Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tastkopfkalibrierung, wer versteht Schaltungsdetail und das Problem?


von Jörg H. (idc-dragon)


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Hallo,

ich habe ein altes Tektronix 2467B erworben und soweit nötig 
restauriert. (Ein tolles Gerät, die spezielle Röhre kann 
Einzelereignisse bei höchster Ablenkung zeigen!)
Ein Problem habe ich noch: Der Kalibrierungsausgang erzeugt so schlaffe 
Flanken, daß eine sinnvolle Tastkopfkalibrierung nicht möglich ist. Die 
Anstiegszeit liegt im Bereich von 40 ns.

Im Anhang der relevante Teil des Schaltplans und Soll-Oszillogramme aus 
dem Servicemanual. Ich habe da hinterhergemessen und kann nichts 
feststellen, verstehe als Digitalmensch die Schaltung zugegeben zu 
wenig.

Rechts geht ein TTL-Signal von der Horizontalstufe rein, die Frequenz 
des Kalibrators passt bei Tek praktischerweise zur gewählten 
Horizontalablenkung.
Die spiegelbildlichen Transistoren scheinen irgendwie 
Differenzverstärker zu sein, die das Signal eigentlich wohl versteilern 
sollen, eine Schmitt-Trigger-Funktion wäre vermutlich sinnvoll, 
vielleicht ist der merkwürdige Transistor Q550 dafür gedacht.
Das Signal wird aber auf seinem Wege nicht steiler. Die Versorgung und 
Spannungspegel stimmen, die Transistoren sind als Diodenstrecken 
durchgemessen in Ordnung.
Am Eingang (Meßpunkt 43) habe ich 35ns rise, 56ns fall, am Meßpunkt 44 
dann 44ns rise, 25ns fall, am Ausgang (Meßpunkt45) schließlich 50ns 
rise, 31ns fall.

Kann mir jemand weiterhelfen?

Danke
Jörg

: Verschoben durch Admin
von Peter R. (pnu)


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Für den Tastkopfabgleich ist die Flankensteilheit eher sekundär, der 
Abgleich erfolgt aufgrund des Signaldachs (Ziel: waagerechter Verlauf).

Beim Bild des Signals 45 ist zum Beispiel der kleine Knick am Anfang des 
Dachs schon eine Abweichung vom idealen Verlauf, vermutlich um die 
Grenzen der Schaltung erkennbar zu machen. (oder, auf gut englisch: Wenn 
diese Form erreicht ist, ist die Schaltung OK)

U550D ist ein Emitterfolger
U550C ist ein Potentialversatz um  UBE
U550B und Q550 bilden eine Kippschaltung, der Kipppunkt ist von
U550A und dem Spannungsfolger U165 B bestimmt.

Die Flankensteilheit spielt da weniger eine Rolle.

So mit den verwendeten Widerständen und Transistortypen dürfte diese 
Flankensteilheit zu erwarten sein:

Zwischen den 40ns und der Grenzfrequenz der Schaltung besteht ja ein 
Zusammenhang. So aus dem Kopf ergibt 10MHz fg 35 ns tr.

: Bearbeitet durch User
von Jörg H. (idc-dragon)


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Ah so, danke für die Erklärung.

Ich dachte da ist was kaputt.

Mein olles Hameg 604 macht deutlich steilere Flanken. Ich dachte das ist 
eine Tugend, um den Tastkopf so einzustellen, daß das Rechteck schön 
steil, aber noch ohne Überschwinger daherkommt.

von ArnoR (Gast)


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Peter R. schrieb:
> U550B und Q550 bilden eine Kippschaltung, der Kipppunkt ist von
> U550A und dem Spannungsfolger U165 B bestimmt.

Nein, das ist keine Kippschaltung, sondern die Amplitudenregelung für 
das Kalibriersignal. Das Rechtecksignal wird mit 5V Amplitude durch 
Signal 43 in die Schaltung eingespeist aber nicht in ihr erzeugt. U550D 
schaltet über die Diode U550C die Basisspannung von Q550 zwischen 0 und 
3V um (Signal 44).

U165B puffert die Referenzspannung und legt die Basisspannung des linken 
Diff-Transistors (DT) fest. Der rechte DT sieht die Ausgangsspannung des 
Kalibrators (vor dem 50Ohm-Teiler) und vergleicht die mit der 
Referenzspannung am linken DT. Falls die Spannung größer als die 
Referenz am linken DT ist, wird der rechte DT weiter aufgesteuert und 
zieht die Basisspannung von Q550 runter.

Ist Signal 44 gleich 0V, dann ist einfach Q550 ausgeschaltet, die 
Ausgangsspannung ist auch 0V, wogegen der Diff nichts unternehmen kann, 
obwohl er eigentlich möchte (er kann den Q550 nicht einschalten, sondern 
nur abregeln). Die Schaltung regelt also nur die High-Phase des 
Kalibriersignals.

Das Einschwingen auf den eingeregelten Zustand dauert etwas, daher ist 
die Flankensteilheit des Signals nicht besonders groß. Dafür hat man 
aber eine rel. gut stimmende Amplitude.

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