Forum: Offtopic Wie entscheidet ein Hersteller einen neues IC oder einen anderes neues Bauteil heraus zu bringe?


von Hennes (Gast)


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Hallo

warum Bauteile abgekündigt werden wurde schon mehrmals besprochen.

Aber wie entscheidet ein Hersteller das er ein neues Bauteil, eventuell 
mit nur leicht anderen Parametern anbietet?

Klar er sieht zu Teil das ein Bedarf vorhanden ist, z.B. als LiIonen 
Akkus sich immer mehr verbreitet haben wollte sicherlich jeder am Kuchen 
teilhaben und hat entsprechende Lade ICs, Schutzschaltungen usw. 
herausgebracht.

Aber wie und warum entscheidet ein Hersteller das es für ihn sinnvoll 
ist einen z.B. ein neuen Leistungsmosfet heraus zu bringen, oder noch um 
es auf die Spitze zu treiben das es für sich lohnen könnte sehr 
Spezielle Bauteile mit "Extremen" Werten auf den Markt zu bringen, wo 
nur eine sehr geinge Nachfrage besteht?

mfg

Hennes

: Verschoben durch User
von Hennes (Gast)


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Zu spät gesehen:

Meine Überschrift ist nicht unbedingt im besten Deutsch verfasst ;-)
Sorry...

von Tom (Gast)


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Hennes schrieb:
> Aber wie und warum entscheidet ein Hersteller das es für ihn sinnvoll
> ist einen z.B. ein neuen Leistungsmosfet heraus zu bringen, oder noch um
> es auf die Spitze zu treiben das es für sich lohnen könnte sehr
> Spezielle Bauteile mit "Extremen" Werten auf den Markt zu bringen, wo
> nur eine sehr geinge Nachfrage besteht?

Das funktioniert genauso wie z.B. bei Autos. Da gibt es auch welche mit 
"extremen" Werten, die auf den Markt gebracht werden.

von maetressenhuhnesserteam (Gast)


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Tom schrieb:
> bei Autos. Da gibt es auch welche mit
> "extremen" Werten, die auf den Markt gebracht werden.

...auch welche?? Alle 10 Jahre ändert sich da die Ansicht zwischen noch 
extrem und schon normal.

Man könnte nach wie vor auch mit 10PS am Verkehr teilnehmen, ohne ein 
Stauverursacher zu sein. 5 Liter Hubraum und 400PS sind erst die letzten 
Jahre "notwendig" geworden.

von wendelsberg (Gast)


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maetressenhuhnesserteam schrieb:
> 5 Liter Hubraum und 400PS sind erst die letzten
> Jahre "notwendig" geworden.

Na in den letzten Jahren wohl eher gefuehlte 500 PS aus 2 Liter Hubraum 
und weil die vielen Turbos den Auspuffsound daempfen, baut man da dann 
Lautsprecher rein, die den Krach wieder erzeugen.

wendelsberg

von nemesis... (Gast)


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Großabnehmer werden da wohl ihre Wünsche durchsetzen.

von Sebastian S. (amateur)


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Das kann jede Menge Gründe haben.

Die Entwickler haben ein paar neue Ideen.
Die Praxis zeigt bestimmte, neue, aber übliche Konfigurationen.
Das Olle Patent soll endlich was abwerfen.
Das Konkurrenzpatent ist endlich abgelaufen.
Der neue Prozess ist zwar günstiger, aber die Nachfrage nach dem
 Vorgänger bleibt auf hohem Niveau.
Die Marketingabteilung hat endlich eine neue Hype geschaffen oder will
 sich an eine bestehende anhängen.
Die Aktionäre wollen, auf Teufel komm raus, was vom Entwicklungskuchen
 zurückhaben.
Die Anfragen der Kunden können nicht mehr ignoriert werden.
Usw. usw. usw. Noch ca. 837 weitere Gründe.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Das neue Bauteil ist endlich IoT-Tauglich ;-)

von Axel L. (axel_5)


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Hennes schrieb:

>
> Aber wie und warum entscheidet ein Hersteller das es für ihn sinnvoll
> ist einen z.B. ein neuen Leistungsmosfet heraus zu bringen, oder noch um
> es auf die Spitze zu treiben das es für sich lohnen könnte sehr
> Spezielle Bauteile mit "Extremen" Werten auf den Markt zu bringen, wo
> nur eine sehr geinge Nachfrage besteht?
>


In der Regel gibt es einen sehr grossen Kunden, der genau das braucht.

Gruss
Axel

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Oder es gibt kleine Kunden, für die sich Sonderanfertigungen lohnen, die 
sich der Hersteller bezahlen lässt. Kann passieren, wenn die 
Anforderungen extrem sind und der Verbraucher bereit ist, auch mal 60€ 
für einen Operationsverstärker mit eigentlich total veralteten Werten zu 
zahlen, der aber bei 210°C Umgebungstemperatur arbeitet.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Sebastian S. schrieb:
> Die Entwickler haben ein paar neue Ideen.

Diese Variante kannste (außer bei vielleicht ganz kleinen Buden)
vergessen.  Die Entwickler entscheiden da gar nichts, oder
bestenfalls noch können sie mitreden und sagen, was partout nicht
machbar wäre.

Ansonsten entscheidet sowas das Marketing.  Ob's nun ein Großkunde
ist, von dem man sich Millionenstückzahlen verspricht, oder ob es
Millionen Kunden sind, die jeder nur eins kaufen (siehe Mobiltelefon),
ist dabei eher unerheblich.

von Paul B. (paul_baumann)


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Ich habe immer technische Mitteilungen von MAXIM bekommen, in denen 
angekündigt wurde, etliche neue Schaltkreise pro Monat herauszubringen.
Das hat man m.E.n. auch getan. Da hatte ich den Eindruck, daß man dort 
selbst festlegte, was man herstellt, bzw. was man denkt, daß die Leute 
gebrauchen können.


MfG Paul

von Mike B. (mike_b97) Benutzerseite


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oder das neue Bauteil wirft durch Designeinsparungen (auf den Bedarf hin 
optimiert, wozu 150° Belastbarkeit? 80° reichen auch!) und/oder 
Einsparungen im Produktionsprozess insgesamt 1,50€ mehr Gewinn (im 
Tausenderpack, versteht sich)
Hat schliesslich der Controller ganz scharf ausgerechnet!
Und wenn wir die Pressreste dran lassen sparen wir noch zwei Leute, das 
kann sich der Kunde schliesslich auch selbst abbrechen. Macht nochmal 
2,50 pro Tausender Einheit.

von Paul B. (paul_baumann)


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Mike B. schrieb:
> ....das
> kann sich der Kunde schliesslich auch selbst abbrechen.

Der Kunde will sich aber meist Keinen abbrechen...
;-)
MfG Paul

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Paul B. schrieb:
> Da hatte ich den Eindruck, daß man dort selbst festlegte, was man
> herstellt, bzw. was man denkt, daß die Leute gebrauchen können.

Maxim ist 'ne andere Nummer.

Daher heißen MPWs (Multi-Project Wafer) auch scherzhaft „Maxim Project
Wafer“. ;-)  Die probieren wirklich Designs aus, von denen jemand
nur eine Idee hat, dass das „fliegen“ könnte.  Zwecks Kostenminimierung
werden davon dann ein paar auf einen MPW geworfen und einige tausend
ICs davon auf Halde produziert.  Die werden als Samples unter die
Leute geworfen (Samples bekommt bei denen ja praktisch jeder).

Kauft das Zeug keiner, verschwindet es irgendwann wieder in der
Versenkung.  Landet man gelegentlich mal wieder einen Volltreffer
wie einen MAX232, dann wird über dessen Verkaufspreis der andere
Kram mit subventioniert.

Nur wehe, wenn du ohne genügend Vorwarnung irgendeins dieser Teile,
die es bislang nur als Muster gab, in Massen haben willst.  Dann
müssen sie ja neue Lose dafür in Auftrag geben, und ein mittlerer
Fab-Durchlauf kann schon mal ein halbes Jahr lang dauern … je nach
Komplexität des ICs (Anzahl der Prozessschritte).

p.s.: Sie haben sich durch die entsprechenden langen Lieferzeiten
mal einen ziemlich schlechten Ruf eingehandelt.  Kann gut sein,
dass sie daher mittlerweile an diesen Prozessen was geändert
haben.  Aber es scheint mir in der Tat der einzige Hersteller zu
sein, der sich damit brüstet, wie viele neue ICs er jährlich so
herausbringt.

: Bearbeitet durch Moderator
von Paul B. (paul_baumann)


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Jörg W. schrieb:
> Zwecks Kostenminimierung
> werden davon dann ein paar auf einen MPW geworfen und einige tausend
> ICs davon auf Halde produziert.  Die werden als Samples unter die
> Leute geworfen (Samples bekommt bei denen ja praktisch jeder).

Ich habe schon ca. 1991 an einer Veranstaltung von Maxim in Halle/Saale 
teilgenommen, bei der man den Anwesenden Schaltkreise für die 
unterschiedlichsten Anwendungszwecke schenkte. Als Gegenleistung wollte 
man dann ein paar Monate später wissen, WAS damit gebaut wurde und 
WIEVIEL weitere Schaltkreise man davon brauche und kaufen würde.

Dieses Konzept finde ich wirklich vernünftig, weil der Hersteller genau 
sieht, was die Leute haben wollen und in welcher Stückzahl. Darüber 
hinaus sieht man auch gleich, wieviel Geld das einbrächte, weil man Typ 
und Stückzahl hat.

Wenn ich bei einem Halbleiterhersteller "den Hut aufhätte", machte ich 
das ebenso.

mfG Paul

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Paul B. schrieb:
> Dieses Konzept finde ich wirklich vernünftig, weil der Hersteller genau
> sieht, was die Leute haben wollen und in welcher Stückzahl.

Es hat eben nur den beschriebenen Pferdefuß: es verteuert alle ICs
dieses Herstellers (und zwar nicht unwesentlich, die Entwicklung eines
ICs kostet schnell mal eine Million, und wenn der dann so gut wie nicht
verkauft wird, müssen die anderen diese Million mitzahlen), und die
Vorhaltezeit, wenn man wirklich Stückzahlen kaufen will, wird schnell
ziemlich groß.  So ein IC ist halt nicht von heute auf übermorgen
gefertigt, auch dann nicht, wenn man dafür schon alles bereit liegen
hat.  Ein Fab-Durchlauf dauert viel länger, als sich die meisten hier
vorstellen möchten. ;-)

Ja, wenn diese beiden Haken nicht wären, wäre das Konzept wirklich
ideal. :)  Aber glaub' mir, dann würden das auch andere Hersteller so
tun, nicht nur Maxim.

von Axel L. (axel_5)


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Paul B. schrieb:
> Jörg W. schrieb:

>
> Ich habe schon ca. 1991 an einer Veranstaltung von Maxim in Halle/Saale
> teilgenommen, bei der man den Anwesenden Schaltkreise für die
> unterschiedlichsten Anwendungszwecke schenkte. Als Gegenleistung wollte
> man dann ein paar Monate später wissen, WAS damit gebaut wurde und
> WIEVIEL weitere Schaltkreise man davon brauche und kaufen würde.

Das Problem ist einfach, dass diese Aussagen nichts helfen. Die 
Techniker haben keine Ahnung über die möglichen Stückzahlen.

Dazu kommt, dass man keine Produkte um die Bausteine herum baut, sondern 
Produkte entwicklen will und dafür dann zu dem Zeitpunkt bestimmte 
Lösungen braucht. Das passt zeitlich selten mit so einer Veranstaltung 
zusammen.

Gruss
Axel

von Axel L. (axel_5)


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Kevin K. schrieb:
> Oder es gibt kleine Kunden, für die sich Sonderanfertigungen lohnen, die
> sich der Hersteller bezahlen lässt. Kann passieren, wenn die
> Anforderungen extrem sind und der Verbraucher bereit ist, auch mal 60€
> für einen Operationsverstärker mit eigentlich total veralteten Werten zu
> zahlen, der aber bei 210°C Umgebungstemperatur arbeitet.

Das gab es früher mal.

Bei modernen Technologien zahlst du locker mal 1 Mio US$ für einen 
Maskensatz und der Aufwand ist gigantisch. Das macht man nur bei 
entsprechender Nachfrage.

Wenn man genauer hinsieht, sind aktuelle Bausteine immer häufiger nur 
noch Derivate von Handy-Bausteinen oder anderem Consumer-Zeugs.

Gruss
Axel

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Das Marketing entscheidet auf Basis von Forecasts, welches Produkt über 
die nächsten Jahre den meisten Gewinn abwerfen wird. Entwickler sind 
besser bezahlte Befehlsempfänger, deren fachliche Meinung oft nicht 
gefragt ist, wenn es um solche Entscheidungen geht.

Bin selber einer, läuft bei uns auch so.

von Soul E. (Gast)


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Paul B. schrieb:

> Dieses Konzept finde ich wirklich vernünftig, weil der Hersteller genau
> sieht, was die Leute haben wollen und in welcher Stückzahl. Darüber
> hinaus sieht man auch gleich, wieviel Geld das einbrächte, weil man Typ
> und Stückzahl hat.

Doof war nur, wenn man tatsächlich mal eins der geschenkten Bauteile 
irgendwo reindesigned hat. Du bestellst 300 Stück nach für die A-Muster, 
und bekommst sie problemlos geliefert. Dann bestellst Du 10.000 für die 
Serie und plötzlich gibt es keine mehr. Denn der Vorrat vom MPW ist alle 
und neue aufzulegen hat sich mangels Nachfrage nicht gelohnt.

Das ist der Grund, warum bei vielen Firmen Maxim als Lieferant gesperrt 
ist.


(Und das ist der Grund, warum man sich bei größeren Stückzahlen immer 
eine Lieferzusage für die komplette geplante Produktlebensdauer geben 
lassen sollte.)

von Paul B. (paul_baumann)


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soul e. schrieb:
> Du bestellst 300 Stück nach für die A-Muster,
> und bekommst sie problemlos geliefert. Dann bestellst Du 10.000 für die
> Serie und plötzlich gibt es keine mehr.

Das ist natürlich nicht gut, wenn man nicht weiter kommt, weil die 
Teilchen fehlen und es Unikate sind, die Niemand anders herstellt. Auf 
der anderen Seite:
Wenn diese Methode überhaupt nicht funktionieren würde, dann gäbe es die 
Firma ja schon nicht so lange.

Naja, so viele haben wir nie gebraucht und ich habe das auch so 
angegeben, daß die Stückzahlen zwischen 100-200 liegen werden. Die haben 
wir aber immer problemlos über einen hier ansässigen Großhändler 
gekriegt. Wir mussten das so machen, weil man einzelne Leute bzw. 
Betriebe nicht anders beliefern konnte oder wollte.

mfG Paul

von Thomas F. (igel)


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Hennes schrieb:
> Aber wie und warum entscheidet ein Hersteller das es für ihn sinnvoll
> ist....

https://de.wikipedia.org/wiki/Business_Case

Da die meisten Halbleiterhersteller wohl börsennotiert sind achten 
Vorstand und Aufsichtsrat darauf dass am Ende des Jahres Geld übrig 
bleibt.

http://www.elektroniknet.de/halbleiter/sonstiges/artikel/100472/1/

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