Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Isolationsspannungen Vrms vs. Vdc


von Tva311 (Gast)


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Hallo!

Bin nicht 100% sicher, darum hier die Frage:

Ich habe eine galvanische Trennung zu realisieren für max. 1kVdc.
In den Datenblättern steht bei Isolations-ICs oft 2.5kVrms oder 5kVrms 
drin.
Ist es korrekt, wenn ich 1000kV/1.41 (weil Vrms =Effektivwert einer 
AC-Spannung und Spitzenwert = 1.14 x Effektivwert -> vergleichbar mit 
Gleichspannungswert) teilen muss, um dann zu wissen, welcher kVrms-Wert 
theoretisch bereits für meine zu isolierende 1kVdc-Spannung ausreichen 
würde? Oder gibt's Tabellen mit Prüfverfahren, Vrms, Vpeak mit Werten 
der einzelnen Normen zugeordnet zu Vdc-Werten?

hmmm

Schonmal danke im Voraus!

von M. K. (sylaina)


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Nein, die SQRT(2), also die 1.41, kannst du nicht pauschal nehmen. Die 
ergibt sich nur wenn die Signalform ein Sinus ist. Bei einem Rechteck 
kommt es auf das Tastverhältnis an und beim Sägezahn sind es, glaub ich, 
SQRT(3). Habs jetzt nicht nachgeschaut.

von Bernd (Gast)


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M. K. schrieb:
> Nein, die SQRT(2), also die 1.41, kannst du nicht pauschal nehmen. Die
> ergibt sich nur wenn die Signalform ein Sinus ist.

Das ist mathematisch richtig, allerdings werden in der Praxis bei 
Hochspannungsprüfungen DC oder eben AC-Generatoren mit sinusförmiger 
Netzfrequenz verwendet. Demnach ist es üblich, dass sich die 
Prüfspannungen für AC auch für DC mittels Faktor 1,41 umrechnen lassen.
In der Norm DIN EN 61010-1 wird ebenfalls so verfahren!

von M. K. (sylaina)


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Bernd schrieb:
> Demnach ist es üblich, dass sich die
> Prüfspannungen für AC auch für DC mittels Faktor 1,41 umrechnen lassen.

Hab ich also einen Rechteck mit 10:90 Dutycycle kann man den Vrms mit 
dem Faktor 1,41 umrechnen?? Na das mach mal bitte vor...

von Sowieso (Gast)


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Ist leider nicht so einfach.
Die 5kV gelten oftmals nur kurzzeitig
Über Lebenszeit ergeben sich ganz andere Werte. Dies hängt dann stark 
von den Kumdenvorgaben, und den anzuwendenden Normen, sprich: der 
Branche ab.
Es gibt Produkte die geben 3kV kurzzeitig aber nur 300V dauerhaft an.

von MiWi (Gast)


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M. K. schrieb:
> Bernd schrieb:
>> Demnach ist es üblich, dass sich die
>> Prüfspannungen für AC auch für DC mittels Faktor 1,41 umrechnen lassen.
>
> Hab ich also einen Rechteck mit 10:90 Dutycycle kann man den Vrms mit
> dem Faktor 1,41 umrechnen?? Na das mach mal bitte vor...

Wozu die rechthaberische Häme?

in diesem Fall ist die Prüfspannung der max. anstehenden Spannung 
anzupassen (und das steht auch so in den entsprechenden Normen) und die 
wird dann halt deutlich höher als 1kV AC ausfallen.

MiWi

von Helmut (Gast)


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M. K. schrieb:
> Hab ich also einen Rechteck mit 10:90 Dutycycle kann man den Vrms mit
> dem Faktor 1,41 umrechnen?? Na das mach mal bitte vor...

Wo ist denn von einem Rechteck die Rede gewesen?

Bernd schrieb:
> allerdings werden in der Praxis bei
> Hochspannungsprüfungen DC oder eben AC-Generatoren mit sinusförmiger
> Netzfrequenz verwendet. Demnach ist es üblich, dass sich die
> Prüfspannungen für AC auch für DC mittels Faktor 1,41 umrechnen lassen.
> In der Norm DIN EN 61010-1 wird ebenfalls so verfahren!

von M. K. (sylaina)


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MiWi schrieb:
> in diesem Fall ist die Prüfspannung der max. anstehenden Spannung
> anzupassen (und das steht auch so in den entsprechenden Normen) und die
> wird dann halt deutlich höher als 1kV AC ausfallen.

Dagegen ist ja nichts zu sagen. Mich dünkt bei der Sache nur, dass der 
Faktor eben nicht immer 1,41 sein wird, gelle ;)

von Tva311 (Gast)


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Ok!

Danke für die Antworten!
Hört sich so  an, als wenn das Thema tatsächlich nicht ganz klar ist, 
oder?
Da sollte es doch zumindest eine Daumenregel geben, was auszuwählen 
ist!?
Kundenvorgaben gibt es da nicht.

Wenn 1kVdc zu isolieren sind, welchen ISO-IC soll ich dann jetzt nehmen? 
10kVrms,, 7kVrms, 5kVrms oder 2,5kVrms oder reicht 1000V/1.41 = 710Vrms?
Meine Wunsch-Iso-ICs können nur bis 5kVrms, und die, die mehr können, 
sind nicht meine erste Wahl. hhhmm....

von Pandur S. (jetztnicht)


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Du kannst AC und DC Spannungsfestigkeit so nicht vergleichen. Bei AC hat 
man effektiv Umladungsstroeme, bei DC Migration und Koronaeffekte, und 
elektrostatisches Staubsammeln.

von M. K. (sylaina)


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Tva311 schrieb:
> Da sollte es doch zumindest eine Daumenregel geben, was auszuwählen
> ist!?

Bernd hat ja schon die Norm benannt, in der das steht. Die würde ich zu 
rate ziehen ;)

von Earl S. (Gast)


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Tva311 schrieb:
> Ich habe eine galvanische Trennung zu realisieren für max. 1kVdc.
> In den Datenblättern steht bei Isolations-ICs oft 2.5kVrms oder 5kVrms
> drin

sind die 1kVdc die Betriebsspannung oder die Prüfspannung?
bei den 2.5kVrms oder 5kVrms aus den Datenblättern handelt es sich wohl 
um die Prüfspannung.

Tva311 schrieb:
> Kundenvorgaben gibt es da nicht.

das ist schlecht. Entweder muss der Kunde entsprechende Vorgaben machen, 
oder er muss dir den Anwendungsbereich erklären, dann musst du aus den 
zutreffenden Normen die Isolationsanforderungen heraussuchen.

von Dieter W. (dds5)


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Vieles ist auch nur unter Verguss machbar weil einfach die Luft- und 
Kriechstrecken der Bauteile zu klein sind.

Dann kommt es auch noch darauf an, ob es sich nur um eine funktionelle 
Trennung handelt oder ob der getrennte Stromkreis berührbar ist - also 
doppelte oder verstärkte Isolierung vorliegen muss.

Ich habe vor etwa 20 Jahren mal einen Trenner für 1kV AC/DC konzipiert, 
der hatte 12mm Kriechstrecke. Stückprüfung erfolgte mit 5,4kV AC für 
eine Minute und zur Trennung wurde ein CNY65 Optokoppler verwendet.
Nicht zu vergessen die Stromversorgung, die natürlich auch die 
Prüfspannung abkönnen muss.

von Etrick (Gast)


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Wer Iso Messungen machen will, der kommt nicht drum herum die für seinen 
Zweck passende Norm zu besorgen und auch zu lesen.

Dort steht sehr genau drin, unter welchen Voraussetzungen mit was 
gemessen werden muss.

von MiWi (Gast)


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M. K. schrieb:
> MiWi schrieb:
>> in diesem Fall ist die Prüfspannung der max. anstehenden Spannung
>> anzupassen (und das steht auch so in den entsprechenden Normen) und die
>> wird dann halt deutlich höher als 1kV AC ausfallen.
>
> Dagegen ist ja nichts zu sagen. Mich dünkt bei der Sache nur, dass der
> Faktor eben nicht immer 1,41 sein wird, gelle ;)

Wenn die max. anstehnde Spannung bekannt ist ist Dein 1,41 vollkommen 
Powidl.
Dünkel hin oder her.

MiWi

von MiWi (Gast)


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Tva311 schrieb:
> Ok!
>
> Danke für die Antworten!
> Hört sich so  an, als wenn das Thema tatsächlich nicht ganz klar ist,
> oder?
> Da sollte es doch zumindest eine Daumenregel geben, was auszuwählen
> ist!?
> Kundenvorgaben gibt es da nicht.
>
> Wenn 1kVdc zu isolieren sind, welchen ISO-IC soll ich dann jetzt nehmen?
> 10kVrms,, 7kVrms, 5kVrms oder 2,5kVrms oder reicht 1000V/1.41 = 710Vrms?
> Meine Wunsch-Iso-ICs können nur bis 5kVrms, und die, die mehr können,
> sind nicht meine erste Wahl. hhhmm....

Such Dir aus in welcher Geräteklasse Dein Gerät daheim ist. Spielzeug? 
Industrie? Medizin? Luftfahrt?... Du verstehst?

der Rest steht dann wie gesagt in der dem Gerät zugrunde liegenden 
Normenkreis.

Da steht dann auch noch ob Du mit einfacher oder doppelter Isolation 
oder was weiß ich noch alles auskommst, welche Prüfspannungen und welche 
Isolationsstrecken nötig sind.

Ob die ISO-ICs Deine erste oder 2. Wahl sind ist vollkommen egal wenn Du 
Normgerecht arbeiten willst.

Bei diesen Spannungen willst (und wirst) Du das, BTDT.

Laß Dir vom Kunden einen Beleg ausstellen daß er die volle und alleinige 
Verantwortung trägt und sich nie und nimmer an Dir schadlos hält (solche 
Kunden soll es unbestätigten Gerüchten nach in Europa und den USA geben 
wenn es nur billig genug wird, man schaue sich die Warenströme von Cn 
nach EU und USA an...)

Wenn nicht such Dir andere Projekte oder andere Kunden.

MiWi

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