Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Audio Koppelkondensator


von R. S. (Gast)


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Hi!

Was ich immer noch nicht verstehe: Wie muss ich einen Koppelkondensator 
polen? Ich habe da die verschiedensten Fälle gesehen. Oder ist das egal?

Gibt es Fälle, wo das nicht entscheidbar ist (weil es bipolare C auch 
gibt).

BG

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ralf S. schrieb:
> Wie muss ich einen Koppelkondensator polen?
Im Idealfall so, dass er nicht verpolt ist...
Hört sich jetzt ein wenig flapsig an, ist aber so. Man muss sich also 
die Schaltung rund um den Kondensator gleichspannungsmäßig ansehen.

von R. S. (Gast)


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Kann ich das einfach durch eine DC-Messung in allen Betriebsmodi 
herausfinden?

von Michael B. (laberkopp)


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Ralf S. schrieb:
> Wie muss ich einen Koppelkondensator polen?

Möglichst gar nicht, weil man ungepolte Folienkondensatoren für den 
Zweck nimmt und keine gepolten Elkos.

> Gibt es Fälle, wo das nicht entscheidbar ist (weil es bipolare C auch
> gibt).

Beim ankoppeln von Lautsprechern an unipolar versorgte Endstufen muss 
man Elkos verwenden, und die Polung ist klar.

Die Lösung ist dabei aber eine bipolar versorgte Endstufe und gar kein 
Kondensator am Lautsprecherausgang.

Bei Elkos in Lautsprecherweichen braucht man bipolare. Besser sind hier 
aktive Weichen (oder gleich DSP) vor den Endstufen und getrennte 
Endstufen.

Jeder Kondensator in der Audioleitung der wirklich unterschiedliche 
Gleichspannungspegel trennt (also nötig ist, und bei dem man auch die 
Polung angeben kann) führt nämlich zum berüchtigten Einschaltplopp weil 
er sich nach dem Einschalten erst auf diese Gleichspannungsdifferenz 
aufladen muss. Daher legt man sie möglichst für 20Hz untere -3dB Grenze 
aus, nicht grösser. Am Ausgang weiss man aber nicht wie niederohmig der 
nächste Eingang ist, also baut man überzogen grosse Kondensatoren ein. 
Eine Lösung ist, am Ausgang, der bei symmetrischer Versorgung sowieso 
quasi 0V hat, gar keine Kondensatoren vorzusehen, der nächste Eingang 
hat dann ja einen.

Und um so grösser man den Kondensator macht, damit er bei niedrigen 
Frequenzen nicht stört, um so länger wird diese Aufladephase.

Hat man nur leicht unterschiedliche GLeichspannungspegel (z.B. 0.5V 
Unterschied) aber ein grösseres Audiosignal (z.B. 2Vpp) macht die 
theoretisch mögliche Verpolung nichts aus, denn in der Prakis tritt sie 
nicht auf: Der Ausgang schiebt ja den Eingang mit.

: Bearbeitet durch User
von A. D. (egsler)


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Die Frage habe ich mir bei diesem Schaltplan hier auch schon gestellt:
http://sound.westhost.com/project06.htm

C2 und C3 sind ja auch gepolt, aber da eine Wechselspannung anliegt 
sollten die regelmäßig umgepolt werden?

von Tom (Gast)


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Bei 2Vrms am Ausgang liegen an Pin3 (und also auch an Pin4) von U2A 
50mV. 22uF haben bei 30Hz 250Ohm Impedanz, damit fallen an C3L noch 5mV~ 
ab. Die paar mV bemerkt der Elko nicht (auch nicht, wenn 5mV 
Offsetspannung des NE5532 in ungünstiger Richtung dazukommen) und wird 
ewig halten. Polare Elkos ohne Vorspannung als Koppelkondensatoresn sind 
in professioneller Audiotechnik verbreiteter als viele wahrhaben wollen.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael B. schrieb:

>> Wie muss ich einen Koppelkondensator polen?
>
> Möglichst gar nicht, weil man ungepolte Folienkondensatoren für den
> Zweck nimmt und keine gepolten Elkos.

Wenn an den Elkos eine nennenswerte (einige Volt), richtig gepolte,
Gleichspannung anliegt, kann man sie auch als Koppelkondensatoren
verwenden.

von R. S. (Gast)


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In meinem Yamaha sind 10uF gepolte Kondensatoren an allen OP-Ein und 
Ausgängen, obwohl die mit +-15V gefahren werden, also nur minimale 
DC-Offsets. Aber warum?

von batman (Gast)


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Bevor die Oxidschicht in den Elkos ab ist, ist längst die Garantie 
sbgelaufen. :)

von Michael B. (laberkopp)


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Ralf S. schrieb:
> Aber warum?

Schlechte Qualität, billigst gebaut.

von R. S. (Gast)


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Die Grundig und Studer haben das auch alle drin. So "billig" wird das 
wohl nicht sein.

von Tom (Gast)


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Ralf S. schrieb:
> Die Grundig und Studer haben das auch alle drin.

Auch solche billigen Pfuschbuden wie Lawo, SSL, Mackie usw. Die hätten 
besser mal vorher hier im Forum gefragt...

von Harald W. (wilhelms)


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Ralf S. schrieb:

> Die Grundig und Studer haben das auch alle drin. So "billig" wird das
> wohl nicht sein.

10µF Elkos kosten nur einen Bruchteil des Preises
von 10µF Folienkondensatoren. Das wirkt sich bei
Massenfertigung schon positiv für die Hersteller-
firma aus. Die Verzerrungen von Elkos sind auch
nicht so hoch, das man sie bei Konsumerelektronik
sofort hört, aber durchaus messbar.

von voltwide (Gast)


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Ralf S. schrieb:
> Wie muss ich einen Koppelkondensator
> polen?

Der Nordpol sollte nach Norden weisen. Sofern dies gewährleistet ist, 
ist eine gesonderte Justage des Südpols verzichtbar.

von Harald W. (wilhelms)


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voltwide schrieb:

> Der Nordpol sollte nach Norden weisen. Sofern dies gewährleistet ist,
> ist eine gesonderte Justage des Südpols verzichtbar.

Und was macht man mit Ostpol und Westpol?

von Joachim B. (jar)


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wenn der Audioausgang auf halber +VCC liegt und hinter dem 
Koppelkondensator nur der Speaker nach GND kommt ist ein unipolarer Elko 
durchaus zu gebrauchen.

wenn der Audioeingang auf eine Gleichspannung führt und davor reines AC 
anliegt, gilt ähnliches.

Bei Frequenzweichen mit nur AC nimmt man halt bipolare (auch 
Elektrolyt)Kondensatoren.

Ich verweise auf:
Beitrag "Re: Audio Koppelkondensator"

von R. S. (Gast)


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Die Audioleitung liegt auf 0 Volt oder ein paar mV Offset. Der Offset 
kann ja mächtig stören, da er ohne Koppel-C die Symmetrie verschiebt 
(Rauschen, Klirrfaktor). Auf solch einen Fall bezieht sich meine Frage.

von genervt (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Die Verzerrungen von Elkos sind auch
> nicht so hoch, das man sie bei Konsumerelektronik
> sofort hört, aber durchaus messbar.

Damit der Verzerrt musst du Wechselspannung an die Kondensatorplatten 
bekommen und das passiert bei einem Koppel-C nicht, wenn er groß genug 
ist, dann fällt am Kondensator keine Wechselspannung ab und es gibt 
keine Verzerrung.

von R. S. (Gast)


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...was immer noch nicht meine Ausgangsfrage beantwortet.

von Joachim B. (jar)


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Ralf S. schrieb:
> ...was immer noch nicht meine Ausgangsfrage beantwortet.

???

Ralf S. schrieb:
> Was ich immer noch nicht verstehe: Wie muss ich einen Koppelkondensator
> polen?

na richtig, OK noch mal + nach + und - nach - wenn es sich um einen 
unipolaren handelt, wurde hier schon erklärt:

Beitrag "Re: Audio Koppelkondensator" und
Beitrag "Re: Audio Koppelkondensator"

von MaWin (Gast)


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genervt schrieb:
> Damit der Verzerrt musst du Wechselspannung an die Kondensatorplatten
> bekommen und das passiert bei einem Koppel-C nicht, wenn er groß genug
> ist, dann fällt am Kondensator keine Wechselspannung ab und es gibt
> keine Verzerrung.

Na ja, Koppelkondensatoren werden oft verwemdet um die untere 
Grenzfrequenz mit -3dB zu definieren.

Da wird der Kondensator sehr wohl umgeladen, es gibt an ihm sehr wohl 
Wechselspannung und es gibt sehr wohl Verzerrungen.

Aber die werden ja meist bei 1kHz gemesen.....

von genervt (Gast)


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MaWin schrieb:
> genervt schrieb:
> Na ja, Koppelkondensatoren werden oft verwemdet um die untere
> Grenzfrequenz mit -3dB zu definieren.
>
> Da wird der Kondensator sehr wohl umgeladen, es gibt an ihm sehr wohl
> Wechselspannung und es gibt sehr wohl Verzerrungen.

Bei Audioverstärkern sind die Koppel-C als DC-Block dimensioniert, -3dB 
bei 10Hz, da hast du mit handelsüblichen Musikmaterial keine Probleme, 
bzw. Keinen nennenswerten Pegel, der das E-Feld in die Sättigung treibt.

von MaWin (Gast)


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genervt schrieb:
> Bei Audioverstärkern sind die Koppel-C als DC-Block dimensioniert,

Eher nicht, siehe oben. Allerdings gibt es Abblockkondensatoren an 
virtueller Masse, da ist das so, die werden aber grösser dimensioniert.

> -3dB bei 10Hz,

Eher -3dB bei 20Hz aber weil man ja (meiner Meinung nach 
unsinnigerweise) von 2 Koppelkondensatoren in Reihe ausgeht, doppelter 
Wert was dann die 10Hz ergibt.

> da hast du mit handelsüblichen Musikmaterial keine Probleme,

Die Musik wird nicht beschnitten, aber absichtlich wird das Rumpeln von 
Plattenspieler, Mikrophon und wo es sonst noch herkommt gedämpft. 
Natürlich werden auf Grund der geringen Steilheit des Filters auch 40Hz 
noch beeinflsst, und dort gibt es durchaus schon Musik und erst rechtr 
Ferhnsehgeballer.

> bzw. Keinen nennenswerten Pegel, der das E-Feld in die Sättigung treibt.

Verzerren tut es auch so. Messbar allemal.

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