Meine Mutter hatte ein Problem mit ihrem 16:9 Röhren-Fernseher von Thomson (Kaufdatum Januar 2005): Mal ließ er sich problemlos einschalten, ein anderes Mal fing das Netzteil an, zu "pumpen" und erst nach mehreren Ein- und Ausschaltversuchen lief er an. Das separat vorhandene Standby-Netzteil lief aber immer normal, d.h. dessen LED flackerte, wenn man die Fernbedienung betätigte.) Problem: Ich lebe in Zürich, meine Mutter in Köln. Die Strecke reise ich alle paar Monate, aber normalerweise mit dem Flugzeug. Da will ich nicht gleich meinen schweren Trenntrafo und das Oszilloskop mitschleppen. 25kg Fernseher im Handgepäck ist natürlich ebenfalls keine Option. Mein Plan war daher, das Service-Handbuch zu besorgen (Schaltungdienst Lange), und erstmal am ausgeschalteten und vom Netz getrennten und (durch mich entsprechend der Hinweise im Handbuch) vollständig entladenen Fernseher erst mal nach den üblichen Verdächtigen zu sehen. Ich habe den Elko auf der Primärseite des Schaltnetzteils in der Platine mit einem ESR-Meter nachgemessen. Verbaut war ein 220µF/400V/85°C-Teil. Es zeigte sich eine Kapazität von nur noch 170µF und ESR von 350mOhm. Da die Kapazität knapp außerhalb der Toleranz von 20% war, habe ich beschlossen, diesen zu tauschen und einen neuen Elko 220µF/400V/105°C eingesetzt. Alle anderen Elkos habe ich in der Platine gemessen, die waren aber nicht auffällig. Normalerweise würde man die wohl gleich mittauschen, ich habe aber entschieden, es erst mal zu lassen, da ich nicht sicher war, ob ich den Fernseher wiederbeleben werden könne. (Ohne Oszilloskop wäre es evtl. schwer geworden, den Defekt einzugrenzen.) Der Fernseher hat einen Netzschalter, der das Gerät vollständig von Netz trennt: Das Netzkabel geht direkt zum Schalter und von dort zur Platine. Beide Leitungen sind über Steckkontakte am Netzschalter angeschlossen. Leider kann man den Schalter selbst nicht beschädigungsfrei zerlegen, so dass ich das Innenleben nicht ansehen konnte. Ich habe die Leitungen abgezogen und mit geeigneten Klemmen den Widerstand beider Schaltkontakte gemessen. Der eine schien mit ein paar Milliohm in der empfindlichsten Stellung des Multimeters unauffällig, die andere Seite hingegen zeigte ca. 25 Ohm. Allerdings waren die Kontaktstifte (irgendeine Messinglegierung) mit einer ziemlich dunklen Patina belegt. Mit Wattestäbchen und Aceton, danach Alkokol und zum Schluss einem trockenen Wattestäbchen konnte ich diese reinigen, es glänzte danach wieder metallisch. Danach zeigten beide Seiten des Netzschalters wieder nur wenige Milliohm. Ich habe den Schalter auch mehrfach ein und ausgeschaltet, um zu sehen, ob sich der Wert dann verändert, dem war aber nicht so. Auch die Stecker selbst habe ich gereinigt. Langer Rede, kurzer Sinn: Wieder alles zusammengebaut, Abdeckung angebracht, Fernseher eingesteckt, er lief. Das war vor sechs Wochen. Jetzt stehe ich gerade wieder vor dem Teil und es hat bisher keinerlei Probleme mehr gegeben. Die improvisierte "Blindreparatur" war also scheinbar erfolgreich. Ich werde daher erst mal darauf verzichten, meine Testgeräte anzuschleppen. Ich bin mir aber in einer Sache nicht sicher: War die Ursache des Problems nun der Netzschalter oder der Elko? Oder eine Kombination aus beidem? Und vor allem: Kann der Widerstand am Netzschalter nur durch die Korrosion an den Steckkontakten erklärt werden, oder sollte ich mich darauf einstellen, diesen auch zu ersetzen? Billig sind diese Schalter leider nicht gerade, sonst hätte ich den einfach mal bestellt und bereits getauscht. Ein neuer Fernseher soll aber auf keinen Fall angeschafft werden, solange es sich vermeiden lässt.
Hättest du mal ein paar Fotos gemacht.. Manch einer hat noch ausgebaute Schalter in seinem Fundus, oder es gibt sie bei diversen Elektronik-Abwrackern. Aber einen Schalter nur in Prosa zu beschreiben ist schwierig.
Defekte Netzschalter bei Röhrenfernsehern waren nichts ungewöhnliches. Ich habe bis heute noch Ersatzschalter für Grundig hier rumliegen, weil die oft kaputt gingen. Der Hauptschalter eines Röhrenfernsehers wird beim Kaltstart zusätzlich zum Anlaufstrom der Versorgung auch noch mit der Entmagnetisierung der Röhre belastet, die beim Einschalten viel Strom zieht und dann per PTC auf kleine Werte reduziert wird.
Johannes M. schrieb: > Ich habe den Elko auf der Primärseite des Schaltnetzteils in der Platine > mit einem ESR-Meter nachgemessen. Verbaut war ein 220µF/400V/85°C-Teil. > Es zeigte sich eine Kapazität von nur noch 170µF und ESR von 350mOhm. Da > die Kapazität knapp außerhalb der Toleranz von 20% war, habe ich > beschlossen, diesen zu tauschen und einen neuen Elko 220µF/400V/105°C > eingesetzt. Naja, der Elko war so gerade unterhalb der Toleranzgrenze. Und 350mR sind an dieser Stelle wohl im Normalbereich. Der primäre Ladekondensator wird relativ zu seiner Größe wenig gestreßt und ist mir noch nie ausgefallen. Da würde ich die Ursache nicht vermuten. Aber der Austausch schadet natürlich nicht.
Johannes M. schrieb: > Ich bin mir aber in einer Sache nicht sicher: Na und? Warum musst du dir sicher sein? Brauchst du eine Absolution, das deine Reparatur fachlich okay war? Scheint ja wohl. Wenns von Dauer ist, ist das in Bälde vergessen. Ist das jetzt ein Glaubensforum, dass jede Handlung in diese Richtung auch einen Segen braucht? Kommt mir langsam so vor. Das hättest du auch im Fratzenbuch oder am Stammtisch tun können, aber nicht hier. Das nervt nämlich. Offensichtlich bist du doch kompetent und konntest dir selber helfen, sowohl was die Unterlagenbeschaffung, wie auch der zielgerichteten Reparatur angeht. Das verdient Achtung, mehr aber auch nicht. Hat deine Mutti sich nicht genug bei dir bedankt, dass du hier unnütz postest? Du magst das jetzt vielleicht etwas unpassend finden, aber leider nehmen diese Sinnlos-Threads, wo sich User ausweinen, sich selbstbeweihräuchern müssen und einen Schulterschlag erwarten, immer mehr Uberhand. Guckt mal, was ich tolles gemacht habe...wie im Kindergarten.
Johannes M. schrieb: > Ich bin mir aber in einer Sache nicht sicher: War die Ursache des > Problems nun der Netzschalter oder der Elko? Bei 25Ω Übergangswiderstand (wenn richtig gemessen!) ist das höchstwahrscheinlich die Ursache. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, zu messen ohne die Kabel abzuziehen - dann wäre die Aussage noch eindeutiger. Johannes M. schrieb: > Mit Wattestäbchen und Aceton, danach Alkokol Ich hätte WD40 genommen, ich habe damit so manchem Kontaktsatz zu weiterem langem Leben verholfen. Mark S. schrieb: > Aber der Austausch > schadet natürlich nicht. Richtig! Also: hake das Ganze als 'Gelungen' ab.
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