Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Class D verstärker brummt/rauscht mit Netzteil


von Mark (Gast)


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Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei aus einer Fernost Class D Verstärkerplatine 
(TDA7492) mir einen aktiven Lautsprecher zusammenzulöten. Bisher wurde 
er für Tests
mit einem 12V Bleikku betrieben und es lief alles super. Später soll die 
ganze Geschichte allerdings mit einem Netzteil betrieben werden und da 
kommt es zu Problemen.
Ich hab dieses Tischnetzteil ( 
https://www.reichelt.de/Netzteile-Festspannung/MW-GST60A15/3/index.html?&ACTION=3&LA=2&ARTICLE=171054&GROUPID=4950&artnr=MW+GST60A15 
) angeschlossen
und der Verstärker fängt an zu brummen. (Der Klassiker) Ich denke dass 
es die Netzfrequenz mit etwas überlagertem hochfrequenten Rauschen ist. 
Zumindest hört es sich danach an.
Das Rauschen ist nicht lautstärkeabhängig, allerdings so laut, dass es 
bei niedrigen Lautstärken störend ist. Ich habe schon einige Dinge 
probiert.

- Quelle (Laptop) vom Netz trennen
- Mp3-Player als Quelle
- 2 x 3700µ Elko zur Glättung
- Steckdose gewechselt

Leider lies das Brummen das alles ziemlich kalt. Quelle ist über Klinke 
( L+/R+/Masse) an den Verstärker angeschlossen.
Hat vielleicht noch jemand eine Idee wie man dem Brummen an den Kragen 
gehen könnte? Ich werde die Brummfrequenz später noch mit einem 
Messmikrofon ermitteln.

Schöne Grüße und viele Dank

Mark

von Old P. (Gast)


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Das ist ein Schaltnetzteil, sowas nimmt man nie und nimmer für (gutes) 
Audio!
50Hz können aus dem Ding eingentlich nur kommen, wenn deren 
x-Kondensatoren gaga sind. Rauschen, Knarren, Zirpen dagegen ist bei 
solchen Billigmörkeln völlig normal.

Für einen Verstärker reichen Trafo, Gleichrichter und Elkos als 
Stromversorgung völlig aus.

Old-Papa

von Mark (Gast)


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Hey Old-Papa,

danke für deine Antwort. Ja dass das Schaltnetzteil nicht ideal ist war 
mir klar, allerdings sind die Lautsprecher schon fertig und für Trafo 
etc. ist kein Volumenen im Inneren mehr vorhanden. Deswegen dachte ich 
an eine Lösung mit Steckernetzteil. Ein Labornetzteil wird leider von 
einer anderen Person nicht für wohnzimmertauglich empfunden. :-). Ich 
hatte gehofft das man über eine Filterschaltung das ganze "brauchbar" 
gestalten könnte. Fiepen tut es auch ein wenig aber dafür muss ich schon 
mit dem Ohr direkt den Lautsprecher gehen, Ist also nicht störend.

Schöne Grüße

Mark

von Harald W. (wilhelms)


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Mark schrieb:

> ich bin gerade dabei aus einer Fernost Class D Verstärkerplatine
> (TDA7492) mir einen aktiven Lautsprecher zusammenzulöten.

Unter "aktiven Lautsprecher" versteht man normalerweise einen
Lautsprecher mit eingebautem Verstärker. Da ist es ziemlich
sinnfrei, dem einen D-Verstärker vorzuschalten.

von Mark (Gast)


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Hey Harald,

ja genau das versteh ich auch darunter. Und der D-Verstärker ist genau 
dieser eingebaute Verstärker. Es gibt also insgesamt nur einen.

von hinz (Gast)


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Weiviel Leerlaufstrom zieht denn der Verstärker? Wenn das zu wenig ist, 
dann geht das Netzteil in intermittierenden Betrieb, und das gibt 
Frequenzen im hörbaren Bereich.

von Mark (Gast)


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Leerlaufstrom vom Chip liegt laut Datenblatt bei 26 bis 35 mA ohne 
Filterschaltung. Allerdings ist das Brummen auch da wenn man leise Musik 
hört also nicht nur im Leerlauf.

von MM (Gast)


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Mark schrieb:
> Bisher wurde
> er für Tests
> mit einem 12V Bleikku betrieben und es lief alles super. Später soll die
> ganze Geschichte allerdings mit einem Netzteil betrieben werden und da
> kommt es zu Problemen.
> Ich hab dieses Tischnetzteil ...

Potentialfrei vs. Schutzleiterverbundenheit - du hast eine Brummschleife 
mit diesem NT geschaffen.

von Mark (Gast)


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Ja so was in der Richtung habe ich mir auch schon überlegt. Aber sind 
für eine Erdschleife nicht 2 Komponenten notwendig die an das Netz 
angeschlossen sind? Oder wo kann bei mir die Schleife auftreten?
Dankeschön

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Old P. schrieb:
> Das ist ein Schaltnetzteil, sowas nimmt man nie und nimmer für (gutes)
> Audio!

Dieses alte Vorurteil hält sich nun aber auch seit Jahren und wird von 
so gut wie allen Herstellern mittlerweile Lügen gestraft.
Im Highend- und Leistungsbereich sind SNT längst Stand der Technik.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Matthias S. schrieb:

> Dieses alte Vorurteil hält sich nun aber auch seit Jahren und wird von
> so gut wie allen Herstellern mittlerweile Lügen gestraft.
> Im Highend- und Leistungsbereich sind SNT längst Stand der Technik.

Das sind dann aber Spezialnetzteile, die extra für diesen
Anwendungsfall ausgelegt wurden. Allerwelts-Billignetzteile
sind da eher nicht geeignet, u.a. weil man sie nicht über-
lasten kann und weil sie manchmal "lücken".

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Harald W. schrieb:
> Das sind dann aber Spezialnetzteile, die extra für diesen
> Anwendungsfall ausgelegt wurden.

Nicht unbedingt. Meine 4 Kanal Anlage aus einem 2-fach DIN Pioneer 
Autoradio läuft prima mit einem alten 486er Laptop Netzteil. Wenn man es 
ganz sauber braucht, kann man auch noch ein CLC Filter (auch 'PI-Filter' 
genannt) in den Ausgang des Netzteils legen und ist damit auf der 
sicheren Seite.

Meine 500W Bassanlage läuft auch mit einem 950W ATX Netzteil 'von der 
Stange' und da brummt und piept nix - und Dampf hat die Kiste alle Mal.

von Uwe K. (kwe)


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Hallo,

denk mal nach. Da hast Du den Verstärker mit dem Tischnetzteil, s.o., 
zum einen und als Quelle hast Du vermutlich einen Vorverstärker mit 
Line-Out.
Könnte es sein, das die Quelle ebenfalls mit einem Schaltnetzteil 
betrieben wird, PC oder Notebook beispielsweise.
In allen Schaltnetzteilen sind kleine Kondensatoren aus Gründen der EMV 
parallel zum Hauptübertrager von Primärseite zu Sekundärseitiger-Masse 
eingebaut.

Deshalb kann man auch bei diversen Geräten mit hochohmigen Messmethoden 
nahezu die Netzspannung,bzw. auch eine pulsierende Gleichspannung bis 
0,5x Unetz am Gehäuse nachweisen. Bedingt durch die geringe Kapazität 
dieser Kondensatoren spürt man diese "Berührungsspannung" kaum, weil der 
menschl. Körper zu nederohmig ist.
Durch Potentialdifferenz zwischen beiden Geräten fliesst ein 
niederfrequenter Ausgleichsstrom über die Masse der Signalverbindung, 
die dem Nutzsignal überlagert wird.
Damit hast Du deine wundervolle Brummschleife. Im übrigen habe ich da 
noch was sinnvolles bei Wiki gefunden. Suche mal unter 'Brummschleife'.

Solche Effekte können auch bei Kombination mit herkömmlichen, 
Linearnetzteilen entstehen, bedingt durch kapazitive Kopplung der Trafos 
zw. Primär und Sekundärseite.

Ich hatte ein ähnliches Problem zwischen einer Grundig-Kompaktanlage und 
einer Wandmusikbox von NSM. Beide mit klassischen Netzteilen aufgebaut.
Die NSM mit 3-poligem Schuko, wobei PE mit interner Signalmasse und 
Leistungsmasse verbunden. Die Grundig hatte nur zweipol. Europastecker.
Ich dachte zunächst, durch den fehlenden PE bei der Grundig kann es 
keine Brummschleife geben. War ein Denkfehler.

Abhilfe:
Aktive Audio-Trennverstärker zur galvanischen Trennung eingebaut. 
NF-Signalausgang der Grundig nun erdfrei und isoliert.
Ergebnis:
Nur noch leises Brummen, bei voller Lautstärke der Quelle und voller 
Verstärkerleistung der Box, ohne aufgeschaltetes NF-Signal.

P.S: Solche Audiotrenner gabs mal bei ELV. Vielleicht gibts gebrauchte 
bei Ebay.

mfG
U.K.

von Mark (Gast)


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Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten.

@ Uwe : Den Wikipediaartikel hatte ich mir bereits durchgelesen, 
deswegen dachte ich auch, dass man mindestens zwei Geräte am Netz 
braucht. Wie ich in meinem Urpsrungsbeitrag geschrieben habe hatte ich 
Als Quelle sowohl einen Mp3-Player als auch einen Laptop im Akkubetrieb 
ausprobiert. Das Brummen blieb unverändert. Deswegen wundere ich mich 
wie ich eine Brummschleife produzieren kann, da Mp3-Player und Laptop im 
Akkubetrieb ja potentialfrei sind.

@  Matthias : Ich hab den Verstärker auch versucht mit einem zur Zeit 
unbenutzen 19V Laptopnetzteil zu betreiben. Störungen klangen 
geringfügig anders waren allerdings immer noch unzumutbar. Es ist aber 
auch ein relativ Neues. Vielleicht ist die "alte" Technik deines 
Netzteils an der Stelle wie so oft besser ;)

Ich werde weiter nach der Problemquelle suchen...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Mark schrieb:
> Ich werde weiter nach der Problemquelle suchen...

Mach doch mal folgendes - zuerst nur die Endstufe mit dem SNT betreiben 
und in den Lautsprecher reintauchen und hören, ob da was brummt.

Wenn nicht, verbinde nur die Masse deines MP3 Players mit der Masse der 
Endstufe. Wenns jetzt brummt, hast du eine Masseschleife, wenn nicht, 
liegts an Störgeräuschen, die direkt aus dem Audio Ausgang des MP3 
Players kommen. Koppele dann Audio mal über einen Kondensator 
(100nF-10µF) in die Endstufe.

Im schlimmsten Fall müsstest du mal mit einem Audio-Übertrager die NF 
vom Player zur Endstufe übertragen.
http://www.reichelt.de/NFU-1-3/3/index.html?&ACTION=3&LA=446&ARTICLE=32776&artnr=NFU+1-3

: Bearbeitet durch User
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