Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik MPPT-Regler Funktionsweise


von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Hallo zusammen,

bei Solarzellen gibt es ja bekanntlich ein bestimmtes 
Strom-Spannungs-Optimum. Diese MPPT-Regler schaffen es 'irgendwie', die 
Solarzellen mit genau der optimalen Last zu belasten, so dass sich die 
optimale Spannung und damit der maximale Strom einstellt.

Aber wie machen sie das?  Ich nehmen an, dass es kein Längswiderstand 
ist, denn der würde ja kostbare Spannung verbraten.

PWM kann es auch nicht sein, denn dann wären die Vergleiche zwischen PWM 
und MPPT in Youtube keinen Sinn machen.

Wie funktionieren nun solche MPPT-Regler?

Danke für Eure Erklärungen
und
viele Grüße aus der Eifel
Karl Römer

von Stefan A. (ripper121)


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Julian macht ein paar guter Erklärungen dazu:
https://www.youtube.com/user/julius256/search?query=MPPT

von none (Gast)


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such mal "zabex mppt"

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Es gibt verschiedene Regelmöglichkeiten, die sich im Wesentlichen von 
der Ermittlung des Optimums unterscheiden. Wenn ich das vorerst 
ausgrenzen darf, ist es nichts anderes als ein Schaltregler, der den 
Ausgangsstrom begrenzt. Liefert das Panel nicht mehr genug Leistung um 
die gerade notwendige Versorgung sicherzustellen, wird der Strom 
begrenzt. Soetwas geht natürlich nur, wenn die Last ausreichend variabel 
ist. Es bietet sich an, einen Puffer als Last zu betrachten und den zu 
füllen. Ist nicht genug Leistung vom Panel abgreifbar, übernimmt der 
Puffer, ansonsten wird die Leistung aus Panel und Puffer oder nur dem 
Panel (Puffer voll) bezogen.

Der einfachste MPPT-Regler geht von einem statischen Optimum aus, d.h. 
eine Eingangsspannung wird benutzt, den Ausgangsstrom zu regeln. Es gibt 
keine Temperaturkompensation (das Optimum verschiebt sich dabei) und die 
Schaltung ist für genau ein Panel ausgelegt. (Das kann natürlich auch 
ein Modul mit mehreren Zellen sein.)

Aufwändiger wird es, wenn die Temperatur des Panels mit einfließen soll 
und das anzuschließende Panel irgendeines sein kann. Das Optimum lässt 
sich dann etwa suchen, in dem die aktuelle Eingangsleistung ermittelt 
wird (Strom x Spannung) und eine kleine Änderung aufgezwungen wird 
(bspw. Ausgangsstrom drosseln). Wird die Eingangsleistung nun größer, 
geht es näher zum Optimum, wird sie kleiner, muss der Strom von Stund an 
in die andere Richtung korrigiert werden.

Eine weitere Möglichkeit ist die kurrzzeitige Trennung des Panels, um 
die Leerlaufspannung messen zu können. Die hängt linear mit dem Optimum 
zusammen und ein Stützkondensator übernimmt in der Zwischenzeit 
(Mikrosekunden) die Versorung.

Der Schaltungsvarianten gibt es nun viele, als Buck, als Boost, als 
SEPIC und auch trickreiche, etwa einen normalen Schaltregler 
einzusetzen, um die Eingangs- und nicht die Ausgangsspannung zu regeln.

von Max D. (max_d)


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Im einfachsten Fall hat einfach einen DC/DC-Konverter und stellt dessen 
Tastgrad (angefangen bei 0) immer höher bis die abgegebene Leistung 
(bzw. bei konstanter Spannung der Strom) kleiner statt größer wird und 
dreht dann wieder um. Damit pendelt man (ähnlich wie ein Thermostat) um 
den MPP. Das ist halt maximal billig zu bauen (ein paar opamps) und 
kommt dem optimum relativ nah.

Sowas hab ich auhc irgendwo mal mit nem arduino gesehen um das Konzept 
anhand von dem Code zu erklären, ich find den Link aber nichmehr...

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Max D. schrieb:
> Das ist halt maximal billig zu bauen

Ist es nicht und es sind auch nicht nur ein paar OpAmps. Wäre es billig, 
gäbs das in der Kinderüberraschung oder als Schlüsselanhänger. Ein 
Arduino zur Regelung ist möglich, aber Irrsinn und auch nur, weil die 
Multiplikation dafür notwendig ist.

Ich frug mal wegen »ein paar OpAmps«:
Beitrag "Ansteuerung eines (current mode) Schaltreglers für MPPT"

Von Maxim Integrated (und auch in einem der Elektor-Juli-Hefte der 
200er) wird soetwas gemacht (Schaltregler mit weiteren Eingängen hart 
ein und ausgeschaltet):

https://www.maximintegrated.com/en/app-notes/index.mvp/id/484

Die Suche im Forum erzeugt auch eine Menge Treffer.

von Max D. (max_d)


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Ich hab die minimal-Lösung beschrieben wie ich sie mal im Internet 
gesehen hatte (lang lang ists her xD).
Das Design da kam wirklich mit nur ein paar Opamps aus und hat einen 
Bleiakku geladen indem es den Tastgrad von einem Step-Down so verstellt 
hat, dass ein maximaler Strom in den Akku geflossen ist (bis zum 
abschalten bei ~14 V).
Ich bin mir sicher der maxim Chip wird das ganze etwas komplexer und 
professioneller gelöst haben...

von Chris (Gast)


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Leistungsanpassung ?

von Hugo (Gast)


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Chris schrieb:
> Leistungsanpassung ?
Was ist deine Frage?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Max D. schrieb:
> Das Design da kam wirklich mit nur ein paar Opamps aus und hat einen
> Bleiakku geladen indem es den Tastgrad von einem Step-Down so verstellt
> hat, dass ein maximaler Strom in den Akku geflossen ist (bis zum
> abschalten bei ~14 V).
Das ist auch relativ einfach, weil die Spannung annähernd konstant ist.

Karl-alfred R. schrieb:
> Diese MPPT-Regler schaffen es 'irgendwie', die Solarzellen mit genau der
> optimalen Last zu belasten, so dass sich die optimale Spannung und damit
> der maximale Strom einstellt.
Das geht natürlich nur, wenn die Last diese maximale Leistung auch 
umsetzen oder aufnehmen kann. Ein Akku kann das. Und eine Wasserpumpe. 
Wir hatten das im Studium mal als Praktikum mit einem 80535 uC für eine 
Springbrunnenpumpe gebastelt.
Da sah man dann so richtig schön, wie sich nach einer 
Beleuchtungsänderung bzw. Abschattung der Regler wieder an den MPP 
herangetastet hat und evtl. am Anfang auch mal die falsche Richtung 
ausprobiert hat. Das war offenbar beeindruckend genug, dass das Ding 
noch Jahre später als Demoobjekt auf Messen herumstand...   ;-)

von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Vielen Dank für Eure Antworten

Kurze Zusammenfassung mit eigenen Worten:
Damit das MPPT überhaupt Sinn macht, muss die Leistung, die hinten raus 
kommt, auch aufgenommen werden können, was bei Akkus und Netzeinspeisung 
gegeben ist.

MPPT ist im Grunde ein geregeltes PWM, wobei vor dem Schalter ein 
Kondensator als Puffer zwischengeschaltet wird.
Der Kondensator wird dann pulsweise entladen, dann wieder aufgeladen, so 
dass im Mittel die optimale MPP-Spannung am Ausgang der Solarzelle 
anliegt.


Was mir bisher nicht klar war, aber jetzt durch diesen Thread hier klar 
wurde:  Dass das Finden des optimalen Punktes so problematisch und 
trickreich ist.

In einem Youtube-Video wurde in einem Eigenbau MPPT eine Speicherdrossel 
verwendet. Sehe ich es richtig, dass man je nach Geschmack so eine 
Speicherdrossel oder einen Kondensator nehmen kann?

Sehe ich es richtig, dass man bei konstanter Einstrahlung einfach am 
Ausgang der Solarzelle einen fetten Kondensator parallelschalten kann 
und mit einem Mosfet an einem PWM-Generator (z.B. Arduino)  und einem 
Poti für die PWM-Einstellung schon einen MPPT- 'Steller' hätte?
Man müsste dann ja nur die mittlere Spannung und Stromstärke messen und 
so lange am Poti rumregeln, bis die Leistung maximal wird. Könnte man 
das schon so machen ?  Später könnte man im Arduino dann die 
Regelfunktionen hinzufügen.

von LT3652user (Gast)


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Die MPPT Regler die ich kenne benötigen eine Referenzspg. die von der 
MPP Spannung des Solarmodules abgeleitet ist. Unterhalb(bis) dieser 
Spannung wird der Strom geregelt, oberhalb ist der Strom konstant und 
die Spannung steigt an.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Karl-alfred R. schrieb:
> Sehe ich es richtig, dass man bei konstanter Einstrahlung einfach am
> Ausgang der Solarzelle einen fetten Kondensator parallelschalten kann
> und mit einem Mosfet an einem PWM-Generator (z.B. Arduino)  und einem
> Poti für die PWM-Einstellung schon einen MPPT- 'Steller' hätte?
Das ist eine viel zu einfache Sichtweise.

Der Trick an dieser "PWM" ist, dass sie immer Teil eines Schaltreglers 
ist, dessen wichtigster Teil eine Spule ist. In unserem Fall war die 
Spule diese Induktivität. Du musst dich zum Verstehen der Funktion also 
unbedingt in die funktionsweise von Schaltreglern einarbeiten...

von Soul E. (Gast)


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von Chris (Gast)


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Hugo schrieb:
> Chris schrieb:
>> Leistungsanpassung ?
> Was ist deine Frage?

Warum Frage das war ein Hinweis das es über eine Leistungsanpassung 
gemacht wird.

von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Was würde eigentlich passieren, wenn man hinter dem MPPT eine Last 
anschließen würde, mit zu geringem Widerstand, also das Ding ÜBERlasten 
würde?  Würde die MPPT-Elektronik dann immer noch die maximale Leistung 
versuchen zu bringen?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Karl-alfred R. schrieb:
> Würde die MPPT-Elektronik dann immer noch die maximale Leistung
> versuchen zu bringen?
Wenn sie entsprechend ausgelegt ist. Der MPPT würde versuchen, die beste 
Leistung aus der Solarzelle herauszuholen. Was dabei am Ausgang 
passiert, ist nebensächlich. Dann wird die Spannung am Widerstand eben 
niedriger...

von chris (Gast)


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Karl-alfred R. schrieb:
> Was würde eigentlich passieren, wenn man hinter dem MPPT eine Last
> anschließen würde, mit zu geringem Widerstand, also das Ding ÜBERlasten
> würde?  Würde die MPPT-Elektronik dann immer noch die maximale Leistung
> versuchen zu bringen?

Nur die maximale Leistung die gefordert wird bis die 
Sicherheitsmechanismen greifen wie Überstrom/Temperatur. Ist die Frage 
ob der Regler denn sowas auch verbaut hat.

von Karl-alfred R. (karl-alfred_roemer)


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Vielen Dank an euch alle.

Ganz grob habe ich das mit dem Kondensator, der Spule und der Diode 
jetzt glaube ich verstanden.
Insbesondere das grobe Schaltbild das Solarbatterieloaders  in 
http://www.zabex.de/site/mpptracker.html

Vielleicht noch mal mit meinen Worten:

Erst mal lädt das Solarmodul den Kondensator auf. Bei geschlossenem 
Schalter fließt zunächst ein Strom durch die Spule in den zweiten 
Kondensator, der sich jetzt auflädt und auch schon durch die Last.

Wenn der Schalter öffnet, fließt der Strom über die Spule weiter, 
allerdings fließt er jetzt über die Last und den zweiten Kondensator 
nach Masse und von Masse aus über die Diode hinter dem Schalter zurück 
in die Spule. Ohne diese Diode würde die Spannung stark ansteigen, so 
wie bei einer Zündspule, deren Primärstrom man unterbricht.  In der Zeit 
lädt das Solarmodul den Kondensator wieder auf.
Beim erneuten Schließen des Schalters fließt wieder ein Strom über die 
Spule in Kondensator 2 und die Last.

Die Solarzelle hat am Ausgang einen Sägezahn, dessen Mittelwert dem 
MPP-Optimum entspricht. Das PWM-Tastverhältnis muss so nachgeregelt 
werden, dass auch bei ändernder Sonneneinstrahlung und Laständerung 
immer der optimale MPP-Wert möglichst genau eingehalten wird.

Je größer die Kondensatoren und die Spulen, umso geringer ist das 
Ripple, also umso besser.
Ist das korrekt so?

: Bearbeitet durch User
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