnitrat etc.)

von Alexander S. (alex998)


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bernte schrieb:
> die ersten Versuche gingen mit Zitronensäure schon ganz gut
> die Batteriesäure ist schon lange beim Entsorger gelandet war mir doch
> zu heiß mit zwei Kindern im Haushalt
>
> das mit dem Wig Gerät als Stromquelle gefällt wir
> 160A - das dauert bestimmt nicht lange

NEIN, das dauert nicht lange.

> das wird bestimmt ein toller Sommer auf der Terasse
> Metall zersetzen und Wasserstoff abspalten - Yippie

Das anodische Beizen hab ich im Winter draussen gemacht, 10l PP-Wanne, 
~5l Wasser, Pi mal Daumen Schwefelsäure dazu (0,5l 33%ige glaub ich). 
Inverter auf 20A, Bauteil war eine Lampenfassung aus V2A, etwa 10 dm2; 
mit Schweissdraht aufgehängt und getaucht, Gegenelektrode VA_Blech. Hat 
ganz schön geblubbert und trotz Kühlung (mit Schnee rings um die Wanne) 
hats schon leicht nach warmer H2SO4 gerochen... Nach 5min waren die 
Anlauffarben vom Schweissen komplett weg und die Oberfläche wie richtig 
scharf angebeizt.

: Bearbeitet durch User
von bernte (Gast)


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Elektrolytisches Beschriften
wird ja immer interessanter

Also Schablone in Vinyl Folie Lasern (zB Skalenring)
dann so ein Tampon oder Stempel mit Elktrolyt dran
über die Schablone, ordentlich Strom drauf und fertig

von Alexander S. (alex998)


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Chris D. schrieb:

> Jepp, das Teil haben wir immer noch - läuft wie am ersten Tag. Ich kann
> nicht klagen (und ich bin Unternehmer ;-) Das ist wirklich ein echtes
> Arbeitspferd und hat schon einige 50L-Flaschen intus.

Gut zu wissen, hatte erst mit gebrauchtem "Industriegerät" geliebäugelt. 
Aber die sind ja auch nicht gerade preisgünstig.

von Alexander S. (alex998)


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