Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Asynchronmotor: Verlustleistung im Überlastbereich?


von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Hallöchen!

wegen meines neuen Projektes bin ich wieder mal dabei, neue Dinge zu 
bauen: eine (kleine) vollautomatische Spritzgussmaschine :-)

Im Moment bin ich bei der Berechnung der Hydraulik und dort bei der 
erforderlichen Leistung bzw. der Motorgröße.

Wer das Prinzip einer (hydraulisch gesteuerten) Spritzgussmaschine nicht 
kennt: der (Haupt-)Hydraulikzylinder drückt das Werkzeugplattenpaket bei 
jedem Zyklus Richtung Anspritzplatte, bis die Form geschlossen und 
bereit für den nächsten "Schuss" ist.

Das heisst, dass der Zylinder 99,9% des Weges quasi drucklos ausfährt 
und erst kurz nach dem Schließen des Plattenpakets der erforderliche 
Druck (dann allerdings schnell und sehr hoch) aufgebaut wird. Ab dem 
gewünschten Schließdruck schaltet ein Entlastungsventil die Druckleitung 
drucklos und die Hydraulikpumpe läuft quasi im Leerlauf. Der Zylinder 
hält derweil seinen Druck mit Hilfe von Rückschlagventil und 
Hydraulikspeicher.

Das Entformen (also das Öffnen des Werkzeugs) benötigt dann kaum noch 
Leistung, die der Zylinder beim Einfahren aufbringen muss.

D.h.: mein Pumpenmotor läuft zu 99% weit unter seiner Nennlast und hat 
nur einmal pro Zyklus kurz eine Lastspitze.

Ich würde den Motor nun gerne so auslegen, dass diese Spitze durch das 
gutmütige Überlastverhalten des Asynchronmotors abgedeckt wird (zwei- 
bis dreifache Drehmomentüberlastung ist ja meist kein Problem). Passend 
für meine Hydraulik wäre wohl ein 4-poliger 0,75kW-Motor.

Weil ich dazu nicht wirklich etwas finde, meine Frage dazu:

Kann ich zumindest überschlagsweise aus den üblichen Motordaten der 
Hersteller (Wirkungsgrad etc.) das Verhalten und da insbesondere die 
Verlustleistungen im Überlastbereich berechnen?

Wie sieht so eine Kurve "Wirkungsgrad über abgegebene 
Leistung/Drehmoment") grundsätzlich aus?

Das Motörchen soll ja nicht überlastet werden, andererseits will ich 
keinen Trümmer da stehen haben, der überdimensioniert ist. Und drittens 
interessiert es mich einfach ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Manfred K. (mkch)


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Hallo,
ob oder ob nicht, hängt vom Drehmomentverlauf ab. Wenn das aktuelle 
Moment an der Motorwelle das Kippmoment übersteigt wird nur noch ein 
ganz geringes Moment an der Welle erzeugt und die Drehzahl geht gemäß 
der Momentenverhältnisse gegen Null. Die ASM macht nur noch Verluste mit 
der Folge von heftiger Rauchentwicklung. Etwaige Abhilfe dafür, 
eventuell eine ausreichend große Schwungmasse verwenden.
Viele Grüße Manfred

von Der Andere (Gast)


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Ich sehe das ähnlich wie Manfred.
Das Kippmoment des Motors sollte halt deutlich über dem Maximalmoment 
der Hydraulikpunpe liegen.
Thermisch dürfte das kein Problem sein, da die Lastspitze ja wohl 
weniger als eine Sekunde pro 20/30 Sekunden oder noch weniger beträgt.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Der Andere schrieb:
> Ich sehe das ähnlich wie Manfred.
> Das Kippmoment des Motors sollte halt deutlich über dem Maximalmoment
> der Hydraulikpunpe liegen.

Ja, das ist mir klar. Die Maximalleistung, d.h. die Leistung der Pumpe 
beim Drucklosschalten wollte ich auf das doppelte Nennmoment legen.

> Thermisch dürfte das kein Problem sein, da die Lastspitze ja wohl
> weniger als eine Sekunde pro 20/30 Sekunden oder noch weniger beträgt.

Genau darum geht es mir ;-)

Ich suche so etwas wie eine Faustformel oder zumindest eine 
repräsentative Kurve für die Verlustleistung im Überlastbereich. Dass 
die massiv ansteigt, ist vorauszusehen.

Ich muss halt abwägen, da ein zu großer Motor im Leerlauf auch größere 
Verluste hat - und das Ding soll später ja 24/7 laufen.

Außerdem könnte ich bei einem kleineren Motor noch einphasig mit 230V 
arbeiten (eventuell mit Umrichter). Dann könnte das Maschinchen hier 
oben im Haus in einem Kellerraum werkeln :-)

von Manfred K. (mkch)


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Hallo nochmals,
ohne Kenntnis der Drehmomentverläufe kann man keine Prognosen machen. Da 
hilft nur probieren. Drehmoment und Leistung haben keine allgemeine 
harte Abhängigkeit zueinander. Diese ist nur durch das Motordesign 
gegeben. Dazu muss man sich die Daten wie z.B. Kippschlupf besorgen.
Grüße Manfred

von Der Andere (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Ich suche so etwas wie eine Faustformel oder zumindest eine
> repräsentative Kurve für die Verlustleistung im Überlastbereich.

Sorry damit kann ich nicht dienen. Ich denke aber das die Begrenzung 
wirklich beim Kippmoment liegt.
Wenn du dir das Diagramm hier anschaust (Bild 5.3, dicke Linie):
http://www.antriebstechnik.fh-stralsund.de/1024x768/Dokumentenframe/Versuchsanleitungen/FH_Nuernberg/Asynchronmaschine.pdf
dann siehst du recht gut, daß das Drehmoment bis fast zum Kippmoment 
recht linear zur Drehzahlabnahme ansteigt und zwar recht steil.
Da die machanische Leistung Drehzahl mal Drehmoment ist fällt der 
Wirkungsgrad also nicht sehr stark ab, das heisst die thermische 
Verlustleistung steigt nicht so überproportional an.

Das deckt sich auch mit meinen (geringen) praktischen Erfahrungen. Wenn 
ich sehe (oder auch höre) wie z.B. Kreissägen beim Brennholzsägen mit 
stumpfen Sägeblättern oft regelmäßig bis fast zum Stillstand gequält 
werden, und das stundenlang dann sind die ASMs da äusserst gutmütig.

Chris D. schrieb:
> Außerdem könnte ich bei einem kleineren Motor noch einphasig mit 230V
> arbeiten (eventuell mit Umrichter). Dann könnte das Maschinchen hier
> oben im Haus in einem Kellerraum werkeln :-)

Vorsicht beim Umrichter, der muss ja den höheren Strom für den 
Überlastfall abkönnen.

von Der Andere (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Vorsicht beim Umrichter, der muss ja den höheren Strom für den
> Überlastfall abkönnen.

Nachtrag: Wenn der eine Strombegrenzung macht, dann ist dein Kippmoment 
nämlich ganz schnell deutlich geringer als bei einem hart ans Netz 
geklemmten Motor.

von THOR (Gast)


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> Das deckt sich auch mit meinen (geringen) praktischen Erfahrungen. Wenn
> ich sehe (oder auch höre) wie z.B. Kreissägen beim Brennholzsägen mit
> stumpfen Sägeblättern oft regelmäßig bis fast zum Stillstand gequält
> werden, und das stundenlang dann sind die ASMs da äusserst gutmütig.

Mein Vater hat damit mal eine totbekommen. Da fehlt dann die Kühlung und 
die Wärme sammelt sich in den Wicklungen.

Ich wäre mit der Aussage vorsichtig, was im Winter draussen klappt, muss 
in nem geheizten Raum nicht unbedingt empfehlenswert sein.

von Der Andere (Gast)


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THOR schrieb:
> Ich wäre mit der Aussage vorsichtig,

Das war keine Empfehlung. Wenn du meinen Beitrag gelesen hättest dann 
wüsstest du daß ich geschrieben hatte man muss unterhalb des Kippmoments 
bleiben.
Und ja diese Motore sind nicht unzerstörbar.

von ??? ?. (wookiee)


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Manfred K. schrieb:

> Drehmoment und Leistung haben keine allgemeine
> harte Abhängigkeit zueinander. Diese ist nur durch das Motordesign
> gegeben.

Allgemein gilt P = omega * M. Sieht für mich hart proportional aus.

: Bearbeitet durch User
von Clemens S. (zoggl)


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als Bauernregel mit großer Sicherheit:

Die elektrischen Verluste steigen mit(Mbetrieb/MNenn)² (Strom steigt 
linear, Verluste ca im Quadrat)
Die elektrischen Verluste sinken Linear mit MBetrieb/MNenn (in dieser 
Ungenauigkeit liegt die Sicherheit)

Das gilt nur, wenn die Motordrehzahl konstant bleibt. Wenn du ihn 
ausschaltest fällt auch die Kühlung aus.

so legen wir Motoren aus, bei denen es nicht auf die letzte Optimierung 
ankommt.

und jetzt musst du nur noch zeigen, dass da im Schnitt nicht mehr wie 
50W (750W Motor mit 93% Wirkungsgrad) rauskommen.

von Der Andere (Gast)


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??? ?. schrieb:
> Allgemein gilt P = omega * M. Sieht für mich hart proportional aus.

Ja und? Das ist die mechanische Abgabeleistung.
Damit ist nichts über die Verlustleistung gesagt und damit auch nichts 
über das Überlastverhalten.
Manfred meinte auch eher die Aufnahmeleistung.

von Elektrofan (Gast)


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Chris D. schrieb:
> D.h.: mein Pumpenmotor läuft zu 99% weit unter seiner Nennlast und hat
> nur einmal pro Zyklus kurz eine Lastspitze.

Wieviel Verlustleistung während 1% der Gesamtzeit zusätzlich anfallen, 
ist wenig interessant.
Also, wichtig ist, dass das Kippmoment nicht überschritten wird
und der Motor nicht abgewürgt wird.
Ist der Motorschutz richtig vorgesehen bzw. eingestellt, kann eigentlich 
gar nichts passieren.

von Günter Lenz (Gast)


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Chris D. schrieb:
>insbesondere die
>Verlustleistungen im Überlastbereich berechnen?

Den ohmischen Widerstand der Wicklung bestimmen.
Den Strom bei einem bestimmten Betriebzustand Messen.
Den Spannungsabfall an den ohmischen Wicklungswiderstand
berechnen.

U = R * I

Die Verlustleistung berechnen:

P = U * I

Die Verlustleisung bei einem blockierten Motor berechnen:
Spannung zum Quadrat durch Wicklungswiderstand.

Überlastbereich = Zerstörung.
Also man hält sich daran was auf dem Typenschild steht
und konstruiert etwas, daß die Überlast verhindert,
vielleicht eine Rutschkupplung. Gibt es bei Hydrauliksysteme
keine Überdruckventiele? Das verhindert doch auch eine
Überlastung. Wenn du starke Kräfte haben willst, nimm
ein Getriebe, dann kannst du auch Motore mit kleiner Leistung
benutzen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Günter Lenz schrieb:
> Überlastbereich = Zerstörung.

Dauerhaft sicherlich - aber mir ging es ja um kleine Lastspitzen.
Sonst dürfte man keinen ASM einschalten :-)

> Also man hält sich daran was auf dem Typenschild steht
> und konstruiert etwas, daß die Überlast verhindert,
> vielleicht eine Rutschkupplung. Gibt es bei Hydrauliksysteme
> keine Überdruckventiele?

Doch, natürlich - z.B. sogenannte Druckbegrenzungsventile.

Da sich mein Motor aber 99% der Zeit quasi nur im Leerlauf befindet, 
wollte ich ihn so auslegen, dass er die Lastspitze mit seiner 
Überlastfähigkeit sicher abfangen kann.

> Wenn du starke Kräfte haben willst, nimm
> ein Getriebe, dann kannst du auch Motore mit kleiner Leistung
> benutzen.

Klar, das kann man machen, aber bei Hydraulik nutzt man dann eher eine 
Pumpe mit geringerem Volumenstrom oder einen entsprechenden Zylinder, 
was beides zu der gewünschten Untersetzung führt.

Problem dabei: die Kolbenbewegung wird sehr langsam (oder die erzielbare 
Kraft zu klein). Das wiederum hat Einfluss auf die Schmierung der 
Dichtungen im Zylinder (hydrodynamische Schmierung vs. Mischschmierung) 
und damit auf die Lebensdauer derselben.

Außerdem verlängert das natürlich die Zykluszeit unnötig.

Ich muss also einen Kompromiss finden zwischen Volumenstrom, maximalem 
Druck im System, geringem "Ruhe"energieverbrauch und (gewünschter) 
Verwendbarkeit bei 230V.

Ich denke, "der Andere" und der "Elektriker" haben das ganz gut 
zusammengefasst: sicher unterm Kippmoment bleiben und den Umrichterstrom 
entsprechend einstellen - wobei da zumindest bei meinen Lenzeumrichtern 
auch Überlaststrom eingestellt werden kann. Erst wenn der zu lange 
anliegt (=Motor hat ein Problem), schaltet der Umrichter in den 
Fehlermodus.

Letztendlich werde ich wohl doch aufbauen und Temperatur etc. messen 
müssen. Mit etwas Glück kann ich vielleicht sogar das Motorlüfterrad 
entfernen und Energie einsparen. Ich werde berichten (ist ja auch das 
erste Mal, dass ich mit Hydraulik arbeite :-)

Vielen Dank erstmal an alle!

: Bearbeitet durch Moderator
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Was mir gestern Abend noch in den Sinn kam:

Ein Umrichter wäre in der Tat sehr sinnvoll, da ich dann die 
Motorfrequenz auch während des Zyklus ändern könnte. Bis kurz vor dem 
Schluss der Werkzeugplatten lasse ich ihn mit hoher Frequenz laufen und 
erst zum Schluss gehe ich auf Nennfrequenz mit "genehmigter" 
kurzzeitiger Überlastung zurück. Eine Weglängenmessung wollte ich eh 
einbauen, um die Funktion der Hydraulik überwachen zu können.

Eine andere Möglichkeit ohne Überlast wäre, dass ein kleiner Motor die 
gesamte Zeit über den Maximaldruck mit geringem Volumen fördert und 
diesen an einen Hydraulikspeicher abgibt, aus dem sich dann das System 
"bedient". So würde der sehr kleine Motor bei richtiger Auslegung 
ständig mit Nennlast und ohne Spitzen laufen.

Mal sehen, für welche Lösung ich mich entscheide. Ich gebe dann hier 
Rückmeldung :-)

von Pandur S. (jetztnicht)


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Was soll die Optimierung denn bringen? Anstelle eines 1.5kW Motores, 
einen 750W einsetzen ergibt eine finanzielle Einsparung um ? vielleicht 
10%, Da die Leistung nur waehrend 1% der Zeit effektiv benoetigt wird, 
ist die Einsparung an Strom ? Die einsparung in euro ?
Und dafuer einen Aufstand und Messungen machen .. es scheint ja nur um 1 
Stueck zu gehen.

: Bearbeitet durch User
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Oh D. schrieb:
> Was soll die Optimierung denn bringen? Anstelle eines 1.5kW Motores,
> einen 750W einsetzen ergibt eine finanzielle Einsparung um ? vielleicht
> 10%, Da die Leistung nur waehrend 1% der Zeit effektiv benoetigt wird,
> ist die Einsparung an Strom ? Die einsparung in euro ?
> Und dafuer einen Aufstand und Messungen machen

Ja, durchaus, weil das Ding dann wirklich 24/7 läuft. Jedes Watt, das 
ich einspare, macht sich also bemerkbar.

Natürlich kann ich da auch einen 1,5kW-Motor dranflanschen. Aber das 
Ding ist teurer, schwerer, lauter, benötigt einen größeren Umrichter und 
es wird unter Umständen eng mit meinem Plan, das Ding mit 1P/230V/16A 
betreiben zu können. Ich benötige ja auch noch einiges an Energie für 
die Heizung der Platten, Kühlung/Heizung der Schnecke, Förderung der 
Komponenten, Robotorarm für Entformung und Palettierung usw.

Außerdem ist es mir einfach ein Bedürfnis, Produkte und Geräte zu 
entwickeln, die ausgereift und energieeffizient sind. Andere Dinge 
verlassen unsere Fertigung nicht. Nennen wir es 
"Unternehmensphilosophie" ;-)

Ich denke, da kann man in der Planungsphase durchaus mal etwas 
kostenloses Hirnschmalz einsetzen um die verschiedenen Varianten mal 
durchzuspielen, bevor ich investiere.

> .. es scheint ja nur um 1
> Stueck zu gehen.

Ja, das ist bei Prototypen immer so ;-)

Wenn der läuft, werden es sehr wahrscheinlich mehr. Mit 
Spritzguss-Lohnfertigung kann man durchaus gutes Geld verdienen - ohne 
großen Aufwand beim Betrieb.

Aber jetzt geht es mir erstmal darum, die Varianten abzuklopfen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Jörg K. (joergk)


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Was Du vorhast, nennt sich Betriebsart S6.

Gute Motorenbauer können mit den von Dir errechneten Werten ohne 
Probleme eine entsprechende Maschine auswählen.

VEM hat z.B. die Drehzahl/Drehmoment/Stromkurven offen im Netz.

Und ja, die Kupferverluste (und um die geht es hier) steigen quadratisch 
mit M/Mnenn an. Thermische sehe ich hier aber nicht Dein Problem, eher 
beim erforderlichen Kippmoment. Mk/Mnenn größer 3 ist für viele 
Maschinen die Grenze. Zweiphasige Motoren mit Hilfskondensator schaffen 
das mit den für den Normalbetrieb ausgelegten Kondensatoren aber nicht.

Einen Umrichter brauchst Du meines Erachtens eher nicht (er müßte auch 
einen Überlaststrom von 3*Inenn zumindest kurzfristig liefern können), 
außer Du legst Wert auf die einphasige Versorgung der Maschine.

Wir fahren hier große Maschinen >400kW problemlos mit M/Mnenn von 2,5: 
Wichtig ist nur, daß die Umrichter das auch liefern können und das die 
Überlast nicht zu lange anhält. Letzteres ist bei Dir ja kein Problem, 
die restliche Zeit dreht der Motor ja fast im Leerlauf und kühlt gut ab.

Jörg

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Jörg K. schrieb:
> Was Du vorhast, nennt sich Betriebsart S6.
>
> Gute Motorenbauer können mit den von Dir errechneten Werten ohne
> Probleme eine entsprechende Maschine auswählen.
>
> VEM hat z.B. die Drehzahl/Drehmoment/Stromkurven offen im Netz.

Super, vielen Dank! "S6" hilft mir bei der Suche schon sehr viel weiter.

> Und ja, die Kupferverluste (und um die geht es hier) steigen quadratisch
> mit M/Mnenn an. Thermische sehe ich hier aber nicht Dein Problem, eher
> beim erforderlichen Kippmoment. Mk/Mnenn größer 3 ist für viele
> Maschinen die Grenze. Zweiphasige Motoren mit Hilfskondensator schaffen
> das mit den für den Normalbetrieb ausgelegten Kondensatoren aber nicht.
>
> Einen Umrichter brauchst Du meines Erachtens eher nicht (er müßte auch
> einen Überlaststrom von 3*Inenn zumindest kurzfristig liefern können),
> außer Du legst Wert auf die einphasige Versorgung der Maschine.

Ja, das wäre mir schon wichtig. Ich möchte die Maschinen wirklich 
überall betreiben können, sozusagen als "Tischmaschinchen" von der Größe 
her etwa so wie die Babyplast oder noch eher Boy XXS. Da wäre es schön, 
wenn man nicht auf 3p-Versorgung angewiesen ist.

Ich habe heute Mittag nochmal in die Handbücher meiner 0,75kW-Umrichter 
geschaut: die machen bis zum dreifachen des Nennstromes für 60 Sekunden 
mit. Man kann das aber auch nach unten korrigieren.

Bezügl. der Drehzahlerhöung beim lastarmen Zufahren der Form habe ich 
noch eine Frage:

Ist es ein Problem, einen bspw. 8-poligen DIN-Motor mit Nenndrehzahl 
720/min mit 3000/min laufen zu lassen? Rein von den Lagern etc. her sind 
die Typen ja identisch zu den 2-poligen Typen. Unterscheiden sich dabei 
eigentlich die Rotoren oder wird nur anders gewickelt?

Wenn das problemlos ginge, dann hätte ich meine schnelle Schließbewegung 
mit 200Hz Ansteuerung und bei Nenndrehzahl dann mein gewünschtes hohes 
Drehmoment, so dass ich vielleicht sogar mit dem Nennstrom auskäme :-)
Denn dann kann ich ja eine Hydraulikpumpe mit kleinerem Fördervolumen 
(=mehr Druck bei gleichem Drehmoment) verwenden.

(Geeignete, guten Motoren z.B. von Groschopp kann man recht problemlos 
mit der doppelten Drehzahl fahren - ich habe hier so einen 2-poligen an 
meiner manuellen Fräse. Der läuft durchaus mal 7000/min und ist immer 
noch recht vibrationsarm und leise - bis auf den Lüfter ;-)

Weisst Du, wie das bei den üblichen Feldwaldwiesenmotoren aussieht?

> Wir fahren hier große Maschinen >400kW problemlos mit M/Mnenn von 2,5:
> Wichtig ist nur, daß die Umrichter das auch liefern können und das die
> Überlast nicht zu lange anhält. Letzteres ist bei Dir ja kein Problem,
> die restliche Zeit dreht der Motor ja fast im Leerlauf und kühlt gut ab.

Ja, so sehe ich das auch.

von Elektrofan (Gast)


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> Ist es ein Problem, einen bspw. 8-poligen DIN-Motor mit Nenndrehzahl
> 720/min mit 3000/min laufen zu lassen?

Faktor 4 ist ein bisschen viel.
Einfluss der Streuinduktivität, höhere Eisenverluste, "weichere" 
Kennlinie.

Wir hatten gelernt, Faktor 2 geht (aber mit Feldschwächung, d.h. mit 
unveränderter Nennspannung).

von Dieter W. (dds5)


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Muss es denn wirklich Hydraulik sein?
Vielleicht wäre auch eine Kniehebel-Mechanik ausreichend.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Dieter W. schrieb:
> Muss es denn wirklich Hydraulik sein?
> Vielleicht wäre auch eine Kniehebel-Mechanik ausreichend.

Die war zuerst angedacht :-)

Aber das ist mechanisch recht aufwändig:
Der Kniehebel selbst mit den Gleitlagern, dann der Antrieb - ohne 
Druckluft heisst das: Gewindestange, Motor, drehbare Lagerung desselben 
usw.

Und dann müssen später die Werkzeuge alle exakt dieselbe Dicke haben, 
damit ich auch die Kraft aufbringen kann.

Demgegenüber muss ich bei der Hydraulik einfach nur bis zu meinem leicht 
einstellbaren(!) Schließdruck zufahren - fertig.

Darüberhinaus kann ich einfach mit einem weiteren Zylinder die Bewegung 
der Spritzdüse realisieren.

Hydraulik ist sehr preiswert geworden, passende Pumpen gibt es für unter 
50€ (neu!), die Kolben kann man sich leicht selbst anfertigen (lerne ich 
demnächst bei meinem Maschinenbaurentner :-).

von Jörg K. (joergk)


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Elektrofan schrieb:
>> Ist es ein Problem, einen bspw. 8-poligen DIN-Motor mit Nenndrehzahl
>> 720/min mit 3000/min laufen zu lassen?
>
> Faktor 4 ist ein bisschen viel.
> Einfluss der Streuinduktivität, höhere Eisenverluste, "weichere"
> Kennlinie.
>
> Wir hatten gelernt, Faktor 2 geht (aber mit Feldschwächung, d.h. mit
> unveränderter Nennspannung).

Wir gehen bis 120Hz, also Faktor 2,4. Das ist auch vom Hersteller so 
abgesegnet: Von 0..50Hz konstantes Moment, ab 50Hz..120Hz konstante 
Leistung.

Aber eines darfst Du nicht vergessen: Das Kippmoment geht im 
Feldschächebereich mit dem Quadrat des Feldschwächfaktors zurück, Du 
hast also bei Feldschwächfaktor 2 nur noch 1/4 des 50Hz-Kippmomentes.
So wie ich Deine Anforderung verstehe, sollte das aber kein Problem 
sein.

Zwei Dinge solltest Du aber nicht vergessen:
- Die Lüfter werden sehr laut, da sie ja nicht für diese Drehzahl 
vorgesehen sind
- Die Verlustleistung im Umrichter steigt an, da üblicherweise mit einer 
höheren Pulsfrequenz gearbeitet werden muß, um eine zumindest 
sinusähnliche Spannung modulieren zu können. Einfache Umrichter können 
das oft nicht und nähern sich dann stark der Blockkommutierung an (also 
fast rechteckige Spannung). Das macht wiederum mehr Krach und 
Vibrationen, erzeugt zusätzlich aber noch kräftige Eisenverluste.

Zusammengefaßt würde ich sagen, eine Frequenz von 120Hz würde ich nicht 
überschreien, und das auch nur mit "richtigen" Umrichtern und 
"richtigen" Motoren. Dann ist das kein Problem. Lagerprobleme kenne ich 
nicht dabei, wir haben Schneckenantriebe viele tausend Stunden mit 100Hz 
bei relativ hohen Lastmomenten laufen lassen und es gab nie Ausfälle.

Das genaue Berechnen Deines Motors wird schwierig, vieles ist dabei 
Erfahrungswert. Aber bei den von Dir angestrebten Leistungen kannst Du 
ja Motor und Umrichter zumindest etwas überdimensionieren, ohne gleich 
nennenswert Geld auszugeben.

Was ich empfehlen würde, ist einen Motor mit Thermistor einzusetzen, 
denn das thermische Modell des Umrichters oder gar eines 
Motorschutzschalters kann die Verlustmechanismen und die stark 
verbesserte Kühlung nur unzureichend abbilden.

Jörg

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Jörg K. schrieb:
> Elektrofan schrieb:
>>> Ist es ein Problem, einen bspw. 8-poligen DIN-Motor mit Nenndrehzahl
>>> 720/min mit 3000/min laufen zu lassen?
>>
>> Faktor 4 ist ein bisschen viel.
>> Einfluss der Streuinduktivität, höhere Eisenverluste, "weichere"
>> Kennlinie.
>>
>> Wir hatten gelernt, Faktor 2 geht (aber mit Feldschwächung, d.h. mit
>> unveränderter Nennspannung).
>
> Wir gehen bis 120Hz, also Faktor 2,4. Das ist auch vom Hersteller so
> abgesegnet: Von 0..50Hz konstantes Moment, ab 50Hz..120Hz konstante
> Leistung.
>
> Aber eines darfst Du nicht vergessen: Das Kippmoment geht im
> Feldschächebereich mit dem Quadrat des Feldschwächfaktors zurück, Du
> hast also bei Feldschwächfaktor 2 nur noch 1/4 des 50Hz-Kippmomentes.
> So wie ich Deine Anforderung verstehe, sollte das aber kein Problem
> sein.

Vielen Dank für Eure Einschätzungen.

Zurückgehende Leistung dürfte in meinem Fall wirklich keine Rolle 
spielen. Man kann das Plattenpaket ziemlich sicher problemlos per Hand 
vorschieben. Ich nehme mal an, dass die Lagerreibung im Motor und der 
Lüfter die weitaus größeren Lasten sein werden.

Mir ging es eigentlich nur um die mechanischen Grenzen. Ansonsten darf 
er halt (quasi bei Leerlauf) nicht stehenbleiben :-)

> Zwei Dinge solltest Du aber nicht vergessen:
> - Die Lüfter werden sehr laut, da sie ja nicht für diese Drehzahl
> vorgesehen sind

Ja, ich werde wohl um Temperaturmessungen nicht herumkommen. Oder ich 
wechsele den Lüfter gegen ein passendes Modell, oder montiere einen 
intelligenten Lüfter - oder die Erwärmung ist so gering, dass ich ihn 
ganz weglassen kann.

> - Die Verlustleistung im Umrichter steigt an, da üblicherweise mit einer
> höheren Pulsfrequenz gearbeitet werden muß, um eine zumindest
> sinusähnliche Spannung modulieren zu können. Einfache Umrichter können
> das oft nicht und nähern sich dann stark der Blockkommutierung an (also
> fast rechteckige Spannung). Das macht wiederum mehr Krach und
> Vibrationen, erzeugt zusätzlich aber noch kräftige Eisenverluste.

Die Lenze, die ich hier habe, liefern zumindest bei 100Hz einen noch 
erstaunlich guten Sinus.

> Das genaue Berechnen Deines Motors wird schwierig, vieles ist dabei
> Erfahrungswert. Aber bei den von Dir angestrebten Leistungen kannst Du
> ja Motor und Umrichter zumindest etwas überdimensionieren, ohne gleich
> nennenswert Geld auszugeben.

Ok, das war es, was ich eigentlich wissen wollte: Berechnung schwierig 
bis unmöglich, ich muss also etwas rumspielen :-)

> Was ich empfehlen würde, ist einen Motor mit Thermistor einzusetzen,
> denn das thermische Modell des Umrichters oder gar eines
> Motorschutzschalters kann die Verlustmechanismen und die stark
> verbesserte Kühlung nur unzureichend abbilden.

Gute Idee - das wäre auch im Hinblick auf eine geregelte Lüftung 
interessant. Beziehen sich die Isolationsklassen eigentlich auf 
Temperaturen direkt in der Wicklung oder Gehäusetemperaturen? Ich nehme 
mal Ersteres an.

von joergk (Gast)


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Die Temperaturklassen beziehen sich auf die Temperaturbeständigkeit der 
Drahtisolation. Thermistoren sind üblicherweise im Wickelkopf 
eingebettet, spiegeln also die Wicklungstemperatur wider. Optimal wäre 
ein Pt100, dann hast Du die genaue Temperatur. Ein Pt100 sollte aber 
geschirmt sein, sonst hast Du die Umrichter-PWM überall in Deiner 
Meßschaltung.

Jörg

von Der Andere (Gast)


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Chris D. schrieb:
> oder die Erwärmung ist so gering, dass ich ihn
> ganz weglassen kann.

Lüfter bei einem 3P Asynchronmotor ganz weglassen kommt mir spanisch 
vor, solbst bei wenig Last. Ich bin jetzt weis Gott kein 
Motorspezialist, aber dann wird der Rotor doch quasi nicht mehr gekühlt.
Oder willst du statt dessen eine Zwangskühlung bauen?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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@Jörg: danke für die Erklärung :-)

Der Andere schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> oder die Erwärmung ist so gering, dass ich ihn
>> ganz weglassen kann.
>
> Lüfter bei einem 3P Asynchronmotor ganz weglassen kommt mir spanisch
> vor, solbst bei wenig Last. Ich bin jetzt weis Gott kein
> Motorspezialist, aber dann wird der Rotor doch quasi nicht mehr gekühlt.
> Oder willst du statt dessen eine Zwangskühlung bauen?

Der Motor würde dann nur noch über normale Abstrahlung und 
Luftkonvektion gekühlt.

Ich hab so etwas bei meinen süßen 2-poligen (180W) Asynchronmotörchen 
gemacht, an denen ich so an jedem Wellenende eine andere Schleifscheibe 
für meine Hartmetall- und HSS-Werkzeuge anbringen (Diamant in 
verschiedenen Körnungen, CBN, etc.) und damit die Anzahl der Motoren 
halbieren konnte.

Die laufen ja quasi auch ohne Last bzw. werden auch jeweils nur wenige 
Minuten gebraucht.

Ich kann die aber im Leerlauf auch problemlos dauerhaft laufen lassen. 
Selbst nach einer Stunde sind die kaum handwarm. Andererseits ist da die 
Oberfläche im Verhältnis zur Leistung auch günstiger ;-)

Da mein Hydraulikantrieb sich ja zu 99% auch im Leerlauf befindet, wäre 
meine Idee, es einfach mal - natürlich kontrolliert - zu versuchen.

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