Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Heatpipe mit Vorzugsrichtung


von Stefan M. (derwisch)


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Ich befasse mich gerade mit der Funktion von Heatpipes.
Da kam in mir die Frage auf, ob es möglich ist eine Heatpipe ( oder 
ähnliches ) zu konstruieren, die eine stark richtungsgebundene 
Wärmeleitfähigkeit hat.
Sozusagen eine Diode für Wärme. In eine Richtung wird Wärme zum kälteren 
Ende transportiert, aber die "Kälte" ( physikalich unkorrekt, ich 
weiß... ) kann nicht zurück zum warmen Ende.

Damit könnte man z.B. eine Kühlbox bauen, die im Inneren nur kälter 
werden kann, aber nicht auf selbigem Wege wieder wärmer. Das ist ja der 
Nachteil eines Peltierelementes, wenn es stromlos ist.

Der Gedanke klingt so, als wäre der Erfinder von so einem Ding sofort 
Milliardär...
Ist das eine naive Idee?

von Stefan P. (form)


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Naja,
wenn Du eine "schlechte" Heatpipe ohne gesinterte Innenseiten oder 
eingelegte Kupfergeflechte (eigentlich zur Steigerung der 
Kapilarwirkung) verwendest, und Deine Kondensationsseite höher als die 
Kühlbox legst, sollte es die von Dir beschriebene Diodeneigenschaft 
haben.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Damit könnte man vielleicht auch ein perpetuum mobile bauen.

In der Physik läuft es üblicherweise auf einen Ausgleich hinaus, zwei 
rauschende Widerstände der selben Temperatur schieben sich gegenseitig 
dieselbe Rauschleistung zu. Nur wenn sie auf verschiedenen Temperaturen 
sind fließt ein Strom - das Thermoelement. Das geht solange gut bis die 
Temperaturen sich angeglichen haben.

von Boris O. (bohnsorg) Benutzerseite


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Stefan M. schrieb:
> Damit könnte man z.B. eine Kühlbox bauen, die im Inneren nur kälter
> werden kann, aber nicht auf selbigem Wege wieder wärmer. Das ist ja der
> Nachteil eines Peltierelementes, wenn es stromlos ist.

Da schlage ich dir den bestmöglichen Produktnamen vor: Maxwell's Demon. 
Wenn du damit ein bisschen in Klausur gehst wirst du feststellen, dass 
nur für die Reduktion möglicher Zustände Energie notwendig ist. Da warm 
links und kalt rechts eine ziemlich starke Einschränkung der 
Folgezustände ist, brauchst du wohl 'ne Menge Energie.

von Uwe S. (regionalligator)


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Stefan M. schrieb:
> die eine stark richtungsgebundene
> Wärmeleitfähigkeit hat.

Hat jedes normale Wärmerohr ganz von selbst, und das Problem ist ja 
gerade, ebendiesen Effekt halbwegs zu beseitigen! Nur deshalb sind dort 
drin irgendwelche ich sage mal Fasern, die die Flüssigkeit durch 
Kapillarkräfte auch gegen die Schwerkraft wieder nach oben ziehen.

Ein völlig hohles, nur mit z.B. ein paar Tropfen Wasser gefülltes, 
stehendes Wärmerohr kann ausschließlich Wärme von unten nach oben 
befördern, umgekehrt nicht ein Prozent davon.

Die Russen nutzen diesen Effekt seit Langem. Wo der Permafrost zu 
schmelzen beginnt, sind z.B. an Bahnschienen hohle Wärmerohre in den 
Boden eingelassen. Im Winter führen sie Wärme aus dem Boden ab, im 
Sommer kann die Wärme aber nicht mehr zurück in den Boden, weil das 
Prinzip so rum nicht funktioniert.

von Lurchi (Gast)


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Auch wenn der Wärme bevorzugt in die eine Richtung fließt, gibt das noch 
keinen maxwellschen Dämon. So wie bei der Diode für den Strom ist die 
Gleichrichtungswirkung nicht perfekt, und der Wärmetransport nimmt erst 
mit genügend Temperaturdifferenz in die eine Richtung schneller zu.

Für die Kombination mit einem Peiltierelement kann das durchaus sinnvoll 
sein, dürfte aber auch keine so ganz neue Idee sein. Der Nachteil ist 
halt, dass es nicht über Kopf geht und man nach unten einiges an Bauraum 
braucht.

In der einfachen Form geht auch schon ein Kühlkörper mit Lüfter um den 
Wärmeaustausch als eine Art thermischen Schalter zu steuern. Ein Lüfter 
auf der warmen Seite dürfte sowieso eine gute Idee sein.

von Dumdi D. (dumdidum)


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Die Dinger heißen 'thermal diodes', die gibt es, verstoßen auch nicht 
gegen den 2ten Hauptsatz, und es wird aktiv daran geforscht.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Thermal_diode

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