Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lötkolben zerstört mir dauernd Schaltungen.


von Jörg (Gast)


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Und zwar immer dann, wenn ich vergesse, die Schaltung vom Netzteil 
physikalisch zu trennen. Löte ich dann mal eben schnell irgendwo an der 
Schaltung rum, fliesst ein Ausgleichsstrom, der dann zuverlässig hier 
und da Schutzdioden der ICs durchbrennt. Grade eben wieder beim Kontakt 
einen kleinen Funken gesehen.... Ein Blick zum Netzteil und es war klar, 
dass wiedermal die Strippen noch drin waren....

Ist sowas normal? Habe ich einen Schrott-Lötkolben? Ist Ersa I-Con Nano.

von Christian L. (cyan)


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Jörg schrieb:
> Und zwar immer dann, wenn ich vergesse, die Schaltung vom Netzteil
> physikalisch zu trennen.

Selbst schuld. Der Lötkolben ist sehr wahrscheinlich geerdet und deine 
Spannungsversorgung auch. Der Rest ergibt sich dann von selbst. Deshalb 
lötet man auch nicht in einer Schaltung herum, wenn diese in Betrieb 
ist.

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Vermutlich ist der Metallteil des Lötkolbens geerded oder liegt an GND 
der Lötkolben-Steuerung.

Das ist z.b. bei meiner China-Lötstation so.

von Jens P. (picler)


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Christian L. schrieb:
> Der Lötkolben ist sehr wahrscheinlich geerdet und deine
> Spannungsversorgung auch.

Ein guter Lötkolben sollte aber allein aus Gründen des ESD-Schutz nicht 
hart geerdet sein. Wenn die Platine statisch geladen ist, würde man mit 
einem geerdeten Lötkolben beim Löten einen gefährlich hohen Ableitstrom 
erzeugen. Deshalb haben ordentliche Lötstationen eine Möglichkeit, den 
Kolben über einen definierten Widerstand (z.B. 1MOhm) zu erden. Das ist 
ESD-konform.

Trotzdem sollte man nicht mit Spannung an der Platine löten. Du schließt 
beim Löten zwei Lötaugen kurz und schon kommt irgendwo der magische 
Rauch raus.

von (prx) A. K. (prx)


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Jörg schrieb:
> Und zwar immer dann, wenn ich vergesse, die Schaltung vom Netzteil
> physikalisch zu trennen.

Bei so direktem Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung sollte 
eigentlich recht bald ein Lerneffekt eintreten. Weshalb nicht hier?

von Paul B. (paul_baumann)


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A. K. schrieb:
> Bei so direktem Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung sollte
> eigentlich recht bald ein Lerneffekt eintreten. Weshalb nicht hier?

Wie Albert Einstein sagte: Die Definition von Wahnsinn ist, immer das 
Gleiche zu tun, aber jedes Mal andere Ergebnisse zu erwarten.
:)
MfG Paul

von Bürovorsteher (Gast)


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OMG

von Klaus R. (klara)


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Jörg schrieb:
> Ist sowas normal? Habe ich einen Schrott-Lötkolben? Ist Ersa I-Con Nano.

Ersa hat eigentlich gute Produkte. Normal ist das nicht. Es liegt wohl 
an dem der den Lötkolben anfasst.
mfg klaus

von Klaus R. (klara)


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Paul B. schrieb:
> Wie Albert Einstein sagte: Die Definition von Wahnsinn ist, immer das
> Gleiche zu tun, aber jedes Mal andere Ergebnisse zu erwarten.

Er hatte ja auch Probleme mit der Quantenphysik.

von Jörg (Gast)


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Dass das Netzteil aus ist, versteht sich von selbst! Ich rede davon, 
dass ich neben dem puren Abschalten manchmal vergesse, die Leitung 
ABZUZIEHEN! Abschalten reicht nämlich nicht!

Und das ist halt das, was man gerne vergisst. Nicht das Abschalten, 
sondern das Abziehen.

von (prx) A. K. (prx)


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Jörg schrieb:
> Und das ist halt das, was man gerne vergisst. Nicht das Abschalten,
> sondern das Abziehen.

Ändert nichts an der Ursache und den Lösungen:
- dran denken,
- nicht geerdete Lötstation verwenden.

Was davon billiger ist musst du selbst rausfinden

: Bearbeitet durch User
von Jörg (Gast)


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Ich steh nicht auf billig.

Haben nicht-geerdete Lötstationen irgendwelche Nachteile? Muss ja, sonst 
wären ja alle einfach nicht-geerdet.

von LastLampe (Gast)


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Netzteil mit Eurostecker ohne Erdung?
Dann könnten das die Ströme sein die über die Y-Kondensatoren kommen.
Mess doch mal den GND von deinem Netzteil mit nem Multimeter auf AC 
gegen Erde.

von Dr. Troll Hunter (Gast)


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Also jedes mal, wenn ich vorne an die Lötspitze meines Lötkolbens 
greife, verbrenne ich mir die Finger. Aber nur dann, wenn der Lötkolben 
eingeschaltet ist.

Ist sowas normal, bin ich ein Weichei?

von Andreas M. (andreas_m62)


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Jörg schrieb:
> Dass das Netzteil aus ist, versteht sich von selbst! Ich rede davon,
> dass ich neben dem puren Abschalten manchmal vergesse, die Leitung
> ABZUZIEHEN! Abschalten reicht nämlich nicht!
>
> Und das ist halt das, was man gerne vergisst. Nicht das Abschalten,
> sondern das Abziehen.

Steck den Lötkolben einfach dort ans Stromnetz,
wo er nicht bis zum Netzteil mit der Schaltung reicht.

von Hanswurst (Gast)


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Jörg schrieb:
> Dass das Netzteil aus ist, versteht sich von selbst! Ich rede davon,
> dass ich neben dem puren Abschalten manchmal vergesse, die Leitung
> ABZUZIEHEN! Abschalten reicht nämlich nicht!

Offensichtlich.
Aber bei allem Verständnis dafür, dass man mal Fehler macht, halte ich 
es doch für unangemessen nun uns zu belehren. Man hat hier als Leser 
plausible Gründe das zu bezweifeln, was Du für selbstverständlich 
ausgibst.
In einem Forum, besonders in einem, in dem man Dich nicht kennt (etwa an 
einem charakteristischen Nickname) muss man davon ausgehen, dass Du 
einer von Vielen bist, unter denen sich auch solche befinden, die gerade 
das tun, was sie nicht ausdrücklich ausgeschlossen haben. Das kommt so 
häufig vor, dass es schon fast eine Regel ist und ist in einem 
merklichen Anteil der Fragen das Problem.

> Und das ist halt das, was man gerne vergisst. Nicht das Abschalten,
> sondern das Abziehen.

Ja. Schon. Aber in einem Netzteil sind sehr häufig auch Kondensatoren am 
Ausgang vorhanden. Nun. Jetzt weisst Du es. Abziehen hilft. Immer 
Abziehen hilft immer.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Der Schuldige muß nicht notwendig der Lötkolben sein. Das kann genauso 
gut vom Netzteil kommen. Bis jetzt wissen wir nur, daß sich zwischen 
Lötkolbenspitze und Netzteil-Ausgang eine Spannung einstellt und daß da 
anscheinend genug Strom fließt, daß der TE einen Funken überspringen 
sieht.

Ein ingeniermäßig denkender Mensch würde jetzt ein Meßgerät nehmen und 
Spannung respektive Strom zwischen Schutzleiter und der Lötkolbenspitze 
einerseits und zwischen Schutzleiter und den Ausgangsklemmen des 
(ausgeschalteten) Netzteils andererseits messen.

Bei einem Netzteil erwarte ich eigentlich, daß die Ausgangsspannung 
galvanisch getrennt vom Netz (incl. Schutzleiter) ist. Ein Lötkolben hat 
hochohmig (>100K) mit PE verbunden zu sein. Wobei es auch Exemplare fürs 
Grobe gibt, die dann auch hart geerdet sein können.

von HildeK (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Ein Lötkolben hat
> hochohmig (>100K) mit PE verbunden zu sein. Wobei es auch Exemplare fürs
> Grobe gibt, die dann auch hart geerdet sein können.

Bei den Weller-Lötkolben gibt es einen kleinen Hohl-Stecker. Den kann 
man weglassen, dann ist die Spitze erdfrei. Oder man lötet einen 
Widerstand in den Stecker, dann ist die Spitze hochohmig geerdet (meine 
Empfehlung). Ebenso gibt es die Möglichkeit, da eine Brücke einzubauen. 
Dann ist er eben niederohmig geerdet.

Axel S. schrieb:
> Der Schuldige muß nicht notwendig der Lötkolben sein. Das kann genauso
> gut vom Netzteil kommen.

Halte ich sogar für wahrscheinlich. Dem Ersa-Kolben - soweit nicht 
defekt - würde ich da trauen.

Gelegentlich habe ich versehentlich auch schon im eingeschalteten 
Zustand der Schaltung gelötet. Dabei geht eigentlich nichts kaputt, 
solange ich mit der Lötspitze keine gemeinen Kurzschlüsse verursache.

von Harald W. (wilhelms)


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Jörg schrieb:

> Habe ich einen Schrott-Lötkolben?

Nein, es liegt nicht am Lötkolben, sondern am "Schrottbediener". :-(

von Rudolph R. (rudolph)


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Hmm, i-CON Nano.

"Sie ist für den Dauereinsatz in der Elektronikfertigung wie auch für 
spezielle Anwendungen im Labor- und Entwicklungsbereich konzipiert und 
antistatisch nach MIL-SPEC/ESA."

Mehr erfährt man leider nicht und es gibt auch keinen Stecker wie bei 
Weller.
Danach erwarte ich aber, dass die Spitze über einen Widerstand geeerdet 
ist.

Sowas finde ich dann aber wiederrum seltsam:
"Nach dem Arbeiten oder bei längeren Pausen, Gerät ausschalten und
Netzstecker ziehen."

Warum den Stecker ziehen? Trennt der ungünstig auf der Rückseite 
verbaute Schalter etwa nicht die Netzspannung?

von HildeK (Gast)


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Rudolph R. schrieb:
> Warum den Stecker ziehen? Trennt der ungünstig auf der Rückseite
> verbaute Schalter etwa nicht die Netzspannung?

Ach, das sind sicher die üblichen Sicherheitsbedenken (Hund in 
Mikrowelle trocken ...), die dem Hersteller auch im einfachsten 
Fehlerfall den Rücken freihalten.
Zur Entstörung sind sicherliche Y-Kondensatoren verbaut, die ev. vor dem 
Schalter angeordnet sind oder es ist nur ein einpoliger Schalter 
verbaut.

Rudolph R. schrieb:
> Danach erwarte ich aber, dass die Spitze über einen Widerstand geeerdet
> ist.

Mache doch einfach mal eine Widerstandsmessung zwischen dem PE und der 
Lötkolbenspitze.

von Автомат К. (dermeckrige)


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Rudolph R. schrieb:
> Mehr erfährt man leider nicht und es gibt auch keinen Stecker wie bei
> Weller.
> Danach erwarte ich aber, dass die Spitze über einen Widerstand geeerdet
> ist.

Das ist ein interessanter Punkt.

Es gab mal die MIL-STD 2000A, in der ein maximal zulässiger Widerstand 
zwischen Lötspitze und Erde von nicht mehr als 5 Ohm spezifiziert war.

http://everyspec.com/MIL-STD/MIL-STD-2000-2999/download.php?spec=MIL-STD-2000A.010935.PDF

Auch HAKKO spezifiziert seine Lötgeräte noch heute nach diesem Standard 
und garantiert einen Erdungswiderstand von maximal 2 Ohm, weist aber 
gleichzeitig darauf hin, dass die Spezifikation aufgehoben ist ("...has 
been abolished").

https://www.hakko.com/english/maintenance/topic_station_type_2.html

Allerdings ist in Bezug auf ESD eine hochohmige Anbindung der Lötspitze 
die deutlich bessere Wahl (220k - 1M), wie vorher bereits geschrieben. 
Auch im praktischen Bastelalltag (und insb. dann wenn es schnell gehen 
muss) hat das durchaus Vorteile.

Die MIL-STD 2000A wurde 1995 ersatzlos gestrichen und es existiert auch 
keine Folgenorm.

http://everyspec.com/MIL-STD/MIL-STD-2000-2999/download.php?spec=MIL-STD-2000A_NOTICE-1.010936.PDF

Jetzt Frage ich mich schon, wieso HAKKO und (offenbar) auch ERSA an 
diesen alten Spezifikationen festhalten? Die Lötstationen werden 
durchweg als ESD-konform beworben.

von Oszifant (Gast)


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Автомат К. schrieb:
> Jetzt Frage ich mich schon, wieso HAKKO und (offenbar) auch ERSA an
> diesen alten Spezifikationen festhalten?


Weil MIL-STD halt toll in der Werbung ausschaut (wer schaut sich das 
schon im Detail an).

von Jörg (Gast)


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> Mache doch einfach mal eine Widerstandsmessung zwischen dem PE und der
> Lötkolbenspitze.

Das Messgerät zeigt 60 Ohm an. Und was sagt mir das jetzt?

von Jörg (Gast)


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Soll das heissen, der Strom fliesst vom Netzteil über die Spitze nach PE 
ab?
Hmmmmmmmm

von Chris F. (chfreund) Benutzerseite


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iCon-Nano ist eine ESD-Lötstation für den täglichen Einsatz an Rework- 
oder QS-Plätzen. Ich kenne das Teil selber als günstige 
Grundausstattung, so richtig Schrott ist das eher nicht.

Wie ist denn die ESD-Lösung da insgesamt? Wie ist die Matte mit dem 
Armband und der Lötstation verbunden? Nimmst Du einen Erdungsanschluss?

Das klingt hier für mich wie: "Wenn der Kühlkörper vom lm1117t ans 
Gehäuse kommt .... warum ist das Bauteil so mies"

von Jörg (Gast)


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ESD-Lösung? Ich löte immer Barfuss. Gibt nichts besseres ^^

von michael_ (Gast)


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Jörg schrieb:
> Grade eben wieder beim Kontakt
> einen kleinen Funken gesehen....

Da ist sicher etwas oberfaul!
Lötest du etwa auf der heißen Seite von einem Schaltnetzteil?

von Moritz (Gast)


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Ich hab mal eben bei meiner ICon 1 gemessen. Spitze nach PE <10Ohm. In 
der Anleitung steht auch, dass bei Auslieferung die Spitze hart geerdet 
ist. Ich schätze man kann intern ändern.

von Joachim B. (jar)


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Jörg schrieb:
> Ich löte immer Barfuss. Gibt nichts besseres

für Masochisten, Lötzinn auf die Füsse :)

von Sven L. (sven_rvbg)


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Was soll bitte ein hochohmig geerdeter Lötkolben bringen? Für ESD-Zwecke 
verstehe ich das ganze ja, aber eine Schutzfunktion hat der Schutzleiter 
dann nicht mehr!

von Mani W. (e-doc)


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Sven L. schrieb:
> Was soll bitte ein hochohmig geerdeter Lötkolben bringen? Für ESD-Zwecke
> verstehe ich das ganze ja, aber eine Schutzfunktion hat der Schutzleiter
> dann nicht mehr!

Normalerweise wird so ein Lötkolben mit 24 V und Trenntrafo gespeist...

von Sven L. (sven_rvbg)


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Ja und Nein. Bessere ja, günstige nicht.

Bei dem vom TE hast Du recht!

von Jobst M. (jobstens-de)


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HildeK schrieb:
> Bei den Weller-Lötkolben gibt es einen kleinen Hohl-Stecker. Den kann
> man weglassen, dann ist die Spitze erdfrei. Oder man lötet einen
> Widerstand in den Stecker, dann ist die Spitze hochohmig geerdet (meine
> Empfehlung). Ebenso gibt es die Möglichkeit, da eine Brücke einzubauen.
> Dann ist er eben niederohmig geerdet.

Nein, gezogen ist niederohmig (Ich messe gerade 3Ω), gesteckt ist der 
eingelötete Wert (default leerer Stecker, also nicht verbunden).
Sind bei mir 1MΩ.

Selbst einer abgezogenen Platine würde ich mich nicht mit einem 
geerdeten Lötkolben nähern wollen.


Gruß

Jobst

von HildeK (Gast)


Angehängte Dateien:

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Jobst M. schrieb:
> Nein, gezogen ist niederohmig (Ich messe gerade 3Ω), gesteckt ist der
> eingelötete Wert (default leerer Stecker, also nicht verbunden).
> Sind bei mir 1MΩ.

Ja, du hast recht - das hatte ich nicht korrekt in Erinnerung. Siehe 
Anhang aus der Bedienungsanleitung des WSD81.

von Richard B. (r71)


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HildeK schrieb:
> Siehe Anhang aus der Bedienungsanleitung des WSD81

Genau so kenne ich das auch.
Ich kann das aber vorne einstellen.

Freundliche Grüße,
Richard

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