Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik ist RS232 noch "zeitgemäß"?


von flotte Biene (Gast)


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Hi, ich muss mir einen neuen Funktionsgenerator anschaffen und hätte 
gerne einen mit Ethernet-Schnittstelle. Von Hameg finde ich zwar ein 
passendes Gerät


HAMEG Funktionsgenerator HMf2550 50mHz
http://www.voelkner.de/products/67092/HAMEG-Funktionsgenerator-HMf2550-50mHz.html

Aber alle Funktionsgeneratoren von Hameg scheinen 
USB/RS232-Schnittstellentechnik zu haben und die RS232-Schnittstlle ist 
doch eigentlich ein Auslaufmodell - oder nicht?

von Sven B. (scummos)


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Ich glaub nicht das RS232 in absehbarer Zeit verschwindet ... klar gibt 
es modernere Schnittstellen, aber RS232 ist überall und es gibt schon 
seit Jahrzehnten modernere Schnittstellen ...

von Joachim B. (jar)


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flotte Biene schrieb:
> und die RS232-Schnittstlle ist
> doch eigentlich ein Auslaufmodell - oder nicht?

nö findet man überall, sogar in billigsten Multimeter oder auch in 
teurer Messtechnik, da würde IEEE fast als Auslaufmodell betrachten, ich 
verweigere jedenfalls den Umstieg auch noch eine Buskarte am PC (die 
Buskarten HP, NI, sind nicht billig und die LIBs nicht austauschbar), 
eher baue ich mir einen RS232 GPIB Adapter mit einen oder mehr AVR.

von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


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flotte Biene schrieb:
> die RS232-Schnittstlle ist
> doch eigentlich ein Auslaufmodell - oder nicht?

Nö. Die wirds noch lange geben. Weil die Ansteuerung so schön einfach 
ist. Damit kann keiner der vielen Nachfolger konkurrieren.

von flotte Biene (Gast)


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naja, aber RS232 ist halt nicht echtzeitfähig und man kann keine 
größeren Datenmengen übertragen. Manchmal ist es praktisch, auch etwas 
mit einem Oszi automatisiert aufnehmen zu können und dann gleich die 
Messwerte in die Datenbank reinschreiben zu lassen, ohne extra eine 
komplizierte Messhardware für nur einen Anwendungsfall anschaffen zu 
müssen.

von Timm T. (Gast)


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flotte Biene schrieb:
> und die RS232-Schnittstlle ist
> doch eigentlich ein Auslaufmodell

Jaja, das hat man vor 15 Jahren auch schon erzählt und wird es auch in 
15 Jahren noch erzählen.

flotte Biene schrieb:
> aber RS232 ist halt nicht echtzeitfähig und man kann keine
> größeren Datenmengen übertragen

Aber unschlagbar einfach anzusprechen, von zahlreicher Hardware vom 
ATtiny über Raspberry bis PC, zur Not über USB-seriell-Wandler.

flotte Biene schrieb:
> mit einem Oszi automatisiert aufnehmen zu können und dann gleich die
> Messwerte in die Datenbank reinschreiben zu lassen, ohne extra eine
> komplizierte Messhardware für nur einen Anwendungsfall

Was ist an einem USB-seriell-Wandler jetzt kompliziert?

von Joachim B. (jar)


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flotte Biene schrieb:
> naja, aber RS232 ist halt nicht echtzeitfähig und man kann keine
> größeren Datenmengen übertragen.

es gibt aber schon RS232 Transmitter mit 1 Mbit bis bis 4Mbit?

Ist schon ne ganze Menge und nie war es so einfach einen µC mit Tx und 
Rx in ein beliebiges Gerät zu bauen um Knöpfe zu drücken oder Werte 
rauszubekommen.

Wenn ich noch an die lahmen CBM denke, schnell war da nix und ein Fluke 
schnell auslesen vermieste nur die Auflösung.

Wer spezielle Dinge braucht muss halt spezielle Preise zahlen oder ein 
anderes Konzept wählen.

von Thomas R. (dt_roll)


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RS232 ist sehr einfach zu implementieren. Sowohl von der Hardware wie 
auch von der Softwareseite her.

Was man von IEEE488/GPIB nicht sagen kann.

Und von USB sowieso nicht. USB wird's nie so lange wie RS232 machen. Wir 
reden nicht von USB Sticks und USB-RS232. Weswegen nicht ? Weil USB 
Speicher und RS232 mittlerweile zum Betriebssystem gehoert.
USB bedeutet, beim Einstecken sucht das Betriebssystem den dazu 
passenden Treiber. Toll wenn's den gibt. Wenn ich nun ein Geraet der 
ersten Phase mit einen passenden Treiber in 15 Jahren im Windows N+1 
einstecken will, gibt es keinen Treiber mehr, und der alte Treiber von 
anno dazumals ist natuerlich nicht mehr mit dem neuen Windows 
kompatibel. Die Interaktion zwischen Betriebssystem und Geraet, der 
Treiber, ist natuerlich nicht oeffentlich.

Ethernet ist auf einer ganz anderen Geschwindigkeitsebene, zieht etwas 
mehr Strom, aber auch nicht zu schwierig auf der Hardwareseite. 
Zumindest auf der PC Seite ist sie bereits dabei. Die Ansteuerung 
geschieht ueber Sockets, Teile der Betriebssystem Libraries. Die 
Protokolle sind zwar nicht zwingend oeffentlich, aber so zumindest 
debugbar.

Also. Wenn man die Bandbreite nicht benoetigt, ist RS232 sicher die 
passsende loesung.

von Timm T. (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Wenn ich nun ein Geraet der
> ersten Phase mit einen passenden Treiber in 15 Jahren im Windows N+1
> einstecken will, gibt es keinen Treiber mehr

Du hast aber große Chancen, in 15 Jahren ein Gerät mit RS232 mit einem 
dann aktuellen USB-seriell-Wandler an das dann aktuelle Windows zu 
klöppeln.

Andererseits waren vor 20 Jahren sauteuere ISA-Karten von NI das 
Nonplusultra der Meßwerterfassung, die passen schon seit Jahren in 
keinen PC mehr rein. Also rein anschlußtechnisch.

von hp-freund (Gast)


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Gerade mal nachgesehen:
ein STM32F7 mit 216MHz schafft sogar 27000000 baud!

Das ist doch schon was...

von Max M. (maxmicr)


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hp-freund schrieb:
> Das ist doch schon was...

Doppelt so schnell wie USB 1.0 Full-Speed!

von Otti (Gast)


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Es gibt auch super gute Rs232-Ip wandler. Dann hat man das Messgerät im 
Lan
Aber die Rs232 wird noch lange bleiben.

von Chris K. (kathe)


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Datenblatt:
http://cdn.rohde-schwarz.com/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/HAMEG_DB_EN_HMF2525_2550.pdf


Kauf die Option
HO730
Dual-Interface Ethernet/USB

dazu und gut ist.

Nachfolger dürfte
Rohde & Schwarz HO732 R&S Dual-Schnittstelle (Ethernet/USB)
sein.

Gruss Chris

: Bearbeitet durch User
von Fensterln 99 (Gast)


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flotte Biene schrieb:
> naja, aber RS232 ist halt nicht echtzeitfähig und man kann keine
> größeren Datenmengen übertragen.

Klar kann man größere Datenmengen damit übertragen, dauert halt nur 
etwas.
Und welche Echtzeit ist gemeint mit 'nicht echtzeitfähig'?
Harte Echtzeit? Das ist eine Frage des OS und der Anforderungen.
Weiche Echtzeit? Siehe 1 drüber mit noch weniger Anforderungen.
BuzzwordBingoEchtzeit? Wayne, das schafft selbst USB, da brauch men 
keine V24.

von Sven B. (scummos)


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Ich wage mal zu behaupten USB Bulk ist formal und real deutlich 
weniger echtzeitfähig als RS232...

von Axel S. (a-za-z0-9)


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flotte Biene schrieb:
> ... alle Funktionsgeneratoren von Hameg scheinen
> USB/RS232-Schnittstellentechnik zu haben und die RS232-Schnittstlle ist
> doch eigentlich ein Auslaufmodell ... ?

Aber ja! Du solltest mindestens das Doppelte, besser noch das Dreifache 
für ein Gerät mit einer "zeitgemäßen" Schnittstelle ausgeben!!1!elf

: Bearbeitet durch User
von Hystorischer Anwender (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> RS232 ist sehr einfach zu implementieren. Sowohl von der Hardware wie
> auch von der Softwareseite her.
>
> Was man von IEEE488/GPIB nicht sagen kann.

  Dass GPIB verschwunden ist hat seine berechtigte Gründe, aber nicht 
obiger.

  Wohl noch keine Implementation gesehen, bestehend aus nur 1 Handvoll 
TTL Standardchips und ganz ohne uC/SW?

  Und alte, prä-PC-Ära 8-bit Rechner konnten bestimmt kompliziertere SW 
abarbeiten, als heutige GHz-Boliden...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Andererseits waren vor 20 Jahren sauteuere ISA-Karten von NI das
> Nonplusultra der Meßwerterfassung, die passen schon seit Jahren in
> keinen PC mehr rein. Also rein anschlußtechnisch.
Es gibt in der Industrie Mainboards in Kleinstserien, die solche alten 
Schnittstellen an aktuelle Chipsätze und Prozessoren anbinden und z.B. 
für Maschinensteuerungen verwendet werden. Allerdings bestehen die 
jeweils zur Hälfte aus den Tränen gefallener Engel und zur anderen 
Hälfte aus goldgepresstem Unobtanium.

: Bearbeitet durch User
von Steffen (Gast)


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Wo ist GPIB denn verschwunden? Jedes professionelle Messgerät hat diese 
Schnittstelle doch zumindest als Option.

Und wenn es um so darum geht mehrere Messgeräte zB zeitgleich zu 
triggern, dann ist GPIB imho immernoch das Mittel der Wahl. Das wird mit 
über USB angebundenen Geräten nichts. Bei GPIB braucht es dafür auch 
kein RTOS.

von Nase (Gast)


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flotte Biene schrieb:
> naja, aber RS232 ist halt nicht echtzeitfähig
Nicht?
RS232 erfüllt eigentlich alle mir bekannten (und hier konkret 
anwendbaren) Anforderungen an "Echtzeit", vornehmlich bestimmbare 
Datenrate und vollständig deterministische Übertragung.

von 1234567890 (Gast)


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flotte Biene schrieb:
> aber RS232 ist halt nicht echtzeitfähig

Du solltest dir erstmal klar machen, was "echtzeitfähig" bedeutet.

Es bedeutet nicht möglichst viele Daten in möglichst kurzer Zeit.

Es bedeutet die richtige Datenmenge rechtzeitig. Dazu muss genau 
vorhersagbar/berechenbar sein, wie lange deine Daten ab dem Abschicken 
maximal bis zum Empfänger brauchen. Dieser Fall ist bei RS232 gegeben, 
es ist berechenbar. Bei der Berechnung muss darauf geachtet werden, das 
nicht die durchschnittliche Zeit oder die schnellstmögliche Zeit 
berechnet wird, sondern die langsamste im Worstcase. Falls diese Zeit 
als Antwortzeit für dein System aussreichend ist, ist RS232 für dich 
echtzeitfähig. Bei der Übertragung zum Standard-Windows-PC besteht das 
Problem, dass es nicht vorhersehbar ist, wann die empfangenen Daten vom 
Betriebssystem verarbeitet werden, daher ist RS232 in diesem Fall nicht 
echtzeitfähig, was aber an deinem Betriebssystem liegt und nicht am 
RS232-Protokoll.

Nase schrieb:
> RS232 erfüllt eigentlich alle mir bekannten (und hier konkret
> anwendbaren) Anforderungen an "Echtzeit", vornehmlich bestimmbare
> Datenrate und vollständig deterministische Übertragung.

Genau so sieht es aus!

von Olaf (Gast)


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> Kauf die Option
> HO730
> Dual-Interface Ethernet/USB

Da diese Adapter bei Hameg von Ethernet auf geraetinternes RS232 
umsetzen bekommt er also sogar das was er vielleicht auch wollen wuerde, 
aber andererseits auch wieder nicht. :-)

Der Nachteil bei Hameg ist das Ethernet damit sehr langsam ist. Ich 
glaube sie setzen geraetintern auf 115k um. Das gehoert zu den wenigen 
Dingen die mich an meinem Hameg aergern.

Olaf

von Rohrpost (Gast)


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Olaf schrieb:
> Der Nachteil bei Hameg ist das Ethernet

Wie darf ich das verstehen? Warum ist das Ethernet der Nachteil?

von Steffen (Gast)


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Rohrpost schrieb:
> Olaf schrieb:
> Der Nachteil bei Hameg ist das Ethernet
>
> Wie darf ich das verstehen? Warum ist das Ethernet der Nachteil?

Geiles Zitat :D

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Olaf schrieb:
> Der Nachteil bei Hameg ist das Ethernet damit sehr langsam ist. Ich
> glaube sie setzen geraetintern auf 115k um. Das gehoert zu den wenigen
> Dingen die mich an meinem Hameg aergern.
115k Datenübertragungsrate ist bei einem Netzteil natürlich das 
Ausschlusskriterium...

von Georg (Gast)


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flotte Biene schrieb:
> Hi, ich muss mir einen neuen Funktionsgenerator anschaffen und hätte
> gerne einen mit Ethernet-Schnittstelle.

flotte Biene schrieb:
> naja, aber RS232 ist halt nicht echtzeitfähig

Viel falscher kann man garnicht liegen, RS232 ist durchaus 
echtzeitfähig, während eigentlich allgemein bekannt sein sollte, dass 
Ethernet das eben nicht ist.

Ein GPS-Empfänger, der alle x ms die Position über RS232 ausgibt ist 
perfekt echtzeitig. Bei Ethernet kann man mit der hohen Geschwindigkeit 
vieles zukleistern, aber eine garantierte Antwortzeit gibt es ohne 
zusätzliche Software eben nicht.

Georg

von Stefan F. (Gast)


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> naja, aber RS232 ist halt nicht echtzeitfähig

Also wenn ich etwas per RS232 sende, kann ich für jedes einzelne Bit 
(bis auf wenige Nanosekunden) vorhersagen, wann es den Empfänger 
erreichen wird. Was will man mehr?

> und man kann keine größeren Datenmengen übertragen

Wie habe ich dann immer geschafft, ganze Linux Distributionen per Modem 
herunter zu laden?

von Dumdi D. (dumdidum)


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Ganz wichtig: echtzeit und schnell sind zwei komplett verschiedene 
Konzepte.

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