Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Quarzwerte in LTspice


von red. (Gast)


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Hallo,

ich beschäftige mich gerade etwas mit Quarzoszillatoren, und wollte "so 
zum Spass" mal einen Pierce-Oszillator aufbauen.
Vorher wollte ich ihn aber gerne in LTSpice simulieren.

Ich würde gerne einen 3MHz Quarz verwenden(weil der hier noch rumliegt).

Nun zum Problem: Im LTspice Modell werden ja folgende Werte verlangt: 
Cs,Cp,Ls und Rs

Ich habe folgende Werte des Quarzes:
• Frequenz: 3,0 MHz
• Modus: Grundton
• Cl: 32 pF
• Rsmax: 150 Ohm
• Temperaturkoeffizient: ± 50 ppm
• Frequenztoleranz: ± 30 ppm
• Gehäuse: HC18/U

Cp sind Bauartbedingt wohl irgendwas zwichen 5 und 10pF und Rs sind 
150Ohm, aber wie komme ich auf Cs und Ls?
Ich kenn die folgenden Formeln, aber ohne die Güte bringen die mir nicht 
besonders viel...
Ls = Q * Rs / 2 * pi *fs
Cs = 1 / 2  pi  fs  Q  Rs

Vielleicht kann mir ja jemand helfen.
Gruß red

von hinz (Gast)


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von Helmut S. (helmuts)


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Du benötigst die Güte Q.
Wenn kein Wert im Datenblatt steht, dann einen Schätzwert nehmen, z. B. 
10000-100000.
Nimm zur Simulation keine zu höhe Güte sonst simulierst du ewig bis der 
Oszillator mit voller Amplitude schwingt. Zum Debuggen nehme ich zur Not 
auch Q=1000. Wenn dann alles passt, dann kommt eine Simulation mit 
höherer Güte.

: Bearbeitet durch User
von red. (Gast)


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Danke für die Antwort, aber den Beitrag kenn ich schon. Ich habe leider 
keine Güte bei meinem Quarz angegeben. Oder gibt es da Standartwerte? 
...Ich finde auch kein vernünftiges Datenblatt zum HC18u

von Helmut S. (helmuts)


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Nimm einfach Q=10000.

von red. (Gast)


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Klasse, Danke. Genau das wollte ich hören .

von red. (Gast)


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Hallo,
ich hätte noch ein paar Fragen, an die Leute die öfters mit solchen 
Oszillatoren zu tun haben.

Also die Schaltung funktioniert(Frequenz passt auch), ich hab sie auch 
schon in real aufgebaut, soweit alles gut.
Nun zu den Fragen.

1. Ich habe einfach eine X beliebige Oszillatorschaltung aus einem 
Lehrbuch genommen (ursprünglich für einen 10MHz Quarz) und hab meinen 
3MHz Quarz reingesetzt. Dann ein bisschen mit den Werten gespielt, bis 
das Einschwingverhalten ungefähr passt. Wie macht Ihr das denn, wenn Ihr 
einen Oszillator aufbaut. Gibt es da so eine art Rezept, wie man die 
Bauteile dimensioniert?
2.In LTSpice hab ich jetzt eine Einschingzeit von ca 15 ms...Ist das Ok? 
Alles was ich so im Internet gefunden habe, war irgendwo um 1ms(mir 
fällt jetzt aber spontan nichts ein, was gegegen eine längere Zeit 
spricht)
3. Wenn ich an der realen Schaltung die Ausgangsschwingung messe (mit 
einem ziemlich schlechten Oszi...aber ich hab hier nichts anderes), sehe 
fast schon eine Rechteckspannung. Ist das normal, oder spricht das für 
eine falsch dimensionierte Schaltung.(Das ganze ist auch nur auf einem 
Entwicklungsboard zusammengesteckt...spielt sicher auch eine Rolle)

Bin aufjedenfall für jede Antwort dankbar.

Gruß red

von Frickelfritze (Gast)


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red. schrieb:
> Bin aufjedenfall für jede Antwort dankbar.

Deine Fragen hängen zur Beantwortung alle stark von der
Schaltung ab die du verwendest. Also müsstest du sie angeben
wenn du klare Antworten haben willst.

von Helmut S. (helmuts)


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> 1. Ich habe einfach eine X beliebige Oszillatorschaltung aus einem
Lehrbuch genommen (ursprünglich für einen 10MHz Quarz) und hab meinen
3MHz Quarz reingesetzt. Dann ein bisschen mit den Werten gespielt, bis
das Einschwingverhalten ungefähr passt. Wie macht Ihr das denn, wenn Ihr
einen Oszillator aufbaut. Gibt es da so eine art Rezept, wie man die
Bauteile dimensioniert?

Schau in das Datenblatt des ICs. Da sind oft Beispiele für die 
Quarzbeschaltung.


> 2.In LTSpice hab ich jetzt eine Einschingzeit von ca 15 ms...Ist das Ok?
Alles was ich so im Internet gefunden habe, war irgendwo um 1ms(mir
fällt jetzt aber spontan nichts ein, was gegegen eine längere Zeit
spricht)

Die Einschwingzeit hängt von der Güte des Quarzes ab. Jehöher die Güte 
Q, um so länger die Einschwingzeit. Die 15ms sind so abwegig nicht. Die 
Schwingung startet in SPICE entweder wegen unvermeidbarem numerischen 
Rauschens oder etwas schneller durch anregen beim Einschalten (.tran ... 
startup oder .TRAN ... uic). Manchmal füge ich spezielle Dinge ein um 
dem Oszillator einen Kick zu geben, damit er schneller auf eine 
sichtbare Amplitude kommt.


> 3. Wenn ich an der realen Schaltung die Ausgangsschwingung messe (mit
einem ziemlich schlechten Oszi...aber ich hab hier nichts anderes), sehe
fast schon eine Rechteckspannung. Ist das normal, oder spricht das für
eine falsch dimensionierte Schaltung.(Das ganze ist auch nur auf einem
Entwicklungsboard zusammengesteckt...spielt sicher auch eine Rolle)

Wenn du an einem CMOS-Oszillator misst, dann kommt da in der Tat eher 
ein Rechteck heraus, da der CMOS-Inverter viel mehr Verstärkung hat als 
notwendig.

von Gerhard H. (ghf)


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Auf www.axtal.de gibt es Bernd Neubigs Quarzkochbuch als .pdf

Ein Qualitätsquarz hat etwa ein Q von 100000 bei 100 MHz.
Das Produkt von Q und Frequenz ist für vergleichbar gute Qualität
in etwa konstant.  d.h. 1 Meg @ 10 MHz.

Massenquarze haben die Hälfte oder schlimmer.

Bei der Transientenanalyse kann man sich über das gelungene
Experiment freuen. Aussagen über die genaue Schwingfrequenz
gelingen damit nicht.

Wesentlich aussagekräftiger ist es, den loop gain des Oszillators
zu simulieren. LTspice hat aber bei 100 MHz schon Probleme mit
der Frequenzauflösung < ein paar Hz.

Gruß, Gerhard

von Helmut S. (helmuts)


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> LTspice hat aber bei 100 MHz schon Probleme mit der Frequenzauflösung < ein paar 
Hz.

Das Beispiel würde ich jetzt gern mal sehen indem LTspive in der 
.AC-Analyse ein Problem mit der Auflösung hat.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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http://www.gunthard-kraus.de/CD_Kraus-Publications...

Quarzoszillator-Simulationen mit LTSpice

von Gerhard H. (ghf)


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vor meinem Urlaub nicht mehr :-)

Man muss aber wirklich nicht lange suchen. Schaltungen mit exzessivem Q
führen zu Differenzen von ähnlichen und GROSSEN Zahlen, etwa in der
Leitwertmatrix. Schon kleine Frequenzfehler verursachen grobe
Auswirkungen, etwa wenn die Resonanzkurve nicht mehr monoton ist
sondern Sprünge macht.

Genesys kann das klar besser, macht dann aber eine kranke
Achsenbeschriftung (etwa 100-100 MHz) Etwas ist immer. Bei
Ansys haben wir auch Defekte gefunden.

von red. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Danke für die vielen Antworten. Das Quarzkochbuch sieht interessant aus, 
da werde ich mal etwas drin stöbern.

Die Schaltung sollte eigentlich eher Richtung Referenzfrequenz-quelle 
für eine PLL gehen, und nicht für ein IC.

Ich hab meine Schaltung mal angehängt, statt dem rot eingerahmten habe 
ich eben einen 3 MHz quarz eingebaut. Falls jemand 
verbesserungsvorschläge hat, immer her damit

Gruß red

von Helmut S. (helmuts)


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Ein 3MHz Quarz hat eher einen Serienwiderstand von 300Ohm. Die Güte ist 
vielleicht 50000.

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