Forum: Platinen 100A von Platine auf Kabel


von Tom S. (Gast)


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Hallo und danke für's lesen!

Ich stehe momentan vor dem Problem 12V 100A, das großflächig auf einer 
Platine ankommt (2 Lagen, 140u Kupfer, je 40mm Breit und wenige cm 
lang), auf mehrere Kabel zu übertragen.

Das ganze sollte natürlich möglichst günstig sein. Beim stöbern durch 
das Forum bin ich auf folgende PDF gestoßen, und würde gerne etwas mehr 
dazu erfahren, falls sich jemand auskennt:

http://www.hanser-automotive.de/fileadmin/heftarchiv/2004/30540.pdf


- Grundsätzlich brauche ich hier ja nur einen Ringkabelschuh, eine 
Mutter und eine Schraube, richtig? Dann wird einfach in der Platine ein 
Loch vorgesehen mit einem entsprechend großen pad.

- Das Gerät ist später in einem Gehäuse und Ortsfest. Also keine 
Erschütterungen. Kann man ggf trotzdem einen gleichbleibenden 
Anpressdruck erzeugen?

Ahja, ich hatte mir jetzt mal grob 4 parallele Anschlusstellen mit je 
10qmm Kabel und einem entsprechend großen (M6 Ringschuh oder größer) 
ANschlussbereich vorgestellt.

Danke für euere Hilfe!

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

selbst habe ich in diesem Bereich leider noch keine Erfahrungen sammeln 
können. Ich weiß nur, dass der Übergangswiderstand bei 100 A möglichst 
klein sein muss. Anderenfalls sind schnell einige Watt am Übergang 
"verbraten".

Würth hat einige Stromversorgungselement für höhere Ströme im Programm, 
vielleicht helfen Dir diese weiter.
https://powerelement.we-online.de/
Sicher findest Du vergleichbares auch bei anderen Anbietern.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Luca E. (derlucae98)


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von Sebastian H. (pic_freak)


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Moin

Von Würth Elektronik gibt es die PowerOne Schraubanschlüsse. Da kannst 
du ordentlich was drüber schicken. Hier kannst du auch Leitungen größer 
10 mm² einfach anschließen.

Gruß
Sebastian

von Schreiber (Gast)


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Tom S. schrieb:
> - Das Gerät ist später in einem Gehäuse und Ortsfest. Also keine
> Erschütterungen. Kann man ggf trotzdem einen gleichbleibenden
> Anpressdruck erzeugen?

Ja, für diesen Zweck wurden sogenannte "Federn" entwickelt.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Tom.

Tom S. schrieb:

> - Grundsätzlich brauche ich hier ja nur einen Ringkabelschuh, eine
> Mutter und eine Schraube, richtig? Dann wird einfach in der Platine ein
> Loch vorgesehen mit einem entsprechend großen pad.

Grundsätzlich ja. Ich arbeite sehr oft mit Geräten, wo das so gemacht 
wird.
Allerdings wird der Ringkabelschuh noch zusätzlich zur Mutter mit einer 
Unterleg/Karosseriescheibe angepresst, und zwischen dieser und der 
Mutter befindet sich noch eine Federscheibe/Schnoorscheibe, um das 
federnde Element gegen losrappeln zu haben.
Es kommt also auf Details an.

>
> - Das Gerät ist später in einem Gehäuse und Ortsfest. Also keine
> Erschütterungen. Kann man ggf trotzdem einen gleichbleibenden
> Anpressdruck erzeugen?

Sollte man. Das wirkt ja nicht nur bei Erschütterungen, sondern auch bei 
Temperaturwechseln und Materialfliessen.


> Ahja, ich hatte mir jetzt mal grob 4 parallele Anschlusstellen mit je
> 10qmm Kabel und einem entsprechend großen (M6 Ringschuh oder größer)
> ANschlussbereich vorgestellt.

Ist ein bisschen Problematisch. Eigentlich sollten parallel geführte und 
voneinander isolierte Leitungen separat adaequat abgesichert werden.
Sonst reisst eine oder mehrere ab, der Strom ändert sich aber nicht 
wesentlich und die verbleibenden Leitungen sind überlastet.

Auf der anderen Seite kann man mehrere Leitungen sehr schön zopfartig 
miteinander verflechten. Das ist flexibler als eine dicke Leitung, und 
wenn man Hin- und Rückführung miteinander verflechtet, entsteht ein 
ähnlicher Effekt wie bei einer Verdrillung, das sich die Felder der 
Leiter abschnittsweise aufheben. Sehr nett bei EMV.
Bei mehr als zwei Leitungen hat eine Verflechtung den Vorteil, dass sie 
nicht so leicht aufgeht wie eine Verdrillung. Aber es ist aufwändiger zu 
erstellen und benötigt mindestens drei Leitungen. Ausserdem sollten die 
Leitungen alle eine vergleichbare Dicke und Steifigkeit haben.

Wenn Dir der Schraubenkopf nach unten zusehr heraussteht, so verwende 
Flachkopfschrauben. Trozdem solltest Du auch von unten eine 
Unterleg/Karosseriescheibe zwischen Schraubenkopf und Platine legen, um 
den Anpressdruck besser zu verteilen.
Allerdings können die Schraubenköpfe auch auf der Welle verlötet werden.

Solche Schraubanschlüsse sind vom Material her günstig, kompakt 
(relativ, Auf Zugang Achten! - Steckschlüssel oder Maul/Ringschlüssel 
benötigen Platz, auch zum bewegen) und bei sorgfältigem Aufbau 
zuverlässig.
Allerdings kann das Anschliessen schon etwas fummelig und zeitaufwändig 
werden.

Noch kompakter ist es nur, wenn Du die Leitungen direkt in die Platine 
lötest. Wie es z.B. üblicherweise an den Ausgängen von PC-Netzteilen 
gemacht wird. Aber dann musst Du sicherstellen, dass die Leitung nach 
dem Verlöten so im Gehäuse fixiert wird, dass sie sich nicht bewegt und 
an der Lötstelle brechen kann.

Federklemmen sind einfacher und schneller anzuschliessen, aber auch viel 
klobiger.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Sebastian.

Sebastian H. schrieb:

> Von Würth Elektronik gibt es die PowerOne Schraubanschlüsse. Da kannst
> du ordentlich was drüber schicken. Hier kannst du auch Leitungen größer
> 10 mm² einfach anschließen.

Die Klemmen sind für Einpresstechnik. Dazu brauche ich dann passend 
kleine durchkontaktierte Löcher in der Platine, eine Presse und passende 
Matrizen.

Ich kann die Löcher aber auch so groß machen, dass die Pinne einfach 
hindurchgehen, und das ganze "normal" verlöten, auch wenn das so nicht 
gedacht war.

Bei zig lagigen Backplanes mit großen Kupferflächen ist Einpressen von 
Vorteil, weil ich oft ein Problem habe, die Lötstellen warm zu bekommen.
Ausserdem ist das ganze Vibrations und Rüttelfester als eine Lötung. Die 
Gestaltung des Loches ist aber dann aber auch sehr wichtig.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von smufte (Gast)


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https://www.amazon.de/Einnietmutter-verzinkt-passiviert-Flachrundkopf-Schaftr%C3%A4ndelung/dp/B00QKDWPMW

die werden eingesetzt und noch am kopf großzügig verlötet. Das kostet 
nix und braucht kein Spezialwerkzeug.

Sehe das so jeden Tag. Jenseits von 100 A.

MfG Smufte

von Gerd E. (robberknight)


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smufte schrieb:
> 
https://www.amazon.de/Einnietmutter-verzinkt-passiviert-Flachrundkopf-Schaftr%C3%A4ndelung/dp/B00QKDWPMW
>
> die werden eingesetzt und noch am kopf großzügig verlötet.

Genau die verlinkten? Das halte ich für ein Gerücht: die sind aus 
Edelstahl und um das zu verlöten muss man schon ein wenig mehr Aufwand 
treiben.

Außerdem ist Edelstahl für den Kontaktwiderstand nicht gerade optimal.

> Sehe das so jeden Tag. Jenseits von 100 A.

Nietmuttern vielleicht, aber nicht diese. Das sind höchstwahrscheinlich 
welche, die extra für Hochstromverbindungen gedacht sind.

von MaWin (Gast)


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Tom S. schrieb:
> - Grundsätzlich brauche ich hier ja nur einen Ringkabelschuh, eine
> Mutter und eine Schraube, richtig?

Und ein Sprengring.

> Kann man ggf trotzdem einen gleichbleibenden Anpressdruck erzeugen?

Das macht der Sprengring.

Ich halte nichts von Einlöt-Schraubanschlüssen. Aber man kann durchaus 
unter der Ringöse ein Kupferblech liegen haben das vom Schraubanschluss 
bis zum Bauteil verläuft und aus Dickkupfer ausgestanzt ist. Man achte 
aber auf Beweglichkeit weil es sich in der Wärme anders ausdehnt als die 
Platine, am besten geht das heizungsbauähnlich mit einem 90 Grad Knick. 
Nur beim Bauteil ist es angelötet (oder gar vernietet).

von Schreiber (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Genau die verlinkten? Das halte ich für ein Gerücht: die sind aus
> Edelstahl und um das zu verlöten muss man schon ein wenig mehr Aufwand
> treiben.

Korrekt, deshalb gibts die auch aus Messing oder aus Kupfer.

Bernd W. schrieb:
> Solche Schraubanschlüsse sind vom Material her günstig, kompakt
> (relativ, Auf Zugang Achten! - Steckschlüssel oder Maul/Ringschlüssel
> benötigen Platz, auch zum bewegen) und bei sorgfältigem Aufbau
> zuverlässig.
> Allerdings kann das Anschliessen schon etwas fummelig und zeitaufwändig
> werden.

Bei Schraubanschlüssen sollte man noch berücksichtigen, dasss das 
Drehmoment beim festschrauben nicht von selbst verschwindet. 
Dementsprechend sollte man irgendwie mit einem Gabelschlüssel 
"gegenhalten" können. Alles andere ist der Platine nicht zuträglich.

von Schreiber (Gast)


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MaWin schrieb:
> Man achte
> aber auf Beweglichkeit weil es sich in der Wärme anders ausdehnt als die
> Platine, am besten geht das heizungsbauähnlich mit einem 90 Grad Knick.

Bei den Kabeln deke man auch daran, dass durch den Stromfluss ein 
Magnetfeld entsteht. Die dadurch wirkenden Kräfte sollte man auch nicht 
vergessen, sonst geht die Platine irgendwann kaputt!

von smufte (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Genau die verlinkten? Das halte ich für ein Gerücht: die sind aus
> Edelstahl und um das zu verlöten muss man schon ein wenig mehr Aufwand
> treiben.

Ja richtig Edelstahl sollte das nicht sein.

hier sind sie (verzinkter Stahl)in einem Schweissinverter eingesetzt.


http://www.elektroda.pl/rtvforum/topic2418221.html

von MiWi (Gast)


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Bernd W. schrieb:
> Hallo Sebastian.
>
> Sebastian H. schrieb:
>
>> Von Würth Elektronik gibt es die PowerOne Schraubanschlüsse. Da kannst
>> du ordentlich was drüber schicken. Hier kannst du auch Leitungen größer
>> 10 mm² einfach anschließen.
>
> Die Klemmen sind für Einpresstechnik. Dazu brauche ich dann passend
> kleine durchkontaktierte Löcher in der Platine, eine Presse und passende
> Matrizen.

Die Matrizen sind recht einfach und wenn es Einzelstücke sind kostet das 
nur ein bischen FR4-Abfallmaterial für eine kleine Bohrschablone, um das 
FR4 zu bohren.

Die Presse - eine normale Handhydraulikpresse reicht für Kleinserien aus 
(und ich rede hier nicht von 100 sondern von 300A - nominal)



> Ich kann die Löcher aber auch so groß machen, dass die Pinne einfach
> hindurchgehen, und das ganze "normal" verlöten, auch wenn das so nicht
> gedacht war.

Mit einer Lötlampe vielleicht, doch dann ist das FR4 im Eimer... die 
thermischen Spannnungen des Pressfit-Teils zerlegt Dir beim Abkühlen die 
Vias. BTDT. Es funktioniert, doch der Übergangswiderstand bleibt nicht 
lang gering.


> Bei zig lagigen Backplanes mit großen Kupferflächen ist Einpressen von
> Vorteil, weil ich oft ein Problem habe, die Lötstellen warm zu bekommen.
> Ausserdem ist das ganze Vibrations und Rüttelfester als eine Lötung. Die
> Gestaltung des Loches ist aber dann aber auch sehr wichtig.
>

Ich sage dem LP-Hersteller, daß er sich an die Anweisungen des 
Press-Fit-Herstellers zu halten hat und schicke das Datenblatt mit. 
Bisher keine Probleme.

btw: Erni hat die gleichen Teile wie Würth, zT. deutlich günstiger.

MiWi

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