Forum: Offtopic Füllstandsmessung mit Plattenkondensator - Kapazität bleibt nicht konstant


von Max M. (max_m940)


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Ich möchte den Füllstand von destilliertem Wasser in einem Gefäß 
mithilfe eines Plattenkondensators messen. Der Plattenkondensator 
besteht aus zwei Aluminiumplatten mit einem Abstand von 1 cm zueinander. 
Eine der Platten ist mit einer Kunststofftüte komplett isoliert. Das 
destillierte Wasser dient als Dielektrikum.

Nun zu meinem Problem: Befindet sich der Sensor im Gefäß und ist dest. 
Wasser eingefüllt, so bleibt die Kapazität des Sensor nicht konstant, 
das heißt sie steigt langsam an. Gemessen wird bei einer Frequenz von 1 
kHz.

Meine Frage: Kann es sein, dass durch die angelegte Wechselspannung das 
Wasser irgendwie verändert bzw. seine Permittivitätszahl beeinflusst 
wird?

von Peter D. (peda)


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Die Folie nimmt Wasser auf bzw. ihr Abstand zum Metall ändert sich.
Laß die Folie weg, dann sollte es gehen.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (max_m940)


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Wenn ich die Folie entferne, habe ich leider exakt das gleiche Problem.

von M.A. S. (mse2)


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Das muss die von den Esoterikern/Homöopaten postulierte 
Gedächtnisfunktion des Wassers sein. :)

Nein, im Ernst: ich habe keine Ahnung, finde es aber interessant. Kannst 
Du einmal näher beschreiben, wie sich (zeitlich) was genau ändert?

Edit: Wenn man es hinbekäme, dass die Elektroden wirklich vollständig 
gegen das Wasser isoliert sind und die Isolationsschicht kein Wasser 
aufnimmt, dann sollte sich meinem Verständnis nach eigentlich nichts 
ändern.

Also müsste (nach meinem Verständnis, ich bin kein Chemiker) eine 
Änderung irgend ein Effekt an den Elektrodenobeflächen als Ursache 
haben.

Falls Du hier nicht auf des Rätsels Lösung kommen solltest, würde ich 
Dir raten, einmal in einem Chemieforum nachzufragen.

: Bearbeitet durch User
von M.A. S. (mse2)


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Noch eine Überlegung (ist, solange wir Deinen Messaufbau und die Art der 
Änderung nicht kennen alles reine Spekulation):

Könnte ein Effekt zugrunde liegen, der gar nichts mit dem Wasser zu tun 
hat*)?
Was passiert, wenn kein Wasser zwischen den Platten ist?
Was passiert, wenn man statt Wasser ein festes Dielektrikum einfügt?

*) Sprich: Ursache liegt im Meßaufbau?

von Georg A. (georga)


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Alu hat doch eine Oxid-Schicht, erst recht, wenn es eloxiert ist. Kann 
es sein, das da langsam Wasser eindiffundiert und damit die 
Isolationsschicht dünner wird?

von Christian M. (Gast)


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Von kapazitiver Füllstandsmessung bin ich schon lange weg! Gabz einfach 
wegen dem Drift!
Siehe auch:
http://www.magnetmotor.ch/wps/wps.html

Gruss Chregu

von Peter R. (pnu)


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Max M. schrieb:
> Nun zu meinem Problem: Befindet sich der Sensor im Gefäß und ist dest.
> Wasser eingefüllt, so bleibt die Kapazität des Sensor nicht konstant,
> das heißt sie steigt langsam an. Gemessen wird bei einer Frequenz von 1
> kHz.

Wie groß ist der Anstieg? 1% oder 10%

möglicheweise kann sich die Dieelektrizitätskonstante auch wegen der 
Temperaturänderung verschieben.

wahrscheinlich misst Du aber in Wirklichkeit die Kapazität der Folie der 
Kunststofftüte mit. Die ändert sich stark durch das Eindiffundieren des 
Wassers. Im Laufe der Zeit steigt der Anteil des eindiffundierten 
Wassers auf einige % und mit dem epsi.-r von 80 im Vergleich zu dem e.-r 
des Kunststoffs von 6 ergibt das eine erhebliche Kapazitätsänderung des 
Folienkondensators von einigen Prozent. Und bei einer Schichtdicke unter 
100µm wandert das Wasser relativ schnell in den Kunststoff ein.

Schließlich sind in der Anordnung zwei Kondensatoren in reihe 
geschaltet, der "Wasserkondensator"mit 1cm Dicke und der 
Folienkondensator mit Foliendicke. Der Folienkondensator ist halt 
"wasserabhängig" und ändert sich mit der Zeit+ Temperatur, da ja die 
Diffusion tempabhängig ist.

Ich wil in dem Zusammenhang an die "tropenfesten" Kondensatoren 
erinnern: Die normalen Cs müssen bei hoher Luftfeuchtigkeit in 
Blechgehäusen mit Glasdurchführungen gekapselt werden, obgleich ihr 
serienmäßiges Gehäuse ja eigentlich aus einem 0,5mm oder stärkerem 
Kunststoff besteht.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Christian M. schrieb:
> Von kapazitiver Füllstandsmessung bin ich schon lange weg! Gabz einfach
> wegen dem Drift!

Das ist auch kein Wunder. Der 74HC14 mag alles mögliche sein, aber ein 
Präzisionstimer ist er auf keinen Fall.
Deutlich stabiler geht es z.B. mit dem Analog-Komparator des ATtiny2313. 
Mit nem Quarz dran, kann der auch gleich die Pulsdauer messen und über 
die UART ausgeben.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Meine Antwort: Ja

Wie nicht anders zu erwarten, ist die "dielektrizitätskonstante wasser"
https://de.wikipedia.org/wiki/Permittivit%C3%A4t
von verschiedenen Parametern abhängig.

Für eine ernsthafte Diskussion fehlen quantitative Aussagen:
- Photos vom Aufbau, Schaltplan, Beschreibung
- Messwerte (gemessenes Kapazität und Temperatur vom Aufbau und Aqua 
Dest)

Noch ein Vorschlag zum Selbsttest:
- erwartete Kapazität des Aufbaus in verschiedenen Betriebszuständen 
berechnen und mit Messergebnissen vergleichen.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Georg A. schrieb:
> Alu hat doch eine Oxid-Schicht

Stimmt, Alu ist das denkbar schlechteste Material dafür, viel zu 
reaktiv.
Wenn die Platten nicht vollisoliert sind (z.B. lackiert), mußt Du schon 
Gold oder Platin nehmen, um reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.

von Michael S. (mikel_x)


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Wenn der Effekt mit und ohne Tüte auftritt, ist es wahrscheinlich, dass 
der Generator nach dem Starten temperaturbedingt wegdriftet. Probier es 
doch vergleichsweise mal mit einem Festkondensator im Trockenen...

von Max M. (max_m940)


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Ich versuche mal noch alle offenen Fragen zu klären:

Wenn der Sensor nicht im Wasser ist, bleibt der Wert konstant. Er steigt 
also nur an sobald Wasser zwischen den Platten ist. Der Wert steigt um 
ca 10pF alle 1 bis 2 Sekunden. Dadurch steigt auch der angezeigte 
Füllstandswert um ca 0,1% alle 1 bis 2 Sekunden.

An der Auswerteschaltung kann es eigentlich nicht liegen, weil wenn ich 
anstatt dem Sensor einen normalen Kondensator anschließe, bleibt die 
Ausgangsspannung konstant. Der Oszillator schwingt also stabil.

Messe ich die Kapazität mit einem RCL Meter, so misst dieses auch den 
Anstieg der Kapazität wie oben beschrieben.

Vielleicht liegt es wirklich am verwendeten Material (Aluminium). Ich 
werde auch mal die zweite Elektrode isolieren oder gleich ein anderes 
Metall verwenden, vielleicht ist das ja die Lösung.

von Uhu U. (uhu)


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Max M. schrieb:
> Dadurch steigt auch der angezeigte
> Füllstandswert um ca 0,1% alle 1 bis 2 Sekunden.

Dann mittle den Wert eben über ein paar Sekunden, oder ist das dann zu 
ungenau für deine Anwendung?

von Peter D. (peda)


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Max M. schrieb:
> Dadurch steigt auch der angezeigte
> Füllstandswert um ca 0,1% alle 1 bis 2 Sekunden.

Wie genau mußt Du denn messen?

von Dumdi D. (dumdidum)


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Miss mal eine Kurve über 2-3h, und häng die hier an. Gleichzeitig auch 
die Wassertemperatur protokollieren.

von Henrik V. (henrik_v)


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Als billige und zuverlässige Elektroden bei kapazitiver 
Füllstandsmessung hat sich eine Konstruktion aus zwei 
Kunstoffwasserrohren*  mit Alukern als Koaxialkondensator bewährt. So 
ein Koaxialaufbau ist auch robuster gegenüber Lagefehlern/verschiebungen 
:)

*Die Haushaltswasserrohre gibt's in verschiedenen Durchmessern im 
Baumarkt.
Vorteil: Nur die Schnittkanten müssen noch isoliert werden, der Rest ist 
Lebensmitteltauglich.


Man kann ja mal den Klempner nach Resten fragen ...

: Bearbeitet durch User
von Max M. (max_m940)


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Vielen Dank für eure Hilfe! Das Problem ist gelöst.

Woran es gelegen hat kann ich leider nicht sagen, aber nachdem ich einen 
neuen Sensor aus Edelstahl gebaut habe, ist die Kapazität und demzufolge 
auch der angezeigte Füllstand wunderschön konstant geblieben.

von Peter R. (pnu)


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Danke für diese Rückmeldung!
Kann man dazu eventuell ein Bild oder eine Skizze sehen?
Darüber würde ich mich noch mehr freuen.

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