Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Leckstrom MOSFET Temperaturabhängigkeit U(GS)<0


von n.G. (Gast)


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Hallo Leute,

wie im Betreff beschrieben ist die Frage, wie sich der Leckstrom I(DSS) 
bei Erwärmung eines n-Kanal MOSFETs verhält. In den Datenblättern finde 
ich dazu ein Diagramm bei U(GS)=0, da nimmt mit der Temperatur auch 
I(DSS) zu.
Konkret geht es um ein Beispiel, bei dem U(GS)=-1,4V, bei dem unser Prof 
meint I(D) sinke mit steigender Temperatur.

von Andi (Gast)


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Meinst du den Drainstrom oder den Leckstrom von Drain nach Source? Bei 
einer Gatespannung von -1,4V wird beim NMOS nichts fließen, da er 
sperrt.

Ist die GateSourcespannung positiv, ist es einfach: je höher die 
Temperatur im MOSFET, desto stärker sind die Gitterschwingungen - die 
mittlere freie Weglänge der Elektronen sinkt - und somit auch der Strom.

von Andi (Gast)


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Ah, nochmal durchgelesen und jetzt verstanden ;)

Sperrt der NMOS und steigt die Temperatur, wird auch hier der Leckstrom 
geringer - aus dem oben angegeben Grund ;)

von n.G. (Gast)


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Beim JFET auch?

von Andi (Gast)


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Dieser physikalische Effekt gilt für jeden Halbleiter. Deswegen sinkt 
bspw. auch die Effiziens von Photovoltaikanlagen, wenn es warm ist, da 
die Gitterschwingungen im Silizium zunehmen.

von Neandertaler (Gast)


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Der Sperrstrom eines n-Kanal MOSFETs verdoppelt sich bei Erwärmung etwa 
alle 10°C.
Bei Ugs = -1,4V ist dieser Sperrstrom zB. 10% geringer als bei Ugs = 0V,
aber er verdoppelt sich bei Erwärmung ebenfalls etwa alle 10°C.

von Michael B. (laberkopp)


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Andi schrieb:
> Meinst du den Drainstrom oder den Leckstrom von Drain nach Source?

Wohin soll der Drain-Strom denn sonst fliessen, ausser nach Source ?
Ins Gate ? Er schreibt auch klar

n.G. schrieb:
> Leckstrom I(DSS)

Andi schrieb:
> Bei einer Gatespannung von -1,4V wird beim NMOS nichts fließen, da er
> sperrt.

Es geht gerade darum, wie gut er sperrt. Es fliesst niemals "nichts" 
sondern immer ein kleines bischen.

Neandertaler schrieb:
> Der Sperrstrom eines n-Kanal MOSFETs verdoppelt sich bei Erwärmung etwa
> alle 10°C.

Das widerspricht gerade der Aussage:

n.G. schrieb:
> unser Prof meint I(D) sinke mit steigender Temperatur.

da muss man dann schon mit mehr Inhalt kommen als bloss einer 
dahingequatschemn Aussage.

Der Gate-Leckstrom steigt mit der Temperatur, weil der Isolator 
Siliziumdioxid eben immer mehr durchlässt. Aber bei IDSS gilt:

Andi schrieb:
> je höher die
> Temperatur im MOSFET, desto stärker sind die Gitterschwingungen - die
> mittlere freie Weglänge der Elektronen sinkt - und somit auch der Strom.

von Neandertaler (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Neandertaler schrieb:
>> Der Sperrstrom eines n-Kanal MOSFETs verdoppelt sich bei Erwärmung etwa
>> alle 10°C.
>
> Das widerspricht gerade der Aussage:
>
> n.G. schrieb:
>> unser Prof meint I(D) sinke mit steigender Temperatur.
>
> da muss man dann schon mit mehr Inhalt kommen als bloss einer
> dahingequatschemn Aussage.

Ich hatte es gerade nachgemessen.
Aber damit die Theorie stimmt, muss die Realität natürlich geändert 
werden.
;-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Natürlich steigt der Leckstrom mit der Temperatur. Das gilt auch für den
JFET und ebenso für den Sperrstrom von Dioden.

Die Professoren und Laberköppe verwechseln hier vermutlich den Off- mit
dem On-Zustand. In letzterem nimmt der Strom bei steigender Temperatur
tatsächlich ab (das ist auch der Grund, warum man Mosfets ohne weitere
Massnahmen parallelschalten kann). Irgendwo im Abschnürbereich kehrt
aber der Temperaturkoeffizient des Drain-Stroms sein Vorzeichen um.

Neandertaler schrieb:
> Ich hatte es gerade nachgemessen.
> Aber damit die Theorie stimmt, muss die Realität natürlich geändert
> werden.

Auch die Simulation mit LTspice bestätigt deine Messung. Allerdings ist
eine echte Messung natürlich aussagekräftiger.

von THOR (Gast)


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Andi schrieb:
> die Gitterschwingungen im Silizium zunehmen.

Die Effizienz von Solaranlagen sinkt mit steigender Temperatur, weil die 
Ausgangsspannung bei gleichem Strom niedriger ist. Deswegen hängt man 
die auch in Alurahmen mit Abstand zum Dach auf.

von n.G. (Gast)


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Okay, danke, scheint wohl nicht nur zwischen uns dummen Studenten 
Uneinigkeit zu geben.
Also I(DSS) ~ T und I(D,on)~(1/T) weil R(DS,on) steigt.
Das mit der Isolator-SiO2-Schicht kann ja aber nicht der Grund sein für 
I(DSS)~T, die hat eine Diode oder ein JFET nicht.
Und was ist an der Überlegungen mit den zunehmenden 
Si-Gitterschwingungen falsch?

von Lurchi (Gast)


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Die Gitterschwingungen reduzieren die Beweglichkeit der Elektronen und 
Löcher. Das erhöht den Widerstand im niederohmigen Bereich, also etwa 
den ON_Widerstand. Da hat man in erster Näherung was mit ~T².

Der andere Effekt ist die Anregung von Ladungsträgern im 
Verarmungsbereichen bzw. im intrinsischen Material. Da nimmt die 
Ladungsträgerkonzentration exponentiell zu, etwa die Verdoppelung alle 
5-10 K mehr. Das ist für die Leckströme bei Dioden, FETs, BJT und 
ähnlichem verantwortlich.
Der Gate Leckstrom bei MOSFETs kommt ggf. vom SIO2 Isolator.

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