Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schutzwiderstand nötig?


von Matze (Gast)


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Ist es nötig bei einem Netzfilter vor den Kondensator, der direkt 
parallel zum Netz ist, einen hochohmigen Widerstand zu platzieren, damit 
sich der Kondensator entlädt wenn ich das Ding vom Netz stöpsle? Was 
passiert wenn ich den Widerstand weg lasse? Im Anhang ist ein Bild wie 
ich mir das vorstelle..

: Verschoben durch Moderator
von HildeK (Gast)


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Das hängt vom nachfolgenden "Gerät" ab. Normalerweise wird dieses den 
Kondensator leeren. Sollte aber zwischen dem Filter und dem "Gerät" noch 
ein Schalter sitzen, dann ist der Widerstand dazu da, den Quer-C zu 
leeren.

von Matze (Gast)


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Das Gerät kann beliebig angesteckt bzw. entfernt werden. Wenn also das 
Gerät an dem Netzfilter hängt und ich ziehe in der Konstellation den 
Netzstecker, entlädt mir das Gerät den Kondensator. Was ist aber wenn 
kein Gerät / kein Verbraucher am Netzfilter hängt und ich stöpsle diesen 
aus? Dann entlädt sich nix ? ... was kann im schlimmsten Fall passieren 
wenn ich wieder einstecke?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Matze schrieb:
> was kann im schlimmsten Fall passieren wenn ich wieder einstecke?
Dass  noch Ladung im Kondensator ist.

Aber schlimmer ist, dass du den ausgesteckten Secker anfassen könntest. 
Dann gibts auch nach längerer Zeit noch einen Wach-Auf-Impuls. Deshalb 
muss der Kondensator durch den Entladewiderstand innerhalb einer 
bestimmten Zeit auf ungefährliche Spannungswerte entladen werden.

: Bearbeitet durch Moderator
von Hp M. (nachtmix)


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Matze schrieb:
> was kann im schlimmsten Fall passieren
> wenn ich wieder einstecke?

Es passiert, bevor du ihn einsteckst, nämlich wenn jemand mit den 
Pfoten die frei liegenden Kontakte angrabscht.

P.S.:

HildeK schrieb:
> Sollte aber zwischen dem Filter und dem "Gerät" noch
> ein Schalter sitzen, dann ist der Widerstand dazu da, den Quer-C zu
> leeren.

Das muss kein mechanischer Schalter sein.
Ein Gleichrichter reicht auch.

: Bearbeitet durch User
von Matze (Gast)


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wie berechne ich den benötigten Widerstandswert? Hab mal was von 
standart 1MOhm gelesen. Sorry bin nicht so wirklich vom fach deshalb 
meine Laienfragen

von jannyboy (Gast)


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Nach Norm gilt das der Kondensator innerhalb von 1 Min auf unter 50V 
entladen sein muss.

Also nix 1Mohm und gut.

von Hp M. (nachtmix)


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Matze schrieb:
> wie berechne ich den benötigten Widerstandswert?

Das hängt  von der Größe des Kondensators ab.
Das  Produkt R*C ist eine Zeitkonstante 1MOhm * 0,1µF = 0,1s.
Nach z.B. der fünffachen Zeit ist die Ladung des Kondensators praktisch 
weg.

von Matze (Gast)


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Kannst du mir sagen welche Norm das ist? Wenn mein Kondensator 10 uF hat 
brauche ich wohl 3,2MOhm

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Matze schrieb:
> Hab mal was von standart 1MOhm gelesen.
Da hast du was falsch gelesen: das heißt "Standard".

Und 1 MOhm ist der richtige Widerstand, wenn die Kapazität deines 
Kondensator recht gering ist. Du musst ihn eben innerhalb der 60 
Sekunden von schlimmstenfalls (230V+10%)*1,41 = 360V auf die besagten 
50V entladen bekommen.

von Matze (Gast)


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U(t) = Uo * e^-(1/RC)*t

diese Formel sollte für die Berechnung passen oder?

Demnach brauch ich einen Widerstand von 3,2MOhm ... Uo = 325V

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Matze schrieb:
> Uo = 325V
Ja, gilt eben nur, wenn das Netz nicht gerade die 10% Überspannung hat, 
die es haben kann. Damit sinds dann etwa 3MOhm...

: Bearbeitet durch Moderator
von Matze (Gast)


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Kann mir noch jemand sagen, in welcher Norm das beschrieben wird?

von Hp M. (nachtmix)


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Lothar M. schrieb:
> wenn das Netz nicht gerade die 10% Überspannung hat

Dann aber auch nicht die Toleranzen von Kondensator und Widerstand 
vergessen!

von Matze (Gast)


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Ich leg das sowieso auf 280V~ aus ... weiß jemand die Norm?

von jannyboy (Gast)


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Das kommt auf die Geräteklasse an.
Für Leuchtmittel ist es in der DIN VDE 0711 geregelt.

von Matze (Gast)


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Zu welcher Geräteklasse gehört ein Netzfilter bzw. wie kann ich das 
Kategorisieren?

von HildeK (Gast)


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Hp M. schrieb:
> HildeK schrieb:
>> Sollte aber zwischen dem Filter und dem "Gerät" noch
>> ein Schalter sitzen, dann ist der Widerstand dazu da, den Quer-C zu
>> leeren.
>
> Das muss kein mechanischer Schalter sein.
> Ein Gleichrichter reicht auch.

Nein. Auch mit Gleichrichter würde eine weiterhin vorhandene Last das C 
entladen. Er verhindert allerdings eine eventuelle Entladung eines noch 
viel größeren Cs nach ihm.
Aber anstatt eines Schalters, wie ich schrieb, wird auch eine 
durchgebrannte Sicherung das C am Entladen hindern.

von jannyboy (Gast)


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Matze schrieb:
> Zu welcher Geräteklasse gehört ein Netzfilter bzw. wie kann ich
> das
> Kategorisieren?

Mir sind 3 Kategorien bekannt.

Netzfilter als...
... eigenständige Geräte
... Komponente eines Gerätes
... Baugruppe einer Schaltung

Für jede Art gelten teilweise andere Normen.

von Matze (Gast)


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Da mein Netzfilter in eine kleine Schaltung integriert ist und diese als 
eigenständiges Gerät fungiert ist wohl "Komponente eines Gerätes" die 
richtige Klassifizierung.

Aber welche Norm sagt jetzt genau das mit der Entladespannung von 50V 
nach 60s ?

von jannyboy (Gast)


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von Matze (Gast)


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besten Dank!

von Harald W. (wilhelms)


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Matze schrieb:

> Ist es nötig bei einem Netzfilter vor den Kondensator, der direkt
> parallel zum Netz ist, einen hochohmigen Widerstand zu platzieren,

Unabhängig davon dürfte ein Kondensator parallel zum Netz so gut
wie keine Filterwirkung haben, da die Impedanz des Stromnetzes
wesentlich niedriger als die Impedanz des Kondensators ist.

von Amateur (Gast)


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Viele Filter haben diesen Widerstand bereits eingebaut (kann man 
messen), manchmal ist er auch unnötig, da der Kondensator sehr klein 
ist.

von Matze (Gast)


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Diese Kondensatoren sind in jedem Netzfilter drin und werden als 
X-Kondensatoren klassifiziert. Ziel ist es symmetrische 
Gegentaktstörungen zu unterdrücken, da auf diese Störungsart eine 
stromkompensierte Drossel (meistens verwendet) keinen Einfluss hat. 
Hochfrequente Störanteile werden kurzgeschlossen...

von michael_ (Gast)


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Matze schrieb:
> Da mein Netzfilter in eine kleine Schaltung integriert ist und diese als
> eigenständiges Gerät fungiert ist wohl "Komponente eines Gerätes" die
> richtige Klassifizierung.

Es kommt auf die Schaltung dahinter an.
Wenn da kein Gleichrichter ist, brauchst du das nicht.

Was kommt da für eine Schaltung?

Nur für einen X-Kondensator habe ich noch keinen Entladewiderstand 
gesehen.
Woher soll auch eine Gleichspannung herkommen.

von Matze (Gast)


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Das dachte ich mir auch, als ich einen schönen Artikel zum Thema 
Netzfilter dimensionieren gelesen habe, wo erwähnt wird, man bräuchte 
aus Sicherheitsgründen einen Widerstand parallel zum Kondensator - ich 
glaub sowas steht- oder ist sogar in Wikipedia abgebildet.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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michael_ schrieb:
> Nur für einen X-Kondensator habe ich noch keinen Entladewiderstand
> gesehen.
> Woher soll auch eine Gleichspannung herkommen.
Wenn man schnell genug kuckt, ist 50Hz eine sich langsam ändernde und 
umpolende "Gleichspannung". Und falls du den Stecker ziehst, wenn der 
Kondensator gerade auf 350V aufgeladen ist, dass bleibt das tatsächlich 
als Gleichspannung über...

Stichworte dazu: Bleederwiderstand bzw. Ableitwiderstand

: Bearbeitet durch Moderator
von michael_ (Gast)


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Matze schrieb:
> ich
> glaub sowas steht- oder ist sogar in Wikipedia abgebildet.

Das ist niemals nicht eine Fachvorlage!

von Matze (Gast)


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macht doch nix.

von HildeK (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Unabhängig davon dürfte ein Kondensator parallel zum Netz so gut
> wie keine Filterwirkung haben, da die Impedanz des Stromnetzes
> wesentlich niedriger als die Impedanz des Kondensators ist.

Das stimmt, aber das ist auch nicht seine Aufgabe.
Der ist drin, damit er zusammen mit der Drossel vom Gerät ausgehende 
Störungen vom Netz und damit von anderen Geräten fernhält!

von Harald W. (wilhelms)


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HildeK schrieb:

> Das stimmt, aber das ist auch nicht seine Aufgabe.
> Der ist drin, damit er zusammen mit der Drossel vom Gerät ausgehende
> Störungen vom Netz und damit von anderen Geräten fernhält!

Will man sein eigenes Gerät vor Störungen von aussen schützen,
dürfte das so aber nicht gehen. Am besten nimmt man gleich ein
T-Filter.

von Manfred (Gast)


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michael_ schrieb:
> Nur für einen X-Kondensator habe ich noch keinen Entladewiderstand
> gesehen.
Der Widerstand wurde in meinem NoName-Heißluftgebläse auch gespart, da 
beißt der Netzstecker, wenn ich nicht vorsätzlich entlade.

> Woher soll auch eine Gleichspannung herkommen.
Warum beißt dann der Stecker? Aber er tut es nicht immer, hängt zufällig 
vom Zeitpunkt ab, wann ich ihn gezogen habe.

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred schrieb:

> Warum beißt dann der Stecker? Aber er tut es nicht immer, hängt zufällig
> vom Zeitpunkt ab, wann ich ihn gezogen habe.

Ja, man sollte sich angewöhnen, Stecker immer genau im Augenblick
des Nulldurchgangs zu ziehen.

von THOR (Gast)


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ZVDP; zero voltage deplugging. Patent pending.

von michael_ (Gast)


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Manfred schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Nur für einen X-Kondensator habe ich noch keinen Entladewiderstand
>> gesehen.
> Der Widerstand wurde in meinem NoName-Heißluftgebläse auch gespart, da
> beißt der Netzstecker, wenn ich nicht vorsätzlich entlade.

Dann schraub ihn mal auseinander und schau nach, wie der 12V Lüftermotor 
betrieben wird.
Und dann erinnere Dich, was ich geschrieben habe.

Aber die Energie in einem 0,1µ Kondensator ist sicher nicht schädlich.

Harald W. schrieb:
> Ja, man sollte sich angewöhnen, Stecker immer genau im Augenblick
> des Nulldurchgangs zu ziehen.

Ich persönlich schaffe das immer :-)

von Michael B. (laberkopp)


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Matze schrieb:
> Ist es nötig bei einem Netzfilter vor den Kondensator, der direkt
> parallel zum Netz ist, einen hochohmigen Widerstand zu platzieren, damit
> sich der Kondensator entlädt wenn ich das Ding vom Netz stöpsle

Ja.

Der Kondensator muss sich innerhalb 1 Minute auf unter 60V entladen, 
möglichst sogar noch schneller. Der Widerstand muss die Dauerspannung 
aushalten, also besser 3 normale in Reihe.

Der Widerstand kann natürlich auch dahinter sein, z.B. nach 
Gleichrichter und primärem Siebelko, wenn dazwischen kein Netzschalter 
ist.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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michael_ schrieb:
> Aber die Energie in einem 0,1µ Kondensator ist sicher nicht schädlich.
Sehr pauschale Ausage. Wenn der Kondensator z.B. auf 2kV geladen ist, 
dann garantiert...

> Aber die Energie in einem 0,1µ Kondensator ist sicher nicht schädlich.
Von "sicher" sind wir da aber schon weg, denn das sind bei 360V schon 
36µC Ladung. Und erlaubt sind nach der EN 61010 nur 45µC. Viel 
"Sicherheit" ist da also nicht mehr. Wenn jetzt der Kondensator noch 
+20% Toleranz hat, dann wirds schon merklich eng.

Mit ein wenig Glück kannst du dann noch die EN 61140 (Schutz gegen 
elektrischen Schlag) und die Technische Regel für Betriebssicherheit 
2153 mit ihren 50µC ziehen...

: Bearbeitet durch Moderator
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