Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug WD-40 zerstört Druckguß?


von Old P. (Gast)


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Hallo,
seit Tagen bin ich dabei eine meiner Werkstätten umzuräumen und 
auszumisten. Dabei fällt einem so manches Möppeldingens in die Hand, was 
man eigentlich nie wieder gebraucht hat. Also weg damit!
Nun, nicht so hippelig, erstmal überlegen.....
Hier fand sich z.B. eine alte Autoantenne. Das Dingens werde ich 
nirgends mehr ranhäkeln, doch das Messing- oder gar Edelstahlrohr 
verwurste ich ganz gerne für Bastelarbeiten. Aber.... ist fest! Also 
hinten WD-40 mit kurzem Stoß reingesprüht und kopfüber in die Ecke 
gestellt.
Nach etwa 2 Stunden das Teil gegriffen, und sie fällt auseinander! 8-(

Der Grundkörper ist aus Alu- oder Zinkdruckguß und komplett zerbröselt.
Keine Ahnung ob das vorher schon war, sie lag halt verstaubt in 
irgerndeiner Kiste. Zumindest konnte ich noch dran rütteln, dabei 
zerfiel nichts. Erst nach dem WD-40-Bad ist Ende.
Was kann das sein?
Vermute: Material war schon fast zersetzt, mit dem Öl gab ich ihm den 
Rest.
Oder Voodoo oder NSA oder..... ;-)

Old-Papa

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Das sieht nach Zinkpest aus... WD40 hat vermutlich nur das ranzige Öl 
aufgelöst, welches die Krümel vorher zusammen gehalten hatte...

von Carsten W. (eagle38106)


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von Inkognito (Gast)


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Sieht eher wie ein Knetlegierung  mit einer Kunstharzbindung aus.
Die ist tatsächlich altersbedingt so porös, das ihm das Kriechöl
den Rest gegeben hat. Wenn du extrudiertes Plexiglas mit Spriritus
benetzt, erlebst du dein blaues Wunder. Gegossenes macht es dagegen
nichts aus. Organische Chemie halt.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Genau die...

von Old P. (Gast)


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Klar, von Zinkpest habe ich schon gelesen, doch Gott sei Dank noch nie 
live erlebt.
Doch wie schon gesagt, vorher konnte ich noch ordentlich daran 
herumwürgen, dabei zerfiel nichts.

Old-Papa

"Knetlegierung"? Watn dat?

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Die Hirschmannteile zerfallen offensichtlich gerne... Muss wohl am 
Material liegen, nicht am WD40...

http://www.w124-board.de/audiosysteme-f153/hirschmann-antenne-t64389/p1.html

von Der Andere (Gast)


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Old P. schrieb:
> Doch wie schon gesagt, vorher konnte ich noch ordentlich daran
> herumwürgen, dabei zerfiel nichts.

Das ist schon seltsam.

von Joachim B. (jar)


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Old P. schrieb:
> Doch wie schon gesagt, vorher konnte ich noch ordentlich daran
> herumwürgen, dabei zerfiel nichts.

dann hat es irgendwann aufgegeben, ist wie mit dem Marmeladenglas, du 
ackerst dir einen wolf, es geht nicht auf, gibst das Glas weiter und der 
Nächste macht es bequem auf, das war dann deine Vorarbeit :)

von knollo (Gast)


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Hallo !
Das Suchwort ist wohl " interkristalline Korrosion", manche Edelstähle 
neigen dazu.
MfG

von Inkognito (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> gibst das Glas weiter und der
> Nächste macht es bequem auf, das war dann deine Vorarbeit :)

Ein Klapps auf den Glasboden und das Öffnen wird zum Kinderspiel.

von Inkognito (Gast)


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von Jötze (Gast)


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Inkognito schrieb:
> Sieht eher wie ein Knetlegierung  mit einer Kunstharzbindung aus.

So etwas gibt es nicht.
Knetlegierungen sind nicht DURCH kneten entstanden, sondern FÜRS kneten.
Wie das mit Kunstharzen und den Temperaturen bei durch Schmelzen 
urgeformtem Material funktionieren soll kannst Du ja mal erklären.
Es gibt kaltgesinterte Materialien mit Kunstharzbindung - die kommen 
aber bei völlig anderen Anwendungen zum Einsatz.

GJ

von Werner F. (Gast)


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Hallo,
offenbar ist das ein galvanisches Element bestehend aus dem verzinkten 
Schutzrohr und dem Gußgehäuse, bzw. aus einem edelen und unedelen 
Metall.
Denn bei einem galvanischen Element fließt ein kleiner Strom der die 
Metalle angreift.
Das Gußgehäuse sieht mir aber eher aus wie Rotguß. Je nach Kupfergehalt 
wird Rotguß auch als RG5 oder RG7 bezeichnet.
Suche mal bitte nach der "elektrochemischen Spannungsreihe"

MfG. Zeinerling

von Jötze (Gast)


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RG7 ist eine Lagerbronze, die eigentlich nicht für Gußteile dieser Art 
benutzt wird. Sie ist obendrein sehr korrosionsbeständig.

Mir erscheint das Bruchbild als typisch für ein Zink-Druckgussteil.
Die seltsame Oberfläche des Bauteils deutet schon auf Zinkpest hin.

von Old P. (Gast)


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Also mit "Rotguss" habe ich gelegentlich beim Lagerdrehen zu tun. Das 
Zeugs ist so teuer, daraus wird mit Sicherheit kein Antennengehäuse für 
Autoradios gewerkelt.
Über Knetlegierung habe ich mich inzwischen auch belesen, kann es auch 
nicht sein. (Knetlegierung mit Kunststoffbindung gibt es nicht)
Galvanisches Element schließe ich auch aus, zumindest keins mit 
derartiger Wirkung.
Es wird tatsächlich ein minderwertiger Zinkdruckguss sein, dessen 
Kapillaren ich mit dem WD-40 den Rest gegeben habe. (wieder was gelernt)
Das Dingens ist mindestens 30 Jahre alt, für ein technisches Produkt 
allerdings kein Alter.

Old-Papa

von Walter Tarpan (Gast)


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Ganz banal kann der Mechanismus sein: WD-40 läßt irgendwelches Zeug im 
inneren aufquellen, und das spröde Zinkdruckgußteil bröckelt weg.

von Old P. (Gast)


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Walter Tarpan schrieb:
> Ganz banal kann der Mechanismus sein: WD-40 läßt irgendwelches Zeug im
> inneren aufquellen, und das spröde Zinkdruckgußteil bröckelt weg.

Nö, da ist nichts gequollen, zumindest nicht innen. Da ist noch viel 
Luft.

Old-Papa

von Joachim B. (jar)


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Inkognito schrieb:
> Ein Klapps auf den Glasboden und das Öffnen wird zum Kinderspiel.

darum ging es nicht (und das wusste ich auch, aber es versagt auch 
manchmal!)

von L. H. (holzkopf)


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Old P. schrieb:
> Es wird tatsächlich ein minderwertiger Zinkdruckguss sein, dessen
> Kapillaren ich mit dem WD-40 den Rest gegeben habe. (wieder was gelernt)
> Das Dingens ist mindestens 30 Jahre alt, für ein technisches Produkt
> allerdings kein Alter.

Am wahrscheinlichsten liegt ein Herstellungsfehler vor.
Etwas anderes kommt bei Zinkdruckguß kaum in Frage, wenn es den
- ohne "Ausblühungen" wie bei der Zinkpest - so "zerlegt", wie das bei 
dem von Dir gezeigten Teil der Fall ist.
Das sind "schleichende" Prozesse von Spannungsabbau im Material, die 
Jahrzehnte dauern können. ;)

von michael_ (Gast)


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Ich kenn eigentlich nur die Zinn-Pest.
Kannst du nicht feststellen, ob es Alu oder Zink ist?
Meinem Gefühl nach ist es Zink.
Zink knistert so beim biegen.

knollo schrieb:
> Das Suchwort ist wohl " interkristalline Korrosion", manche Edelstähle
> neigen dazu.

Nennt sich auch Lochfraß.
Von außen nur ein kleiner Punkt zu sehen, aber drin ist ein Loch.
Tritt bei Edelstahlrohren auf, etwa nach 12 Jahren.
Mindestens früher, heute ist die Technik weiter.

von L. H. (holzkopf)


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michael_ schrieb:
> knollo schrieb:
>> Das Suchwort ist wohl " interkristalline Korrosion", manche Edelstähle
>> neigen dazu.
>
> Nennt sich auch Lochfraß.
> Von außen nur ein kleiner Punkt zu sehen, aber drin ist ein Loch.

Das ist aber etwas anderes als Materialzerstörung durch Spannungsabbau.

> Tritt bei Edelstahlrohren auf, etwa nach 12 Jahren.
> Mindestens früher, heute ist die Technik weiter.

Das trat und tritt auch heute noch bei V2A auf.
Bei den höher legierten Edelstählen V4A gab und gibt es das nicht. :)

von Old P. (Gast)


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michael_ schrieb:
> Ich kenn eigentlich nur die Zinn-Pest.
> Kannst du nicht feststellen, ob es Alu oder Zink ist?
> Meinem Gefühl nach ist es Zink.
> Zink knistert so beim biegen.

Da knistert nichts mehr! Wenn ich das scharf ansehe, zerbröckelt es!
Und Zinkdruckguss (wenn es welcher ist) kann man eh nicht biegen.

Old-Papa

von Paul B. (paul_baumann)


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Old P. schrieb:
> Und Zinkdruckguss (wenn es welcher ist) kann man eh nicht biegen.

Einmal geht immer...
:)
MfG Paul

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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"Zinngeschrei" heißt das Knirschen beim Zinn
https://de.wikipedia.org/wiki/Zinn#Eigenschaften

"Zinnpest ist nicht verwandt mit der Zinkpest"
https://de.wikipedia.org/wiki/Zinnpest

Die Märklin-Räder im Zinkpest-Artikel sehen nicht schön aus, ich muss 
mal bei meinen Spur Null Waggons schauen wie die aussehen.

Ähnliches hatte ich auch beim Vergaser eines alten Motorrads gesehen, 
der bröselte auseinander.

von Bernd F. (metallfunk)


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von Elektrofan (Gast)


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Etwas anderes noch:

(Via Suchmaschine habe ich nur gefunden:
WOMIT kann man Rost lösen.)

Mich interessiert:
WARUM löst Öl gewöhnlichen Rost an Eisen/Stahl ?

von Old P. (Gast)


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Elektrofan schrieb:
> Etwas anderes noch:
>
> (Via Suchmaschine habe ich nur gefunden:
> WOMIT kann man Rost lösen.)
>
> Mich interessiert:
> WARUM löst Öl gewöhnlichen Rost an Eisen/Stahl ?

Da wird eigentlich nichts im Wortsinn gelößt. Aber wenn Schraube/Mutter 
oder andere Passungen (Welle/Lager...) durch Rost fest sitzen, kann Öl 
beim Losbrechen der (Quasi)Kristallstruktur des Rostes helfen, indem es 
Reibung stark vermindert.
Wirklich Rost auflösen geht z.B. mit Zitronen- oder Phosphorsäure. Ich 
kann mir vorstellen, das sowas auch in speziellen Rostlösern (Caramba) 
geringfügig enthalten ist.

Old-Papa

von Old P. (Gast)


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Bernd F. schrieb:
> 
http://alte-modellbahnen.xobor.de/t38975f27-Zinkpest-Zinkfrass-Gusspest-von-Tinplate-Spielzeugen.html
>
> Der Spielzeugsammler kennt das Problem.
>
> Grüße Bernd

Das (im Link) ist doch mal eine fundierte Auskunft. Danke!

Old-Papa

von Elektrofan (Gast)


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> Da wird eigentlich nichts im Wortsinn gelöst.

Hauptsache, der Rost geht ab.      ;-)

von michael_ (Gast)


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Old P. schrieb:
> Da knistert nichts mehr! Wenn ich das scharf ansehe, zerbröckelt es!
> Und Zinkdruckguss (wenn es welcher ist) kann man eh nicht biegen.

Dann bleibt nur die Schmelzprobe.

Leg etwas Alu-Druckguß daneben und geh mit einer Flamme drauf.

Ich hatte als Kind für sowas nur den Küchenherd.
Was da meine arme Mutter mit mir mitgemacht hat.
Ein Eisenlöffel mit angebundenen Holzstab.
So saß ich vor dem Küchenherd und hab Blei geschmolzen für 
Kata-Munition.
Auch Zinkschmelze ist mir gelungen.

von L. H. (holzkopf)


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Bernd F. schrieb:
> 
http://alte-modellbahnen.xobor.de/t38975f27-Zinkpest-Zinkfrass-Gusspest-von-Tinplate-Spielzeugen.html
>
> Der Spielzeugsammler kennt das Problem.

Ganz interessant sind die Legierungszuschläge im Hinweis:
Ergebnis der Untersuchung
Die Probe enthielt unter anderem:
2,5 % Aluminium
1,9 % Kupfer
0,4 % Cadmium
0,3 % Zinn
0,4 % Blei
0,2 % Wismut

Denn da taucht ganz unten Wismut auf.
Das einzige Metall, das sich beim Erkalten ausdehnt.
Es dürfte wohl aus "Formhaltigkeitsgründen" in der Legierung sein. ;)

Obwohl 0,2 % nicht nach recht viel klingt, können dadurch bereits bei 
der Herstellung von Zinkdruckguß-Teilen während des Erkaltens innere 
Spannungen entstehen.
Die halt im Laufe der Zeit abgebaut werden.

I.d.R. führt das zunächst zu kaum wahrnehmbaren Rissen, in die dann aber 
u.a. auch Wasserdampf eindringen kann.
Was dann weiterhin abläuft, ist vorstellbar, zumal die Antenne ja 
bereits eine "Existenz" in einem Auto hinter sich haben dürfte:
Mit dem Druckgußteil z.B. unter einem Kotflügel. :)

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