Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Class AB - diskret - Mosfet Output Stage - Fragen


von Markus (Gast)


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Hallo,

ich lese grad ein paar Sachen zu analoger Schaltungstechnik und versuche 
mich grad an einem komplett diskreten Class AB Amp mit Mosfets am Ende.

LTSpice File im Anhang.

Kurze Beschreibung der Stages:
Als erstes Differenzstage  mit 200 Ohm Widerständen drinnen oben die den 
nächsten Transistor Biasen sollen.

Als nächstes eine Stage mit festem Strom. Der PNP oben regelt die 
Spannung.
In der Mitte ist so ein Teil, was manche als "Doppeldiode mit 
veränderlicher CE" Spannung beschreiben. Will ich später mit einem Poti 
einstellen können und soll die Transistoren der nächsten Stage biasen.
Danach eine "PushPull" Stage, hoffe der Ausdruck ist korrekt und 
dahinter die Mosfets dann.

Rückgekoppelt mit einem Spannungsteiler. Spannungsverstärkung soll 20 
sein.


Kurz ein paar Fragen:

1. So wie die Simulation im Anhang ist, läuft sie. Setze ich die 
Amplitude des Eingangspegels hoch auf 2.2V z.B. wird die negative Welle 
am Ausgang bei ca. 38V abgeschnitten.
Ich vermute aktuell den Fehler noch bei der Stromquelle Q5/R8, dass der 
Strom zu gering ist oder aber über R8 zu viel Spannung abfällt.
Wenn ich R8 geringer mache (z.B. 100 Ohm) und mehr Strom durch die Stage 
jage, dann funktioniert der Amp gar nicht mehr (keine positive 
Halbwellen mehr möglich...) Wieso?

2. C3 oben bei Q4 ist ja das, was man "Miller Compenstation" nennt. 
Damit kann man die Feedbackstabilität erhöhen. Habe ich zumindest so 
gelernt. Der Wert den der Kondensator hat habe ich durch probieren 
herausgefunden.
Gibt's da irgendwie ne Möglichkeit herauszukriegen was da passend ist?

3. Im Buch "The Art of Electronics" wurde mal beschrieben anhand eines 
Beispiels dass der Ruhestrom an der Ausgangsstage bei ca. niedrigen 
3-stelligen mA Bereich liegen sollte.
Eigentlich war mein Plan dass man den Ruhestrom über R5/R6 einstellen 
kann (funktioniert prinzipiell auch wenn man den Strom in der Stage von 
R11 sich anschaut), tatsächlich fliest aber überhaupt kein Strom durch 
die Mosfets bei Null-Lage. Ist das überhaupt ein Problem wenn es 
grundsätzlich funktioniert? Was ist falsch an meinem Design?

4. Wenn man als Eingangsspannung einmal 0V anlegt, dann sieht man, dass 
der AMP einen DC Offset von fast 500 mV hat. Warum regelt der 
Differenzverstärker den Offset nicht weg?


Fragen über Frage...

Danke schonmal!

von MaWin (Gast)


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Markus schrieb:
> 1. So wie die Simulation im Anhang ist, läuft sie.

Ähm:
Error on line 3 : d1 -50 n020 ptz6_8b
   Unable to find definition of model "ptz6_8b"
Error on line 11 : q4 n006 n002 50 0 2sa1579
   Unable to find definition of model "2sa1579"
Error on line 43 : d2 -50 n019 ptz6_8b
   Unable to find definition of model "ptz6_8b"

Und mit den Dateien:
Natürlich. In der Simulation perfekt identische Bauteile und immer 
konstante Daten.

In der Realität ist die Parallelschaltung dieser MOSFETs über so kleine 
Source-Ausgleichwiderstände schlicht unzureichend, es müssten ca. 3V am 
Widerstand abfallen damit das den Strom halbwegs verteilt.
Mit lateralen MOSFETs (2SK135, BUZ900 etc.) die nur ca. 0.9V Ugs haben 
ist die Verteilung leichter.

> 2. C3 oben bei Q4 ist ja das, was man "Miller Compenstation" nennt.
> Damit kann man die Feedbackstabilität erhöhen. Habe ich zumindest so
> gelernt. Der Wert den der Kondensator hat habe ich durch probieren
> herausgefunden.
> Gibt's da irgendwie ne Möglichkeit herauszukriegen was da passend ist?

Man kann das zwar theoretisch ausrechnen, da aber Pikofarad in jeder 
realen Schaltung schon durch Bauteilnebenwerte und Leiterplattenlayout 
überstimmt werden, ist Anpassen an die Realität trotzdem nötig.

> Eigentlich war mein Plan dass man den Ruhestrom über R5/R6 einstellen
> kann (funktioniert prinzipiell auch wenn man den Strom in der Stage von
> R11 sich anschaut), tatsächlich fliest aber überhaupt kein Strom durch
> die Mosfets bei Null-Lage.

Na ja, Ruhestrom ist nicht die Stromaufnahme der Gesamtschaltung, bei 
dir dann durch R11, sondern schon Strom durch die (parallelen) MOSFETs. 
Du brauchst also mehr Vorspannung (hättest du die Vorstufe mit 2 x 50R 
an den Ausgang gekoppelt, und damit eine Edwin-Endstufe gebaut, wäre der 
Ruhestrom durch die Endtransistoren tatsöchlich ß aber die Edwin gilt 
auch als ruhestromlose Endstufe trotz den hohen Stroms in der Vorstufe). 
Letztlich ist der Ruhestrom auf den Wert einzustellen, bei dem die 
Verzerrungen am geringsten sind (oder: ausreichend niedrig um die 
Vorgaben zu erfüllen).

> 4. Wenn man als Eingangsspannung einmal 0V anlegt, dann sieht man, dass
> der AMP einen DC Offset von fast 500 mV hat. Warum regelt der
> Differenzverstärker den Offset nicht weg?

Wegen begrenzter Verstärkung. In der Simulation könnte er vielelicht 
sogar auf 0 regeln, aber in der Prakis sind Drifts der Bauelemente je 
nach Temperatur viel viel grösser und du hättest sicherlich mehrere Volt 
Abweichung, daher nie gleichspannungskoppeln (ohne Servoverstärker).

von oldeurope O. (Gast)


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Markus schrieb:
> 4. Wenn man als Eingangsspannung einmal 0V anlegt, dann sieht man, dass
> der AMP einen DC Offset von fast 500 mV hat. Warum regelt der
> Differenzverstärker den Offset nicht weg?

Mache doch ein Poti zwischen
Q2 und Q3, Schleifer an Q1 dann kannst Du den Offset einstellen.

LG
old.

von ths (Gast)


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So, der Offset wäre damit weg.

Die 0,1 Ohm Widerstände müssen nicht unbedingt sein, wenn man die 
Transistoren gut überdimensioniert und sehr gur thermisch gekoppelt 
sowie anständig gekühlt hat, dann verteilt sich der Strom und man kann 
die Dinger weglassen. Es gibt aber so viele leistungsstarke 
Transistoren, da nimmt man gleich den richtigen und spart sich die 
Parallelschalterei.


Die Ruhestromeinstellerei brauchst du um am Nulldurchgang die 
Übernahmeverzerrungen zu reduzieren.

Das machst du selbst, ich habe jetzt Mittag...

von ths (Gast)


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Und nimm möglichst Transistoren, die mit kleinerer Ugs auskommen.

von MaWin (Gast)


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ths schrieb:
> Die 0,1 Ohm Widerstände müssen nicht unbedingt sein, wenn man die
> Transistoren gut überdimensioniert und sehr gur thermisch gekoppelt
> sowie anständig gekühlt hat, dann verteilt sich der Strom und man kann
> die Dinger weglassen. Es gibt aber so viele leistungsstarke
> Transistoren, da nimmt man gleich den richtigen und spart sich die
> Parallelschalterei.

Wie kann man nur so viele Fehler in einen einzigen Satz stecken ?

von Klaus R. (klara)


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Hallo,
der letzte Entwurf hat die Übernahmeverzerrungen noch verschlimmbessert.
mfg Klaus

von ths (Gast)


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Fehler? -r + t

von Klaus R. (klara)


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ths schrieb:
> Es gibt aber so viele leistungsstarke
> Transistoren, da nimmt man gleich den richtigen und spart sich die
> Parallelschalterei.

Für analoge Verstärker ist das Angebot an Leistungs - MOSFETS arg 
begrenzt. Oder weisst Du da mehr?
mfg klaus

von ths (Gast)


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Es war bisher nicht die Rede von bestmöglicher Qualität,  ebensowenig 
wissen wir über den Einsatzzweck. Damit ist die Auswahl noch nicht so 
eingeschränkt. Hier geht es nach meiner Auffassung eher um 
Grundprinzipien.

von Klaus R. (klara)


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ths schrieb:
> Hier geht es nach meiner Auffassung eher um
> Grundprinzipien.

Gerade eben deswegen. Ein MOSFET - Schalttransistor kann zwar irre 
Ströme schalten. Wenn Du ihn analog einsetzt brennt er sehr schnell 
durch. Da kann Dir MaWin bestimmt einiges zu sagen.
mfg klaus

von ths (Gast)


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Wie kommst du jetzt auf Schalttransistoren? Mach doch zur Abwechslung 
mal einen konstruktiven Vorschlag.

von Klaus R. (klara)


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ths schrieb:
> Wie kommst du jetzt auf Schalttransistoren? Mach doch zur Abwechslung
> mal einen konstruktiven Vorschlag.

Dann etwas anders formuliert. Nenne doch mal Leistungs - MOSFETs die für 
analoge Verstärker geeignet wären. IRFP240 / IRFP9240 kennen wir ja 
schon. Kannst Du uns zwanzig weitere nennen?
mfg klaus

von MaWin (Gast)


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ths schrieb:
> Wie kommst du jetzt auf Schalttransistoren?

Weil er im gegensatz zu dir in das Datenblatt des verwendeteh IRFP240 
geguckt hat ?

Fast switching, keine DC-SOA-Kurve, und 'ease of paralleling' betrifft 
genau eine Anwendung: Schaltend, denn analog geht das in die Hosee

http://www.vishay.com/docs/91210/91210.pdf

von ths (Gast)


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Klaus, die Dinger hab ich nicht ausgeguckt. Mach mal selbst was aus der 
obigen Schaltung, wenn du kannst. Meckern kann jeder.

von Klaus R. (klara)


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ths schrieb:
> Mach mal selbst was aus der
> obigen Schaltung, wenn du kannst.

Es gibt da eine ganze Reihe von Schaltungen im Internet zu finden. Ich 
war selber auf der Suche nach Endstufen für alte Aktivboxen. Gute 
Endstufen selber zu entwickeln ist gar nicht so einfach. Der Leach Amp 
wäre so ein Verstärker.
http://users.ece.gatech.edu/mleach/lowtim/
http://users.ece.gatech.edu/mleach/lowtim/graphics/ckt.pdf

Der Aufwand ist aber leider beträchtlich und für 6 Endstufen enorm. Das 
Problem bei einem solchen Verstärker ist der Treiber. Der nötige Aufwand 
ist in diskreter Bauweise ziemlich hoch und eigentlich nicht mehr 
zeitgemäss.

Ein zeitgemässer Treiber für MOSFETs ist der LME49830.
http://www.ti.com/product/LME49830

Leider meint TI das die Zeiten für analoge Verstärker vorbei ist und hat 
zumindest den LME49811 auf LIFEBUY gesetzt. Ich habe mir mal vorsorglich 
eine Handvoll gesichert.

State of the Art ist wohl der TAS5630B. Damit lässt sich industriell ein 
Verstärker sehr kostengünstig bauen. Die manuelle Bestückung einer 
Platine erfordert wirklich schon einige Löterfahrung und Mut. Es geht 
aber. Man braucht mindestens 2 Lötspitzen und einen geregelten 50 W 
Lötkolben, gutes Flussmittel und Entlötlitze. Ebenso eine Arbeitsleuchte 
mit 3 Dioptrien Lupe.

Beitrag "Verstärker TAS5630"
Bitte den Thread auf "Seite 1" umschalten falls man den Anfang lesen 
möchte.

Noch eine Variante.
https://sites.google.com/site/picplayer/class-d-amp-tas600

mfg klaus

: Bearbeitet durch User
von Tany (Gast)


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von Lurchi (Gast)


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Der IRFP240 ist so ein Grenzfall: bei Fairchild ist die SOA DC kurve mit 
drin und explizit SOA is power limited angegeben. Bei anderen 
Herstellern eher nicht. Das ist auch ein relativ alter Typ, da war es 
mit dem linearen Betrieb oft noch besser. Trotzdem hat man ggf. Probleme 
mit mehr FETs parallel.

Es gibt MOSFETs für Linearbetrieb, aber die sind relativ teuer.

Ein Problem bei MOSFETs im AB Verstärker ist, dass man sie mit relative 
viel Ruhestrom betreiben sollte, um die Verzerrungen klein zu halten und 
auch die erhoffte hohe Bandbreite zu bekommen. Das führt zu hoher 
Leistung im Leerlauf - nicht mehr so populär.

Mit relativ schnellen BJTs für Audio wie 2SC5200 gibt es da Alternativen 
- das Problem das eher das man keine Fakes bekommt.

von Klaus R. (klara)


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Tany schrieb:
> MaWin schrieb:
>> denn analog geht das in die Hosee
>
> Beitrag "Re: MOSFET Class-A Endstufe, Ruhestrom Einstellung"

Ich fand den Thread teilweise ganz interessant.

Ein typisches Beispiel für den Einsatz von IRFP240/IRFP9240 ist hier 
gegeben:
Beitrag "Re: MOSFET Class-A Endstufe, Ruhestrom Einstellung"

Es wurde nach einer Simulation unter LTspice gefragt. Da konnte ich 
helfen.
Beitrag "Re: MOSFET Class-A Endstufe, Ruhestrom Einstellung"

Also, man möge mit Hilfe von LTspice selber entscheiden wie viel 
Ruhestrom man spendieren möchte.

mfg klaus

von Michael B. (laberkopp)


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Tany schrieb:
> MaWin schrieb:
>> denn analog geht das in die Hosee
>
> Beitrag "Re: MOSFET Class-A Endstufe, Ruhestrom Einstellung"

Du möchtest damit was sagen ?

Daß dort ein Datenblatt mit DC Kurve drin ist ? Schön.

Aber die Stromverteilungswiderstände reichen auch dort nicht aus für 
eine notwendige Stromverteilung. Die UGSth des IRFP240 schwankt von 2V 
bis 4V, am Stromverteilungswiderstand fallen bei 1.5A bloss 0.3V ab. Es 
müssten zumindest 1.75V sein damit aus 5 x 1.5A nicht ein mal mehr als 
2A werden. (frag jetzt nicht wie ich das ausgerechnet habe, ein Blick in 
Figure 3, man kann auch 2V als begründetes Maximum annehmen).

Man kann natürlich versuchen, die 6 MOSFETs aus einer Mischung von 100 
zu selektieren...

Für 100W mit 7.5A verwenden die dort übrigens 5 MOSFETs parallel mit 
0.22 Ohm als Stromverteilungswiderstand, macht 1.5A pro Stück bis 50V. 
Der CoolerAmp arbeitet auch mit 50V und nutzt nur 3 parallel mit 0.1 Ohm 
als Stromvertelung. Das geht also so oder so nicht gut.

Ob dort nun wirklich ein Class-A Betrieb oder doch bloss eine 
warmlaufende Class-AB gezeigt wurde, möchte ich gar nicht 
ausdiskutieren.

von Klaus R. (klara)


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Michael B. schrieb:
> Man kann natürlich versuchen, die 6 MOSFETs aus einer Mischung von 100
> zu selektieren...
>
> Für 100W mit 7.5A verwenden die dort übrigens 5 MOSFETs parallel mit
> 0.22 Ohm als Stromverteilungswiderstand, macht 1.5A pro Stück bis 50V.
> Der CoolerAmp arbeitet auch mit 50V und nutzt nur 3 parallel mit 0.1 Ohm
> als Stromvertelung. Das geht also so oder so nicht gut.

Du hast ja Recht wenn Die UGSth des IRFP240 von 2V bis 4V schwanken 
kann. Da man ja in der Regel mindestens zwei Verstärker benötigt, sollte 
man wirklich selektieren und die Streuungen etwas minimieren. Ich habe 
einen Verstärker mit 0,47 Ohm Widerständen entdeckt.

Die Schaltung mit 0,47 Ohm Stromverteilungswiderstände.
http://www.diyaudio.com/forums/attachments/solid-state/162833d1268766419-mosfet-amplifier-irfp240-irfp9240-apex-mosfet-schematics.jpg

Hier der Thread:
http://www.diyaudio.com/forums/solid-state/162043-mosfet-amplifier-irfp240-irfp9240-14.html
mfg klaus

von Tany (Gast)


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Michael B. schrieb:
>...möchte ich gar nicht ausdiskutieren.
Ich auch nicht!

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