Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik WiFi, GSM, 868MHz etc.: Wie machen es die Profis?


von Matthias Q. (zaphod_beeblebrox)


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Guten Tag zusammen,
ich habe für mich zu Hause/Hof ein Sensoren/Aktoren-Netz aufgebaut. Das 
ganze ist klassisch mit einem lokalen Gateway gemacht:


                                   +---- Sensor 1
                                   |
Internet ---- Router ---- Gateway--+---- Aktor 1
                                   |
                                   +---- Sensor 2

Der Router stellt eine WLAN-Verbindung bereit, die vom Gateway per 
ESP8266 (ESP-12-F) angenommen wird. Alternativ per Kabel und einem 
WizNet-W5500-Chip.
Das Gateway hat weiterhin ein RFM95-Modul verbaut und spricht 
seinerseits die Aktoren hierüber an und die Sensoren senden 1x60min 
ihren aktuellen Wert an das Gateway. Das Gateway schreibt sie per REST 
in eine Datenbank im Netz.

Momentan sind es ca. 20 Sensoren und 10 Aktoren auf einer Fläche von 
3000m². Bei mir funktioniert das alles gut. Das Gateway hat einen 
Atmega128A verbaut, welcher per seriellem UART mit dem ESP8266 spricht 
und per SPI mit dem RFM95.

Falls kein lokales Netzwerk verfügbar ist, kann das Gateway auch mit 
einem GSM-Modul statt WLAN ausgestattet werden. Hier verwende ich 
derzeit ein SIM800L-Modul.

Während der Entwicklung habe ich hier viel mitgelesen, und das meiste 
gut selber hinbekommen. Ich verwende für die Ansteueerung des RFM Teile 
und Ideen diese Library: http://www.airspayce.com/mikem/arduino/RF69/

Nun habe ich festgestellt, dass hier sehr viel gegen RFM und ESP-Module 
gewettert wird. Daher interessiert mich, wie das ganze professionell 
gemacht wird. Mit Zigbee hatte ich schon Kontakt, die Members der 
Alliance hören sich in der Tat schwergewichtig und professionell an 
(http://www.zigbee.org/zigbeealliance/our-members/)  aber mit den 
Long-Range-Module (XBee-PRO ZB) konnte ich nicht die gleiche Reichweite 
wie mit den RFM95-Modulen erreichen. Ausprobiert hatte ich auch CC1101 
von TI. Aber auch da war ich mit der Reichweite nicht zufrieden.
Als WiFi-Alternative habe ich bei SOS-Elektronik Module von WIZnet 
gesehen. Deren W5500-Chip verwende ich erfolgreich.


Der Grund meiner Frage ist einfach: Ich möchte das ganze 
professionalisieren und verkaufen. Der Kern meines Systems sind nicht 
die Sensoren/Aktoren sondern eine Auswerte/Aufbereitungsplattform, 
welche dem Nutzer viel Komfort und rechtliche Sicherheit bietet. Ein 
solches System gibt es derzeit nicht am Markt.
Über die vielen Richtlinien und Hürden informiere ich mich seit über 
einem Jahr, ich hatte bereits Gespräche mit IHK und potentiellen Privat- 
und Firmenkunden - es ist also keine Schnappsidee.

Im Zuge der Professionalisierung will ich meine Elektronik aber gerne so 
verändern, dass ich
a) mit der EMV-Richtlinie keine Probleme aufgrund der verwendeten Module 
bekomme,
b) in Konsequenz von  a) die Erfüllung der CE-Kennzeichnung nicht 
dadurch behindere, ungeeignete Module verwendet zu haben,
c) bessere Techniken und Technologien kennen lerne.

Die Auswahl meiner Module ist aus Beschaffungsgründen entstanden. 
Außerdem findet man (wohl als Konsequenz aus der einfachen Verfügbarkeit 
und des geringen Preises) viele Tipps im Netz. Mit irgendwas musste ich 
ja auch anfangen. Aber das Bessere ist des Guten (Funktionierenden...) 
Feind.

Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion.

Viele Grüße
Matthias

: Bearbeitet durch User
von Strubi (Gast)


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Moin,

ich würde mal sagen, die Profis kochen auch nur mit Wasser...
Aber sie haben die nötige Kriegskasse um sich durch ETSI/FCC/usw. 
durchzertifizieren zu lassen. Ich denke, das dürfte die grösste Hürde 
für denjenigen sein, der das Zeug wirklich in Verkehr bringen will und 
gleichzeitig noch Innovationen gegenüber den Platzhirschen bringen muss, 
um zu bestehen.

Wenn Du allerdings eine Nische für Dich entdeckt hast: Do it. Erzähl es 
einfach nicht rum :-)
Wenn Du es schaffst, ein ESP8266-Modul in Serie produzieren zu lassen, 
und es auch noch zertifiziert kriegst, hast Du schon einen kleinen Sieg 
errungen. Die Sache mit dem SDK und den HW-Bugs ist dann aber noch mal 
eine andere Story..

Ansonsten werden vermutlich eine Menge Leute schreiben, dass Du es 
lassen sollst, aber ohne Risiko wird nix. Versuch macht klug. Was aber 
nicht zutrifft, ist:

> die Sensoren/Aktoren sondern eine Auswerte/Aufbereitungsplattform,
> welche dem Nutzer viel Komfort und rechtliche Sicherheit bietet. Ein
> solches System gibt es derzeit nicht am Markt.

Um den IoT-Kuchen kämpfen eine Menge Protagonisten...
Du musst dich halt frühzeitig festlegen: Willst du Industrie/SCADA 
bedienen, oder den Wildwuchs der Hausautomation mit Coolness-Faktor, 
oder die Nischenanwendung XY.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Strubi schrieb:
> Aber sie haben die nötige Kriegskasse um sich durch ETSI/FCC/usw.
> durchzertifizieren zu lassen.
Da kommen ratzefatze mal ein paar k€ pro Gerät und Land zusammen.


> Wenn Du allerdings eine Nische für Dich entdeckt hast: Do it.
> Erzähl es einfach nicht rum :-)
Leg aber schon mal Geld für die nötigen "Nachzertifizierungen" bereit, 
wenn dich der irgendwann auftauchende "Marktbegleiter" bei der passenden 
Netzagentur anzeigt.
Ich verweise da mal kurz auf den 
Beitrag "Re: Beruf IOT-Entwickler: Fragen"

von Lars R. (lrs)


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> ESP8266 vs. WIZFI

Ganz klar WIZFI. Vor allem, da Du das Modul in Deinem System nur 1x 
benötigst. Das PCB des WIZFI wird seit Jahren nicht verändert. 
Ansprechpartner kann auch die WIZNET Europe sein, falls SOS einmal nicht 
weiter weiß.

Woher beziehst Du die RFM? Vielleicht bietet auch hierzu SOS etwas 
passendes oder eine Alternative?

von Matthias Q. (zaphod_beeblebrox)


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Lars R. schrieb:
>> ESP8266 vs. WIZFI
>
> Ganz klar WIZFI. Vor allem, da Du das Modul in Deinem System nur 1x
> benötigst. Das PCB des WIZFI wird seit Jahren nicht verändert.
> Ansprechpartner kann auch die WIZNET Europe sein, falls SOS einmal nicht
> weiter weiß.
>
> Woher beziehst Du die RFM? Vielleicht bietet auch hierzu SOS etwas
> passendes oder eine Alternative?

Danke, dann werde ich das gerne testen.
Die RFM beziehe ich auch von SOS. Ich habe bisher nichts vergleichbares 
gefunden... Die Gleichung aus Modulgröße/Kosten/Leistung/Stromverbrauch 
ist für meinen Zweck aus den bisher gefundenen Lösungen das beste.

>Da kommen ratzefatze mal ein paar k€ pro Gerät und Land zusammen.

Das ist mir bewusst, darauf muss ich mich halt einlassen.
Die k€ kommen ja schon zustande, wenn ich meine Arbeitszeit für die 
Dokumentation zusammenrechne... Wenn ich dann noch die entgangene Zeit 
für Vertrieb gegenrechne wird es noch teurer. Aber so ist es halt...

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