Hallo, Ich habe folgendes Problem: Ich möchte einen Synthesizer bauen, der 2(+)stimmig ist. Er soll über zwölf Taster angesteuert werden, die die Spannungen eines Spannungsteilers auf den Oszillator schalten (1 Volt pro Oktave = etwa 0.8333 Volt pro Note). Beim Drücken einer beliebigen Taste soll die Spannung am Eingang des ersten Oszillators angelegt werden. Zeitgleich soll die Schaltung, die von mir gesucht wird, verhindern, dass eine zweite Spannung am Oszillator angelegt werden kann. Drückt man eine zweite Taste, soll diese Spannung zum Eingang des nächsten Oszillators geschickt werden. Vielen Dank im Voraus
Moin, In der Elrad 10/1981 ist der Anfang einer Bauanleitung fuer den Polysynth. Da ist wahrscheinlich sowas drinnnen, wie du suchst - aber das war ein riesiges Logikgrab - sicher >30 TTL oder CMOS Chips. Das willst du heutzutage nicht wirklich nachbauen. Nimm einen µController, der die Tasten abfragt und am besten schon DCOs in Software statt wandernden VCOs mit driftenden Logarithmierern hat. Gruss WK
ElektronikEckart schrieb: > Ich möchte einen Synthesizer bauen, der 2(+)stimmig ist. Er soll über > zwölf Taster angesteuert werden, die die Spannungen eines > Spannungsteilers auf den Oszillator schalten (1 Volt pro Oktave = etwa > 0.8333 Volt pro Note). Wohl nicht. Bei einem mehrstimmigen Synthesizer wird man in der Praxis keine analoge Klaviatur verwenden, sondern eine digitale. Schließlich muß man das gleichzeitige Drücken mehrerer Tasten (bzw. gedrückt halten einer Taste und Drücken einer weiteren) erkennen können. > Beim Drücken einer beliebigen Taste soll die Spannung am Eingang des > ersten Oszillators angelegt werden. > Drückt man eine zweite Taste, soll diese Spannung zum Eingang des > nächsten Oszillators geschickt werden. Ja. So würde man das wohl machen. Jeder zweite Tastenanschlag wird zum jeweils anderen Oszillator geschickt. Eine etwas cleverere Strategie würde den Oszillator als nächstes verwenden, dessen Taste zuerst losgelassen wurde. Stell dir dazu einfach folgendes vor: 1. Taste 1 wird angeschlagen und gehalten -> geht an Oszillator 1 2. Taste 2 wird angeschlagen und sofort wieder losgelassen -> geht an Oszillator 2 3. Taste 3 wird angeschlagen (Taste 1 ist immer noch gedrückt) -> soll die nun auf Oszillator 1 gehen oder doch besser auf Oszillator 2? Falls deine Frage jetzt war, wie man das macht: mit einem Computer. Passend zum Namen dieses Forums z.B. mit einem µC. Der muß einerseits die Klaviatur abfragen können und andererseits zwei Oszillatoren (und vermutlich Hüllkurvengeneratoren für Filter und VCA) ansteuern können. Oder man macht die Klangerzeugung gleich komplett in Software. Das skaliert dann ohne zusätzliche Hardware auch auf mehr als 2 Stimmen (am Ende nur eine Frage der Taktfrequenz). Noch cleverer ist es, wenn man Tastaturabfrage und Klangerzeugung trennt und als Schnittstelle dazwischen Midi verwendet. Dann kann man fertige Midi-Klaviaturen benutzen. Oder den Synthesizer vom PC steuern.
Danke für die schnellen Antworten! Wollte es zuerst mit analogen Bauteilen probieren, weil ich in der Programmierung noch nicht ganz durchsteige. Habe hier einen Atmega8 rumfliegen, den ich bisher nur in BASIC programmiert habe. Aber wenn es wirklich so kompliziert ist, das Problem ohne Mikrocontroller zu umgehen, muss ich wohl darauf zurückgreifen.
Die entsprechenden Algorithmen nennt man '2-Key Rollover' oder (bei z.B. PC Tastaturen) 'N-Key Rollover'. Dieses kleine aber wichtige Stückchen Software ist in jedem Tasturcontroller drin.
Axel S. schrieb: > Oder man macht die Klangerzeugung gleich komplett in Software. Frevel! Da kannst du auch gleich ein Midikeyboard an den PC anschließen und irgendeine Synthie-Emulation benutzen. Das ist aber nicht das Gleiche. Ein analoger Synthie lebt gerade von der Unvollkommenheit seiner Klangerzeugung. Es spricht aber nichts dagegen, die logischen Funktionen, z.B. Tastaturauswertung, mit einem µC zu erledigen. VCOs, Filter usw. würde ich aber rein analog aufbauen. Ja, das ist ein immenser Aufwand, aber jetzt auch nicht unlösbar. Im Netz gibt es unter dem Suchbegriff "diy synth" jede Menge Lesestoff zum Thema, u.a. hier: http://www.analog-synth.de/
ElektronikEckart schrieb: > Hallo, > > Ich habe folgendes Problem: > Ich möchte einen Synthesizer bauen, der 2(+)stimmig ist. Er soll über > zwölf Taster angesteuert werden, die die Spannungen eines > Spannungsteilers auf den Oszillator schalten (1 Volt pro Oktave = etwa > 0.8333 Volt pro Note). Sicher? Steigen die Frequenzen nicht um 2^(1/12)?
1 | 0 415,305 Hz 0,944 V |
2 | 1 440,000 Hz 1,000 V 56,13 mV |
3 | 2 466,164 Hz 1,059 V 59,46 mV |
4 | 3 493,883 Hz 1,122 V 63,00 mV |
5 | 4 523,251 Hz 1,189 V 66,75 mV |
6 | 5 554,365 Hz 1,260 V 70,71 mV |
7 | 6 587,330 Hz 1,335 V 74,92 mV |
8 | 7 622,254 Hz 1,414 V 79,37 mV |
9 | 8 659,255 Hz 1,498 V 84,09 mV |
10 | 9 698,456 Hz 1,587 V 89,09 mV |
11 | 10 739,989 Hz 1,682 V 94,39 mV |
12 | 11 783,991 Hz 1,782 V 100,00 mV |
13 | 12 830,609 Hz 1,888 V 105,95 mV |
14 | 13 880,000 Hz 2,000 V 112,25 mV |
Icke ®. schrieb: > Axel S. schrieb: >> Oder man macht die Klangerzeugung gleich komplett in Software. > > Frevel! > VCOs, Filter usw. würde > ich ... rein analog aufbauen. Ja, das ist ein immenser Aufwand, aber > jetzt auch nicht unlösbar. Ein Purist würde das machen. Der TE ist offensichtlich kein solcher, sondern ein Einsteiger in das Thema. IMNSHO sollte er die Finger von Polyphonie lassen und lieber einen monophonen Synthesizer im Moog-Style bauen. 2-stimmig polyphon ist ohnehin Quatsch. Viele Akkorde haben 3 Töne, man will also wenigstens 6 Stimmen für ein echt polyphon spielbares Instrument haben. Je mehr, desto besser natürlich. > Es spricht aber nichts dagegen, die logischen Funktionen, z.B. > Tastaturauswertung, mit einem µC zu erledigen. "Es spricht nichts dagegen"? Du beliebst wohl zu scherzen. Ein µC bzw. irgendein anderer Microcomputer ist die einzig praktikable Möglichkeit, das zu tun. Ich halte deinen Einwand aber generell für wenig tragfähig. Mittlerweile gibt es äußerst leistungsfähige Hardware - schnelle CPU, gute DAC - die am Ende bessere Audioqualität ergeben als die alte Analogtechnik. Außerdem ist sie auch besser verfügbar als die Bauteile in klassischen Synthesizer-Konzepten. Schon OTA werden zunehmend rar, von spezifischen IC für VCF oder VCA ganz zu schweigen. Wenn die Klangerzeugung in Software stattfindet, kann man auch ganz einfach mal ein neues Konzept ausprobieren. "Ein dritter oder vierter Oszillator pro Stimme? Aber gerne doch". Und wenn man mag, kann man gerne auch die "unzulänglichkeiten" analoger Syntesizer simulieren, indem man z.B. die einzelnen Stimmen etwas gegeneinander verstimmt.
ElektronikEckart schrieb: > etwa 0.8333 Volt Der war echt gut: "etwa" ein zehntel Promille genau... :-D Oder andersrum: du findest solche Bauteile gar nicht. Und du brauchst sie auch gar nicht. Das Gehör hört 1 % Ungenauigkeit nur nach ausgiebiger Übung. Axel S. schrieb: > IMNSHO sollte er die Finger von Polyphonie lassen und lieber einen > monophonen Synthesizer im Moog-Style bauen. Und danach kann er 3 dieser Synthesizer bauen und diese mit einer geeigneten Tastatur ansteuern.
Auch die Schaltpläne des legendären Korg MS-20 sind mittlerweile leicht im Internet zu finden. Dank der Klinkenbuchsen als Patches kann man dann leicht 2 oder 16 von diesen Kisten zusammenschalten. Sollte mit heutigen OpAmps sogar richtig Spass machen und gut klingen. Norbert schrieb: > (1 Volt pro Oktave = etwa >> 0.8333 Volt pro Note). > > Sicher? Steigen die Frequenzen nicht um 2^(1/12)? Naja, wenn 1V/Oktave vorgegeben ist, ist ja klar, das 0,833V nie die Spannung von Ton zu Ton sein können - ein unbedeutender Rundungsfehler :-P 12te Wurzel aus 2 ist schon richtig.
Nennt sich duophones Keyboard. Schaltpläne finden sich bis zum Abwinken im Netz, einfach mal eine Suchmaschine benutzen.
Axel S. schrieb: > Ein µC bzw. > irgendein anderer Microcomputer ist die einzig praktikable Möglichkeit, > das zu tun. Polyphone Synthesizer gab es auch schon, bevor Mikrocontroller verbreitet waren. Eine reine Frage des Aufwandes. Natürlich wäre es heutzutage Quatsch, die reinen Steuerungsfunktionen mit klassischem TTL aufzubauen. > Mittlerweile > gibt es äußerst leistungsfähige Hardware - schnelle CPU, gute DAC - die > am Ende bessere Audioqualität ergeben als die alte Analogtechnik. Dem widerspreche ich. Für kurzlebigen 0815 Pop lasse ich das Argument gelten. Aber für anspruchsvolle Produktionen besteht in der Szene nach wie vor große Nachfrage nach analoger Technik, die eben ihren ganz eigenen, digital kaum nachbildbaren Sound mitbringt. Behringer hat gerade erst einen neuen Synthie vorgestellt, dessen klanggebende Komponenten analog arbeiten und dessen Steuerung zeitgemäß digital erfolgt: https://www.youtube.com/watch?v=uYI3Y2O5UYA Du kannst mittlerweile ein komplettes Orchester inklusive Gesangsstimmen digital erzeugen. Aber ob das trotz seiner Perfektion "besser" klingt? Nicht ohne Grund spielen weiterhin echte Musiker mit echten Instrumenten und sehr viele Leute mögen es.
Das gehört zwar eher in den "Was hört ihr für Musik" Thread, aber an dieser Stelle fällt mir das hier ein: Schöner alter analoger Synthisound aus meiner frühesten Jugend. https://www.youtube.com/watch?v=SdvZa46xb3M Höre ich heute noch gern.
Icke ®. schrieb: > Aber für anspruchsvolle Produktionen besteht in der Szene nach wie vor > große Nachfrage nach analoger Technik, die eben ihren ganz eigenen, > digital kaum nachbildbaren Sound mitbringt. Aber die selbe Szene möchte auch mitten in der lärmumwogten Stadtwohnung die vollen 96dB Dynamikumfang einer CD heraushören (können). Oder sie sieht auch Vorteile bei solch anachronistischen Datenträgern wie Schallplatten (ich habe aus Nostalgiegründen auch noch welche mit Musik drauf, die es nie auf CD oder MP3 geschafft hat, aber "herausragend klingen" geht anders). Und mir als Bassisten war dieser Analogfimmel der Gitarristen schon immer irgendwie suspekt. Ich brauche einen stabilen Hals, der sich nicht verstimmt (SKC, Frame oder Status), dazu ein Verstärker mit sinnvoller Klangeinstellung und fertig. Matthias S. schrieb: > 12te Wurzel aus 2 ist schon richtig. 1,05946309436 ist der Faktor, mit dem die Frequenz eines Tons multipliziert werden muss, um den Halbton drüber zu bekommen. Aber der Spannungsunterschied bei einem 1V/Oktave-Manual ist 1V/12Halbtöne = 83mV/Halbton. Und diese Schritte sind vollkommen linear und werden addiert. Der Logarithmus kommt "automatisch" durch die Aussage "pro Oktave"...
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Bearbeitet durch Moderator
So, da bin ich wieder ! Zu der 0.8333 Volt Geschichte: Stimmt! Da habe ich mich vertan, danke für den Hinweis. Axel S. schrieb: > 2-stimmig polyphon ist > ohnehin Quatsch. Viele Akkorde haben 3 Töne, man will also wenigstens 6 > Stimmen für ein echt polyphon spielbares Instrument haben. Je mehr, > desto besser natürlich. Dies ist mir bewusst. Mir würde es allerdings ausreichen, wenn ich Zwei verschiedene Töne zeitgleich spielen könnte. Frank schrieb: > Nennt sich duophones Keyboard. Schaltpläne finden sich bis zum Abwinken > im Netz, einfach mal eine Suchmaschine benutzen. Lösungen für das Problem (ohne Mikrocontroller), oder Schaltpläne zu einem douphonen Keyboard, die es zum abwinken geben soll, habe ich leider nicht finden können. Icke ®. schrieb: > Polyphone Synthesizer gab es auch schon, bevor Mikrocontroller > verbreitet waren. Eine reine Frage des Aufwandes. Natürlich wäre es > heutzutage Quatsch, die reinen Steuerungsfunktionen mit klassischem TTL > aufzubauen. Gibt es noch irgendwo Schaltpläne, in denen die Problemstellung mithilfe von TTL ICs gelöst wurde?
Stichworte für eine Web-Recherche: "analog synthesizer duophon" findet einige Synthesizer. Ganz vorne mit dabei der ARP Odyssey. Also Suche einschränken: "ARP keyboard schematics". PDF runterladen und genießen. Direkt die zweite Fundstelle: ARP 3620 Keyboard Service Manual. Also PDF runterladen und genießen. Nächsten Synthesizer aus der ersten Suche mit Stichwort "schematics" suchen. Und so weiter... ...bis zum Abwinken.
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