Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ohrhörer als dynamisches Microfon verwenden


von Detlef _. (detlef_a)


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Liebe Freunde der Elektronik und der Physik,

gestern abend habe ich einen Billigst-Ohrhörer ('Turkish airlines', 
Erdogan ist nicht Schuld) geschlachtet um den als dynamisches Microfon 
auszuprobieren. Das hat überhaupt nicht funktioniert, ich habe keinen 
Schimmer warum nicht.

Details: Einen Stöpsel habe ich aufgeknackt, wie erwartet eine 
Kunststoffmembran mit eingeklebter Spule 35Ohm in einem Rundmagneten. 
Pfeift bei 1.5kHz super.
Den anderen habe ich davor platziert und wollte mir das induzierte 
Signal anschauen. Nichts. 60dB low noise Verstärker dazwischen, nichts. 
Vorsichtig auf die Membran getippt, kein induzierter Impuls. Nach den 
Test hat der als Schallgeber weiter funktioniert.

Hat jemand eine Idee, wieso die Dinger als Schallgeber funktionieren 
aber nicht als Schallaufnehmer?
Bin ziemlich ratlos, dachte, die Physik sei mein Freund :/

THX
Cheers
Detlef

von Bernhard (Gast)


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Fehler im Messaufbau. Ich denke du hast irgendwo was falsch gemacht.

Diese einfachen Ohrhörer sollten als Mikrofon funktionieren. Speziell 
bei 60 dB Verstärkung - da würde ich erwarten, dass alleine durch die 
magnetische Kopplung der Spulen zueinander ein Signal sichtbar wäre.

von Detlef _. (detlef_a)


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>> Fehler im Messaufbau. Ich denke du hast irgendwo was falsch gemacht.

Nein, hab nix falsch gemacht. Verstärker ging, alles tutti. Und 
Ohrstöpsel ging hinterher auch noch als Schallgeber, kein Kabel gerissen 
oder sowas.

Cheers
Detlef

von Schreiber (Gast)


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War am Eibgang des Messverstärkers Gleichspannung zu messen?
Wenn ja: ein großer Kerko schafft abhilfe

von Bernhard (Gast)


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>Nein, hab nix falsch gemacht.

Glaube ich nicht! Irgendwo ist ein Fehler, was keine Schande ist. Es 
gibt so viele Möglichkeiten, von Fehlbedienung des Oszilloskops bis 
kaputter 60dB Verstärker.

von THOR (Gast)


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Detlef _. schrieb:

> Bin ziemlich ratlos, dachte, die Physik sei mein Freund :/


Ist sie auch. Dein Physikwissen sagt dir, dass eine bewegte Membran mit 
Elektromagnet dran in einer Spule eine Spannung induziert.
Du fragst dich, warum du das nicht so messen konntest.

Zwei Möglichkeiten:
- Die Physik ist kaputt (Wegen Merkel oder Trump vermutlich)
- Du hast was falsch gemacht.

Die zu erwartenden Pegel erfordern übrigens keine 60dB Verstärkung. In 
meinem alten Kosmos Elektronikbaukasten gabs ne Schaltung mit nem 
kleinen Lautsprecher (so 2-3cm) als Mikrofon und nem TBA820 als 
"Operationsverstärker".
Der macht open loop 75dB aber war natürlich mit viel Rückkopplung 
beschaltet, allein schon weil der Drahtbrückenaufbau noch viel 
EMV-unfreundlicher als ein Breadboard ist.

von Detlef _. (detlef_a)


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Die Physik ist nicht kaputt, trotz Merkel und Trump, das is ja grad das 
Schöne. Und ich habe keine Fehler gemacht, diesmal nicht.

Da ist irgendein unverstandener Effekt.

Ich habe das speisende Signal 80dB abgesenkt und statt des Ohrstöpsels 
an die Messkette gehängt, wunderbar gesehen auf dem scope.

Wieder aufgedreht, einen Stöpsel pfeifen lassen, den anderen 
davorgehalten, nichts.
Dachte, das sei ein Problem mit Reibung der Spule an dem Magneten, fette 
Kräfte bewegen die Membran, kleine nicht. Dann müßte man aber einen 
Impuls sehen wenn man auf die Membran tippt, denn dann bewegt sie sich 
auf jeden Fall. Aber ebenfalls nichts.

hm.
Cheers
Detlef

von Schreiber (Gast)


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Ist in dem Kopfhöhrer ein Permanentmagnet oder eine zweite Spule?

von Detlef _. (detlef_a)


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Permanentmagnet.

von Axel R. (Gast)


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der ist niederohmig und liefert gut Strom bei wenig, sehr wenig 
Spannung.
TIA verwenden? Transistorstufe in Basisschaltung davor?


schlte ihm mal 330 Ohm parallel zum System
StromTuner

von Harald W. (wilhelms)


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Detlef _. schrieb:

> Billigst-Ohrhörer ('Turkish airlines',

Da hast Du wohl einen Türken gebaut. :-)

von asdf (Gast)


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Axel R. schrieb:
> der ist niederohmig und liefert gut Strom bei wenig, sehr wenig
> Spannung.
> TIA verwenden? Transistorstufe in Basisschaltung davor?
>
> schlte ihm mal 330 Ohm parallel zum System
> StromTuner

Versteh ich nicht. Damit er noch niederohmiger wird?

Ich kann einen Lautsprecher mit ca. 4R auch als Mikrofon nutzen, da 
kommt genügend Pegel. Sollte der Kopfhörer wirklich niederohmiger als 
ein Lautsprecher sein? Kann ich mir nicht vorstellen. Und was soll ein 
parallelgeschalteter Widerstand dabei helfen?

von Detlef _. (detlef_a)


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Hm, ja, er liefert Strom aber keine Spannung?!

Der 60dB-Verstärker hat hochohmigen Eingang, ich hatte mal testweise 50R 
parallel geschaltet und auch nix gemessen. Da werde ich mal mit dem 
Widerstand hochgehen oder gleich nen OP als Strom/Spannungswandler 
vorhängen.

Könnte sein, THX.

Cheers
Detlef

von Karl B. (gustav)


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Detlef _. schrieb:
> Turkish airlines'

Hi,
doch nicht etwa ein ausschließlich im Urlaubsflieger zu benutzender 
"Gratis-Kopfhörer" ?
Bin da auch einmal 'drauf reingefallen.
Es wäre dergestalt einfach ein "Luftschlauch" mit Ohrstöpselform ohne 
irgendwelche elektrischen Teile. Der eigentliche "Lautsprecher" befindet 
sich unter dem Sitz und hat zum Kopfhörer-"Kabel" passende 
buchsenförmige "Luftauslässe".
...
OK...
Ohne materialzerstörende Werkstoffprüfung wird dem "Phänomen" des 
"nicht-
Induktionsspannung-erzeugen-wollenden" Kopfhörers kaum beizukommen sein.

Die Membran ist wohl zusammen mit aufgeklebter Spule fester eingespannt 
als erwartet. Das ist sicher auch gewollt so.


Man könnte evtl. einen Testaufbau starten,
der die durch die Bewegung der Membran im Betrieb am Verstärker selbst 
erzeugte induzierte Gegenspannung im Sinussweep darstellen kann.

Das wird wohl ein überraschendes Bild ergeben.

Es gibt noch einen anderen Ansatz:

So lange nicht direkt an der Spule gemessen werden kann, sind u. U. noch 
Bauelemente zwischen Verstärker und "Spule" geschaltet, die ganz grob 
gesprochen, den "Strom", der vom NF-Verstärker kommt, nur in einer 
Richtung durchlassen, oder mit einem "Analog-Switch"-Bauteil versehen, 
das erst "enabled" wird, sobald der KH am Verstärkerausgang eine 
Spannung erkennt.


ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von asdf (Gast)


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Karl B. schrieb:
> Der eigentliche "Lautsprecher" befindet
> sich unter dem Sitz und hat zum Kopfhörer-"Kabel" passende
> buchsenförmige "Luftauslässe".

Karl B. schrieb:
> So lange nicht direkt an der Spule gemessen werden kann,

räusper...

Detlef _. schrieb:
> Details: Einen Stöpsel habe ich aufgeknackt, wie erwartet eine
> Kunststoffmembran mit eingeklebter Spule 35Ohm in einem Rundmagneten.

von Karl B. (gustav)


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asdf schrieb:
>> Details: Einen Stöpsel habe ich aufgeknackt, wie erwartet eine
>> Kunststoffmembran mit eingeklebter Spule 35Ohm in einem Rundmagneten.

OK,
einer der beiden Stöpsel ist offenbar schon einer materialzerstörenden 
Prüfung unterzogen worden.

Dann gilt wahrscheinlich IMHO:

Karl B. schrieb:
> Die Membran ist wohl zusammen mit aufgeklebter Spule fester eingespannt
> als erwartet. Das ist sicher auch gewollt so.

Hätte da noch die Idee mit der gegenphasig geschalteten 
Kompensationsspule, aber das trifft ja dann auch nicht zu, da es sich 
nicht um ein Mikrophon sondern um ein ursprünglich nur zu 
Kopfhörerzwecken zu benutzendes Teil handelt.

passe...


ciao
gustav

von asdf (Gast)


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Karl B. schrieb:
> passe...

Ich hab auch keine Idee. An der Niederohmigkeit kann es auf keinen Fall 
liegen. Siehe mein Beitrag (Lautsprecher).
Dann wäre der Pegel vielleicht klein. Aber gar nichts? Kann ich mir 
nicht vorstellen...

von sultan (Gast)


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Mir scheint, die Sache ist getürkt.

von Peter D. (peda)


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Detlef _. schrieb:
> wie erwartet eine
> Kunststoffmembran mit eingeklebter Spule 35Ohm in einem Rundmagneten.
> Pfeift bei 1.5kHz super.

Ich könnte mir vorstellen, das ist nur ein Eisenkern und der Ausgang im 
Flieger speist einen zusätzlichen Gleichstrom ein.
Die 1,5kHz sind ohne Gleichanteil dann als 3kHz zu hören.

von Stefan M. (derwisch)


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Den kann man absichtlich nicht als Mikrofon benutzen, damit im Flieger 
die Passagiere nicht von der NSA belauscht werden können. ;-)

von asxxxddc (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Den kann man absichtlich nicht als Mikrofon benutzen, damit im Flieger
> die Passagiere nicht von der NSA belauscht werden können. ;-)

Na das waere ja wohl das Gegenteil von dem, was zu erwarten waere;-{

asxxxddc

von Lutz H. (luhe)


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Früher konnte ein elektrischer Schaltplan helfen,
jetzt auch ein Foto.
Aber Reden wir mal weiter.
Kann der Ohrhörer noch Musik wiedergeben,
Klassik oder POP?

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Bei Telefonhörkapseln hatte ich schon mal so eine DC-Abhängigkeit. In 
einer Stromrichtung viel lauter. Dynamische und Piezo-Schallwandler sind 
umkehrbar. Für Wechselsprechanlagen nimmt man besser 50 Ohm Lautsprecher 
als die üblichen 8 Ohm.
Nur Lichtschranken/Optokoppler sind normalerweise nicht umkehrbar. 
Obwohl - LED sollen auch als Lichtempfänger wirken, aber der 
Fototransistor wird nicht leuchten.

von Detlef _. (detlef_a)


Angehängte Dateien:

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Hallo,

danke für die rege Beteiligung.

Hier nen Foto durch die Lupe, besser krieg ichs mit dem Telefon nicht 
hin.

Neu ist der Aspekt mit dem zusätzlichen Gleichstrom. Ich habe nicht 
kontrolliert, ob das ein Magnet oder ein Eisenkern ist. Mit dieser 
Vormagnetisierung ist mir als Aspekt bei Kopfhörern neu, werde ich 
checken.

Ne eingebaute aktive Elektronik halte ich für nicht wahrscheinlich, weil 
ich ja die 35R messe. Ich habe bei dem Teil allerdings noch nicht von 
hinten geschaut, werde ich tun.

THX bis hierher.

Cheers
Detlef

von THOR (Gast)


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Christoph K. schrieb:
> LED sollen auch als Lichtempfänger wirken, aber der

Jop, beim STK500 hat man mit ner darüberstehenden Schreibtischlampe ne 
schöne Lichtschranke. Klappt überraschend gut.

> Fototransistor wird nicht leuchten.

Das hängt einzig und allein vom Strom ab.

@Detlef: Das sieht genauso aus wie so ziemlich jeder 5-10€ 
Ohrstecker(heisst: normaler Lautsprecheraufbau mit Tauchmagnet und 
Spule). Allerdings hast du die Membranseite fotografiert.
Den Plastikring drumherum solltest du vorsichtig aufhebeln können um an 
den Spulenaufbau zu kommen. Mit Pech ist der aber auch verklebt.

von Bernd K. (prof7bit)


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Du hast was falsch angeschlossen oder Du hast ihn getötet. Spätestens 
beim Draufklopfen hättest Du was auf dem Oszi sehen müssen.

Steck ihn mit dem Klinkenstecker (wenn der noch dran ist) in den 
Mikrofoneingang der Soundkarte, schalt die +20dB ein, dreh voll auf und 
Du wirst sehen (hören) daß es funktioniert. Wenn nicht dann hast Du es 
beim Öffnen der Kapsel bereits getötet oder irgendeinen Draht 
abgerissen.

von Karl B. (gustav)


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Bernd K. schrieb:
> Wenn nicht dann hast Du es
> beim Öffnen der Kapsel bereits getötet oder irgendeinen Draht
> abgerissen.


Detlef _. schrieb:
> Den anderen habe ich davor platziert und wollte mir das induzierte
> Signal anschauen.

Hi,
ein "ganzer" ist doch noch verfügbar?

ciao
gustav

von Detlef _. (detlef_a)


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Ja, der aufgehebelte und der nicht aufgehebelte gehen beide noch, aber 
nur als Schallgeber und nicht als Schallaufnehmer, also nix Kabel 
abgerissen.

Cheers
Detlef

von Einer (Gast)


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Detlef _. schrieb:
> Ja, der aufgehebelte und der nicht aufgehebelte gehen beide noch, aber
> nur als Schallgeber und nicht als Schallaufnehmer, also nix Kabel
> abgerissen.

Dann ist dein Aufbau definitiv fehlerhaft.

von Jim M. (turboj)


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Detlef _. schrieb:
> Nichts. 60dB low noise Verstärker dazwischen, nichts.
> Vorsichtig auf die Membran getippt, kein induzierter Impuls. Nach den
> Test hat der als Schallgeber weiter funktioniert.

Mikrofoneingänge haben gerne mal Gleichspannung zur Speisung drauf, dann 
liegt die Spule in der Ecke. Versuche es mal mit einem 
Koppelkondensator.

Für erste Experimente müsste ein 100nF Kerko reichen, die hat man 
praktisch immer rumfliegen.

von Bernd K. (prof7bit)


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Zeig mal das Schaltbild von Deinem ominösen 60dB Verstärker. Vielleicht 
ist ja der kaputt oder falsch angeschlossen?

Oder Dein Oszi ist kaputt oder falsch angeschlossen oder falsch bedient.

Lass den Verstärker mal weg und schließ es direkt ans Oszi an. Tastkopf 
auf 1:1 und Y voll aufdrehen. Dann müsste was zu sehen sein wenn man auf 
die Membran klopft.

von Axel (Gast)


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Oder "autoconfig"

Heißt: jemand setzt sich ins Auto und ...
Wo kommst Du her, aus welcher Ecke?

von Kurt (Gast)


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Habe auch schon Billigstohrhörer vom 1-EUR Laden als Mikro verwendet. 
Funzt einwandfrei. Also technisch gesehen. Dabei von Audioqualität zu 
reden wäre natürlich eine Beleidigung für das Wort 'Qualität'. Aber die 
Kapsel direkt am Oszi angeschlossen liefert mir problemlos messbare 
Signale. Ein büschn mittels OP verstärkt und durch einen 
Spitzenwertgleichrichter gejagt reicht mir das prima aus um per AD 
Wandler am µC relative Lautstärke zu messen.

von Audiobastler (Gast)


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Die waren früher auch in den Elektrobastelkästen von Philips und Kosmos 
dabei.

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