Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Consumer Li-Ion-Akkus mit internem Balancer?


von Uwe B. (uwe_beis)


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Weiß zufällig jemand, ob die üblichen Li-Ion-Akkus für kommerzielle 
Geräte (Foto, Video etc.) üblicherweise eingebaute Balancer haben? Nur 
wenn sie >= 2S, also >= 7,4 V haben, natürlich. Einen dritten oder 
vierten Anschluss sehe ich oft, aber der scheint eher zu 
Überwachungszwecken zu dienen, wenn er denn überhaupt auch bei den 
Laderäten vorhanden ist.

Zumindest bei drei Akkus, die ich mir angesehen habe, ist von außen kein 
Mittelanschluss zu finden. Zwei davon waren Originale. Bei einem 
geöffneten Clone-Akkupack ist lediglich eine Schutzschaltung, aber kein 
Balancer zu finden.

Mir scheint, dass "in dieser Welt" unbalanced geladen wird. Hat jemand 
Erfahrungen?

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Hallo Uwe,

ich kann selbstverständlich nicht für alle Geräte der Welt sprechen :-)

Uwe B. schrieb:
> Einen dritten oder
> vierten Anschluss sehe ich oft, aber der scheint eher zu
> Überwachungszwecken zu dienen, wenn er denn überhaupt auch bei den
> Laderäten vorhanden ist.

Viele Akku-Packs, die ich gesehen habe, haben einen zusätzlichen 
Temperatursensor eingebaut. Oft ist es einfach ein NTC. Das NTC-Signal 
kann dann zwischen dem "3. Pin" und "Batterie-Minus" ausgelesen werden.

Uwe B. schrieb:
> Zumindest bei drei Akkus, die ich mir angesehen habe, ist von außen kein
> Mittelanschluss zu finden. Zwei davon waren Originale. Bei einem
> geöffneten Clone-Akkupack ist lediglich eine Schutzschaltung, aber kein
> Balancer zu finden.

Das deckt sich mit meinen Erfahrungen, egal ob (professionelle) 
Digitalkamera oder (professionelles) Werkzeug, jeweils von namhaften 
Herstellern.

Uwe B. schrieb:
> Mir scheint, dass "in dieser Welt" unbalanced geladen wird. Hat jemand
> Erfahrungen?

Wie bereits beschrieben.
Mir scheint, dass die Hersteller der Geräte (die ja nicht unbedingt die 
Hersteller der Zellen, bzw. Packs sind), darauf vertrauen, dass die 
einzelnen Zellen sehr geringe Fertigungs- und damit Kapazitätstoleranzen 
haben, und dass die Packs zumindest so lange halten, dass mindestens die 
Garantiezeit überstanden wird und im Idealfall die Kundenerwartung an 
die Haltbarkeit des Akkus nicht enttäuscht wird. Dazu kommt oft noch, 
dass dem Kunden durch kurze Produktzyklen nahegelegt wird, sein Gerät 
(und damit die Akkus) innerhalb weniger Jahre zu tauschen.

Das stellt meine persönliche Sicht und Erfahrung dar. Es mag sicherlich 
auch Gegenbeispiele geben.

Viele Grüße,
Alex

von ichbin (Gast)


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In den Werkzeugakkus sind auch nur Schutzschaltungen die vor Tief- und 
Überladung schützen. Balancer findet man da nirgends.
Lediglich Makita geht da noch etwas weiter und "schützt" seine Akkupacks 
noch zusätzlich indem die Schutzschaltung keine Ladung mehr zulässt wenn 
dreimal in Folge eine Tief- bzw Überladene Zelle oder überhitzten 
Temperatursensor detektiert wird.

Ichbin

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Dito bei V-Mount - ein Standard für prof. TV-Kamera Equipment und 
TV-Leuchten. Auch hier keine Balancerkontakte und keine interne 
Schaltung.

Bei den Dingern liegt es vermutlich daran, das der V-Mount Standard 
schon zu Zeiten geschaffen wurde, als NiMh Akkus das höchste der Gefühle 
waren.

von Dirk K. (dekoepi)


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Da die Zellen in Werkzeugen sehr stark belastet werden, kann das ein 
sinnvoller Kompromiss zum Kostensparen sein. Durch die große Last altern 
die Zellen schneller, sodass sie bei einsetzender Drift schon am 
End-of-Life mit 80% der Ursprungskapazität angelangt sind. Mit Balancing 
würde man da nicht signifikant mehr Zyklen rausholen.
Rein hypothetisch.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Akku Canon EOS 40D 'BP-511':
Im Akkupack:
- 2 Zellen 18500
- Elektronik (2 8-Pinner + Gemüse) auf einer Platine ca 4cm²
- Sicherung
- Mittenabgriff
- 2 Datenkontakte 'B' und 'D' nach außen (4 Kontakte insgesamt)


Gruß

Jobst

: Bearbeitet durch User
von Uwe B. (uwe_beis)


Angehängte Dateien:

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Interessante Erkenntnisse.

Ich habe mal ein Foto der Schutzschaltung aus dem eingangs erwähnten 
geöffneten Clone-Akkupack gemacht. Vielleicht findet ihr es auch 
interessant.

Links, B+ und B-: Akku (2S,2P) + und -.
Rechts, BM und BC: Der Mittelabgriff. Die Akkus sind lediglich über eine 
ca. 0,2 mm dünne Leiterbahn zwischen BM und BC verbunden. Ich nehme an, 
dass das eine Sicherung ist.

Dieser Mittelabgriff geht auch auf R2 (330 Ohm).

U2 müsste ein N-FET sein, ich meine von Allegro Micro (altes Logo?). 
Vielleicht auch ein Doppel-FET für einen Verpolungsschutz. Ich kann aber 
nichts dazu finden. Er verbindet B- mit P-, dem Anschluss nach außen.
(Nachtrag: Allegro macht keine FETs. Trotzdem bilde ich mir ein, dass 
das mal ein Allegro Logo war.)

(Noch ein Nachtrag: Es ist ein Common-Drain Dual N-Channel MOSFET AO8810 
von Alpha&Omega: 
http://www.aosmd.com/products/mosfets/dual-channel/AO8810)

T, über 10 kOhm nach P-, ist wohl der "Temperaturschutzsimulator".
D, über 15 kOhm nach P-, kann ich nicht einordnen.

U1 ist das große Rätsel. Unter 3WC5 habe ich nichts gefunden. Immerhin 
könnte da über R2 noch ein minimales Balancing stattfinden.

Meine Neugier war nicht groß genug, um die ganze Schaltung heraus zu 
zeichnen.

: Bearbeitet durch User
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