Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hitzedrahtanemometer


von Charel P. (charel)


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Guten Tag zusammen,

Ich bin jetzt seit einiger Zeit dabei einen Hitzdrahtanemometer zusammen 
zu basteln. Im Moment scheitere ich beim Draht. Ich hab zuerst mit dem 
Woldframdraht probiert. Das heisst ich nahm den Sockel einer Glühbirne 
mit dem Wolfram draht mit einem Durchmesser von 0,1 mm. Bei diesem Draht 
habe ich mehrmals probiert mit dem CTA(Constant Temperatur 
Anemometer)eine Konstante Temperatur zu erhalten. Jetzt zur Frage Ich 
bekomme es nicht hin den Draht zu erhitzen da der Draht ab 40 mA 
durchschmilzt. Vorher bekommt der Draht nicht die benötigte Hitze. Habt 
Ihr vielleicht ne Idee? Als Anhang hab ich euch die Funktionsweise eines 
Anemometer und seine Eigenschaften mit geschickt.

MFG Charel

: Verschoben durch User
von Sascha_ (Gast)


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https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantstromquelle#PTAT-Stromquelle

Wäre das ne Alternative?

Oder vielleicht nen MAF Sensor vom Auto ausschlachten?

von Schlumpf (Gast)


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Wie sieht denn deine Schaltung bis jetzt aus?

von Der Andere (Gast)


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Konstante Temperatur würde bedeuten, dass du auf den konstanten 
Widerstand des Drahtes regeln müsstest. Dazu müsstest du Spannung und 
Strom messen und daraus den Quotienten ermitteln.

von Bastler (Gast)


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Im FUNKAMATEUR stand irgendwann im Sommer 2016
ein guter Artikel über Glübirnen als Anemometer.

von Jan H. (j_hansen)


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Charel P. schrieb:
> Habt Ihr vielleicht ne Idee?

Anderen Draht verwenden. Wikipedia empfiehlt einen Durchmesser von 
2,5-10 μm, also deutlich dünner. Wie stark heizt du den Draht überhaupt 
auf? Der muss nicht glühen :)

von Charel P. (charel)


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Als erstes vielen Dank für eure schnelle Antworten. Also im Anhang des 
Buches gibt es zwei Prinzipien es gibt CTA und CCA. Also ein mal 
konstanter Strom oder konstante Temperatur. Zuerst wollte ich CCA 
aufbauen da dies leichter ist um die ersten Werte zu bekommen. Im Moment 
hab ich die Whilstonebrückeschaltung (die Schaltung könnt ihr beim 
Anhang finden). Naja wenn der Draht dünner ist, muss man mehr ihm 
Achtung schicken und das ist schlecht für das Ziel dieser Sache. 
Deswegen dachte ich an ein Resithermdraht dieser braucht aber zu viel 
Strom (2A) um gute Resultate zu erhalten.

Wenn das Projekt fertig ist soll dieser später in einem Stollen stehen 
und dort den Wind messen.

Mfg Charel

von Charel P. (charel)


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Jan H. schrieb:
> Charel P. schrieb:
>> Habt Ihr vielleicht ne Idee?
>
> Anderen Draht verwenden. Wikipedia empfiehlt einen Durchmesser von
> 2,5-10 μm, also deutlich dünner. Wie stark heizt du den Draht überhaupt
> auf? Der muss nicht glühen :)

Ncht glühen ah ok weil das Stand im Anhang dass die Temperatur in der 
Gegend von 300Celsius liegt :-).

Also würde es reichen bevor der Draht schmiltz mit dieser Einstellung zu 
arbeiten. Das heisst beim Wolframdraht 25mA. Ab 30 mA schmiltzt er 
durch.

von Ludwig (Gast)


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Bastler schrieb:
> Im FUNKAMATEUR stand irgendwann im Sommer 2016
> ein guter Artikel über Glübirnen als Anemometer.

Ist es eigentlich notwendig den Glaskörper zu entfernen oder bekommt man 
auch so gute Ergebnisse?

von Charel P. (charel)


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Der Andere schrieb:
> Konstante Temperatur würde bedeuten, dass du auf den konstanten
> Widerstand des Drahtes regeln müsstest. Dazu müsstest du Spannung und
> Strom messen und daraus den Quotienten


Also der Draht ändert abhängig der Temperatur den Widerstand. Durch 
diese Veränderung ensteht bei der CCA - Schaltung sowie beim CTA eine 
Änderung des Stromes sowie auch der Spannung. Diese Veränderung brauche 
ich. Als erstes verstärke ich diese mit einem nicht-invertierender 
Verstärker die Spannung und lese diese am microC ab. PS bei 0Celsius ist 
die Spannung gleich 0V da die Schaltung darauf kalibriert ist.

von Sascha_ (Gast)


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Ludwig schrieb:
> Bastler schrieb:
>> Im FUNKAMATEUR stand irgendwann im Sommer 2016
>> ein guter Artikel über Glübirnen als Anemometer.
>
> Ist es eigentlich notwendig den Glaskörper zu entfernen oder bekommt man
> auch so gute Ergebnisse?

Der Glaskolben ist evakuiert, da gibts zu wenig Wärmeleitung. Muss also 
weg. Aber da der Draht mit deutlich geringeren Temperaturen betrieben 
wird, brennt der auch an Sauerstoffathmosphäre nicht durch.

von Simon (Gast)


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Ich würde da mit noch geringerem Strom rangehen. Wolfram schmilzt bei 
3000+°C und die abgeführte Wärmemenge steigt überproportional mit dem 
Temperaturunterschied. Wenn also 30mA reichen um die Schmelztemperatur 
zu erreichen...

Ist natürlich alles deutlich komplexer als das, aber in ruhender Luft 
und als Näherung wird es taugen. Bei deutlich höheren Temperaturen wird 
das ganze außerdem deutlich schwerer zu linearisieren. Leider ist es 
schwer bei dem Glühdraht die Temperatur zu messen wegen der geringen 
Masse - ein einfacher Fühler hätte ja ein vielfaches der Masse und damit 
auch der Wärmekapazität des Drahtes.

Ich würde erst mal mit geringem Strom anfangen 5-10mA und schauen dass 
man ein Signal bekommt beim maximal erwarteten Anblasen des Drahtes. 
Dann den Strom so weit wie möglich absenken wie das Signal noch gut ist. 
Dann Luftstrom zu Messignal aufnehmen und charakterisieren.

Charel P. schrieb:
> bei 0Celsius ist
> die Spannung gleich 0V da die Schaltung darauf kalibriert ist

Aber das ist per Offset am OP so eingestellt hoffe ich, denn sonst 
stimmt da was mit der Physik nicht an dem Wolframdraht...

von Simon (Gast)


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Warum eigentlich nicht der im Artikel genannte Resistherm Draht? Der 
scheint doch zu funktionieren und hat noch den Vorteil einer geringen 
Temperaturabhängigkeit, worauf bei Widerstandsdraht ja geachtet wird. 
Wolfram ist dagegen ja ein Kaltleiter...

von Wolfgang (Gast)


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Simon schrieb:
> Der scheint doch zu funktionieren und hat noch den Vorteil einer geringen
> Temperaturabhängigkeit, worauf bei Widerstandsdraht ja geachtet wird.

Wieso siehst du das als Vorteil? Der Autor sieht das eindeutig anders!

Das Messprinzip basiert auf der Temperaturabhängigkeit des Widerstandes 
und in dem Artikel steht darum extra geschrieben: "Der eingesetzte 
Hitzdraht sollte einen möglichst hohen Temperaturbeiwert aufweisen, d. 
h. der Widerstandswert des Drahtes muss stark temperaturabhängig 
sein."

von Wolfgang (Gast)


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Simon schrieb:
> Warum eigentlich nicht der im Artikel genannte Resistherm Draht? Der
> ... hat noch den Vorteil einer geringen Temperaturabhängigkeit,...

Hast du dafür eine Quelle?

Der Hersteller schreibt genau das Gegenteil:
"RESISTHERM zeichnet sich besonders durch hohen Temperaturkoeffizienten 
des elektrischen Widerstandes bei relativ hohem spezifischem Widerstand 
aus."
http://www.isabellenhuette.de/de/praezisionslegierungen/praezisionslegierungen/produkte/weitere-legierungen/resistherm/

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Simon schrieb:
> Ich würde da mit noch geringerem Strom rangehen. Wolfram schmilzt bei
> 3000+°C und die abgeführte Wärmemenge steigt überproportional mit dem
> Temperaturunterschied. Wenn also 30mA reichen um die Schmelztemperatur
> zu erreichen...
>
> Ist natürlich alles deutlich komplexer als das, aber in ruhender Luft
> und als Näherung wird es taugen. Bei deutlich höheren Temperaturen wird
> das ganze außerdem deutlich schwerer zu linearisieren. Leider ist es
> schwer bei dem Glühdraht die Temperatur zu messen wegen der geringen
> Masse - ein einfacher Fühler hätte ja ein vielfaches der Masse und damit
> auch der Wärmekapazität des Drahtes.
>

Die Kennlinie von Wolfram ist sehr genau bekannt. Es wird für Glühlampen 
nur reines Wolfram benutzt.
Für den Widerstand mißt man den aktuellen Strom und die aktuelle 
Spannung am Draht. Die Dimensionen des Drahtes sind uninteressant, wenn 
man einmal den Widerstand bei einer bekannten Temperatur mißt (also 
Leerlauf bei 20°C). Mit etwas rumrechnen kann man dann die aktuelle 
Temperatur des Drahtes vollständig bestimmen. Kein Hexenwerk.

Für die Modellierung des Einschaltstromes von Halogenlampen wurden 
bereits SPICE-Modelle auf µC.net gepostet. Das wäre ein guter Ansatz.

von nachtmix (Gast)


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Ludwig schrieb:
> Ist es eigentlich notwendig den Glaskörper zu entfernen oder bekommt man
> auch so gute Ergebnisse?

Ja, den Glaskolben musst du zerdrücken.
Miss den Kaltwiderstand des geöffneten Lämpchens und dann betreibst du 
es in einer einer Brückenschaltung, die bei etwa dem doppelten 
Kaltwiderstand abgeglichen ist.
Die Ausgangsspannung des Fehlerverstärkers liefert die Speisespannung 
für die Brücke und sorgt so für eine konstante Temperatur der Wendel.


Ich habe so etwas zu anderen Zwecken mal mit 3mm 12V 50mA 
Miniaturglühlämpchen gemacht.
Iirc hatten die einen Kaltwiderstand von etwa 25..30 Ohm, und wenn man 
sie auf 47 Ohm erhitzte, erreichte die Wendel eine Temperatur von etwa 
300..400°C.
Dafür waren weniger als 5V erforderlich, und diese Temperatur hält der 
Wolframdraht auch noch aus ohne an der Luft zu verbrennen.

Ich habe das anfangs mit einer analogen Schaltung gemacht, bin dann aber 
aus Kostengründen auf einen ATTiny umgestiegen.
Geht beides.

Natürlich kann mann das auch mit einem NTC machen, aber wegen der 
größeren Masse reagiert der nicht so schnell, wie der dünne 
Wolframdraht.

von nachtmix (Gast)


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P.S.:
Hier noch meine alten Messwerte an ähnlichen Lämpchen:

36,90 bei 20°C
69,42 bei 227°C
Verhältnis = 1,881


Evtl kannst du auch auf den KFZ-Schrottplatz gehen und dir dort einen 
Luftmengenmesser holen. Diese arbeiten auch nach dem Prinzip des 
Hitzdrahtanemometers und sind mechanisch robuster als die winzige 
Wolframwendel einer T1 Lampe.

von Georg G. (df2au)


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nachtmix schrieb:
> Luftmengenmesser

Die Dinger sind leider für größere Windgeschwindigkeiten ausgelegt. Die 
Glühwendel ist schon gut. Übrigens verbrennt die nicht bei 
Übertemperatur sondern sie schmilzt nur durch. Wäre es anders, würden 
WIG Schweißgeräte nicht funktionieren :-)

Alternativ gibt es Mikro NTC Pillen, die auch eine schön steile 
Kennlinie haben.

von Hp M. (nachtmix)


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Georg G. schrieb:
> Übrigens verbrennt die nicht bei
> Übertemperatur sondern sie schmilzt nur durch.

Doch, an der Luft verbrennt der dünne Wolframdraht. Lange bevor das 
Metall schmilzt.

Das sich dabei bildende Wolframtrioxid setzt sich oft als gelblicher 
Schmauch auf den Glasflächen von Lampen ab, die im Betrieb zerstört 
wurden oder Luft gezogen haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfram(VI)-oxid

von Charel P. (charel)


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Vielen Dank ich werd mal die tipps versuchen und bin darauf gespannt wie 
darausser die Endergebnis werden. Ich halte euch am laufenden und wenn 
ich fertig bin zeig ich euch meine Arbeit . :-)

von Ernst O. (ernstj)


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hier ist noch ein Schaltungsvorschlag

http://www.linear.com/docs/3743

von nachtmix (Gast)


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Kleiner Tip noch:

Diese Schaltungen starten u.U. nicht von allein, weil ohne 
Speisespannung die Brücke die Ausgangsspannung 0 liefert, und der 
Fehlerverstärker dann glaubt, dass die Brücke im Gleichgewicht sei und 
dementsprechend kein Ausgangssignal liefert und die Lampe nicht heizt.

Je nach der zufälligen Polarität der Offsetspannung des 
Differenzverstärkers bzw. des µC-Komparatores ist das mit 50%iger 
Wahrscheinlichkeit der Fall.

Abhilfe schafft ein geringer Vorstrom durch die Brücke (der 2k 
Widerstand parallel zu Q6 in der von ernstj verlinkten Applikation) oder 
ein entsprechendes Mindest-Tastverhältnis bei Verwendung des µC.

von Stromverdichter (Gast)


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Wie wäre es, einfach einen 100 Ohm NTC als Sensor zu nutzen? Der 
verändert sich nicht so sehr, wenn man ihn nicht überhitzt.

von Hp M. (nachtmix)


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Stromverdichter schrieb:
> Wie wäre es, einfach einen 100 Ohm NTC als Sensor zu nutzen?

Prinzipiell ist das machbar, aber ich schrieb ja schon, dass die 
thermische Trägheit solcher Bauteile relativ groß ist.
Ausserdem wird solch ein NTC über die Anschlüsse ziemlich gut gekühlt, 
so daß er weniger empfindlich auf Luftbewegung reagiert.

Es gibt zwar NTCs zu kaufen, die nicht größer sind als ein Fliegenschiss 
und an dünnen Platindrähtchen hängen, aber frag lieber nicht nach deren 
Preis.

von Stromverdichter (Gast)


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Hp M. schrieb:
> aber frag lieber nicht nach deren Preis.

Am Kupferlackdraht bekommt man die die unter 1 Euro, in Stückzahlen auch 
unter 10 Cent.

Ich frage mich, womit man eine genauere Messung hinbekommt. Getestet 
hatte ich das ganze mal mit einem Heiz-Widerstand mit aufgeklebtem NTC. 
Das hatte eigentlich ganz gut funktioniert. Ich wollte jedoch nicht 
genau messen, sondern nur erkennen, ob eine Flüssigkeit im Rohr sich 
bewegt.

von Georg G. (df2au)


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Die ersten elektronischen Variometer wurden mit zwei kannibalisierten 
Glühlämpchen gebaut. Das war extreme Fummelei. Dann gab es später die 
Mikro-NTCs. Die waren wesentlich robuster und auch hinreichend schnell. 
Ich würde immer zum NTC tendieren.

von Hp M. (nachtmix)


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Georg G. schrieb:
> Dann gab es später die
> Mikro-NTCs. Die waren wesentlich robuster und auch hinreichend schnell.
> Ich würde immer zum NTC tendieren.

Und woher bekommst du solche Mikro-NTCs, die nur einem winzigen Klecks 
der NTC-Masse auf einer Polyimidfolie mit aufgedampften Leiterbahnen 
bestehen?
Dass der Tk eines NTC um etwa eine Zehnerpotenz größer ist als der von 
Metallwiderständen, wissen wir ja.

P.S.:
Hier noch die von mir vor 12 Jahren gemessene Kaltwiderstandsverteilung 
einiger solcher Lämpchen, sowie die Berechnung der Leistung, die nötig 
ist um in Luft auf etwa den doppeelten Widerstndswert zu kommen.

: Bearbeitet durch User
von pcrom (Gast)


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Da wuerde geschrieben :
>> Getestet hatte ich das ganze mal mit einem Heiz-Widerstand mit
>> aufgeklebtem NTC. Das hatte eigentlich ganz gut funktioniert. Ich wollte
>> jedoch nicht genau messen, sondern nur erkennen, ob eine Flüssigkeit im
>> Rohr sich bewegt.

Um die luftgeschwindigkeit zu messen braucht man nur der NTC und die 
messschaltung, kein extra heater dabei. Man musz der Self-heating der 
NTC messen. Nicht die absolute temperatur. Such mal bei zB Betatherm 
oder Thermometrics oder einen anderen fabrikanten, ich denke ich habe 
mal ein application note dafuer gesehen.

Damit ist zB Vishay NTCLE300E3103SB oder Epcos B57551G1103F005 (Beide 
Farnell) meiner meinung klein genug und die haben schon isolierte 
draehte. Aber das liegt natuerlich auch an die Anwendung.

Patrick

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