Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elko hart an der Grenze


von Timmy (Gast)


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Hallo,

für eine Bastelei brauche ich Stützelkos für 37V. Nehme ich jetzt 35V 
oder 50V? Ich würde sehr gerne die 35V nehmen, da ich die genau 
richtigen da habe und bei 50V das ganze nicht mehr richtig ins Gehäuse 
passt bzw. ich unterdimensionieren müsste. Ein neues Gehäuse ist mir zu 
viel Arbeit.

Jetzt mal eine Frage an die Bastelexperten: Habt ihr schonmal einen Elko 
dauerhaft knapp über Nennspannung betrieben? Halten die das aus? Es ist 
ja nunmal nicht so, dass die Dinger bei 35.1V explodieren. Etwas Reserve 
ist ja immer da, allein schon aus haftungstechnischen Gründen. Also eine 
Stunde läuft es schon und der Elko wird nur handwarm. Aber ich frage 
hier nach Langzeiterfahrungen.

von MaWin (Gast)


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Sind das geregelte 37V oder gleuchgerichtete Netzspannung aus einem 
Trafo ?
Da müsstest du mit +10% Netz und Leerlaufüberhöhung (+15%?) des Trafos 
rechnen und selbst 50V wäre knapp.
Bei geregelten 37V geht auch der 35V Elko. Siehe:

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.14

von MaWin (Gast)


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Timmy schrieb:
> Halten die das aus?

nein. Auf gar keinen Fall.

> Es ist
> ja nunmal nicht so, dass die Dinger bei 35.1V explodieren.

Sie werden auch knapp unterhalb der Nennspannung schon erheblich 
geschädigt, was die Lebensdauer beeinträchtigt und schlussendlich zum 
wesentlich früheren Totalverfagen führen wird.

> Etwas Reserve
> ist ja immer da, allein schon aus haftungstechnischen Gründen.

Nein. Die Spannungsangabe auf Elkos ist als Absolute Maximum Rating zu 
verstehen. Man muss zu dieser Grenze immer Abstand halten.

von U. B. (Gast)


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Mein erstes selbstgebautes Labornetzteil hat einen Ladeelko mit 40V
(so üppig war das Taschengeld von vor 40J. nicht).
Je nach Netzspannung bekommt der bis 42V ab; bis jetzt ist nix passiert.

Bei kritischen Anwendungen sollte man sowas natürlich nicht machen.

von Old P. (Gast)


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Timmy schrieb:
> Hallo,
>
> für eine Bastelei brauche ich Stützelkos für 37V. Nehme ich jetzt 35V
> oder 50V? Ich würde sehr gerne die 35V nehmen, da ich die genau
> richtigen da habe...

Nö, Du hast genau nicht die richtigen.

>... und bei 50V das ganze nicht mehr richtig ins Gehäuse
> passt bzw. ich unterdimensionieren müsste. Ein neues Gehäuse ist mir zu
> viel Arbeit.

Dann geh malen oder stricken, is weniger Arbeit ;-)
Entweder richtig oder gar nicht. Du hast halt ein falsches Gehäuse 
gebastelt oder gekauft!

> Jetzt mal eine Frage an die Bastelexperten: Habt ihr schonmal einen Elko
> dauerhaft knapp über Nennspannung betrieben? Halten die das aus? Es ist
> ja nunmal nicht so, dass die Dinger bei 35.1V explodieren. Etwas Reserve
> ist ja immer da, allein schon aus haftungstechnischen Gründen. Also eine
> Stunde läuft es schon und der Elko wird nur handwarm. Aber ich frage
> hier nach Langzeiterfahrungen.

Langzeiterfahrhngen siehst Du im Netz zuhauf. Bei Google gibt es 
tausende Bilder geplatzter Elkos. Wobei diese meistens zumindest 
ausreichend beschriftet waren.

Also, bei 37V nimmt man mindestens 50V-Elkos, besser 63V-Typen.

Old-Papa

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Meld dich doch an, MaWin.

von Zonk (Gast)


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Ich kannte in meiner Jugend nen Kumpel, der eine 100W Endstufe baute und 
2x 40V auf den Powerrails hatte. Er hatte aber nur 10.000µF/40V 
Becherelkos und tatsächlich lagen unbelastet 41 oder 42 V Spannung an. 
Er dachte sich: Na zum Abgleich der Endstufen wird's schon reichen, wenn 
ich 63V Typen mal bekomme, tausche ich die...
Er verschwand unter den Tisch, den Stecker reinstecken, kam wieder hoch, 
sah das es einem Elko "etwas eng im Frack" wurde und verschwand wieder 
unter dem Tisch, um den Stecker zu ziehen.
Um es kurz zu machen, der Elko war schneller als er. Unglücklicherweise 
klemmte der Gummistopfen auf der Oberseite des Bechers, so das es den 
Elko komplett zerriß!
Danach mußte er kräftig lüften und neu tapezieren, denn die Bude sah 
aus, als wenn ein Polenböller im vollen Nachttopf explodiert wäre.

von Timmy (Gast)


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Also ich habe es jetzt so verstanden: Ich kann problemlos den 35V Elko
nehmen. Nach einigen Stunden hat der wahrscheinlich eine etwas dickere
Oxidschicht und dafür einige % weniger Kapazität.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

U. B. schrieb:
> Mein erstes selbstgebautes Labornetzteil hat einen Ladeelko mit
> 40V
> (so üppig war das Taschengeld von vor 40J. nicht).
> Je nach Netzspannung bekommt der bis 42V ab; bis jetzt ist nix passiert.
>

Vor 40 Jahren hatte man das mit der Spannungsfestigkeit und Lebensdauer 
von Elkopipi nicht so im Griff und hat daher eher etwas Sicherheit 
eingebaut. Heute kann man den Elkoproduktionsprozess enger auf Kante 
naehen. Und dann ist das natuerlich immer so eine Statistiksache. Dein 
Elko hat gehalten, der 40V Elko des Endstufenbauers 7 Posts weiter halt 
nicht...

Gruss
WK

von Weingut P. (weinbauer)


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Hatt ich neulich in nem Projekt, der Bestücken hatte "angeblich" falsch 
einsortiert und die Leiterplatten mit nem Elko 3V unter Spannung 
bestückt. Die Dinger haben keine 20 ms gehalten, dann Plopp ... war ne 
nette Fleißarbeit für den Guten die wieder runter zu föhnen .... 
zusammen mit gebrochenen Speicherdrosseln ...

Daher: lieber Spannung x 1.5 oder größer

von Werner H. (werner45)


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Elkos kann man durchaus etwas über der Nennspannung betreiben, wenn man 
sie vorbereitet (formiert).
Die Elkos bestehen aus Alufolie in Borax-Elektrolyt. Exlodieren können 
sie, wenn man schlagartig zu hohe Spannung anlegt, da dann der Strom zu 
hoch wird und das Wasser verkocht (Dampfkesselexplosion).
Beim Formieren, was auch der Hersteller macht, Legt man eine linear oder 
stufig steigende Spannung über einen Vorwiderstand (zur Strombegrenzung) 
an den Elko. Mit einem mA-Meter kann man den sinkenden Strom gut 
verfolgen. Danach kann die Spannung erhöht werden. Bei dieser Formierung 
wächst die Aluminiumoxidschicht (das eigentliche Dielektrikum) in der 
Dicke an, die Kapazität wird kleiner. Bei Elkos kleiner Bauform darf man 
das aber nicht übertreiben, da die wachsende Schicht dann den Becher 
sprengt. Bei langer Lagerung wird die Schicht allmählich wieder dünner, 
die Kapazität steigt etwas.

Jahrelang unbenutzte Geräte lege ich zuerst immer über einen Regeltrafo 
an die Netzspannung, um die Elkos zu formieren. Danach braucht es das 
nicht mehr.

Die aufgedruckte Spannung ist die Nennspannung, nicht die 
Spitzenspannung. Bei alten Elkos wurde die mit angegeben, z.B. 450/550V, 
350/385V oder 12/15V, heute wird sie weggelassen.

Wenn ein 35-V-Elko bei 37 V arbeiten soll, würde ich ihn über 1 kOhm und 
ein mA-Meter an 40 V legen. Den Kapazitätsverlust (keine Ahnung wieviel 
%) kann man vor- und nachher durch Messung ermitteln. Wenn es wenig ist, 
kann man den Elko bis 50 V formieren, dann ist man auf der sicheren 
Seite.

Gruß   -   Werner

P.S.  - zu langsam geschrieben

von Gästchen (Gast)


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Halten wir uns doch mal an die Fakten, statt hier mit Bauernregeln und 
Bauchgefühlen zu argumentieren.

Ein namhafter Hersteller (Nichicon Chemicon) hat eine Application note 
zu dem Thema herausgegeben:

http://www.mouser.com/pdfDocs/UCC_ElectrolyticCapacitorTechnicalNotes.pdf

Ähnliches wird man von anderen Herstellern ebenso bekommen.

Zur Spannung gibts ein eigenes Kapitel 5.3. Was man sinngemäß übersetzen 
kann:
Wenn man die Spannung aus den "recommendet operating conditions *1)" 
anlegt, kann man die Lebensdauer erwarten, die im Datenblatt steht. 
Modifiziert durch die Temperatur versteht sich.

*1) VORSICHT: Recommendet != Maximum operating conditions!!!

Aber:
Selbst kleine Überspannungen führen zu einer Reduktion der Lebensdauer, 
das ist im Kapitel 5.6.1 beschrieben.

Jetzt ist es "schlechter Stil" eine Schaltung kurz auf knapp auszulegen, 
weil es in der Praxis oft kurzzeitige Überspannungen gibt, insbesondere:
- Überschwingen der Versorgung beim Einschalten
- Toleranzen der Versorgungsspannung
- Schwankungen im Stromnetz
- Überschwinger Versorgung bei Laststprüugen

Weil Elkos sowieso oft die unzuverlässigsten Bauteile sind, tut man hier 
gut daran, ein klein wenig Überspannung mit einzukalkulieren.

Für die angesprochene Anwendung hier würde ich den 50V-Typen empfehlen.

von MaWin (Gast)


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Gästchen schrieb:
> Halten wir uns doch mal an die Fakten

Na, tu das.

Fig 26 applied overvoltage, sagt genau das was Franz Galser beschrieben 
hat:

Legt man eine etwas höhere Spannung an, bildet sich dickeres 
Dielektrikum wodurch die Kapazitlät leicht sinkt. Der Kondensator wird 
zu der höheren Spannung hin erzogen. Der Leckstrom und Verlustfaktor ist 
kaum beeinflusst.

Nichts andere tut man übrigens, wenn man einen länger gelagerten Elko, 
bei dem sich das chemisch gebildete Dielektrikum wieder etwas 
zurückgebildet hat, durch Anlegen der Nennspannugn wieder formiert.

Die Spannung darf nur nicht so hoch sein, daß dieser Formierungsprozess 
nicht stattfindet sondern Durchschläge entstehen. Die sind aber nicht 
bei 6% Überspannung zu befürchten, sondern eher bei 50%.

von Timmy (Gast)


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Die Formierung weit über die Nennspannung hinaus funktioniert nicht, da 
sich beim Bilden der Oxidschicht ein Gas bildet. Dadurch platzt der Elko 
auch ohne dass Hitze entstanden ist.

Der Hersteller formiert, bevor der Elko geschlossen wird.

von Harald W. (wilhelms)


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Luca E. schrieb im Beitrag #4815889:

>> Bei geregelten 37V geht auch der 35V Elko

>> Nein. Die Spannungsangabe auf Elkos ist als Absolute Maximum Rating zu
>> verstehen. Man muss zu dieser Grenze immer Abstand halten.

> Ist das nicht Widerspruch?

Nun, das ist so ähnlich, wie bei Menschen: Ein Mensch kann
problemlos eine Geschwindigkeit von 36km/h erreichen(Siehe
aktueller Rekord für 100m). Versuchst Du allerdings, diese
Geschwindigkeit über 36km zu halten, wirst Du irgendwann
tot umfallen.

von (prx) A. K. (prx)


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Zonk schrieb:
> Danach mußte er kräftig lüften und neu tapezieren, denn die Bude sah
> aus, als wenn ein Polenböller im vollen Nachttopf explodiert wäre.

Glücklicherweise gibt es in dieser Leistungsklasse keine Tantal-Tropfen. 
Sonst wärs mit der Tapete nicht erledigt gewesen.

von Harald W. (wilhelms)


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Gästchen schrieb:

> Jetzt ist es "schlechter Stil" eine Schaltung kurz auf knapp auszulegen,
> weil es in der Praxis oft kurzzeitige Überspannungen gibt, insbesondere:
> - Überschwingen der Versorgung beim Einschalten
> - Toleranzen der Versorgungsspannung
> - Schwankungen im Stromnetz
> - Überschwinger Versorgung bei Laststprüugen

- Falsch gemessene Spannung am Elko: Mit einem normalen Multimeter
misst man den arithmetischen Mittelwert und nicht den für den Elko
relevanten Spitzenwert. Diesen Spitzenwert kann man auf einfache
Weise nur mit einem Oszi messen.

von (prx) A. K. (prx)


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Harald W. schrieb:
> relevanten Spitzenwert. Diesen Spitzenwert kann man auf einfache
> Weise nur mit einem Oszi messen.

Diode ist billiger als Oszi und tut es auch.

von Harald W. (wilhelms)


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A. K. schrieb:

> Diode ist billiger als Oszi und tut es auch.

...mit dem Fehler der Diodendurchlassspannung...

von W. S. (winni_funker)


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Meine Antwort ist absolut OT, aber das ist ausnahmsweise so gewollt!

Aus Interesse am Thema habe ich mir die einzelnen Beiträge durchgelesen.

- Thema ist vom heutigen Tag.
- Exakt die Hälfte der Antworten - nämlich 18 - wurden vom Moderator 
gelöscht!
Das ist ein trauriger Rekord!

Welche Schlüsse ziehe ich daraus?
So lange der Administrator nicht dafür sorgt, dass hier im Forum 
freundlichere Umgangsformen herrschen, werde ich mich zurückziehen = 
abmelden.
So lange jeder anonym sein Gift verspritzen kann, ist dieses Forum für 
mich gestorben.
Schade, mir als Nonprofi, wurde schon etliche Male kompetent geholfen, 
aber diesen aggressiven  Umgangston von einigen (!) tue ich mir nicht 
länger an.

Gruß an die Standhaften
Winni

von Karl B. (gustav)


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Hi,
ca. 50 Jahre alter Elko mit ca. 13 uF + 25 uF Restkapazität von innen.
Das blanke Aluminiumteil oben ist das, was unter 50 "plus" 50 uF gemeint 
ist. Also keinen Extra-"Minus"-Wickel für jeden Elko.
Das nach Ammoniak riechende, fliesähnliche Material wurde entfernt.

ciao
gustav

P.S.:
Habe den ab und zu "formiert" an Einweggleichrichtung und 10 kOhm direkt 
am Netz. Dabei den Strom ab und zu gemessen.

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


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Timmy schrieb:
> Also ich habe es jetzt so verstanden: Ich kann problemlos den 35V Elko
> nehmen. Nach einigen Stunden hat der wahrscheinlich eine etwas dickere
> Oxidschicht und dafür einige % weniger Kapazität.
Du hast genau garnichts verstanden - man betreibt keine Bauelemente 
außerhalb ihrer Spezifikation, Amen. Hier nochmal der Beitrag von 
Old-Papa, den ich weitgehendst unterschreiben würde:

Old P. schrieb:
> Nö, Du hast genau nicht die richtigen.
>
>>... und bei 50V das ganze nicht mehr richtig ins Gehäuse
>> passt..
> Dann geh malen oder stricken, is weniger Arbeit ;-)
> Entweder richtig oder gar nicht. Du hast halt ein falsches Gehäuse
> gebastelt oder gekauft!
>
> Also, bei 37V nimmt man mindestens 50V-Elkos, besser 63V-Typen.
@Old-Papa, nun übertreibe mal nicht - 50V dürfte genug Reserve haben.

von MaWin (Gast)


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Manfred schrieb:
> Du hast genau garnichts verstanden

Oder du, je nach dem.
Er hat sehr wohl die Wirkmechanismen im Elko verstanden.
7% mehr Spannung sind keineswegs tödlich, die liegen so nah an der 
Toleranz, weit unter der Spannung mit der der Elko in der Produktion 
formiert und getestet wurde, meist 150%.

Der Spinnerbeitrag eines Trolls der einen identischen Namen ins 
Namensfeld schreibt aber dumm ist:

MaWin schrieb:
> Sie werden auch knapp unterhalb der Nennspannung schon erheblich
> geschädigt,

ist fachlich grober Käse. Ein Elko bei Nennspannung wird nicht 
geschädigt. Fig 20 im von Gästchen verlinkten Datenblatt zeigt deutlich 
dass ein Elko bei jeder Spannung bis 100% gleich lang lebt.

Ja, bei 200% wird er kaputt gehen, wie im Datenblatt beschrieben, mir 
Durchschlägen und Gasbildung und Elektrolytverlust. Aber nicht bei 107% 
und auch nicht bei 114%, da wird bloss das Oxid etwas dicker, siehe Fig 
26 des Datenblatts.

Deutschland besteht scheinbar vor allem aus Angsthasen als 
Bedenkenträger. Fachliches know how ist bedauerlicherweise selten 
geworden. Kein Elko kann sein Datenblatt auf das Prozent genau lesen.

von Schreiber (Gast)


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MaWin schrieb:
> Oder du, je nach dem.
> Er hat sehr wohl die Wirkmechanismen im Elko verstanden.
> 7% mehr Spannung sind keineswegs tödlich, die liegen so nah an der
> Toleranz, weit unter der Spannung mit der der Elko in der Produktion
> formiert und getestet wurde, meist 150%.

Tückisch ist nur, dass die Oxidschicht bei längerer Lagerung wieder 
dünner wird. Ein Elko, der neu mit 50V Spannungsfestigkeit angegeben ist 
kann fabrikneu kurzfristig 60-70V vertragen. Nach einigen Jahren 
unbenutzter Lagerung wird er nur noch 50V vertragen.
Nach längerer Lagerung möglicherweise nur noch 30V oder 40V.

Das Überdimensieonieren der Spannungsfestigkeit ist daher keine ganz 
dumme Idee. Es hilft spätere Reklamationen ("Wir haben das Ersatzteil 
vor 5 Jahren ins Lager gelegt und jetzt wo wir es brauchen ist es nach 
30 Sekunden kaputt") zu vermeiden. Der Reputationsschaden durch solche 
sujektiv wahrgenommenen "Qualitätsmängel" ist enorm.

von Manfred (Gast)


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MaWin schrieb:
> Deutschland besteht scheinbar vor allem aus Angsthasen als
> Bedenkenträger. Fachliches know how ist bedauerlicherweise selten
> geworden. Kein Elko kann sein Datenblatt auf das Prozent genau lesen.
Ich habe gestern einen Schalttransistor eingelötet, der laut Datenblatt 
12V verträgt, hatte aber 16V in der Schaltung. Es hat funktioniert. 
Dennoch habe ich ihn getauscht, nachdem ich das Datenblatt erneut 
gelesen habe - ich brauche kein Gerät, was im übernächsten Sommer 
undefiniert ausfällt.

Im selben Aufbau habe ich hinter dem Gleichrichter 23 Volt Leerlauf, bei 
+10% dann 25V. Mechanisch hätten mir 25V-Elkos gefallen, irgendwie habe 
ich es dennoch realisiert bekommen, 35V einzusetzen - ich mag nicht "auf 
Kante nähen".

Von mir aus nenne es Angsthase oder Bedenkenträger, ich bin es gewohnt, 
dass meine Aufbauten nicht ausfallen. Ich mache keine Serienentwicklung, 
Bauteilekosten liegen unter 10% der Gesamtrechnug, Ausfälle haben 
größere Folgekosten als ein paar höherwertige Bauteile.

von MaWin (Gast)


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Schreiber schrieb:
> Tückisch ist nur, dass die Oxidschicht bei längerer Lagerung wieder
> dünner wird.

Richtig. Daher begrenzen die Hersteller spannungslose Lagerung:

 http://www.niccomp.com/Catalog/AlumApplInfoCautions1105.pdf (3 Jahre)
 http://industrial.panasonic.com/cdbs/www-data/pdf/RDE0000/DME0000COL8.pdf 
(2 Jahre)
 http://de.tdk.eu/blob/185386/download/5/pdf-generaltechnicalinformation.pdf 
(2 Jahre, 15 Jahre für SIKOREL)
 http://www.datasheet.support/datasheets/epcos/B43793A1476Q000.pdf (15 
Jahre für SIKOREL B41607 bei maximal 40 GradC, manche nur 10 Jahre)

(weitere in der dse faq).

> Ein Elko, der neu mit 50V Spannungsfestigkeit angegeben ist
> kann fabrikneu kurzfristig 60-70V vertragen. Nach einigen Jahren
> unbenutzter Lagerung wird er nur noch 50V vertragen.
> Nach längerer Lagerung möglicherweise nur noch 30V oder 40V.

Daher empfiehlt man länger gelagerte Elkos zu formieren durch anlegen 
einer Spannung unterhalb der Durchschläge aber oberhalb der Spannung die 
er als neue Betriebspannung aushalten soll (bzw. langsam steigend).

Also genau das, was man bei einem 35V Elko macht wenn man 37V anlegt.

von michael_ (Gast)


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Manfred schrieb:
> Ich habe gestern einen Schalttransistor eingelötet, der laut Datenblatt
> 12V verträgt, hatte aber 16V in der Schaltung. Es hat funktioniert.

So ein Transistor ist mir nie begegnet.
Nenne ihn!

Ein Elyt wird niemals an der Grenze betrieben.
Immer eine Stufe höher. Punkt!

von Harald W. (wilhelms)


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michael_ schrieb:

>> Ich habe gestern einen Schalttransistor eingelötet, der laut Datenblatt
>> 12V verträgt, hatte aber 16V in der Schaltung. Es hat funktioniert.
>
> So ein Transistor ist mir nie begegnet.

Alte Germaniumtransistoren.

von Manfred (Gast)


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michael_ schrieb:
> Manfred schrieb:
>> Ich habe gestern einen Schalttransistor eingelötet, der laut Datenblatt
>> 12V verträgt, hatte aber 16V in der Schaltung. Es hat funktioniert.
>
> So ein Transistor ist mir nie begegnet.
> Nenne ihn!

Siehe Anhang!

von Manfred (Gast)


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MaWin schrieb:
> Richtig. Daher begrenzen die Hersteller spannungslose Lagerung:
>  http://industrial.panasonic.com/cdbs/www-data/pdf/RDE0000/DME0000COL8.pdf
> (2 Jahre)
Danke dafür, das war mir bislang unbekannt und betrifft natürlich 
bevorzugt Bastler und Sammler.

von michael_ (Gast)


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Harald W. schrieb:
> michael_ schrieb:
>
>>> Ich habe gestern einen Schalttransistor eingelötet, der laut Datenblatt
>>> 12V verträgt, hatte aber 16V in der Schaltung. Es hat funktioniert.
>>
>> So ein Transistor ist mir nie begegnet.
>
> Alte Germaniumtransistoren.

Außer Spitzentransistoren gab es das bei Ge nicht.

Manfred schrieb:
> ichael_ schrieb:
>> Manfred schrieb:
>>> Ich habe gestern einen Schalttransistor eingelötet, der laut Datenblatt
>>> 12V verträgt, hatte aber 16V in der Schaltung. Es hat funktioniert.
>>
>> So ein Transistor ist mir nie begegnet.
>> Nenne ihn!
>
> Siehe Anhang!

Und du hast sowas in deiner Bastelkiste?
Und wenn, man muß schon ein Trottel sein, um so ein edles Teil in eine 
Standardschaltung bei 16V einzubauen.

von maetressenhuhnesserteam (Gast)


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michael_ schrieb:
> Ein Elyt wird niemals an der Grenze betrieben.
> Immer eine Stufe höher. Punkt!

Genau. Einen 35V-Elko also immer min. an 50V legen! ;-)

von hinz (Gast)


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Manfred schrieb:
> Siehe Anhang!

[ZTX310ff]

Die stammen ja noch aus dem Mesozoikum!

von voltwide (Gast)


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Was nur beweist dass Du das Datenblatt nicht vollständig gelesen oder 
verstanden hast.

von Karl B. (gustav)


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Hi,
finde es irgendwie eigenartig, dass UCB höher sein kann als die anderen 
Parameter. Tippe darauf, dass der Transistor durch die 
Ansteuerungsperipherie gewaltig "übersteuert" werden darf.
Normalerweise nimmt man ja zusätzlich Dioden, um zu verhindern, dass 
UCE- bzw. UBE-Werte überschritten werden.
(Kann vielleicht sogar "invers" betrieben werden?
Erinnert mich irgendwie an die 
SN7400-Eingangsbeschaltungs-Transistoren.)

ciao
gustav

von Old P. (Gast)


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Manfred schrieb:
>
> Old P. schrieb:
>> ..
>> Also, bei 37V nimmt man mindestens 50V-Elkos, besser 63V-Typen.
> @Old-Papa, nun übertreibe mal nicht - 50V dürfte genug Reserve haben.

Hätte ich früher auch gesagt.
Heute sind die Dinger so auf Kante genäht, einige (viele) erreichen 
nichtmal ihre aufgestempelten Daten. Alle Welt will immer kleiner, 
irgendwann ist jede Isolierung nur noch ein paar Atome dick.
Wenn es irgendwie geht, nehm ich nur Sicherheit deutlich höhere 
Spannungsfestigkeiten.

Old-Papa

von guter Rat (Gast)


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Old Papa (old-papa) hat völlig recht. 20% Spannungsreserve ist das 
Mindestmaß, 50% sind wünschenswert. Wer bitte nimmt bei einer Schaltung, 
die für 5 Volt Versorgungsspannung ausgelegt ist Elkos mit 6.3 Volt 
erlaubter Spannung (ja, sowas gibt es!). Elkos unter 16 Volt erlaubter 
Spannung sind mehr oder weniger witzlos. Daß die Größe bei 35 Volt und 
50 Volt (oder gar 63 Volt) eine Rolle spielt ist wahr aber sollte in 
Bezug auf die Zuverlässigkeit keine Rolle spielen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Manfred schrieb:
> Ich habe gestern einen Schalttransistor eingelötet, der laut Datenblatt
> 12V verträgt, hatte aber 16V in der Schaltung. Es hat funktioniert.

Uce0 bezieht sich auf die offene Basis.  Der Reststrom der CB-Diode
wird ja durch den Transistor selbst verstärkt, daher ist die
zulässige Maximalspannung bei offener Basis geringer als die
eigentliche Durchbruchsspannung der CB-Diode.  Wenn du an der Basis
eine Beschaltung hast, die den Reststrom nach Masse ableitet, kannst
du insgesamt bis an Ucb0 heran gehen.

Aber das Teil ist in der Tat eher antiquarisch. ;)

von MaWin (Gast)


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guter Rat schrieb:
> Wer bitte nimmt bei einer Schaltung, die für 5 Volt Versorgungsspannung
> ausgelegt ist Elkos mit 6.3 Volt erlaubter Spannung

Alle professionellen Schaltungsentwickler.

von Toxic (Gast)


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Zonk schrieb:
> Um es kurz zu machen, der Elko war schneller als er. Unglücklicherweise
> klemmte der Gummistopfen auf der Oberseite des Bechers, so das es den
> Elko komplett zerriß!

Ich denke mal eher,dass da der Elko verpolt war - da genuegen dann 30s 
bis zur Explosion.Hatte ich in der Lehrzeit ausgiebig mit verschiedenen 
Elkos getestet.  ;-)

von Old P. (Gast)


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MaWin schrieb:
> guter Rat schrieb:
>> Wer bitte nimmt bei einer Schaltung, die für 5 Volt Versorgungsspannung
>> ausgelegt ist Elkos mit 6.3 Volt erlaubter Spannung
>
> Alle professionellen Schaltungsentwickler.

Eher alle kommerziell denkenden Schaltungsentwickler ;-)

Old-Papa

von MaWin (Gast)


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Wenn ein 35V-Elko ja so problemlos 37V aushält, warum steht dann nicht 
37V drauf? Könnte man dann doch mehr Kohle mit machen.

von Manfred (Gast)


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michael_ schrieb:
> Und du hast sowas in deiner Bastelkiste?
Dreistellige Menge ZTX312, keine Lust zum Zählen.

> Und wenn, man muß schon ein Trottel sein, um so ein edles Teil in eine
> Standardschaltung bei 16V einzubauen.
Edel hilft nur, wenn man die passende Anwendung hat. Hier kam mir das 
flache Gehäuse gelegen.

voltwide schrieb:
> Was nur beweist dass Du das Datenblatt nicht vollständig gelesen
Richtig, einen TUN gesucht, Belegung angeschaut und eingebaut.

> oder verstanden hast.
Eher nicht nicht verstanden - eine Weile später nochmal drüber geguckt 
und gesehen, dass UCE zu gering ist.

Jörg W. schrieb:
> Aber das Teil ist in der Tat eher antiquarisch. ;)
Ich habe kein Datum dran, aber denke mal, dass die Anfang der 80er 
zugelaufen sein könnten.

von Manfred (Gast)


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Old P. schrieb:
> Manfred schrieb:
>> @Old-Papa, nun übertreibe mal nicht - 50V dürfte genug Reserve haben.
> Hätte ich früher auch gesagt.
> Heute sind die Dinger so auf Kante genäht, einige (viele) erreichen
> nichtmal ihre aufgestempelten Daten.
Was mir aktuell auffällt, dass Elkos fast immer bei Null liegen oder gar 
eine negative Kapazitätstoleranz aufweisen.

> Alle Welt will immer kleiner,
> irgendwann ist jede Isolierung nur noch ein paar Atome dick.
> Wenn es irgendwie geht, nehm ich nur Sicherheit deutlich höhere
> Spannungsfestigkeiten.
Es ist immer eine individuelle Betrachtung. Wenn ich Platz habe, setzte 
ich möglichst große Durchmesser ein.

guter Rat schrieb:
> Wer bitte nimmt bei einer Schaltung,
> die für 5 Volt Versorgungsspannung ausgelegt ist Elkos mit 6.3 Volt
> erlaubter Spannung (ja, sowas gibt es!).
Wenn ich die 5V +10% als sicher sehe, würde ich das tun.

von michael_ (Gast)


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Manfred schrieb:
> Was mir aktuell auffällt, dass Elkos fast immer bei Null liegen oder gar
> eine negative Kapazitätstoleranz aufweisen.

Aber nur fast.
Die Elkos mit dem miserablen Elektrolyt hatten fast die doppelte 
Kapazität.

Manfred schrieb:
> oder gar
> eine negative Kapazitätstoleranz aufweisen.

Die Kapitalisten haben da von der DDR gelernt.
Es gab da mal eine Bewegung, die Produktion hart an der Minustoleranz zu 
fahren.
Not macht erfinderisch!

von Frank (Gast)


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Hallo,

ich bin in der DDR aufgewachsen und kann mich ganz dunkel daran 
erinnern, dass auf Grund der Materialknappheit technische Geräte auf 
lange Lebensdauer getrimmt wurden.
Ich sag nur RG 28, ein Mixer, über 30 Jahre alt, funktioniert noch 
immer. Heute unvorstellbar, leider.

Mit freundlichen Grüßen
Frank

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Frank schrieb:
> Heute unvorstellbar, leider.

Das können wir noch nicht wissen, da neue Sachen eben noch keine 30 
Jahre alt sind. Und gerade Elkos sind auch in älteren Geräte oft die 
ersten Ausfallkandidaten.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias S. schrieb:
> da neue Sachen eben noch keine 30 Jahre alt sind

Das müssen sie leider auch nicht sein, denn sie verabschieden sich ja
weitgehend bereits viel früher. ;-)

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