Forum: Ausbildung, Studium & Beruf mturk und der Wert der Arbeit.


von Nachdenklich (Gast)


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Hallo,

als ich im Radio über mturk gehört habe, war mein erster Gedanke "oje, 
die Entwertung der Arbeit geht weiter, bald bin auch ich Tagelöhner der 
Computerwelt..."

Aber als ich dann etwas recherchiert habe, wurde ich dabei stutzig, daß 
viele Auftragnehmer von mturk "ihre Arbeit auch für umsonst machen 
würden und über $1,45 pro Tag super happy sind."

Wenn man drüber nachdenkt, stimmt es, gerade in der IT: Die 
Arbeitsentwertung ist ein hausgemachtes Problem, weil viele von uns mehr 
als bereit sind, ihre Arbeitskraft für ein Danke oder ein like in die 
Welt zu stellen, nicht selten in Ausmassen, die dabei den Markt für 
professionelle Entwickler kaputtmacht (z.B. Open Source Projekte). Auch 
die Expertise, die auf Foren wie diesen gerne für umsonst zur Verfügung 
gestellt wird, spart manchen Firmen viel Geld, das sonst in Eigen- oder 
Fremdkapazitäten zur Problemlösung investiert werden müßte.

Vielleicht ist mturk umgekehrt ein Weg dazu, diese Entwertung zu kontern 
- indem nämlich den bislang umsonst dargebotenen Leistungen ein 
(verhandelter, also Markt) Wert zugeordnet wird. Das funktioniert 
natürlich nur dann, wenn die Auftragnehmer irgendwann mal verstehen, daß 
sie etwas wertvolles bislang unter Wert weggegeben haben und damit den 
Preis hochtreiben (und im Umkehrschluss ihre bisherige Nullpreispolitik 
aufgeben oder sehr bedächtig auf die sie verdienende Zielgruppe - peers 
- beschränken).

Ganz neu ist das Modell nicht; in Foren wie experts exchange scheint es 
auch für Spezialisten Möglichkeiten zu geben, ihr Wissen zu Geld zu 
machen (obwohl ich z.B. dort noch nicht verstanden habe, wie die 
Bezahlung im Live Modus funktioniert). In jedem Fall kassiert der 
Plattformprovider fett ab - dafür, dass bei ihm keinerlei Risiko, 
Investition oder Logistikaufwand anfällt, sind die Margen, die er 
draufschlägt, enorm lukrativ.

Was denkt ihr? Ist das MTurk Modell ein Weg, Arbeit aufzuwerten, oder 
wertet es sie weiter ab? Ich bin noch unschlüssig... Verdient Jemand von 
Euch echtes Geld über solche Kanäle?

von Bürovorsteher (Gast)


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Ich verdiene echtes Geld mit echter Arbeit und echten Kunden trotz 
echtem Finanzamt.
Wer sich für solchen Quatsch wie oben hergibt...
Lassen wir das, sonst wird es gelöscht.

von ehemaliger Softwareentwickler (Gast)


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Ja, MTurk ist ganz bestimmt optimal, um seine IP loszuwerden. Vor allem 
wirst Du sie erst einmal an Amazon los.

>Wert der Arbeit.
Du bist denen soviel wert, wie sie an Dir verdienen können und verdienen 
kann man an der breiten Masse am Besten, weil da die Marge gross und die 
Anzahl sehr gross ist.

von K. L. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Dazu habe ich zufällig was: Die meisten Umsätze werden mit den mittleren 
und unteren Gehalts- und Stundensatzbezieher getätigt. Das ist auch 
irgendwie logisch, weil sich nur über eine große Verkaufszahl die 
Verwaltung lohnt.

Ist bei Hamburgern ja auch nicht anders: Die Qualitätsburger zu 9,50 im 
Restaurant werden auch nur von wenigen bestellt.

Nachdenklich schrieb:
> Verdient Jemand von
> Euch echtes Geld über solche Kanäle?

Nicht wirklich. Das sind alles Billigplattformen wie myHammer und auch 
dort bekommst Du keinen guten Handwerker.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Nachdenklich.

Nachdenklich schrieb:

> Was denkt ihr? Ist das MTurk Modell ein Weg, Arbeit aufzuwerten, oder
> wertet es sie weiter ab? Ich bin noch unschlüssig

Es wertet nicht Arbeit auf oder ab, sondern zeigt lediglich den Wert.

Die Preise für diese Art Arbeit werden wohl kaum steigen, solange das 
Angebot von Leuten, die den Job machen wollen, so groß ist. Was auch 
wohl noch etwas fehlt, ist die Nachfrage. Vielen Firmen ist das noch 
suspekt.

> ... Verdient Jemand von
> Euch echtes Geld über solche Kanäle?

Zumindest einer meiner ehemaligen Komilitonen routet Platinen im 
Crowdsourcing für 3 Euro die Stunde. Aber der ist auch nach Mexiko 
ausgewandert. Da ist das ein ordentliches Zubrot.

Ich selber habe auch schon ein paar mal darüber nachgedacht, rein um in 
Übung zu bleiben. Aber bei genauer Betrachtung würde es sich doch mit 
meinem Job beissen.

Und letztlich brauche ich auch viel Zeit zum Schlafen. Sonst leidet 
meine Konzentrationsfähigkeit noch mehr.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Bestatter (Gast)


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> Und letztlich brauche ich auch viel Zeit zum Schlafen

Das Leben ist so kurz. Schlafen kann man, wenn man tot ist. ;-)

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Bestatter.

Bestatter schrieb:
>> Und letztlich brauche ich auch viel Zeit zum Schlafen
>
> Das Leben ist so kurz. Schlafen kann man, wenn man tot ist. ;-)

Ich habe auch nix vom Leben, wenn ich konzentrationslos durchs Leben 
stolpere. Zwei Tage hintereinander weniger als 10 Stunden Schlaf, und 
ich laufe morgens im Treppenhaus schon gegen die Wand. :-(

Aber ich gebe es zu. Unter 30 hatte ich auch mal so eine große Klappe.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Kugl (Gast)


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Bernd W. schrieb:

> Aber ich gebe es zu. Unter 30 hatte ich auch mal so eine große Klappe.

Lege dich besser aufs Ohr, Opa. Es ist schon spät.

von Schreiber (Gast)


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Nachdenklich schrieb:
> Aber als ich dann etwas recherchiert habe, wurde ich dabei stutzig, daß
> viele Auftragnehmer von mturk "ihre Arbeit auch für umsonst machen
> würden und über $1,45 pro Tag super happy sind."

Ist doch kein schlechter Lohn, im ländlichen Indien ist das durchaus 
akzeptabel. Davon abgesehen, kann man auch höhere Löhne erreichen, die 
Berichte die ich gefunden habe sprechen von 1-2$ pro STUNDE!


Nachdenklich schrieb:
> Was denkt ihr? Ist das MTurk Modell ein Weg, Arbeit aufzuwerten, oder
> wertet es sie weiter ab?
Ortsabhängig. In Indien/Philippinen ist das durchaus eine echte 
Aufwertung der Arbeit.
In Deutschland sicher nicht oder nur für Personen, die wirklich keine 
normale Arbeit finden können, etwa wegen Bettlägrigkeit.

von Martin K. (mkmannheim) Benutzerseite


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Schreiber schrieb:
> normale Arbeit finden können, etwa wegen Bettlägrigkeit.

Nicht wirklich ... 150 Arbeitsstunden im Monat bringen gerade 250,- 
Euro.

Hartz4 das Doppelte. Also lieber liegen bleiben!

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