Hallo, ich habe eine Frage generell zur Informationsübertragung mit elektromagnetischen Wellen. Wenn man z.B. ein Radiosignal (oder irgendein beliebiges anderes Signal, meinetwegen auch im höherfrequenten Bereich wie GSM) aussendet, dann wird das ja - je nach Frequenz und Wellenlänge - an verschiedenen Dingen reflektiert. Z.B. an Bergen, Gebäuden, der Ionosphäre, oder was auch immer. Wenn ich dieses Signal nun aber empfangen möchte, dann würde dieses Signal ja mit unterschiedlichen Gangunterschieden bei mir eintreffen. Theoretisch dürfte doch nicht viel mehr übrig bleiben als Informationsmatsch. So ähnlich als wenn man am Hauptbahnhof steht und 3 Gleise weiter eine Durchsage kommt. Warum ist es trotzdem möglich auf diese Weise Informationen zu übertragen? Offenbar funktioniert es ja irgendwie
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Moin, Ja, da kanns durchaus wegen solchen Effekten zu Problemen kommen. z.B. im Auto, wenn man an der Ampel steht und der UKW Empfang ist ploetzlich schlecht, und es hilft, einfach mal ein paar 10cm vorzurollen und alles ist wieder gut... Bei festen Sendern/Empfaengern kann man per Richtantenne einiges verbessern, zumindest, wenn die Echos aus einer anderen Richtung kommen wie das Originalsignal - das war Standard beim analogen, terrestrischen TV-Empfang. Und derweilen gibts auch Modulationsverfahren (ODFM), die sind in der Uebertragung der Symbole so "langsam" und haben Pausen eingebaut, so dass Echos in einem gewissen Rahmen nicht mehr stoeren. Gruss WK
Tja, mit genau sowas wurden wir in der Vorlesung "Funktechnik" gequält. Stichwort: Zwei- bzw. Mehrwegeausbreitung und Fresnel-Zonen (einfach mal googlen). Für den Fall einfachen Fall der Zweiwegeausbreitung (ein direkten Weg und einer über Reflexionen) kann man zeigen, dass sich je nach Entfernung die beiden Anteile am Empfänger entweder konstruktiv oder destruktiv überlagern. Gleiches gilt dann halt auch bei einer komplexen Ausbreitungsumgebung und tausenden von Reflexionen. Nur macht es dann kein Spaß mehr, das mathematisch berechnen zu wollen ;)
Ok, danke für die schnellen Antworten! Ich büffel gerade Narichtentechnik und im Skript wird der Übertragungskanal irgendwie ziemlich idealsiert
student01 schrieb: > wird der Übertragungskanal irgendwie > ziemlich idealsiert Tja, das ist in den Vorlesungen ja leider immer so. Ich habe meine gerade alle hinter mir. Das schlimmste was man uns angetan hat war ein AWGN-Kanal oder aber irgendwelche selbst ausgedachten mathematischen Störgrößen, damit man das auch in der Klausur rechnen kann
Hallo inbesondere beim (bei der)Funk(ausbreitung) sind Theorie und Praxis sehr oft zwei Paar Schuhe - obwohl die Theorie natürlich korrekt ist so ist mit ihr in der Paxis recht oft wenig 100% sicher machbar wenn es einigermaßen berechenbar und anwendbar bleiben soll. Es sind meist halt einfach zuviele, oft unbekante und sich veränderende Faktoren vorhanden. Funkamateur
student01 schrieb: > je nach Frequenz und > Wellenlänge - an verschiedenen Dingen reflektiert. student01 schrieb: > Warum ist es trotzdem möglich auf diese Weise Informationen zu > übertragen? Die Energie des reflektierten Signals ist zu gering! Siehe Radargleichung!
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Alex W. schrieb: > Die Energie des reflektierten Signals ist zu gering! Siehe > Radargleichung! Je nach Situation kann das reflektierte Signal sogar stärker sein als das originale Signal. Wenn das direkte Signal abgeschattet wird und das reflektierte dadurch besser empfangen wird als das Original. Das Verhältnis kann jeden Wert annehmen von 100%:0% über 50%:50% bis 0%:100%. Hängt von der Situation ab (siehe weiter oben das Beispiel mit dem Auto an der Kreuzung).
Richtig! Das Stichwort ist Mehrwegekanal (multipath channel) und dessen Impulsantwort (impuls response). Durch Interferenz am Empfangsort kommt es zu einem frequenzselektiven Kanal, da die Koeffizienten der Impulsantwort den Kanal als FIR-Filter Modellieren. Besonders gut sieht man das an breitbandigen Signalen (Bsp. im Anhang Kanal 5C des Bundesmuxx im DAB+). Der Frequenzgang des Kanals führt dann zu Verzerrungen, die Echos zu Intersymbol-Interferrenz (ISI). Diese Einflüsse muss man mit verschiedenen Methoden der Entzerrung versuchen, rückgängig zu machen: Schätzung der Kanalimulsantwort und Feltung mit der Inversen, Zero-Forcing, Maximumum-Ratio-Combingin, Viterbi, Guard-Intervall bei OFDM und trägerweise Multiplikation mit den inversen Kofeffizienten.
student01 schrieb: > Offenbar funktioniert es ja irgendwie Frag mal Deinen Opa nach TV-Geisterbildern bei analogem TV. Oft mußte die Yagi etwas verstellt werden damit z.B. die Reflektion vom Fernsehbild verschwand. Alex W. schrieb: > Die Energie des reflektierten Signals ist zu gering! Stimmt nicht, wenn Dein Nutzsignal z.B. durch nassen Wald gedämpft wird, kann das andere Signal besser sein.
oszi40 schrieb: > Frag mal Deinen Opa nach TV-Geisterbildern bei analogem TV. Oft mußte > die Yagi etwas verstellt werden damit z.B. die Reflexion vom > Fernsehbild verschwand. Ja, ja. Der (noch nicht demente) Opa differenziert auch zwischen Vor- und Nachgeistern beim terrestrischen Analog-TV. Manchmal fiel das reflektierte Signal mit weitaus höherem Pegel ein als das Direkte. Da musste man die Yagi vom Sender wegdrehen und auf die Reflexion ausrichten – und dabei gleichzeitig die Nullstellen des Antennendiagramms geschickt ausnutzen.
student01 schrieb: > dann würde dieses Signal ja mit > unterschiedlichen Gangunterschieden bei mir eintreffen. Theoretisch > dürfte doch nicht viel mehr übrig bleiben als Informationsmatsch Den konnte man früher beim Empfang von Mittelwellen und Kurzwellensendern sogar deutlich hören. Durch die Überlagerung von Bodenwelle und der an der Ionosphäre reflektierten Raumwelle kommt es da besonders in den Abendstunden zu Auslöschungen, und weil die Ionosphäre, ebenso wie das Nordlicht, veränderlich ist, schwankt dadurch nicht nur die Empfangsstärke, sondern es treten auch starke Klangveränderungen auf, wenn solch ein Minimum durch die benutzte Bandbreite läuft. Man nannte das Selektiven Schwund. https://de.wikipedia.org/wiki/Selektiver_Tr%C3%A4gerschwund
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