Forum: Platinen EMV-Test, Entstörmaßnahmen und 6-lagen Platine


von Mitch3l B. (mitch3l_b)


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Hallo zusammen!

wir waren vor kurzem beim EMV-Test mit einem 4-Lagen-Design:
1. Signal
2. GND
3. VCC
4. Signal.
Auf der Platine sitzt ein Controller mit 160MHz, außerdem externes SRAM 
etc. Auf jedenfall wurden die Grenzwerte überschritten (vorallem sehr 
breitbandig im 160MHz-Bereich) und der EMV-Test wurde nicht bestanden. 
Nach einigem Rumlöten und Filtern aller schnellen Daten- und 
Clockleitungen mittels Ferriten oder R-C-Tiefpässen gabe es eine starke 
Verbesserung. Wir sind nun am überlegen, ob wir auf ein 6-lagiges Design 
in der Form:
1. Signal
2. GND
3. HF Signale
4. HF Signale
3. VCC
4. Signal
wechseln.

Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Ist diese Form des 6-lagen-Designs EMV-technisch wirklich so gut und 
ausreichend oder sollten (aus der Erfahrung heraus) trotzdem alle 
schnellen Daten- und Clockleitungen gefiltert werden? Wie ist da die 
Erfahrung?

: Verschoben durch Moderator
von 6a66 (Gast)


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Mitch3l B. schrieb:
> Nun zu meiner eigentlichen Frage:
> Ist diese Form des 6-lagen-Designs EMV-technisch wirklich so gut und
> ausreichend oder sollten (aus der Erfahrung heraus) trotzdem alle
> schnellen Daten- und Clockleitungen gefiltert werden? Wie ist da die
> Erfahrung?

Frage: Leitung abgestrahlt oder Freifeld?

rgds

von Mitch3l B. (mitch3l_b)


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6a66 schrieb:
> Frage: Leitung abgestrahlt oder Freifeld?

Freifeld.

von 6a66 (Gast)


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falsch schrieb im Beitrag #4668897:
> Falsches Forum oder falsches Forum?

<OT>
Wenn da ein Mikro drinne sitzt und SRAM, warum ist das dann das falsche 
Forum? Dann wären alle EMV-Probleme grundsätzlich HF-Thema, egal ob 
analog oder Digital. Die HF-Störungen am DC-DC Wandler wären HF. Die 
Abstrahlung auf der Leitung zum Display vom Arduino wären HF, ...
</OT>

Freifeld: Versuche mal das SRAM und den Prozessor besser zu puffern und 
in die Zuleitungen derer Ferritperlen (latürnich als SMD). Wo habt Ihr 
denn angegriffen und was hat den Erfolg gebracht?

rgds

von Gästchen (Gast)


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Ich tippe darauf, dass das über die Stromzuleitung, die Platine selber 
oder eine andere Leitung abgestrahlt wurde, nicht über die Traces!

Warum? Die Lambda/4 von 150MHz sind zu lang, als dass wenige mm lange 
Leiterbahnen das effektiv abstrahlen können.

Entsprechend würde ich vermuten, dass es wenig bringt, die Leiterbahnen 
zu vergraben, das hilft nämlich z.B. gegen Störungen auf der Versorgung 
wenig.

Habt ihr weiter Versuche gemacht?
Das erste was ich probiert hätte, wäre schön hochohmige Klappferrite um 
die Leitungen zu klemmen.
Um die Drähte einzeln, gebündelt und Steckerweise durchgetauscht. Man 
merkt schnell über welche Leitung das herauskriecht, und obs Gegentakt 
oder Gleichtakt ist.
Wenn man das alles weiß, sind Gegenmaßnahmen leichter zu finden.

von Flo (Gast)


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Kann man die IO-Treiberstärke des Controller reduzieren? Das bringt 
schon sehr viel.
So ist die Flanke flacher.

von Emvkenner (Gast)


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Hallo!

So pauschal kann man das nicht sagen.

Welche Grenzwerte müsst ihr erfüllen? Um wieviel habt ihr diese 
überschritten? War dies stark Polarisationsabhängig?

Ist das Gerät in einem Metallgehäuse?

Welche Peripherie ist an dem Gerät angeschlossen? Wird darüber evtl 
etwas ausgestrahlt?

Welche Entstörmaßnahmen gibt es auf Schnittstellen nach außen?

Hast du mal mit einer Sniffer Sonde Untersucht ob du die Störungen auf 
dem Board lokalisieren kannst?


Wie du siehst gibt es dort sehr viele Faktoren. Um da wirklich was sagen 
zu können bräuchte man die oben aufgeführten Informationen, sowie 
Stromlaufplan und Layout.

VG

von Georg (Gast)


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Mitch3l B. schrieb:
> Wir sind nun am überlegen, ob wir auf ein 6-lagiges Design
> in der Form:
> 1. Signal
> 2. GND
> 3. HF Signale
> 4. HF Signale
> 3. VCC
> 4. Signal
> wechseln.

1. So laufen die HF-Signale zwischen GND und VCC (Stripline) - das ist 
nur erfolgreich, wenn VCC und GND stark mit Stützkondensatoren verblockt 
sind, so dass HF-mässig VCC identisch ist mit GND.

2. Überhaupt nicht erwähnt ist, ob die Signale auch HF-gerecht verlegt 
wurden, z.B. impedanz-angepasst, und nach weiteren Regeln für 
HiSpeed-Signale wie Längenausgleich usw. Der Teufel steckt da in vielen 
Details, von unüberlegter Verlegung oder gar Autorouter ist kein 
EMV-gerechtes Verhalten zu erwarten. Ist das bisher nicht 
berücksichtigt, ist ein völliges Neudesign angesagt.

3. HS-gerecht geroutete Signale werden auch auf den Aussenlagen in der 
Abstrahlung stark gedämpft, wenn sie über einer GND-Plane verlaufen. Der 
Unterschied zum Routen auf Innenlagen zwischen GND-Planes ist längst 
nicht so gross wie man intuitiv annehmen würde.

Georg

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Die ganze Platine strahlt. Hatten wir auch mal. Da wir ein 
AHC-Pufferregister für die Adressleitungen verwendet haben, hat es 
ausgreicht, dieses gegen einen HCT-Typ auszutauschen. Das war für das 
RAM immer noch schnell genug. Wenn die komplette SRAM-Schnittstelle im 
Controller sitzt, geht das freilich nicht. Dann helfen nur direkt am 
SRAM und am Controller die berühmten Abblock-Cs in ausreichender 
Stückzahl und flächendeckende GND- und VCC-Planes, die so wenig wie 
möglich segmentiert sind.

von Gästchen (Gast)


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Georg schrieb:
> 2. Überhaupt nicht erwähnt ist, ob die Signale auch HF-gerecht verlegt
> wurden, z.B. impedanz-angepasst, und nach weiteren Regeln für
> HiSpeed-Signale wie Längenausgleich usw. Der Teufel steckt da in vielen
> Details, von unüberlegter Verlegung oder gar Autorouter ist kein
> EMV-gerechtes Verhalten zu erwarten. Ist das bisher nicht
> berücksichtigt, ist ein völliges Neudesign angesagt.

Der Längenausgleich wird da nicht helfen, den macht man aus anderen 
Gründen, nicht wegen EMV.

Ich kann mich jetzt täuschen, aber normales SRAM hängt doch an 
Standard-µC-Ports? Ich denke nicht, dass da eine Impedanzanpassung 
helfen wird. Denn die Ausgangsimpedanz eines µC-Ports ist selten 
spezifiziert.

Man kann die Anpassung natürlich schon auch bei Ports versuchen. nur: 
Dann muss man am Port außen einen Widerstand hinbauen, der in Summe mit 
dem Innenwiderstand des Ports einen sinnvollen Wellenwiderstand ergibt - 
wie 50E oder so. Das kann auch helfen. Problem: Der Innenwiderstand des 
Ports ist selten genau spezifiziert.

Will heißen: Den HF-Kram lassen wir hier erst mal stecken, und versuchen 
uns erst mal mit eher biederen Sachen wie Kondensatoren, Ferritbeads, 
Gleichtaktdrosseln und ähnlichem.
Besonders Augenmerk sollte man hier auf die Stromversorgung legen. 
160MHz müssen fast vom Kabel kommen, bei der Wellenlänge.

PS:
Wer EMV-Spass(TM) haben will, sollte sich mal an HDMI versuchen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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6a66 schrieb:
> Wenn da ein Mikro drinne sitzt und SRAM, warum ist das dann das falsche
> Forum?
Weil nicht das RAM und nicht der uC das Problem macht, sondern das 
Layout, hat es sogar primär mit der Leiterplatte zu tun...

> Dann wären alle EMV-Probleme grundsätzlich HF-Thema, egal ob
> analog oder Digital.
Viele uC-Probleme sind eigentlich Analogtechnik. Nur weil ein ADC über 
SPI an einen uC angebunden ist

Mitch3l B. schrieb:
> sollten (aus der Erfahrung heraus) trotzdem alle schnellen Daten- und
> Clockleitungen gefiltert werden?
Wie sieht denn das Signal auf diesen Leitungen aus? Klingelts da?
Stichwort: Terminierung. Hier evtl. Serienterminierung auf den besagten 
Leitungen.

Warum habt ihr 160MHz als Störer? Das sollte doch bestenfalls eine 
interne Frequenz des uC sein? Ist die Entkopplung des uC schlecht 
ausgeführt?

> Wie ist da die Erfahrung?
Diese "Filtermaßnahmen" sind ein Herumbasteln an Symptomen. Ich hatte 
mal ein sauschlechtes Schaltreglerlayout mit einer "eigenartigen" 
Störfrequenz, das man mit einer Ferritperle, die auf den Switch-Node 
aufgeschoben war, bis zum "Erfolg" beruhigen konnte. Das Fazit des 
EMV-Prüfers war: so eine Perle als Spule ins Layout eindesignen.
Ich bin dann dran gesessen und habe die Ursachen gesucht und das 
Layout verbessert. Und habe damit die unerklärliche Störfrequenz 
wegbekommen und bin damit letztlich um fast 20dB besser geworden.

> mit einem 4-Lagen-Design
Das selber zu sehen wäre mal interessant...

von Gästchen (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Warum habt ihr 160MHz als Störer? Das sollte doch bestenfalls eine
> interne Frequenz des uC sein? Ist die Entkopplung des uC schlecht
> ausgeführt?

Damit eine Leitung mit 160MHz klingeln kann, muss sie schon gewaltig 
lang sein.

So geschätzte 23cm mit einem Verkürzungsfaktor von 0,7 (das wäre 
Lambda/4 von 160MHz).
Wenn die Leitung kürzer als 23cm ist, wird sie nicht gewaltig klingeln 
können, zumindest nicht bei 160MHz. Da spielt aber die Musik, 
offensichtlich.

Ist sie kürzer, wird die Terminierung nicht weiterhelfen.

von 6a66 (Gast)


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Lothar M. schrieb:
>> Wenn da ein Mikro drinne sitzt und SRAM, warum ist das dann das falsche
>> Forum?
> Weil nicht das RAM und nicht der uC das Problem macht, sondern das
> Layout, hat es sogar primär mit der Leiterplatte zu tun...

<OT>
In Platinen ist es genausogut aufgehoben :) Danke.

Lothar M. schrieb:
> Viele uC-Probleme sind eigentlich Analogtechnik.

Ist ja richtig, Digital ist in diesem Frequenzbereich analog. Aber in 
der HF, schaut da jemand auf das Thema uC.
What shells :) Geht hier eh drunter und drüber mit den Foren :)
</OT>

6a66 schrieb:
> Wo habt Ihr
> denn angegriffen und was hat den Erfolg gebracht?

Das ist doch mal die Kernfrage um besser zu verstehen wo das Problem 
wirklich liegt.

rgds

von Christian B. (luckyfu)


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Lothar M. schrieb:
> Warum habt ihr 160MHz als Störer? Das sollte doch bestenfalls eine
> interne Frequenz des uC sein? Ist die Entkopplung des uC schlecht
> ausgeführt?

Ich vermute auch das Problem in der Spannungsversorgung des IC (Ähnlich 
wie Gästchen schon schrieb sind die Signalleitungen zu kurz um im 
Freifeld etwas abzustrahlen. Mit der Nahfeldsonde kann man die finden, 
im Fernfeld eher nicht.

Wie ist die Spannungsversorgung denn ausgeführt? Genug 
Pufferkondensatoren und Pi filter in die Spannungsversorgung eindesignd?
Beachtet, daß auch Kondensatoren eine Frequenzabhängigkeit aufweisen und 
z.B. ein 100nF bei diesen Frequenzen schon eher nichts mehr bringt (ein 
10nF direkt am Pin ist hier effizienter, dann ein 100nF und ein 1µF in 
der Nähe unterbringen, sodaß man einen lokaeln Spannungspuffer aufbauen 
kann. Wenn der Treiber einen Pin Schaltet zieht er die Leistung, welche 
benötigt wird um die Leitung mit Elektronen zu fluten oder diese 
abzuziehen aus der Versorgungsspannung. d.h. zuerst Prüfen, ob die 
Terminierungen der Leitungen stimmen. Dann die Spannungsversorgung 
beider IC's anschauen und ggf. Überarbeiten.

Ohne jedoch das Layout oder / und den Schaltplan zu kennen ist das alles 
stochern im Nebel. Wie sind denn die Spannungsversorgungsflächen 
ausgeführt, haben alle Leitungen immer den gleichen Abstand zum 
Bezugspotential (Je nach Leitung kann das GND oder VCC sein! Bei Leitung 
auf TOP, i1 VCC und i2 GND ist i1 Bezugspotential der Leitung von Top, 
nicht i2!) oder sind hier Gräben vorhanden, die durch die 
Signalleitungen übersprungen werden, wo der Bezugsstrom jedoch einen 
großen Umweg fließen muss (-> Abstrahlung)? Auch Via Ketten können 
leicht Gräben verursachen, bei Parallelbussen passiert das unbewusst 
sehr leicht.

von Mitch3l B. (mitch3l_b)


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Danke erstmal für die vielen Antworten!

6a66 schrieb:
> Freifeld: Versuche mal das SRAM und den Prozessor besser zu puffern und
> in die Zuleitungen derer Ferritperlen (latürnich als SMD). Wo habt Ihr
> denn angegriffen und was hat den Erfolg gebracht?
Ferrite in allen Clock- Signalleitungen. Außerdem wären wir nur mit 
Klappferriten um die Versorgungsleitung durchgekommen.

Gästchen schrieb:
> Das erste was ich probiert hätte, wäre schön hochohmige Klappferrite um
> die Leitungen zu klemmen.
Genau, die Klappferrite um die Versorgungsleitung haben nochmal 
mindestens 10dB/µV gebracht.

Emvkenner schrieb:
> Ist das Gerät in einem Metallgehäuse?
Nein.
> Welche Peripherie ist an dem Gerät angeschlossen? Wird darüber evtl
> etwas ausgestrahlt?
Versorgungsleitung und Ethernet.

Christian B. schrieb:
> Wie ist die Spannungsversorgung denn ausgeführt? Genug
> Pufferkondensatoren und Pi filter in die Spannungsversorgung eindesignd?
> Beachtet, daß auch Kondensatoren eine Frequenzabhängigkeit aufweisen und
> z.B. ein 100nF bei diesen Frequenzen schon eher nichts mehr bringt (ein
> 10nF direkt am Pin ist hier effizienter, dann ein 100nF und ein 1µF in
> der Nähe unterbringen, sodaß man einen lokaeln Spannungspuffer aufbauen
> kann.
Ich hab das bis jetzt immer so gehandhabt, 100nF als 
Abblockkondensatoren an allen VCC Pins zu setzen. Aber jetzt im 
HF-Bereich machen natürlich auch 1nF und 10nF Sinn :-D Wie verteilt man 
die denn dann am Besten? Wenn ich 6 VCC-Pins für einen IC habe, setze 
ich dann an jeden 1nF, 10nF und 100nF? Oder Verteile ich die und an 
jeden Pin kommt ein Blockkondensator? Sowas lernt man irgendwie nicht in 
der Uni :-D

von Christian B. (luckyfu)


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Mitch3l B. schrieb:
> Ich hab das bis jetzt immer so gehandhabt, 100nF als
> Abblockkondensatoren an allen VCC Pins zu setzen. Aber jetzt im
> HF-Bereich machen natürlich auch 1nF und 10nF Sinn :-D Wie verteilt man
> die denn dann am Besten? Wenn ich 6 VCC-Pins für einen IC habe, setze
> ich dann an jeden 1nF, 10nF und 100nF? Oder Verteile ich die und an
> jeden Pin kommt ein Blockkondensator? Sowas lernt man irgendwie nicht in
> der Uni :-D

das ist relativ einfach zu beantworten, je größer der Kondensator, desto 
langsamer ist er. Das Ziel sollte sein, möglichst eine Kette aus 
Kondensatoren zu bauen, welche nacheinander aufsteigende Werte mit 
steigender Entfernung beinhaltet. Ziel ist, daß der jeweils weiter 
entfernte Kondensator Ladungen in dem Moment liefert, wenn der aktuelle 
leer ist.

soweit die Theorie. Das ganze hat aber einen Pferdefuß: Jeder 
Kondensator für sich, und erst recht auf der Leiterplatte besteht nicht 
nur aus dem Kapazitivem Teil sondern auch aus einem Ohmschen und einem 
Induktivem. Der Ohmsche kann vernachlässigt werden aber Induktivität und 
Kapazität in Reihe bilden einen Schwingkreis. Wenn man nun solche 
Kondensatorketten baut steigt die Gefahr mit jedem Kondensator in der 
Kette, eine CL Kombination zu schaffen die auf einer der vorhandenen 
Erregerfrequenzen anschwingt. Wenn das passiert verstärkt man den 
eigentlich zu unterbindenden Effekt. Deshalb habe ich selbst solche 
Ketten noch nicht gebaut. Ich setze immer kleine Kondensatoren (meisst 
10nF 0402) direkt an die Pins und dann etwas entfernt (bis zu 1cm) dann 
einen größeren Kondensator, bis zu 3cm entfernt sollte dann spätestens 
ein 1µF herumliegen. Solche Dinge lernt man nicht in der Ausbildung, es 
gibt Kurse, die einen die Richtung weisen, aber speziell EMV ist ein so 
weites Feld, da macht jeder seine Eigenen Erfahrungen. Da die Grenzen 
fließend sind zwischen eine Maßnahme funktioniert und eine Funktioniert 
nicht führt das zu Effekten, daß du 3 Leute fragst, die sich damit 
auskennen und 4 Lösungsmöglichkeiten erhälst. Das Problem ist: Alle 
haben recht aber teilweise widersprechen sich die Lösungen. (z.B. sagte 
mir ein EMV Experte mal, Schaltregler dick mit Masse anbinden, Gräben 
sind ungünstig. In meinem konkreten Fall jedoch war ein "Burggraben mit 
2 kleinen Brücken" jedoch besser als die Masse durchgehend zu lassen. In 
anderen Fällen sind die Gräben wieder inderlich und durchgehende Masse 
ist tatsächlich besser...

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Mitch,
wie schon mehrfach gefragt wurde - was ist das Ziel?
Ausgedrückt in dBµV und Antennenabstand.

Ein sauber verschalteter STM32F4 @ 168MHz kann problemlos auf vier Lagen 
die EN61000-6-3 einhalten. Offene Baugruppe, ohne Gehäuse.

Um Euch konkret zu helfen, muss der Schaltplan und das Layout vorgelegt 
werden. Wenn das aus betrieblichen Gründen hier im Forum nicht möglich 
ist, dann sucht Euch einen Fachmann und lasst den eine NDA 
unterschreiben.
Grüße,
 marcus

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Christian B. schrieb:
> das ist relativ einfach zu beantworten, je größer der Kondensator, desto
> langsamer ist er. ...
> soweit die Theorie.
Das ist aber eine sehr praxisnah beschriebene Theorie...

> Das Ziel sollte sein, möglichst eine Kette aus Kondensatoren zu bauen,
> welche nacheinander aufsteigende Werte mit steigender Entfernung
> beinhaltet. Ziel ist, daß der jeweils weiter entfernte Kondensator
> Ladungen in dem Moment liefert, wenn der aktuelle leer ist.
Das wirklich richtige Ziel ist es, sich die Störfrequenz herauszupicken 
und 1 einzigen Kondensator zu nehmen, der genau an dieser Stelle eine 
optimal niedrige Impedanz hat und somit diese Störfrequenz lokal 
"kurzschließt".
Nehmen wir mal das Bild aus Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Keramikkondensator#/media/File:MLCC-Imp-versus-Freqenz.svg
Hier wäre der 1nF NPO der richtige Kondensator für 160MHz.

Diese Theorie geht allerdings davon aus, dass die Ankopplung dieses 
Kondensators an den Störer optimal ist. Es nützt also gar nichts, wenn 
der Kondensator einfach irgendwo auf der Platine sitzt. Der muss direkt 
am störenden IC zwischen 2 Versorgungspins sein.

Ich möchte hier mal auf meine HP hinweisen:
http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/14-Entkopplung
Und durchaus empfehlen die dort unten verlinkten und bisweilen 
kontroversen Threads auch anzusehen... ;-)

Wenn die Störungen von einzelnen Signalleitungen kommen, dann muss man 
dafür sorgen, dass gleich neben (oder über oder unter) der Signalleitung 
eine durchgehende Masseleitung/-fläche den Rückstrom der Signalleitung 
auf direktem Weg zum treibenden IC zurückführen kann.

: Bearbeitet durch Moderator
von Georg (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Wenn die Störungen von einzelnen Signalleitungen kommen, dann muss man
> dafür sorgen, dass gleich neben (oder über oder unter) der Signalleitung
> eine durchgehende Masseleitung/-fläche den Rückstrom der Signalleitung
> auf direktem Weg zum treibenden IC zurückführen kann.

Ich habe schon viel weiter oben darauf hingewiesen, dass man HF-Signale 
auch nach HF-Regeln verlegen muss, aber das trifft hier im Forum auf 
Ablehnung:

Gästchen schrieb:
> Will heißen: Den HF-Kram lassen wir hier erst mal stecken, und versuchen
> uns erst mal mit eher biederen Sachen

Also sind bei EMV-Fragen HF-Spezialisten wohl nicht gefragt. Da kannst 
du deinen Kram auch stecken lassen, ist bloss schade um die Mühe.

Georg

von 6a66 (Gast)


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Mitch3l B. schrieb:
> 6a66 schrieb:
>> Freifeld: Versuche mal das SRAM und den Prozessor besser zu puffern und
>> in die Zuleitungen derer Ferritperlen (latürnich als SMD). Wo habt Ihr
>> denn angegriffen und was hat den Erfolg gebracht?
> Ferrite in allen Clock- Signalleitungen. Außerdem wären wir nur mit
> Klappferriten um die Versorgungsleitung durchgekommen.

Ist mein Verständnis, dass Ihr mit Klappferriten allein auch bestanden 
hättet, richtig? Dann würde ich mal annehmen dass das leitungsgebundene 
Abstrahlung ist. Dann ist das mit den Einzelferriten in den Signalen 
zwar schön aber die Wirkung anstatt die Ursache bekämpft. Dann musst Du 
an die Versorgung ran. Und da ist der 1n + 10n + 100n auch nur die halbe 
Wahrheit wenn das Layout der Spannungsversorgung (Linearregler, DC/DC, 
Eingansfilter, Ausgangsfilter, ...) und die Verteilung der 
Blockkondensatoren uunbekannt ist. Da kann vielleicht schon ein 
einfacher SMD-Ferrit in der Zuleitung helfen.

Aber: alles nur Glaskugellesen ohne weitere Info.

rgds

von Hans (Gast)


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Ein 4lager sollte schon passen...

Serienterminierung (wegen ringing,...) ist sinnvoll bei aktueller logik 
weil sie relativ viel strom treiben kann.

Leitungen durchgehen(!) über Ground hilft.

Vias sind übrigns auch gift...

Die Stütz-Cs richtig anschließen (siehe Lothars Seite) ist essenziell.

Keramik 1µ 0603 sollte es schon sein wenn der Speicher groß und mit 
hoher Wortbreite angeschlossen ist...

ggf so ein 600ohm bead noch davor (also in richtung spannungsregler)... 
das sollte aber nur bei richtig giftigen ICs ein Problem machen...

normalerweise ist das dann aber schon in der app-note oder im datenblatt 
bei den layout considerations vermerkt... denen sollte man übrigens auch 
folgen wenn was spezielles drinnen steht...


Alternativer Lagenaufbau:

(bauteile)
VCC
SIGNAL
SIGNAL
GND

Top/Bottom natürlich geflutet...

Das bringt schon was... aber ist imho nur für Störfestigkeit (bei 20V/m 
und mehr) wirklich wichtig...



btw: das mit den C-Ketten... vergiss es.. das bring im sub-ghz bereich 
nicht (mehr) wirklich was... vor allem seit dem es richtig große 
keramische Cs in richtig kleinen bauformen gibt...

73

von Mitch3l B. (mitch3l_b)


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Lothar Miller schrieb:
> Wie sieht denn das Signal auf diesen Leitungen aus? Klingelts da?
> Stichwort: Terminierung. Hier evtl. Serienterminierung auf den besagten
> Leitungen.

Ja, die "klingeln". Da werde ich mal die Serienterminierung ausprobieren 
und mir dann nochmal die Signale angucken. Die längste Leitung zum SRAM 
ist etwa 9cm.

Lothar Miller schrieb:
> Warum habt ihr 160MHz als Störer? Das sollte doch bestenfalls eine
> interne Frequenz des uC sein? Ist die Entkopplung des uC schlecht
> ausgeführt?
Genau, die interne Frequenz des µC. Außerdem die Frequenz mit der 
Ethernet IC und SDRAM angesteuert werden.

Marcus H. schrieb:
> wie schon mehrfach gefragt wurde - was ist das Ziel?
> Ausgedrückt in dBµV und Antennenabstand.
30MHz bis 250MHz 40dBµV, danach bis 1GHz 48dBµV. Abstand geschätzt 5m.

6a66 schrieb:
> Ist mein Verständnis, dass Ihr mit Klappferriten allein auch bestanden
> hättet, richtig?
Klappferrite und die ganzen Ferrite und R-C-Filter auf den Clock- und 
Datenleitungen.

Flo schrieb:
> Kann man die IO-Treiberstärke des Controller reduzieren? Das bringt
> schon sehr viel.
> So ist die Flanke flacher.
Das hört sich auch noch nach einer Maßnahme an, die man ausprobieren 
könnte. Ist dies bei den STM32F4-Controller möglich? Hab da schon ins 
Datenblatt geguckt, aber nichts gefunden.

Das Layout kann ich leider nicht reinstellen.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Mitch3l B. schrieb:
> Marcus H. schrieb:
>> wie schon mehrfach gefragt wurde - was ist das Ziel?
>> Ausgedrückt in dBµV und Antennenabstand.
> 30MHz bis 250MHz 40dBµV, danach bis 1GHz 48dBµV. Abstand geschätzt 5m.
Schätzungen sind wirklich nicht zielführend.
Welche Norm ist das? Antennenabstand?

: Bearbeitet durch User
von Mitch3l B. (mitch3l_b)


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Marcus H. schrieb:
> Welche Norm ist das? Antennenabstand?
EN 61000-6-2 und EN 61000-6-3. Abstand 3m. Diesmal nicht geschätzt...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Mitch3l B. schrieb:
> Ja, die "klingeln".
> Die längste Leitung zum SRAM  ist etwa 9cm.
Da sollte aber noch nichts sichtbar klingeln... :-o

> ... mir dann nochmal die Signale angucken.
Wie hast du denn die Masse vom Tastkopf angeschlossen?
Über einen Federkontakt direkt am Masseanschluss des RAMs? Oder eher 
über die Masseklemme (die selber ja auch gut 10cm hat) "irgendwo beim 
Netzteil"?

von mec (Gast)


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Hans schrieb:
> Top/Bottom natürlich geflutet...

Da hört man aber auch oft, dass es schädlich ist, auf jedenfal benötigst 
du dann viele Vias.

von Hans (Gast)


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Du kannst beim STM32 einiges bei den IO-Pins einstellen.. nur wenn du 
schon bei 160MHZ (bist du dir da sicher? war da nicht was mit core-clk/2 
???) arbeitest, dann brauchst du die schnellsten Einstellungen.

wieviel bist du eigentlich drüber?

73

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Mitch3l B. schrieb:
> EN 61000-6-2 und EN 61000-6-3. Abstand 3m. Diesmal nicht geschätzt...
Yo, also nichts Aufregendes.

Günstige Lösung: Zeig Schaltplan und Layout jemandem der sich 
auskennt...

Teuerer Lösungsansatz: Sammel hier weiter Kochrezepte...


...und geh mit einer neuen LP zum Testhaus.

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