Gemeint sind diskrete und integrierte Bauelemente, besitzen diese theoretisch eine unbegrenzte Lebensdauer? Wenn man davon ausgeht das sie gegen äußere physikalischen Einflüsse vollständig geschützt sind. Oder finden in elektrischen Bauelementen innere physikalische/chemische Vorgänge statt, die irgendwann (auch wenn erst in 1000 Jahren) das Bauteil funktionsunfähig machen? Es geht mir nicht um irgendein Bauvorhaben, sondern um die Frage was wohl mit unserem Elektroschrott passiert, dass teilweise irgendwo auf der Welt unter der Erde landet. Vielleicht landet die eine oder andere Platine in einer Umgebung mit sauerstoffarmer Erde, in einem Schlamm, das trocknet und hart wird und so die Platine vollständig umhüllt oder so was in der Art. Glaubt ihr das zukünftige Menschen in 10.000 Jahren eine bis dahin von trockener fester Erde/Stein umhüllte Platine ausgraben könnten und die würde theoretisch immer noch funktionieren?
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Zi75 schrieb: > Gemeint sind diskrete und integrierte Bauelemente, besitzen diese > theoretisch eine unbegrenzte Lebensdauer Nein. Elkos schon mal gar nicht, aber selbst Prozessoren wie Pentiums Northwood haben nur eine sehr begrenzte Haltbarkeit (6 Jahre? Stand mal im Datenblatt). Es gammelt überall, Epoxygehäuse lassen Feuchtigkeit durch, die unterschiedlichen Metalle bilden Lokalelemente die korrodieren, Flash/EEPROM verlieren Daten. Gute Datenblätter enthalten MTBF Angaben.
Zi75 schrieb: > innere physikalische/chemische > Vorgänge statt, die irgendwann (auch wenn erst in 1000 Jahren) das > Bauteil funktionsunfähig machen? Hallo, ja das gibt es. Das habe ich schon selbst erlebt, dass sich besonders bei Hochfrequenztransistoren (BF...) die Sperrschichtkapazität der Emiter-Basis-Diode vergrößert. Dieses Phänomän macht sich z.B. bei Zwischenfrequenzoszillatoren in UHF-Tunern unangenehm bemerkbar. Und jetzt warte ich wieder auf die Widersacher, die mir diese Aussage widersprechen. MfG. Zeinerling
Es gibt Metallmigration in ICs bei Wärme und auch Veränderung der Mosfet-Eigenschaften (NBTI). Und der Rest der Bauelemente zieht Feuchtigkeit ;)
Angenommen, man würde BC xxx Transistoren Luft- und Wasserdicht für 1000 Jahre lagern, ohne Einfluss von Radioaktivität, würden die dann noch funktionieren?
Luftdicht heißt im Vakuum. Ohne Radioaktivität? Vermutlich auch ohne Erschütterungen und UV-Strahlung? Was soll die Dinger unter diesen Umständen kaputtmachen? Die würden verdammt lange halten, bis unsere Sonne in etwa 5 Milliarden Jahren ein kleines Fürzchen lässt. Das werden sie vermutlich nicht überstehen. Die meisten Bauteile leben dank Ampere meistens nicht so lange.
Ich vermute, dass die Kristallstrukturen sich von selbst nicht verändern, aber es wird immer äußere Einflüsse geben, die den Verfall bewirken. Von Staub bist du genommen und zu Staub wirst du zurück kehren. Oder wie ich mal im Kunstunterricht sage: Wenn man lange genug mischt, kommt immer Braun dabei heraus.
Ich bin ja keine Chemikerin aber ich denke, es wird auch in jedem Halbleiter chemische Vorgänge geben, die langfristig die Zusammensetzung ändern. Hinzu kommen Oxidationsvorgänge bei allem was mit Sauerstoff (oder irgendeinem anderen Oxidator) in Kontakt gekommen ist. Wenn man hinreichend lange wartet (eine dreistellige Jahreszahl z.B.) werden sich die Bauteile sicherlich nicht zu ihren Gunsten verändern schätze ich.
Als langjähriger Reparateur von Arcade-PCBs kann ich folgende Beobachtung weiter geben: nach 40 Jahren verlieren die ersten EPROMs ihre Daten (lässt sich leicht durch neu gebrannte Teile beheben), Elkos sind ausgetrocknet (lässt sich leicht durch Neuteile beheben), Akkus und Batterien laufen aus und verätzen großflächig die Platinen und Bauelemente (riesen Sauerei, endet meist unreparabel) und mittlerweile auch häufig: IC-Beinchen verrosten durch die Luftfeuchtigkeit - das zieht bis in die Bausteine rein und ist auch nur begrenzt reparabel. Ich erwarte, dass in 100 Jahren keine funktionierenden Platinen aus dieser Zeit mehr verfügbar sind. (Juckt mich dann aber auch nicht mehr...)
Mani W. schrieb: > Angenommen, man würde BC xxx Transistoren Luft- und Wasserdicht > für 1000 Jahre lagern, ohne Einfluss von Radioaktivität, würden > die dann noch funktionieren? Silizium scheint etwas haltbarer, aber bei Germanium habe ich das schon oft gehört, daß die innerhalb von bloss 40 Jahren kaputt waren. Kann an schlechterer unsauberer Herstellung damals oder prinzipiell am Material gelegen haben.
Michael B. schrieb: > Silizium scheint etwas haltbarer, aber bei Germanium habe ich das schon > oft gehört, daß die innerhalb von bloss 40 Jahren kaputt waren. Ich habe etwas in Erinnerung, daß man Siliziumstrukturen passivieren kann, d.h. eine Oxydschicht auf dem fertigen Bauelement erzeugt, damit keine Luftfeuchtigkeit dran kann. Mit Germanium ging das m.E.n. nicht. MfG Paul
Moin, Bildung von Whiskern kann auch stark auf die Lebensdauer von Platinen gehen. Insbesondere seit der bleifreien Loeterei - und auch vorher schon gabs da Ausfaelle in Transistoren. Gruss WK
Ben B. schrieb: > Was soll die Dinger unter diesen > Umständen kaputtmachen? Die würden verdammt lange halten, bis unsere > Sonne in etwa 5 Milliarden Jahren ein kleines Fürzchen lässt. Das werden > sie vermutlich nicht überstehen. Anja zoe C. schrieb: > Wenn man hinreichend lange wartet (eine dreistellige Jahreszahl z.B.) > werden sich die Bauteile sicherlich nicht zu ihren Gunsten verändern > schätze ich. Gut, unter Vakuum, Trockenheit, Nichtoxydation und Dunkelheit dürften demzufolge Si-Bauteile "fast ewig" halten und falls sie gebraucht werden würden, dann kann man ja wieder etwas sinnvolles damit bauen, auch in hunderten Jahren... Vorausgesetzt, es weiß dann noch irgendwer, wozu die kleinen Dreibeiner gut waren, mit denen alles begonnen hat...
Vielleicht bin ich etwas naiv, ich gehe davon aus, dass Halbleiter noch Jahrhunderte funktionieren, sofern man sie innerhalb vernuenftiger Grenzen betreibt.
meine 36-jährigen Aktivboxen und Tuner und Verstärker tun es noch, mein Dual direct drive 701 ist nun 41 Jahre und alle 144 Transistoren (wenn ich das Schaltbild noch so ungefähr im Kopf habe) steuern noch die Motorwicklungen an, ich habe auch ältere Röhrengeräte noch repariert, also pauschal kann man bei guter Lagerung und guten Geräten durchaus über 40 Jahre erwarten.
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Kommt drauf an, was für Halbleiter. 2N3055 und Verwandte im TO3 mit Strukturen im mm-Bereich halten sehr wahrscheinlich wirklich ewig, wenn man sie z.B. in der Wüste verbuddelt. Keramikchips und Metalltransistoren leben eher länger als jene im Plastikgehäuse, weil Wasser reindiffundiert. Chips mit grosser Strukturen (6502, 6800, 68k, 386 etc) sind weniger anfällig auf Materialdefekte als die von heute. Masken-ROM lebt auch länger als EPROM. Röhren gehen auch langsam dahin, weil Helium aus der Atmosphäre durch das Glas diffundiert und das Vakuum kaputtmacht. Meine beiden HP-215A Pulsgeneratoren von 1962-1964 funktionieren jedenfalls noch super.
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Bei den schönen alten Verstärkern sollte man aber frühzeitig die Ruhestromtrimmer oder sonstige Einstellungstrimmer tauschen. Zerbröselt das Ruhestromtrimmerchen, so sterben die Endstufentransen meistens den Stromtod. Und die kann man nicht mehr neu/NOS kaufen.
Sehr viel langfristiger würde ich auch zu Bedenken geben, dass die Diffusionsprozesse(?) zum Beispiel der Dotierung ebenfalls ständig weiterhin ablaufen. D.h. die Dotierung dringt weiter in die bisher undotierten/weniger dotierten Schichten vor. Da hängt es natürlich sehr von der Lagerung ab, da der Prozess extrem temperaturabhängig ist. Wie lange es wirklich dauert, bis daraus ein Problem wird.... müsste man mal ausrechnen.
Ich hab früher alte Radios vom Müll geholt. Unter anderem waren da Becherelkos 2*8µF/450V von 1955 und ein Elko 50µF/10V im Glasröhrchen drin. Die haben alle noch funktioniert.
Peter D. schrieb: > Ich hab früher alte Radios vom Müll geholt. Die Zeiten sind leider vorbei. Am Wertstoffhof wirst du sofort niedergeschossen, wenn du was mitnehmen willst. Mit Glück und gegen Entgelt klappts noch beim Schrotthändler.
Mein von vor 40 Jahren gebauter Verstärker hatte in der ganzen Zeit eine defekte Z-Diode sowie ein kratzendes Potentiometer. Auch die daran hängenden Boxen halten immer noch (auch selbgebaut). Und früher wurde ganz schön aufgedreht.
U. B. schrieb: > Mein von vor 40 Jahren gebauter Verstärker hatte in der ganzen Zeit eine > defekte Z-Diode sowie ein kratzendes Potentiometer. Mein 1971er Beomaster litt bisher lediglich unter einer durchgebrannten Stereolampe und ein über die Jahrzehnte etwas wandernden Abgleich - nichts, was beunruhigend wäre. Läuft nach dem Abgleich wieder wie am ersten Tag.
Staub zu Staub und Asche zu Asche..., alles eine Frage der Zeit. Halbleiterstrukturen halte ich für relaiv kurzlebig, in menschlichen Zeiträumen ist Silizium aber ausreichend langlebig.
Moby A. schrieb im Beitrag #4674255:
> Ein Elko etwa dürfte sich frühzeitig verabschieden.
Ist aber kein Halbleiter...
Moby A. schrieb im Beitrag #4674275:
> ... aber eben oft funktionell essentielles Teil der vergrabenen Platine.
Klar, darum habe ich immer Fön und Kältespray dabei...
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