Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik BJT als Schalter


von Dominik G. (grosdode)


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Hallo zusammen,

meine Frage gehört eher zu den Basics ich hoffe ich bekomme trotzdem 
eine vernünftige Antwort.
Folgendes Problem:
Ich möchte eine komplex Last (siehe Bild) mit einer Frequenz von 20kHz 
bis 1,1MHz zwischen 0V und 10V-100V schalten, hierzu eignet sich meiner 
Ansicht nach am besten eine Halbbrücke. Die Frage die sich mir nun 
stellt ist, aus welchen Bauteilen soll ich diese aufbauen. Mein 
Ansteuersignal liefert ein FPGA (3,3V), sodass ich dieses bei einer 
Halbbrücke aus MOSFETs für den oberen Transistor auf 10V-100V verstärken 
müsste um sicher zu schalten. Außerdem benötigt man einiges an Strom um 
die Gate Kapazität schnell zu laden und somit lange Totzeiten zwischen 
den Schaltvorgängen zu vermeiden.
Meine bevorzugte Alternative sind BJTs, diese stellen zwar lediglich 
eine Stromverstärkung dar jedoch benötige ich keine großen Ströme 
(<=50mA).
Die Herausforderung vor der ich nun stehe, ist die richtigen BJTs 
auszuwählen, hierbei bin ich mir nicht sicher auf welche Parameter ich 
achten muss. Zum einen möchte ich meinen FPGA nicht zu stark belasten 
aber trotzdem sauber schalten, das spricht für eine möglichst große 
Stromverstärkung (DC-Stromverstärkung hFE). Zum anderen möchte ich die 
Totzeit zwischen dem Schalten des oberen und unteren Transistors gering 
halten, das bedeutet das die Anstiegszeiten gering sein sollten. Ist 
hierfür ebenfalls die Stromverstärkung verantwortlich oder gibt an 
dieser Stelle die Bandbreite (Übergangsfrequenz ft) den 
ausschlaggebenden Hinweis?

Noch ein kurzer Hinweis falls jemand eine Idee für eine bessere 
Schaltung hat. Die Schaltung soll 8x8=64 mal aufgebaut werden bzw. 
später 16x16=256 mal, somit bedeutet jedes zusätzliche Bauteil höhere 
Kosten und Platinenfläche.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Dominik G. schrieb:
> das bedeutet das die Anstiegszeiten gering sein sollten.
> Ist hierfür ebenfalls die Stromverstärkung verantwortlich
Die Ganzen Werte für hfe und Transitfrequenz gelten eh' nur im linearen 
Betrieb.

Wenn du einen bipolaren Transistor schnell aus der Sättigung bekommen 
willst (und dort betreibst du ihn im Schalterbetrieb), dann ist 
hauptsächlich wichtig, dass du die BE-Strecke schnell "leergräumt" 
bekommst. du bauchst also mindestens einen niederohmigen BE-Widerstand 
(der hilft übrigens in der Realität auch zum sicheren Abschalten bei 
irgendwelchen Leckströmen...

: Bearbeitet durch Moderator
von Le_Bassiste (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Wenn du einen bipolaren Transistor schnell aus der Sättigung bekommen
> willst (und dort betreibst du ihn im Schalterbetrieb), dann ist
> hauptsächlich wichtig, dass du die BE-Strecke schnell "leergräumt"
> bekommst.

Und vor allem: ihn gar nicht erst in die Sättingung kommen lassen. Dafür 
kann man eine sog. Baker-Clamp benutzen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Baker_clamp

von Klaus R. (klara)


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Le_Bassiste schrieb:
> Und vor allem: ihn gar nicht erst in die Sättingung kommen lassen. Dafür
> kann man eine sog. Baker-Clamp benutzen:
> https://en.wikipedia.org/wiki/Baker_clamp

Kann ich nur bestätigen. War damals ein Vorschlag der Funkschau. Mit 
einem 20 MHz Oszi waren die Flanken nicht wirklich messbar.
mfg klaus

von Dominik G. (grosdode)


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Lothar M. schrieb:
> Wenn du einen bipolaren Transistor schnell aus der Sättigung bekommen
> willst (und dort betreibst du ihn im Schalterbetrieb), dann ist
> hauptsächlich wichtig, dass du die BE-Strecke schnell "leergräumt"
> bekommst. du bauchst also mindestens einen niederohmigen BE-Widerstand

Das klingt logisch hilft mir aber bei der Wahl meiner Transistoren nicht 
weiter.
Außerdem befürchte ich, dass ich etwas nicht ganz verstanden habe. Nutzt 
man einen Spannungsteiler mit einem niedrigem Widerstand zwischen BE 
benötigt man einen größeren Schaltstrom, was wiederum den FPGA mehr 
belastet und unerwünscht ist. Ist Rbe ein Parameter des BJT finde ich 
ihn auf den ersten Blick in mehreren Datenblättern nicht.

Le_Bassiste schrieb:
> Und vor allem: ihn gar nicht erst in die Sättingung kommen lassen. Dafür
> kann man eine sog. Baker-Clamp benutzen:
> https://en.wikipedia.org/wiki/Baker_clamp

Das hört sich sehr interessant an nur leider zeigen die Simulationen mit 
LTSpice eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung, sowohl mit 
Schottky als auch mit herkömmlichen Dioden.

von Ulrich (Gast)


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> Das hört sich sehr interessant an nur leider zeigen die Simulationen mit
> LTSpice eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung, sowohl mit
> Schottky als auch mit herkömmlichen Dioden.

Habe die Schaltung nach Baker ebenfalls simuliert und kann deinen Befund 
bestätigen.

1. Versuch 10 µs ein/20 µs aus 1N4148
2. Versuch 10 µs ein/20 µs aus BAT54

von Paul B. (paul_baumann)


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Dominik G. schrieb:
> Das hört sich sehr interessant an nur leider zeigen die Simulationen mit
> LTSpice eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung, sowohl mit
> Schottky als auch mit herkömmlichen Dioden.

Dann baue es doch mal real auf. Die paar Bauelemente sind schnell 
zusammengelötet. Das Resultat wird sein: Eine Simulation ist eine 
Simulation -weiter Nichts.

MfG Paul

von Dominik G. (grosdode)


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Der reale Aufbau wäre zwar ganz nett hilft mir aber leider auch nicht 
bei meinem Grundproblem: Auswahlkriterien für die Transistoren.

Was mir noch einfällt zu dem Thema, stellt eine Diode im Basiszweig bzw. 
gegen den Kollektor Anschluss nicht auch eine Kapazität dar? Diese hätte 
dann einen gegenteiligen Effekt wie es die Simulation zeigt. Also mit 
den Falschen Dioden simuliert?

von Mark S. (voltwide)


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Für einen Schaltverstärker mit 20kHz sind BJTs aufgrund ihrer schlechten 
Schaltzeiten eher ein no-go. Dafür gibt es PowerMOSFETs.
Und Dein FPGA kann weder das Eine noch das Andere direkt treiben, 
insofern sind die Überlegungen zur Stromverstärkung nicht zielführend.
Dafür gibt es aber passende (Halb-)brücken-Ansteuerbausteine.
Diese Technik ist z.B. in Motorcontroller-Anwendungen und in 
Class-D-Audioverstärkern seit vielen Jahren etabliert.

von Dominik G. (grosdode)


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Mark S. schrieb:
> Diese Technik ist z.B. in Motorcontroller-Anwendungen und in
> Class-D-Audioverstärkern seit vielen Jahren etabliert.

Zu der Überlegung bin ich ebenfalls zwischendurch gekommen jedoch 
existieren die meisten Gate Treiber lediglich bis 20V und Bausteine die 
einen Boost bieten um den oberen Transistor zu schalten benötigen oft 
eine Versorgungsspannung von etwa 10V. Ein weiteres Spannungslevel 
(3,3V; 5V; 10-100V sind bereits vorhanden) wollte ich wenn möglich 
vermeiden. Sind solche Bausteine auch mit 5V Betriebsspannung verfügbar 
und können dann noch Halbbrücken mit bis zu 100V ansteuern ?

von Clemens L. (c_l)


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Dominik G. schrieb:
> Le_Bassiste schrieb:
>> Und vor allem: ihn gar nicht erst in die Sättingung kommen lassen. Dafür
>> kann man eine sog. Baker-Clamp benutzen:
>> https://en.wikipedia.org/wiki/Baker_clamp
>
> Das hört sich sehr interessant an nur leider zeigen die Simulationen mit
> LTSpice eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung, sowohl mit
> Schottky als auch mit herkömmlichen Dioden.

Bei Si-Dioden ist die Vorwärtsspannung zu groß.

Die Schottky-Diode muss ein kleines Modell mit einer möglichst geringen 
Kapazität sein, in LTSpice z.B. RB706W-40.

von Klaus R. (klara)


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Klaus R. schrieb:
> Le_Bassiste schrieb:
>> Und vor allem: ihn gar nicht erst in die Sättingung kommen lassen. Dafür
>> kann man eine sog. Baker-Clamp benutzen:
>> https://en.wikipedia.org/wiki/Baker_clamp
>
> Kann ich nur bestätigen. War damals ein Vorschlag der Funkschau. Mit
> einem 20 MHz Oszi waren die Flanken nicht wirklich messbar.
> mfg klaus

Anbei meine verwendete Schaltung. Sie hat eine BC140/160 Stufe 
angetrieben. Wie gesagt, es ist schon ein paar Jährchen her.
mfg klaus

von Mark S. (voltwide)


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Dominik G. schrieb:
> Zu der Überlegung bin ich ebenfalls zwischendurch gekommen jedoch
> existieren die meisten Gate Treiber lediglich bis 20V und Bausteine die
> einen Boost bieten um den oberen Transistor zu schalten benötigen oft
> eine Versorgungsspannung von etwa 10V.

Es gibt jede Menge Halbbrückentreiberbausteine für 600V 
Betriebsspannung.
Die Boostspannung richtet sich letztlich nach den verwendeten 
PowerMOSFETs.
Wenn die 10V gate-Ansteuerspannung brauchen, kann die boost-Spannung 
auch nicht kleiner sein.
Wenn Du mit 5V auskommen willst, musst Du entsprechende PowerMOSFETs 
aussuchen, und Treiberbausteine, deren Unterspannungsabschaltung da noch 
nicht anspricht.

von MaWin (Gast)


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Dominik G. schrieb:
> Die Herausforderung vor der ich nun stehe, ist die richtigen BJTs
> auszuwählen,

Wahrscheinlich ist keine Schaltung die richtige.

Dein Ultraschallwandler wird schlauerweise in Resonanz betrieben, so daß 
sich die Spannung an ihm überhöht.

Dein LTC6254 kann sowieso nur 5V und nicht 100V.
Deine dritte Schaltung legt eine Gate-Spannung von 100V an den MOSFET, 
da geht der kaputt. Dein erste Schaltung lädt den MOSFET bloss langsam 
per Konstantstrom um, da wirst du die 100kHz nicht schaffen.

Insofern könnte deine vertite Schaltung, mit 100mA BJT,m tatsächlich die 
bessere sein, auich wenn der PNP nicht ordentlich gesperrt wird und 
BC547 eh keine 100V aushalten. Aber du fragtest ja uch nach passenden 
Trafsisten wie BF420.

Aber ich zweifle draan daß die sinnvoll ist. Die Schaltet in Sättigung 
und dürfte zu langsam sein, und überhaupt: Für einen US-Wandler in 
Resonanz braucht man eifgentlich nur eine Class-C Entstufe, also einen 
Transistor.

http://www.loetstelle.net/grundlagen/verstaerker/verstaerker5.php

Fang also mal an, die Spannungen und Ströme im US-Wandler bei Resonanz 
zu erfassen. Dann sehen wir weiter...

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