Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Differenz-Druck-Sensor


von Markus (Gast)


Lesenswert?

Guten Tag,

ich hab ein kleines Verständnisproblem mit Differenzdrucksensoren.

Ich möchte Drücke mit maximal 10kPa messen (Wassersäule). Dafür würde 
ich mir einen Drucksensor suchen, der zwei Druckeingänge 
(Differenzdrucksensor) hat und 10kPa als Messbereich hat.

Im Datenblatt ist nun angegeben: Maximaler Druck (P1 > P2) wären 75kPa.

Verstehe ich das richtig, dass es wirklich nur um den Unterschied der 
Drücke P1 und P2 geht?

In der Realität liegt auf jedem der beiden Sensoren min ~1,013bar 
(Luftdruck), aber die heben sich dann - da es ein Differenzdrucksensor 
ist - gegenseitig auf und messen dann nur das Delta mit dem Messbereich 
von 10kPa?

Sind die mechanisch gekoppelt oder handelt es sich um eine elektrische 
Sache?

So ganz klar ist mir das nicht, weil es auch Drucksensoren mit einem 
Eingang gibt und da wäre der Luftdruck alleine schon außerhalb des 
erlaubten Bereichs ...

Vielen Dank für Hilfe :)

von Der Andere (Gast)


Lesenswert?

Ein Differenzdrucksensor hat eine Membran und auf jeder der beiden 
Seiten führt ein Anschluss dran. Die Membran wird ausgelenkt, wenn an 
der einen Seite ein höherer Druck herrscht.
Ein Absolutddrucksensor ist quasi gleich aufgebaut, nur daß die eine 
Seite fest verschlossen ist und damit einen (annähernd) konstanten Druck 
hat.

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Ah okay, vielen Dank :)

Soweit ich das weiterhin verstanden habe, gibt es bei einem 
Differenz-Drucksensor keine Common-Mode-Voltage, weshalb man z.B. einen 
Instrumentenverstärker verwenden müsste, um das Differentielle Signal so 
zu konvertieren, dass das Ausgangssignal GND-Bezug meiner ADCs/µCs hat?

Angenommen, ich würde einen ADC mit true differential + true bipolar 
Input verwenden, dann könnte ich den Drucksensor direkt anschließen 
(den, den ich mir ausgesucht habe, hat 450mV/kPa)?

Oder würde man das nicht machen, weil die ADCs schwierig erhältlich sind 
und/oder teuer sind?

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Ah, oder man würde einfach einen Subtrahierverstärker mit Offset der 
Ausgangsspannung auf halber Betriebsspannung nehmen?

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Hmm, wobei der Drucksensor 3kOhm Ausgangsimpedanz hat ... Da wäre ein 
Subtrahierer vmtl nicht hochohmig genug ... Also doch eher 
Instrumentenverstärker.

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

Differenzdruckmesser werden üblicherweise zusammen mit einer SPS 
verwendet. Diese haben aber selten "echte" Differenzeingänge. Die, die 
wir vor Jahren verwendet haben lieferten eine Ausgangsspannung von +/- 
10V.

Bei µP recht unüblich.

In wie fern die Bedingung: P1 > P2 eingehalten werden muss kann ich Dir 
nicht sagen.

Wie der Andere bereits gesagt hat liefert das Teil, wenn auf beiden 
Eingängen 10 KPa anliegen 0V (+/- ein bisschen).

von Der Andere (Gast)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Soweit ich das weiterhin verstanden habe, gibt es bei einem
> Differenz-Drucksensor keine Common-Mode-Voltage, weshalb man z.B. einen
> Instrumentenverstärker verwenden müsste,

???

Markus schrieb:
> den, den ich mir ausgesucht habe, hat 450mV/kPa

Wenn du Roß und Reiter nennst, dann kann man dir auch konkret helfen.

Siehe mal https://de.wikipedia.org/wiki/Differenzdrucksensor
Es gibt kapazitive Sensoren, Siliziumsensoren, und weiß der Geier was 
noch alles.
Es gibt bestimt auch Sensoren mit 0-10V oder 4-20mA Schnittstellen, oder 
direkt digital über I2C, etc. pp.

von Markus (Gast)


Lesenswert?

Der Andere schrieb:
> ???

Ach sorry ... Da hab ich den Baum vor lauter Wald nicht gesehen ... Das 
Ausgangssignal des Drucksensors ist zwar differentiell, aber auf GND 
bezogen, da der Drucksensor mit 5V und GND betrieben wird und die 
Innenschaltung einer Wheatstone-Brücke ähnelt.

Der Sensor erzeugt selbst ja keine Spannung, die irgendwie floatet ...



Den hier hab ich mir ausgesucht: 
http://www.nxp.com/assets/documents/data/en/data-sheets/MPX2010.pdf

von Johnny B. (johnnyb)


Lesenswert?

Es gibt auch noch das Messverfahren mittels Durchfluss:
https://www.sensirion.com/de/produkte/differenzdrucksensoren/digitale-differenzdrucksensoren-ohne-nullpunktdrift/

Solche Sensoren sind sehr robust, weil sie keine Membran haben die 
kaputt gehen kann. Allerdings gibt es halt einen (sehr geringen) 
Durchfluss der Luft, daher nicht für alle Anwendungen geeignet.

von Der Andere (Gast)


Lesenswert?

Wenn ich das Datenblatt überfliege, dann bekommst du ein DC 
Differenzsignal von 0-25mV.
Also am besten einen Instrumentenverstärker benutzen, oder einen ADC der 
einen echten Differenzeingang und interner (programmierbarer) 
Verstärkung.
Einem Subtrahierer müsste man zumindest einen Impedanzweandler 
vorschalten, und das Konstrukt ist schlechter als ein 
Intrumentenverstärker.

Der Sensor kann so wie ich das interpretiere nur Differenzdrücke messen, 
bei denen P1 > P2 ist.

Vieleicht wichtiger Hinweis im Datenblatt:
"Media other than dry air may have adverse effects on sensor
performance and long term reliability. Contact the factory for
information regarding media compatibility in your application."

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

"auf jeder Seite ein Anschluss" oder "eine Seite fest verschlossen" es 
gibt als dritte Variante auch Differenzdrucksensoren, die auf einer 
Seite den Umgebungsdruck und nur einen Anschlußstutzen haben.

von ths (Gast)


Lesenswert?

Differenzdrucksensoren haben einige Merkmale, die es besonders zu 
beachten gilt.

Erstens der sogenannte Systemdruck, zweitens der Differenzdruck. Es gibt 
Sensoren die können 100 mbar Differenzdruck bei 100 bar Systemdruck 
messen. Wenn kein Systemdruck angegeben ist, heißt das Systemdruck Null.

Drittens die Medienverträglichkeit, sortiert nach steigendem Preis: a) 
dry/dry  b) wet/dry und c) wet/wet

Dass muss erstmal passend gewählt werden. Dann kann man sich über die 
Elektrik unterhalten.

von Wolle G. (wolleg)


Lesenswert?

ths schrieb:
> Wenn kein Systemdruck angegeben ist, heißt das Systemdruck Null.

Was verstehst Du unter "Systemdruck Null"?

von ths (Gast)


Lesenswert?

Na dass der 100 mbar Differenzdrucksensor z. B an jedem Port einen 
Überdruck von 100 mbar verträgt.

von Markus (Gast)


Lesenswert?

ths schrieb:
> Drittens die Medienverträglichkeit, sortiert nach steigendem Preis: a)
> dry/dry  b) wet/dry und c) wet/wet

Hmm, was ich mich frage ... Steht die Wassersäule dann direkt am Sensor 
an oder drückt die Wassersäule nur die Luft durch den Schlauch zum 
Sensor?

Vmtl ersteres, weil ansonsten Luft komprimiert werden könnte und so die 
Messwerte verfälschen kann?

von ths (Gast)


Lesenswert?

Dry/Dry Sensoren sind die allerbilligsten. Beide Medienseiten dürfen nur 
mit trockener Luft beaufschlagt werden. Wasser hat in der Luft nix zu 
suchen, schon wegen der Medienverträglichkeit. Abgesehen davon werden 
diese Sensoren oft für sehr kleine Drücke dimensioniert, da ist der 
hydrostatische Druck von Wassersäulen u. U. schon störend.

Wet/Dry Sensoren sind oft nur mit einem Druckanschluß ausgestattet und 
messen dann relativ zum Luftdruck, das Sensorgehäuse "atmet", das ist 
die Dry Seite. An der Wet Seite kann man dann Medien gemäß der 
chemischen Verträglichkeit des Datenblatts anschließen.

Wet/Wet Sensoren können beidseitig mit Medien beaufschlagt werden. Das 
ist die teuerste Ausführung.

------------

Und nochmal zum Systemdruck: Ein Differenzdrucksensor für 100 bar 
Systemdruck und 100 mbar Messbereich ist z. B. dafür geeignet, um auf 
der einen Leitung mit einem Druck von 100,00 bar und auf der anderen 
Leitung mit 100,10 bar beaufschlagt zu werden. Gemessen wird nur die 
Differenz von 0,1 bar. Ein elektrisches Analogon wäre ein 
Instrumentenverstärker, der auf einer Common-Mode-Spannung von 5 V eine 
Differenzspannung von 5 mV misst, z. B. in einer Wheatstone Brücke.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.