Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verstärker Selbstbau TDA7376B


von EBDAVC (Gast)


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Hallo,

ich benötige einen kleinen Stereo-Verstärker. Conrad hat einen simplen 
Bausatz mit TDA7376B IC:

https://www.conrad.de/de/stereo-verstaerker-bausatz-conrad-9-vdc-12-vdc-18-vdc-80-w-2-1216582.html

Dafür möchte Conrad 19,49 €. Da ich die Platine die Conrad für den 
Bausatz liefert sowieso nicht wirklich gebrauchen kann, und die ganzen 
Anschlussbuchsen auch nicht, wollte ich das lieber gleich auf Lochraster 
aufbauen und dann gleich noch ein paar andere Dinge verlöten, die 
benötigt werden (Potis usw)

Ich habe mir die Anleitung angeschaut:

http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/1200000-1299999/001216582-as-01-de-2X35W_STEREO_ENDSTUFE_BAUSATZ.pdf

Und daraus die einzelnen Bauteile herausgesucht.

R 1 = 10 k braun, schwarz, orange

Ich nehme an 1/4W Kohleschicht reicht hier völlig?

https://www.conrad.de/de/kohleschicht-widerstand-1-k-axial-bedrahtet-0207-025-w-yageo-cfr-25jt-52-1k0-1-st-1417699.html

C1,C2,C4,C5,C6 = 0,22 uF = 220 nF = 224

Ich denke es sind Keramikkondensatoren?

https://www.conrad.de/de/keramik-kondensator-radial-bedrahtet-220-nf-50-v-20-l-x-b-x-h-508-x-318-x-584-mm-kemet-c320c224m5u5ta-1-st-1420328.html

C3 = 2200uF/35V Elko
https://www.conrad.de/de/elektrolyt-kondensator-radial-bedrahtet-75-mm-2200-f-35-v-20-x-h-16-mm-x-25-mm-kse228m035s1abm25k-1-st-1328847.html

D1 = 4V7 Z-Diode

Reichen 500mW Leistung hier aus?

https://www.conrad.de/de/z-diode-bzx79c4v7-gehaeuseart-halbleiter-do-35-fairchild-semiconductor-zener-spannung-47-v-leistung-max-ptot-500-mw-563817.html

TDA7376B
https://www.conrad.de/de/linear-ic-verstaerker-audio-stmicroelectronics-tda7376b-2-kanal-stereo-klasse-ab-multiwatt-15-1184614.html

Wäre schön wenn sich das mal kurz Jemand anschauen kann und mir sagen 
kann ob ich die richtigen Bauteile ausgewählt habe. Ich habe mir auch 
die Referenzschaltung im Datenblatt 
(http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/1100000-1199999/001184614-da-01-en-IC_AMP_AUDIO_P_TDA7376B_MULTIWATT_15_STM.pdf) 
angeschaut, da fehlt z.B. die Diode die Conrad im Bausatz verbaut 
völlig. Auch wird ein 1000µF statt einem 2200µF Elko verbaut, und eine 
5V Versorgung ist auch zu sehen, die lässt Conrad gar ganz weg. Was ist 
davon eigentlich zu halten? Ist diese nicht zwingend notwendig? Wäre 
schön wenn Jemand einem Anfänger erklären würde welche Relevanz diese 
Unterschiede haben.

Würde sich nicht noch eine Feinsicherung am Eingang anbieten falls das 
Netzteil Unfug treibt? Ich wollte ein eher günstiges herumliegendes 
chinesisches Modell verwenden, und möchte im Fehlerfall am Ausgang keine 
eventuell gefährlichen Spannungen.

Hohe Ansprüche an die Audioqualität gibt es nicht, und die 
Ausgangleistung wird auch bei Weitem nicht benötigt. Ich habe da lieber 
gleich etwas überdimensioniert weil die Angaben ja sowieso immer etwas 
überzogen sind. Ich möchte das bei Conrad bestellen weil ich noch etwas 
benötige das leider nur Conrad hat, und für das bisschen Kleinkram lohnt 
sich eine zweite Bestellung bei einem anderen Laden nicht.

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Auf LR? Gewagtes Unternehmen, wie man auch hier recht häufig nachlesen 
kann!

von EBDAVC (Gast)


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Ingolf O. schrieb:
> Auf LR? Gewagtes Unternehmen, wie man auch hier recht häufig
> nachlesen
> kann!

Ich habe die Suchfunktion vor der Beitragserstellung bemüht, und darüber 
nichts gefunden. Ich habe allerdings gehört das diese Verstärker ICs es 
mögen wenn die externen Bauteile nicht allzu weit weg sind.
Vielleicht magst du mich ja aufklären?

von EBDAVC (Gast)


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Bin selbst fündig geworden:

Beitrag "Re: Audioverstärker rauscht"

Trifft das Problem auch auf diesen IC zu? Die externe Beschaltung ist ja 
etwas einfacher gehalten?

von Sven Puga (Gast)


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Bauteile sollten alle so passen, aber die Diode find ich etwas unnötig.
Am besten hälst du dich an das Bild 3 aus dem Datenblatt des TDA7376B 
auf Seite 7.
http://www.st.com/content/ccc/resource/technical/document/datasheet/45/b7/f0/65/c3/86/46/8a/CD00000161.pdf/files/CD00000161.pdf/jcr:content/translations/en.CD00000161.pdf
Bei DDout (Pin 10 des Verstärkers) kannst du den Widerstand dann einfach 
mit GND verbinden anstelle von Vs.
Brauchst du überhaupt Mute und Standby?

von EBDAVC (Gast)


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Danke für die hilfreiche Antwort. Ich denke Mute und Standby sind nicht 
notwendig, so wie ich es verstehe sind dafür die 5V Spannung nötig?

Was hat es mit THD SET auf sich, so wie ich es verstehe hat das mit der 
clipping detection zu tun? Soll ich da einfach ein 1MOhm Poti einbauen, 
und wie stelle ich den dann ein? Ich habe nicht ganz verstanden wie das 
funktioniert. Conrad lässt das wohl auch weg?

von Sven Puga (Gast)


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Wenn du Mute und Standby nicht brauchst, kannst du an diesen Pins des 
Verstärkers einfach die entsprechenden Kondensatoren anbringen und diese 
dann mit GND verbinden, ohne irgend einen Widerstand dran. Ehrlich 
gesagt, die 5V sehe ich nirgends auf Verstärker von Conrad, spielt aber 
auch keine Rolle, brauchst du eh nicht.
THD und DD haben mit Verzerrung etwas zu tun, weiss aber selber nicht 
genau, was es damit zu tun hat. Am besten lötest du einfach dein Poti 
mit 1MOhm wie auf dem Bild gezeigt ein. Wie du ihn genau einstellen 
musst, musst du dann ausprobieren, am besten dann gleichzeitig mit der 
Lautstärke auch etwas spielen. Ich denke du wirst dann hören, wo der 
richtige Punkt ist ;)

von EBDAVC (Gast)


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Ist ein günstiger 1MOhm Trimmer dafür angemessen?

Meine Teileliste sieht dann so aus:

TDA7376B IC
5x 0.22µF Kerko
1/4W 22kOhm
1MOhm Trimmer
1000µF Elko
0.1µF Elko
1µF Elko

von Sven Puga (Gast)


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Ein günstiger sagt nicht immer etwas über die Qualität aus.
https://www.conrad.de/de/trimmer-miniatur-linear-015-w-1-m-220-240-piher-pt-10-lh-1m-1-st-430790.html
Piher macht in diesem Bereich gute und Preiswerte Produkte. Diesen 
kannst du einfach mit einem Schlitz-Schraubenzieher einstellen.
Passt fast alles ausser etwas: Der 0.1µF ist kein Elko sondern 
Keramikkondensator (muss!):
https://www.conrad.de/de/keramik-kondensator-radial-bedrahtet-100-nf-50-v-10-l-x-b-x-h-508-x-318-x-584-mm-kemet-c322c104k5r5ta-1-st-1420319.html
1000µF Elko und 0.1µF Kerko so nahe wie möglich an den Vcc's und GND 
Pins! Bei schlechter Positionierung oder weglassen der Bauteile hast du 
grobe Tonveränderungen bis zu nicht mehr gebrauchbar. Ich empfehle sogar 
den grossen Elko in der Mitte der Platine (wie beim Verstärker von 
Conrad) und unmittelbar neben den beiden Vcc's je ein Kerko mit 100nF zu 
positionieren.
Das letzte wäre nur noch, dass du so wenig Drähte und Litzen wie möglich 
verwendest, um die Störanfälligkeit zu reduzieren.
Ansonsten, viel Spass beim Löten ;)

ps, AUX-Anschlüsse nicht vergessen für den Eingang...

von Sven Puga (Gast)


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Achja... ein Kühlkörper ist übrigens auch nicht verkehrt (Der wird schon 
ordentlich heiss, wenn ihn mal richtig aufdrehst)
Der sollte passen:
https://www.conrad.de/de/strangkuehlkoerper-62-kw-l-x-b-x-h-508-x-45-x-1194-mm-to-220-top-3-sot-32-assmann-wsw-v7466y-183944.html

von EBDAVC (Gast)


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Okay, die Änderungen sind jetzt ja etwas umfangreicher geworden. Ich 
habe mal den Figure 3 Schaltplan so modifiziert wie ich deine 
Ausführungen verstanden habe.

von Sven Puga (Gast)


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Oh hab ich das mit den Kerkos wohl etwas schlecht ausgedrückt sorry ^^
Vcc1 und Vcc2 muss mit Vs verbunden sein, das ist ja die 
Versorgungsspannung. Aber die Kerkos sollten so nahe wie möglich an den 
Pin's 3 und 13 sein und mit GND verbunden sein.
Ich sehe auch gerade, dass ich dir einen Quatsch mit DDout gesagt habe, 
diesen natürlich mit Vs verbinden, und nicht wie ich gesagt habe mit GND 
(steht ja auch im Datenblatt ich Depp ^^)
Im Anhang das Bild...
Zeichne es nochmals für dich um, dann schau ich es mir nochmals an ;)

von Harald W. (wilhelms)


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EBDAVC schrieb:

> Die Ausgangleistung wird auch bei Weitem nicht benötigt.

Du solltest die Betriebsspannung passend zu der
von Dir gewünschten Ausgangsleistung wählen.
Sonst produzierst Du nur unnötig Verlustleistung.

von EBDAVC (Gast)


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Ich ahnte es schon, deswegen habe ich es aufgemalt.

Du schriebst noch von AUX .. mein Eingangssignal kommt über 3 polige 
3.5mm Stereoklinke. Also würde ich IN1- (pin 5) und IN2- (pin 11) 
zusammenfassen und die Masse darauf legen, und die zwei Signale dann auf 
IN1+ (pin 4) und IN2+ (pin 12) legen?

von Frank H. (urmelchen)


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Hallo,

für die Kondensatoren im Signalweg empfehlen sich eher 
Folienkondensatoren, z. Bsp. WIMA MKS.

Ob man den Unterschied für den vorliegenden Fall aber auch wirklich 
wahrnimmt, ist eine andere Frage.


Mit besten Grüßen

Urmelchen

von MaWin (Gast)


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EBDAVC schrieb:
> und die
> Ausgangleistung wird auch bei Weitem nicht benötigt

Die wird natürlichj auch nicht geliefert.

Conrad ist nicht zu seriös, behaupten sie doch
"Das hier verwendete Verstärker-IC kann mit nur 14,4 V 
Versorgungsspannung eine NF-Ausgangsleistung von 2 x 35 W erreichen"
Das ist schlicht gelogen, steht aber als Werbeaussage da.
Man sollte den Bausatz kaufen und sie auf Nichterfüllung verklagen.
Das Datenblatt sagt klar 1 x 28W an 2 Ohm, bei 4 Ohm nur 18W.

Beachte beim Lochrasteraufbau kurze Leitungen zum Elko und sternförmige 
Masseführung. Glücklicherweise hat er differentielle Eingänge, also 
nicht so viele Massebezüge nötig, und der clipping indicator ist gut um 
eine Überforderung des IC und Netzteils zu erkennen.

Das teuerste Bauteil fehlt NATÜRLICH bei hundeteuren Bausatz von Conrad: 
Der Kühlkörper. Er sollte weniger als 2K/W haben damit der Chip 
wenigstens 1 x 25W Verlustleistung schafft. Diese 25W Verlustleistung 
sind versteckt in Tj und Tamb das Maximum, was der Chip wegschafft. Er 
kann also neben 1 x 25W noch ein paar Watt am anderen Ausgang liefern, 
oder ca. 2 x 18W Dauerleistung, also 4 Ohm Bestückung in Stereo.

von Sven Puga (Gast)


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Der Schaltplan passt so :)
Ja genau, die beiden IN- über die Kerkos mit GND verbinden, wie bei 
Figure 4 gezeigt. Diene Masse des Eingangssignal ebenfalls auf GND legen 
und L / R dann mit den entsprechenden Kerkos verbinden bei IN+. (Siehe 
Anhang)
Das sich Folienkondensatoren besser eignen, wusste ich gar nicht (Danke 
Urmelchen), du kannst aber bei den Kerkos bleiben EBDAVC.
@MaVin: Das stimmt, was die manchmal verkaufen ist teilweise schon 
fahrlässig.
Ich empfehle ebenfalls etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen für den 
Kühlkörper. Der hier ist knapp an den genannten 2K/W von MaVin:
https://www.conrad.de/de/kuehlkoerper-23-kw-l-x-b-x-h-50-x-88-x-35-mm-fischer-elektronik-sk-08-50-sa-cb-188794.html
Ich hab aber nur flüchtig geschaut, vlt findest du einen noch besseren.

von EBDAVC (Gast)


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Danke für die zahlreichen und hilfreichen Beiträge! Ich habe die 
Bauteile jetzt bestellt.
Der Kühlkörper stellt kein Problem dar, ich habe einige passende 
herumliegen.

Ich melde mich dann wieder sobald ich es zusammengelötet habe und es 
nicht funktioniert ;)

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